Redfall im Test: Leider nicht das Left 4 Dead unserer Generation

Sorry, alle guten Vampir-Gags waren schon vergeben

Redfall im Test: Leider nicht das Left 4 Dead unserer Generation
(Image: © Future, Arkane Studios)

TechRadar Fazit

Arkane Studios ist eigentlich dafür bekannt, dir in seinen Shootern jede Menge verschiedene Möglichkeiten zur Problemlösung zu bieten. In Redfall schafft es dagegen nicht, spannendes Gameplay mit einer interessanten Story zu vermischen. Zwar gibt es hier und da besondere Momente, die musst du jedoch mit der Lupe suchen. Dazu kommt ein technisch unterwältigender Zustand, dem auch das durchaus spaßige Koop-Geballer nur mit viel Mühe auf die Beine helfen kann. Am Ende zeigt Redfall einige gute Ansätze und hier und da auch ein Auge fürs Detail, was das unrunde Ganze jedoch leider nicht retten kann.

Pro

  • +

    Einige schöne Details und Magic Moments

  • +

    Gute Waffen- und Charakterauswahl

  • +

    Großer Spielumfang

  • +

    Im Koop macht alles Spaß

Kontra

  • -

    Technik und Grafik lässt sehr zu wünschen übrig

  • -

    Langweilig erzählte Story und Figuren

  • -

    Missionstypen sind ziemlich eintönig

  • -

    Charakterfortschritt kaum spürbar

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Informationen zum Test

The main protagonists in Redfall

(Image credit: Arkane Studios)

Spielzeit: Etwa 20 Stunden
Release: 02. Mai 2023
Plattform: Xbox Series X|S| PC
Preis: 79,99€

Leute, ich bin‘s wieder, euer liebster Kryptiden-/Monsterjäger Dev Crousley. Ihr kennt mich. Ihr wisst, dass ich in meinen Streams rund um das Paranormale immer wieder eine Extrameile gehe und keine Gefahr scheue, um euch die volle Ladung Realness zu bieten. Was mir letztens aber auf der kleinen Insel Redfall passiert ist, das werdet selbst ihr mir kaum glauben. Ach und mein Agent meinte, ich soll noch sagen, dass der Zugang zur Insel seit dem 2. Mai – unter anderem über den Xbox und PC Gamepass – möglich ist… was auch immer das bedeutet.

Ich war also auf Redfall, um Werbung für mein neues Buch zu machen, als plötzlich Vampire auftauchten und mit ihrem komischen Kult aus Verrückten die Macht an sich rissen. Natürlich wollte ich direkt die Biege machen, ich bin ja kein Soldat oder sowas. Ich war sogar schon auf einem Schiff, aber zu früh gefreut: Die Biester türmten wie durch Magie einen Wall aus Meerwasser um die Insel auf und verdunkelten die Sonne. Wir waren komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Die Blutsauger hatten wohl schon seit geraumer Zeit Leute verschleppt, denn überall fanden sich Vermisstenanzeigen und Schriftstücke wie Briefe und Tagebücher, durch die ich etwas mehr über die Hintergründe der Einwohner erfuhr. Zusammen mit hier und da verstreuten Details hatte ich dadurch wirklich das Gefühl, durch eine Stadt zu streifen, in der einmal echte Menschen gelebt haben.

Unter der netten Fassade

Redfall ist schon ein schickes Städtchen. Orte wie der Leuchtturm, die Uferpromenade oder der Innenstadtbereich haben es mir echt angetan. Aber ich kam mir auch ein wenig so vor, als wäre die Insel etwas in der Vergangenheit steckengeblieben. Viele Oberflächen sahen ziemlich verwaschen aus oder ploppten erst nach einiger Zeit auf, abgerundete Ecken schienen hier noch nicht erfunden worden zu sein und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, die exakt selben Leichen immer wieder gesehen zu haben. Dazu kam, dass ich mich wirklich oft aus unerfindlichen Gründen nicht mehr ducken oder in mein Inventar schauen konnte. Und dass die Luft flimmerte als würde ich alles mit gerade einmal 30 Bildern pro Sekunde sehen, hat mich bei einer Welt, die wirkt wie aus einem alten Comic, doch ziemlich stutzen lassen.

Mit den noch lebenden Bewohnern, die sich in Unterschlüpfen wie der Feuerwache verschanzt haben, sah es leider nicht besser aus und die Illusion von „echten Menschen“ wurde nicht besonders lange aufrechterhalten. Dafür konnte ich hier gegen Geld meine Taschen mit Munition und Medizin füllen. Und da alle Wertgegenstände, von Schmuck bis zu Klopapier, praktischer Weise schon beim Sammeln direkt in Bares umgewandelt wurden – fragt mich nicht wie das funktioniert – hatte ich nie Geldsorgen und damit immer einen prall gefüllten Rucksack.

Trotzdem fiel mir auch auf, dass die Menschen hier recht wenig zu sagen hatten. Im ersten Moment glaubte ich noch, dass mir die hochschwangere Frau oder die komplett tätowierte Pfarrerin einige interessante Geschichten erzählen könnten - aber falsch gedacht. Stattdessen erklärten sie mir alles mit Diashows oder ich fand unterwegs Audiologs – sogenannte Grablocken – und unbewegte, schemenhafte Echos aus der Vergangenheit.

Es gibt sie, die besonderen Momente

Gerade durch die Echos und vereinzelt wirklich atmosphärische Momente hatte ich das Gefühl, dass hier mehr drinsteckt. Ich erinnere mich etwa an einen Moment, als ich in einem Haus war und plötzlich Schreie aus dem Keller hörte. Ich will gar nicht mehr daran denken, was ich da unten gefunden habe. Oder einmal durchsuchte ich eine vermeintlich leerstehende, stockfinstere Wohnung mit meiner Taschenlampe, ahnte nichts Übles, und auf einmal sah ich sie vor mir: schlafende Vampire! Da ist mir das Herz ordentlich in die Hose gerutscht.

Ganz ähnlich erging es mir in den albtraumhaften Vampirnestern, die wie eine verdrehte Version der Realität wirkten und die ich säubern konnte, um das entsprechende Stadtviertel sicherer zu machen. Im Gegensatz zu den meisten Auseinandersetzungen mit den Blutsaugern und ihren Anhängern, hatte ich hier tatsächlich hin und wieder Schwierigkeiten.

Denn wie ihr sicher wisst, lassen sich Vampire nur mit Sonnenlicht oder einem Pflock ins Herz töten. Also musste ich sie erst einmal mit Blei vollpumpen und ihnen anschließend aus der Nähe den Rest geben. Zum Glück fand ich überall in Redfall unterschiedlich seltene Waffen mit verschiedenen Boni. Auf der einen Seite gab es Klassiker wie Pistolen, Schrotflinten, Sturm- und Scharfschützengewehre, die gut gegen das Kultisten-Kanonenfutter halfen und auch allesamt beeindruckend klangen, aber keine besonders gute Mannstoppwirkung hatten, was mich vor allem bei den Flinten sehr wunderte. Andererseits gab es aber auch spezielle Werkzeuge gegen die Untoten. Mit dem Pflockwerfer konnte ich die Plage etwa aus der Distanz erledigen und die UV-Kanone versteinerte sie und machte sie verwundbar für normale Angriffe. Das UV-Licht war übrigens auch nötig, um Vampirnebelspeier zu beseitigen, die ganze Bereiche mit tödlichem rotem Dunst einhüllten.

Redfall

(Image credit: Arkane Studios)

Wenn's dann doch mal knackig wird...

Trotz einiger weiterer spezieller Vampirtypen – einige schränkten etwa meine Sicht ein und andere entzogen mir aus der Ferne die Lebenskraft – brachten mich die Kämpfe selten an meine Grenzen. Dafür waren sowohl die Untoten als auch die Kultisten meistens zu dumm. Entweder rannten sie stumpf auf mich zu oder bemerkten mich nicht einmal dann, wenn sie an den Leichen ihrer Kollegen vorbeitrotteten, die ich aus der Ferne erledigt hatte. Wenn ich dann doch mal Probleme hatte, lag es entweder daran, dass mir meine zur Neige gehende Lebenskraft nicht auffiel, oder an der schieren Menge an Vampiren.

In Momenten, in denen die mich zu überwältigen drohten, war ich echt froh darüber, meine Gadgets dabei zu haben. Okay gut, mein Blitzspeer ist ziemlich nutzlos. Aber die Möglichkeit, mich über kurze Strecken zu teleportieren oder mit meinem UV-Blitz ganze Gruppen von Untoten auf einmal zu versteinern ist schon cool. Allerdings muss ich auch zugeben, dass es sich nie wirklich bemerkbar gemacht hat, wenn ich meine Ausrüstung oder meine Fähigkeiten verbessert habe.

Dementsprechend war ich auch selten wirklich traurig darüber, mir Redfall im Alleingang angeschaut zu haben. Ich meine, was haben eine Psi-Begabte, ein Kriegsveteran mit magischem Raben und eine Frau mit selbstgebautem Roboter schon, was ich als selbstdarstellerischer Streamer nicht habe? Unser aller Hintergrundgeschichte steht eh lediglich in unseren Dossiers und interessiert hier auf der Insel eigentlich niemanden.

Redfall

Gemeinsam macht alles mehr Spaß.  (Image credit: Future, Arkane Studios)

Natürlich machte es mehr Spaß, den Blutsaugern gemeinsam auf den Leim zu gehen und ich hatte das Gefühl, dass auch die sich mehr anstrengten, wenn wir zusammen loszogen. Dass aber immer nur der Leiter einer Gruppe mit seiner Geschichte weiterkam und lediglich die Beute unter uns aufgeteilt wurde, schob dem gemeinsamen Abenteuer einen weiteren kleinen Riegel vor. Andererseits war es ziemlich cool, dass meine Gruppe nicht zwingend aus unterschiedlichen Leuten bestehen musste. Ein so trivialer Grund, wie dass ich bereits existierte, hielt mich doch nicht davon ab, der Gruppe einfach noch einmal beizutreten. 

Obwohl mir die Vorstellung gefiel, mit drei weiteren Ichs durch Redfall zu ziehen, kümmerte ich mich lieber selbst um das blutsaugende Gesocks. Ich teile doch nicht meinen Ruhm! Neben dem Ausräumen der Nester und meiner Hauptaufgabe, die Hintergründe des Ganzen zu untersuchen, gab es noch die Möglichkeit, weitere Unterschlupfe zu finden, indem ich die Stromversorgung wiederherstellte. Hier oder in der Hauptwache ließen sich einige kleinere Nebenaufgaben starten, die aber nie über das übliche Sammeln eines Gegenstandes oder das Besiegen eines gewissen Vampirs hinausgingen.

Leider nicht das neue Left 4 Dead

Redfall

Die Sonne über Redfall scheint düster. (Image credit: Arkane Studios)

Ihr wollt jetzt sicher wissen, ob sich ein Besuch der beschaulichen kleinen Insel Redfall lohnt. Doch da muss ich leider sagen, dass ich aktuell recht wenig Grund dazu sehe. Oberflächlich betrachtet sieht das Städtchen wirklich schön aus und bietet jede Menge Details zum Entdecken. Schaut man allerdings genauer hin, fallen einem zahlreiche Unsauberkeiten auf, die bei so einer Optik nicht auftauchen sollten. Dazu kommt die langweilig erzählte Geschichte, facettenlose Charaktere und die für ein Gruppenabenteuer sehr wenigen Nebenbeschäftigungen. Wirklich besondere Augenblicke musste ich hier mit der Lupe suchen und haben mich und meine Fähigkeiten selten spürbar weitergebracht.

Allerdings gab es zumindest ein paar wirklich atmosphärische Momente, insbesondere in der düsteren Vampirdimension. Hier konnte es dann durchaus auch mal anspruchsvoller werden und mir und meinen Kollegen einiges abverlangen. Neben uns vier habe ich übrigens auch gehört, dass demnächst noch zwei weitere Vampirjäger auf der Insel eintreffen sollen – na da bin ich ja mal gespannt. Genug zu erkunden gibt es hier mit den beiden umfangreichen Gebieten eigentlich schon und allein für das Aufdecken des großen Ganzen könnte ihr bereits mehr als 12 Stunden einplanen. Ob euch das Geballer trotz der verschiedenen Waffentypen – von denen einige eindeutig effektiver sind als die Pistolen – aber auch so lange unterhält, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich persönlich glaube zumindest nicht, dass Redfall zum nächsten großen Touristenziel wird.

Das war's von mir, Dev ist raus und macht jetzt erstmal Urlaub! Vielleicht schau ich mir mal Meet Your Maker an, das scheint auch was neues zu probieren. Oder es wird was schnuckelig kleines wie The Mageseeker. Genug Nachschub kommt dieses Jahr ja Dev-initiv noch. 

Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 


Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de