Meet Your Maker Review: Warum ist darauf noch niemand gekommen?

Meet Your Maker bietet abwechselnd puren Stress und tiefe Entspannung

Meet Your Maker Review: Warum ist darauf noch niemand gekommen?
(Image: © Behaviour Interactive)

TechRadar Fazit

Meet Your Maker bringt eine Idee auf den Bildschirm, bei der ich mich frage, warum niemand bereits vor 10 Jahren darauf gekommen ist. Der clevere Mix aus Raiden und Bauen motiviert immer wieder zu neuen Durchläufen und wird durch kostenlose Content-Updates künftig sogar noch erweitert. Lediglich das schwache Gunplay, der etwas eintönige Art Style und die verworrenen Menüs und Tutorials schmälern geringfügig das Gesamtbild. Durch die Updates und den engen Austausch mit der Community kann sich da aber noch viel tun und so bleibt hier ein sehr gutes Spiel, das dich über einen langen Zeitraum wunderbar unterhalten wird.

Pro

  • +

    Clevere Idee

  • +

    Genre-Mix funktioniert hervorragend

  • +

    Sehr gut gebalanced

  • +

    Content-Updates werden kostenlos nachgereicht

Kontra

  • -

    Art Style kann etwas eintönig werden

  • -

    Gunplay ist etwas schwach, steht aber auch nicht im Vordergrund

  • -

    Man muss sich anfangs etwas durch Menüs und Tutorials wühlen

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Informationen zum Test

Meet Your Maker

(Image credit: Behaviour Interactive)

Spielzeit: Etwa 12 Stunden
Release: 04. April 2023
Plattform: PS5, PS4, Xbox Series X|S|O, Steam
Preis: 29,99€

Als ich meinen ersten Außenposten in Meet Your Maker überfallen habe, habe ich mich gefühlt, als wäre ich Tom Cruise. Aber nicht, weil ich mich wie der krasseste Action-Star durch die Gegnerhorden geballert habe, sondern weil ich direkt einen Pfeil in den Rücken bekommen habe.

Was ich damit meine? Kennst du die Sequenzen in Zeitschleife-Filmen, in denen der Protagonist wieder und wieder stirbt, bis er oder sie endlich sein Ziel erreicht? Ich denke dabei z. B. an Happy Death Day oder eben Edge of Tomorrow (Originaltitel: Live. Die. Repeat) mit Tom Cruise. Er stirbt in dem Film so häufig auf immer absurdere Arten, dass man oft nicht anders kann, als darüber zu lachen. Genauso passiert das auch immer wieder in Meet Your Maker – doch lass mich erst einmal einen Schritt zurückgehen:

Mad Max trifft Dungeon Keeper

Meet Your Maker

(Image credit: Behaviour Interactive)

Das neue Spiel von Behaviour Interactive ist einer dieser kleineren Titel, der sich traut, etwas abseits des Mainstreams zu schwimmen. Und obwohl die Bezeichnung „asynchroner, asymmetrischer Multiplayer“ erst einmal kompliziert klingt, ist das Spielprinzip ebenso einfach wie genial: Du baust eine mit Fallen gespickte Basis und überfällst gleichermaßen die von anderen Spielern, um an die benötigten Materialien zu kommen.

Eine Geschichte hat das Ganze auch, die bleibt allerdings eher im Hintergrund und wird ausschließlich über Kodexeinträge, kurze Dialoge in der eigenen Basis und Itembeschreibungen erzählt. Kurz gesagt hat sich die Menschheit mal wieder gegenseitig aufgerieben, was in einer Postapokalypse gemündet ist, in der jeder für sich kämpft und nach Ressourcen giert. Die wichtigste von allen ist dabei das GenMat, also menschliches Genmaterial, mit dem sich die Welt angeblich retten lässt. Diese passive Art des Storytellings hat mich, ebenso wie das Trial-and-Error-Prinzip, sogar ein wenig an Soulslikes erinnert.

Einen Außenposten wieder und wieder zu versuchen und dabei immer wieder abgestochen, erschossen, verbrannt oder in die Luft gejagt zu werden gehört nämlich zu deinem Tagesgeschäft in Meet Your Maker. Insbesondere, wenn du dir die nötigen Ressourcen, vor allem aber das GenMat unter den Nagel reißen willst, um endlich eigene Außenposten zu errichten.

Raid it if you can

Meet Your Maker Gameplay

Zwei Raider überfallen gemeinsam einen Außenposten (Image credit: Behaviour Interactive)

Doch wie spielen sich denn nun die Überfälle? Immerhin sind sie ein gewaltiger Teil des Gameplays. Wenn du hier minutenlange Feuergefechte mit Horden von Gegnern erwartest, muss ich dich gleich mal bremsen. Das bedeutet allerdings keinesfalls, dass die Kämpfe gegen die Wach-Mutanten nicht immens an deinen Nerven zehren. Ja nach Außenposten können die nicht nur sehr zahlreich auftreten, sondern auch durch besagte Fallen darin unterstützt werden, dir das Leben so schwer wie möglich zu machen. Nicht selten kam es vor, dass ich behutsam durch die Gänge eines Außenpostens schlich, um nicht von irgendwo Stacheln in den Rücken zu bekommen, nur um im nächsten Moment vor einem Flammenwerfer davonzulaufen und mich plötzlich in einem Raum voller Gegner wiederzufinden.

Und als wäre das noch nicht stressig genug, hat Meet Your Maker auch noch One-Hit-Kills. Ja, richtig gehört: Egal ob eine Falle oder das Projektil einer Wache – ein Treffer genügt und du darfst von vorne beginnen. Zwar halten die Feinde, wenn sie nicht entsprechend aufgerüstet sind, genauso wenig aus, wild herumzuballern würde ich dir aber dennoch nicht empfehlen. Munition ist hier nämlich Mangelware. Da Einwegprodukte für die Menschen nämlich immer unattraktiver wurden, je weiter der Planet zugrunde ging, ergibt sich diese Mechanik auch organisch aus dem postapokalyptischen Setting. Das erfährst du allerdings nur, wenn du dich durch den Kodex wühlst, womit man Meet Your Maker sogar eine subtile, umweltpolitische Botschaft zusprechen könnte.

So haben deine Schusswaffen stets nur wenige Projektile, die du allerdings immer wieder aufsammeln kannst. Außerdem ergänzen wahlweise noch ein Schwert, mit dem du mit gutem Timing sogar Angriffe abwehren kannst, und diverse Gadgets wie Granaten oder aufstellbare Schilde dein Arsenal. Steuerung und Waffenwechsel funktionieren reibungslos, da alle Waffen einer eigenen Taste zugewiesen sind. Zu guter Letzt gibt es noch das beste Gadget in der Geschichte der Videospiele: einen Enterhaken. Dass man damit mühelos höhergelegene Orte erreichen kann, muss ich wohl niemandem mehr erklären.

Der einzige Punkt, der mich beim Gunplay hingegen ein klein wenig gestört hat, ist, dass sich keines der Schießeisen besonders kraftvoll anfühlt. Bei Pfeilgeschossen ergibt das aber zumindest noch Sinn und im Nahkampf haben First-Person-Spiele meiner Erfahrung nach ohnehin meistens einen Nachteil. Das habe ich zuletzt auch bei Atomic Heart bemängelt, da niemand das Ego-Shooter-Gameplay meiner Meinung nach besser draufhat als die Halo- und Destiny-Entwickler Bungie. Allerdings steht das reine Ballern bei Meet Your Maker auch nicht im Vordergrund, weswegen ich da gerne ein Auge zudrücke.

Stattdessen kannst du dich auch einfach der zweiten großen Gameplay-Mechanik widmen, wenn du genug von den nervenaufreibenden Raids hast: dem Bauen.

Etwas für Hobbysadisten

Meet Your Maker

(Image credit: Behaviour Interactive)

Nachdem du mit den nötigen Materialien ein Grundstück gekauft hast, kannst du endlich deine ganz eigene Todesfalle errichten. Das funktioniert in etwa wie eine Mischung aus der Halo-Schmiede und Minecraft und wer eines davon schon einmal gespielt hat, dürfte sich hier relativ schnell zurechtfinden.

Du bewegst dich entweder laufend oder fliegend über dein Grundstück, das je nach Größe unterschiedlich viele Bauelemente fasst. Der Grundbaustoff sind 2-mal-2-Meter-Blöcke, die sich auch abschrägen lassen, um eine Art Treppenaufgang zu erhalten. Dazu stehen dir noch verschiedene Designelemente sowie Blockarten zur Verfügung, die sich entweder nur optisch unterscheiden oder etwa aus Glas und damit durchsichtig sind.

Auch wenn das im ersten Moment nicht nach viel klingt, so haben während der offenen Beta bereits unzählige Spieler gezeigt, dass sie damit echte Kunstwerke kreieren können. Das Einzige, was ich schade fand, ist, dass das GenMat auf jedem Grundstück bereits einen festen Platz hat. Du musst dir also überlegen, wie du den Weg dahin so beschwerlich wie möglich gestaltest.

Falls du dich jetzt für besonders clever hältst und das wertvolle Gut einfach zumauern willst, muss ich dich leider enttäuschen. Trotz all der Fallen, Wachen, Labyrinthe und was du dir sonst noch ausdenkst, muss stets ein Laufweg vom Startpunkt bis zum GenMat frei sein. Dieser Weg wird durch eine gestrichelte Linie dargestellt, auf der sich ein sogenannter Extraktor bewegt. Das ist so ein kleiner, krabbelnder Mutant. Wenn du seine Route blockierst, ohne ihm eine Schräge zum Überqueren zu hinterlassen, sucht er sich entweder einen neuen Weg, oder er fängt an zu meckern.

Aber keine Sorge, zu leicht wird es damit trotzdem nicht. Theoretisch könntest du als Raider zwar einfach dem Extraktor folgen, um den direkten Weg zum GenMat zu finden, doch dafür sind ja die Hindernisse da, mit denen der Baumeister dir das Leben zur Hölle machen will. Von aus dem Boden schießenden Pfeilen und Stacheln über Flammenwerfer bis hin zu von den Wänden abprallenden Bomben ist hier für jeden Hobbysadisten etwas dabei. Die Fallen lassen sich, genau wie die Wachen, sogar noch aufrüsten, um etwa mehrfach auszulösen oder erst scharf zu werden, sobald ein Eindringling das GenMat erreicht hat.

Meckern auf hohem Niveau

Meet Your Maker

(Image credit: Behaviour Interactive)

Man merkt hier überall, dass die Entwickler sich enorm viele Gedanken über das Balancing gemacht haben, damit weder Raider noch Baumeister einen klaren Vorteil haben. Bei asymmetrischem Multiplayer ist das natürlich das A und O. Und dass das Studio hinter Meet Your Maker sich damit auskennt, hat es bereits mit Dead by Daylight gezeigt. Dementsprechend gut spielen sich die beiden Gameplay-Varianten, auch wenn die Kämpfe wie gesagt etwas wenig Wucht haben.

Wenn ich tatsächlich etwas kritisieren müsste, dann wäre es vielleicht der Look. Ich fand die postapokalyptische, industriell angehauchte Welt etwas generisch und wenn du dich als Baumeister nicht ausgiebig an den verschiedenen Designelementen bedienst, versinkt das Spiel sehr schnell in seinem grau-braunen Farbschema. Da hätte sich meiner Meinung nach ein abstrakterer Art Style mehr angeboten.

In meinem Interview mit den Entwicklern habe ich sie also einfach mal gefragt, warum sie sich speziell für diesen Look entschieden haben. Sie meinten, dass sie der Ansicht waren, die gnadenlose Stimmung ihres Spiels damit am besten transportieren zu können und ich muss zugeben, dass auch mir positiv aufgefallen ist, wie düster es in einigen Momenten werden kann – selbst wenn man im nächsten Moment darüber lacht, dass man schon wieder von hinten aufgespießt wurde.

Eine gute Möglichkeit, um die Atmosphäre eines Außenpostens noch individueller zu gestalten, wäre vielleicht die Wahl zwischen verschiedenen Musikstimmungen gewesen. Allerdings könnte es durchaus sein, dass auch das noch seinen Weg ins Spiel findet. Die Entwickler haben nämlich bereits ein kostenloses Content-Update für Juni angekündigt, das unter anderem mit neuen Designelementen, einer neuen Waffe und vor allem auch mit einer völlig neuen Umgebung daherkommt. Davor, dass dir das Spiel schnell langweilig wird, musst du also wirklich keine Angst haben.

Ein gelungener Genre-Mix

Was soll ich also noch groß sagen? Die wenigen Kritikpunkte an den Kämpfen und dem eintönigen Art Style sowie die etwas undurchsichtigen Menüs und Tutorials, durch die man sich zu Anfang wühlen muss, wiegen für mich lange nicht so schwer wie das, was dir hier für schlappe 30 € geboten wird (Grüße gehen raus an Publisher wie EA, in deren Vokabular die Wortkombination „kostenloses Content-Update“ vermutlich gar nicht existiert). 

Für diesen bescheidenen Betrag bekommst du hier einen enorm unterhaltsamen Genre-Mix, dessen Gameplay-Mechaniken sich hervorragend spielen und ebenso gut gebalanced sind. Wenn du also Lust auf eine gelungene Mischung aus toller Action und entspanntem Bauen hast, das durch immer wieder neue Updates noch lange frisch bleiben dürfte, kann ich dir Meet Your Maker wirklich nur ans Herz legen.

Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 


Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de