Im Test: Canon 1DX Mark III

Was passiert, wenn eine Profi Sport-DSLR die Tricks der spiegellosen Kameras lernt?

Was ist eine Hands on-Review?
Canon 1DX Mark III Test
(Image: © Future)

Erstes Fazit

Sie sieht vielleicht auch wie ein DSLR Arbeitstier der Vergangenheit aus, aber die 1DX Mark III verbindet einige der spiegellosen Innovationen und Designs mit dem bekannten und verlässlichen Spiegelreflexsystem für professionelle Sportfotografen. Zusammen mit der unglaublichen Serienbildgeschwindigkeit und Akkulaufzeit bringt die 1DX Mark III den vielversprechenden und innovativen Autofokus von Canon und einen nützlichen Smart Controller Knopf, sowie einige sehr beeindruckende 4K und 5,5K Videofunktionen. Die 1DX war und ist auch in der dritten Generation eine Nischenkamera für professionelle Sportfotografen, deren Fähigkeiten in der dritten Version nun aber möglicherweise eine deutlich breitere Zielgruppe ansprechen könnte.

Pro

  • +

    Super schnelle 20fps Serienbildgeschwindigkeit

  • +

    Nahezu unbegrenzte Bufferkapazität

  • +

    Grundsolide Verarbeitung

Kontra

  • -

    Keine IBIS Bildstabilisierung

  • -

    Sehr teuer

  • -

    Keine EVF Option

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Seit den letzten olympischen Sommerspielen mag die Kamerawelt Kopf stehen, aber der klassische DSLR Showdown im Kontext der olympischen Spiele 2020 in Tokio hat begonnen. Die Herausforderer dieses Mal? Die Canon 1DX Mark III und die noch nicht vorgestellte Nikon D6 zusammen mit dem spiegellosen Newcomer und bisherigen Serienbildgeschwindigkeit-Meister Sony A9 II.

Wie die besten Athleten sind auch diese Kameras für die elitäre Sport-Weltspitze geschaffen, beziehungsweise um diese auf Bild zu bannen. Und nach ein paar Stunden mit der 1DX Mark III können wir guten Gewissens sagen, dass Canons neues Flaggschiff ein wirklich hochgezüchtetes Nischenprodukt ist. Mit dem Aufstieg guter Smartphonekameras und kompakter, leistungsstarker spiegelloser Systemkameras fühlt sich diese große DSLR wie ein monströses Relikt aus alten Zeiten an.

Aber die 1DX Mark III ist interessanterweise nicht nur eine Kamera für die wenigen Profifotografen bei den olympischen Spielen - Die Kamera ist ein fantastischer Beleg dafür, wo Canon 2020 steht und wo die Kameratechnik hinzeigt. Warum zum Beispiel ist diese Kamera immer noch eine DSLR und nicht wie bei Sonys A9 II eine DSLM? Und könnten die neuen Features wie Deep Learning AF, der neue Digic X Prozessor und der Smart Controller Knopf auch bei Kameras verbaut werden, die sich auch der Rest von uns leisten kann?

Um diese Fragen etwas spezifischer beantworten zu können, haben wir einige Stunden mit der 1DX Mark III in Sydney und auf Spaniens Ascari Racetrack verbracht, um Dir diese Hands-On Liste mit den 10 wichtigsten Aspekten zu liefern, die wir über diese Profi Sportkamera gelernt haben - und was das für Canon Kameras allgemein bedeuten könnte. Aber bevor wir damit weitermachen, gibt es zuerst einmal die wichtigsten Fakten zur 1DX Mark III, die Du wissen solltest.

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

Canon 1DX Mark III: Preis und Erscheinungsdatum

Die Canon 1DX Mark III wird in Deutschland ab Mitte Februar zu einem Preis von 7.299 Euro verfügbar sein.

Das ist ein starker Preisaufschlag auf die UVP der 1DX II, selbst wenn man die Inflation einrechnet. 2016 war die zweite Generation der 1DX für 6.299 Euro erhältlich, die 1DX III ist also satte 1000 Euro teurer. Somit schwebt die 1DX III in ganz anderen Sphären, weit über den anderen Flaggschiffen wie Sonys neuer A9 II, bei der neuen Nikon D6 wissen wir noch nicht, wieviel sie kostet: Die Nikon D5 hat zur Markteinführung 6.989 Euro gekostet.

Im Vergleich zu Mediumformat Kameras wie der Fujifilm GFX 100 bleibt die 1DX III deutlich günstiger, allerdings bekommt man auch nur 20 Megapixel. Dass die dritte Generation dieser Kamera möglicherweise teurer daherkommt, wurde bereits vermutet, denn Features wie der neue Digic X Prozessor, der "Deep Learning" Autofokus und interne RAW Video Aufzeichnung gibt es nicht umsonst.

Canon 1DX Mark III im Hands-on-Test: zehn Dinge, die wir über die Profi Sport-DSLR gelernt haben

1. Sie sieht wie eine EOS-1 DSLR aus und fühlt sich wie eine an (aus gutem Grund)

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

Die Canon 1DX Mark III ist eine Kamera, die ihre ganz spezifische Zielgruppe gut kennt – Profi Sportfotografen, die spezielle Anforderungen haben und die die bereits gewohnte Handhabung fortführen wollen. Für beides ist eine DSLR die erste Wahl und nicht eine spiegellose Systemkamera. 

Canon 1DX Mark III Spezifikationen

Sensor: 20,1MP Vollformat CMOS Sensor
Bajonett: Canon EF
Monitor: 3,2-Zoll Touchscreen, 2.100.000 Pixel
Serienbildgeschwindigkeit: 16 fps (Sucher) oder 20 fps (Live View) mit AF/AE Tracking
Autofokus: 191 Punkt / 155 f/4 Kreuz AF Punkte
Video: 4K RAW/DCI/UHD bis 60fps
Verbindungen: Wi-Fi und Bluetooth
Akkulaufzeit: 2850 Fotos (mit Sucher), 610 (Live View)
Gewicht: 1250 g (nur Gehäuse)

Canon sagt, der Hauptgrund für den optischen Sucher ist die Latenz beim EVF. Für die meisten von uns reicht der elektronische Sucher absolut aus und man profitiert davon, das fertige Bild bereits vorm Auslösen sehen zu können. Doch die leider noch existente Latenz ist für Profi Sportfotografen nicht aktzeptabel, denn sie reicht, um den perfekten Moment einer dynamischen Szene knapp zu verpassen.

Das ist zwar nicht die Meinung aller Sportfotografen - einige sind beispielsweise sehr zufrieden mit der Sony A9 oder A9 II - aber viele haben ihre Arbeitstechnik auf den großen DSLRs wie der Canon EOS-1 Reihe perfektioniert, deshalb führt auch die 1DX Mark III diese Tradition fort und fühlt sich wie seine Vorgänger an - und sieht auch so aus.

Der Handgriff, das Menü und der optische Sucher sind bekannt, denn die Zielgruppe dieser Kamera braucht diese Ähnlichkeit. Natürlich wirkt die 1DX Mark III in der heutigen Zeit wie ein klobiges Kameramonster, aber Canon hat dennoch das Design leicht geändert und damit 100 g im Vergleich zum Vorgänger eingespart.

Die extrem robuste Bauweise und die Witterungsversiegelung sind gleichfalls auf dem hohen Niveau geblieben, damit die Kamera auch am Polarkreis überlebt. Für die meisten Fotografen eher ein Overkill, für die Zielgruppe der 1DX sind diese Features essentiell, damit sie ihren Job machen können.

Das Fehlen eines EVF, nicht einmal als Option, mag etwas enttäuschen aber die 1DX Mark III ist trotzdem kein reiner Design-Traditionalist. Besonders ein Feature stach bei unserem Test heraus...

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

2. Das beste Feature? Der Smart Controller!

Unser Favorit unter den Innovationen der EOS 1DX Mark III ist der weiterentwickelte AF-On Knopf, der nun ein sogannter "Smart Controller" ist. Damit hat man eine schnelle und präzise Kontrolle über die AF Punkte und es ist etwas, das wir bei anderen Kameras ebenfalls gerne sehen würden.

Wie funktioniert er? Die Oberfläche des Knopfs ist nun berührungsempfindlich und wenn du nun den Daumen horizontal oder vertikal über diesen Knopf streichen lässt, kannst du damit den Fokuspunkt bewegen, genauso präzise wie mit einem Joystick. Canon beschrieb es uns als "eine Art umgekehrte optische Maus, mit dem Daumen als Tisch - statt die Maus über den Tisch zu bewegen, bewegt man nun den Tisch über die Maus."

Sobald du den passenden AF Punkt ausgewählt hast, drückst du den AF-On Knopf, um den Autofokus zu aktivieren. Im Einsatz ist der Smart Controller deutlich schneller und einfacher als die Arbeit via Joystick, um AF Punkte auszuwählen. Auch wenn möglicherweise etwas Eingewöhnung nötig sein könnte.

Das liegt daran, dass der Smart Controller von Werk aus sehr sensibel ist. Eine kleine Bewegung und der AF Punkt ist weiter umgesetzt worden, als man es wollte. Dankenswerterweise kann man im Kameramenü die Sensibilität reduzieren oder auch ganz deaktivieren, wenn man die Arbeit mit dem Joystick dennoch bevorzugt.

Einige weitere kleine Specials verhelfen dem Feature zu noch mehr Wert. Zum einen ist der Smartcontroller witterungsresistent und kann auch mit Handschuhen bedient werden,  das ist besonders in extremen Outdoor Situationen hilfreich, und zum anderen gibt es zwei Smart Controller Sensoren. Einen für Querformat und einen für Aufnahmen im Hochformat - und man kann ihn sowohl mit Sucher als auch mit Live View nutzen.

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

3. Der neue Digic X Prozessor ist der Beginn einer neuen Prozessorfamilie

Das Herz der 1DX Mark III ist ein neuer Digic X Prozessor, der laut Canon den Start einer neuen Prozessorfamile darstellt. Diese werden jeweils individuell auf die entsprechende Kamera angepasst, man bekommt also nicht den gleichen Digic X Prozessor in einer Canon M Kamera, aber sie kommen alle unter dem Dachnamen "Digic X".

Es ist schwierig zu sagen, wie groß der Fortschritt zum Digic 9 ist, aber laut Canon kann der Digic X Prozessor die Dual-Prozessoren der 1DX Mark II deutlich schlagen - mit 380-fach schnellerer Datenberechnung und dreimal schnellerer Bildverarbeitung.

Das bringt einige Vorteile. Neben beeindruckender Bildgeschwindigkeit (dazu später mehr) ist für Canon Nutzer, die schon neidisch zu Sonys atemberaubenden Echtzeit Augen-AF geschaut haben, besonders Canons neuer "Deep Learning" Autofokus interessant.

Wie die Canon EOS R hat die 1DX Mark III ebenfalls Gesichts- und Augen-Autofokus im Live View, aber der neue Digic X Prozessor bewegt sich weiter in neue Gefilde, um Canon zu helfen, die Lücke zu Sonys klassenführendem AF zu schließen...

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

4. Der "Deep Learning" Autofokus soll auch bei anderen zukünftigen Canon Kameras kommen

Während wir bei unserem kurzen Test eher Autos als menschliche Motive abgelichtet haben, ist trotzdem eines der interessantesten Features der 1DX III der "Deep Learning" Autofokus, um menschliche Subjekte zu indentifizieren und zu tracken. Insbesondere bei Menschen mit Helmen oder Brillen sehr beeindruckend.

Das ist Canons Antwort auf Sonys "AI-basierter" Objekterkennung, die die Augen einer Person in Echtzeit erfassen und fokussieren kann. Canon betont allerdings auch, dass es keine echte künstliche Intelligenz bei ihnen ist, da die Kameras aktuell noch nicht die Rechenleistung dafür besitzen.

Stattdessen ist "Deep Learning" ein externes Programm, welches über eine enorme Datenbank verfügt und diese verarbeitet. Die Erkenntnisse aus diesem Programm werden dann in die Kamera geladen. Mit anderen Worten: die 1DX Mark III ist nicht fähig, sich selbst weiter anzupassen und den Autofokus zu verbessern, allerdings soll die Datenbank des externen Programms in Zukunft erweitert werden.

Aktuell schreitet der Deep Learning AF ein, wenn die Grenzen der Gesichtserkennung erreicht sind, beispielsweise wenn ein Gesicht von einem Helm verdeckt oder nicht gerade im Bild ist. Dadurch lässt sich der Fokus auf den Kopf einer Person setzen, selbst wenn dieser einem den Rücken zudreht.

Zwar konnten wir dieses Feature nicht ausgiebig testen, aber wir konnten dennoch feststellen, dass die 1DX Mark III mit ihrem Gesichts- und Kopf-Tracking im Live View zu überzeugen weiß. Und Canon hat mitgeteilt, dass der Deep Learning AF auch bei Kameras aus dem Amateurbereich Einzug erhalten soll, falls diese einen Digic X Prozessor erhalten.

Bisherige Digic Prozessoren können einfach nicht die Menge an Daten verarbeiten, die der Deep Learning AF mit sich bringt. Daher wird dieser leistungsstarke und neue Prozessor benötigt. Mike Burnhill, Professional Imaging Product Specialist für Canon Europe, hat uns gesagt: "Man könnte diesen AF auch mit einem langsameren Prozessor verbinden, aber dann gäbe es eine verstörend große Latenz zwischen AF Aktivierung und fertigem Fokus. Es macht keinen Sinn, diese beeindruckende Technik zu nutzen, wenn es Jahre braucht, bis die Berechnungen für ein Foto durchgeführt sind".

Er fügte aber auch hinzu: "Bisher werden solche Technologien relativ zügig auch für einfachere Modelle nutzbar. Der Deep Learning AF bringt der Kamera bei, wie ein Fotograf denkt". Wir freuen uns, demnächst auch dieses Feature einem tiefergehenden Test zu unterziehen, dann mit einem Serienmodell.

5. Sie ist schneller als die Sony A9 II - und hat quasi unbegrenzten Buffer

Eines von Canons beeindruckensten Features bei der 1DX Mark III, dass die Qualitäten als Profi Sportkamera herausstellt, ist die Serienbildgeschwindigkeit. Für viele von uns bietet die Nikon D5 oder auch die D500 genug Geschwindigkeit, aber die 1DX Mark III bringt das auf ein anderes Level und sticht dabei sogar die neue Sony A9 II aus.

Die A9 II hat eine Serienbildgeschwindigkeit von 10 fps mit mechanischem Verschluss (doppelt so schnell wie noch der Vorgänger), aber ist damit deutlich langsamer als der neue Rivale von Canon. Wenn man den elektrischen Verschluss wählt, sind auch bei der Sony 20 fps möglich, dabei kann allerdings vereinzelt bereits Rolling Shutter bemerkbar werden.

Deshalb ist die Leistung der 1DX Mark III hier so beeindruckend. Via Sucher ist man noch auf 16 fps beschränkt, im Live View via Monitor sind dann 20 fps mit AF und AE Tracking möglich - und das sowohl mit mechanischem, als auch mit elektronischem Verschluss.

Das ist unüblich, denn die Geschwindigkeit eines mechanischen Verschlusses ist bisher langsamer als sein elektronischer Bruder. Wir fanden das sehr hilfreich, als wir die rasenden Autos am Marbella's Ascari Racetrack fotografiert haben, besonders weil der Buffer der 1DX Mark III quasi unbegrenzt ist.

Wie kann der Buffer so groß sein? Das liegt hauptsächlich an den nun verwendeten neuen CFexpress Karten. Wie bei den XQD Karten der Nikon Z6 sind sie nicht billig. Eine 256 GB Karte kostet immerhin 400 Euro - aber sie liefern extrem hohe Leseraten bis zu 1,8 GB die Sekunde.

Das bedeutet, dass die 1DX Mark III ihre 20 fps Serienbildgeschwindigkeit für unbegrenzt viele JPEGs beibehalten kann und bei Raw Fotos auf unglaubliche 1000 Fotos im Buffer kommt (die 1DX Mark II konnte lediglich 170 Raw Fotos mit ihren CFast 2.0 Karten buffern. Wir konnten diese Limits zwar nicht erreichen, können aber bestätigen, dass die 1DX III problemlos längere Zeit ihre hohe Geschwindigkeit hält, ohne merkbar langsamer zu werden.

6. Der Autofokus ist unglaublich präzise, aber bisher gibt es (noch) keinen Tier-AF

Canon hat sich beim Autofokus der 1DX Mark III selbst übertroffen. Er ist schnell, präzise und erfasst selbst sich bewegende Objekte extrem schnell.

Es gibt insgesamt 191 AF Punkte auf dem Sensor und für diejenigen, die mit dem Live View fotografieren, wird das Bild in 525 Segmente zerlegt, die horizontal 90 Prozent des Bildes und vertikal sogar 100% abdecken.

Wir konnten die Kamera zwar nicht bei Low Light Bedingungen testen, aber wir haben auch Indoor Aufnahmen bei schlechten Lichtbedingungen gemacht und konnten dennoch sehr gute Ergebnisse erzielen, wobei der AF sofort den Kopf, das Gesicht oder den Körper der Person im Motiv erfasst hat.

Bezüglich der Gesichter und Köpfe hat Canon beim Tracking ein neues Level erreicht. Aus der Hand heraus kann die 1DX Mark III Gesichter und Köpfe erkennen und tracken. Mit Live View ist sogar Augen-AF möglich.

Im Serienbildmodus ermöglicht der neue Tracking Algorithmus die Situation zu erkennen und automatisch die Aufnahmeeinstellungen in Echtzeit anzupassen. Egal ob plötzlich Hindernisse in der Sichtlinie auftauchen, das Motiv plötzlich auftaucht, sich bewegt oder verschwindet - damit ist der AF perfekt, wenn man nicht vorhersehen kann, was im nächsten Moment passieren könnte.

Zur Zeit funktioniert Gesichts-, Kopf- und Augen-AF nur für Menschen. Und da die 1DX Mark III vornehmlich eine Sportkamera ist, ist das ok. Die Kamera könnte aber mehr Personen ansprechen, wenn auch Tiere erkannt werden würden, wie es Sony bereits kann. Möglicherweise kommt eine solche Funktion in Zukunft via Firmware Upgrade. Wie erwähnt, bleibt damit Sony in Sachen Autofokus weiter an der Spitze, aber Canon hat gezeigt, dass sie zu Sony aufholen.

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

7. Die Knöpfe sind nun beleuchtet - und das funktioniert besser als bei Sony

Jeder, der die Canon EOS 1DX Mark II kennt, wird sich sofort bei der 1DX III zu Hause fühlen. Abgesehen vom generell klobigen Design ist die Ergonomik beeindruckend, auch wenn einige Nutzer mit kleinen Händen möglicherweise Probleme bei längerer Nutzung haben könnten. Hier könnte die Sony Alpha A9 II mit seinem überarbeiteten Handgriff (größer und etwas mehr nach vorne ragend als beim Vorgänger) für den einen oder anderen eine angenehmere Alternative zur Canon DSLR darstellen.

Trotzdem hat die 1DX Mark III einige Vorteile gegenüber der spiegellosen Alternative von Sony. Der erste sind die beleuchteten Knöpfe auf der Rückseite der Kamera. Diese kennt man von der Nikon D5 und anderen High End Kameras bereits seit Längerem und sie sind besonders in dunklen Umgebungen sehr hilfreich. Dadurch muss niemand anderes beim Shooting gestört werden, während der Fotograf  unnötig an der Kamera oder mit einer Taschenlampe herumfummeln muss.

Ein anderer Vorteil ist Canons geniale und benutzerfreundliche Menüführung. Im Vergleich zur Sony A9 II ist die Bedienung der 1DX Mark III ein Kinderspiel, selbst wenn man bisher nicht mit Canon gearbeitet hat. Fairerweise muss man auch sagen, dass die Menüführung bei Sony extrem fiddelig und umständlich ist. Besser zu sein ist also nicht allzu schwer.

Sowohl Sony als auch Canon haben ihre Witterungsversiegelung in ihren Sport-Profis verbessert. Aber ob Canon hier seine Versprechen halten kann, wird man erst nach den ersten echten Einsätzen dieser Kamera unter harschen Bedingungen feststellen können.

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

8. Sie besitzt überraschend gute 4K Videofähigkeiten, aber keinen IBIS

Wenn man bedenkt, dass diese Kamera eigentlich auf Sportfotografen ausgerichtet ist, verwundert es ziemlich, dass Canon die Kamera mit ziemlich starken Videofunktionen ausgestattet hat. Damit wird die Canon 1DX Mark II auch zum direkten Widersacher von Hybrid-Kameras wie der Panasonic S1H - so wirkt es zumindest nach unserem ersten kleinen Test.

Beeindruckenderweise kann die 1DX III 4K Videos mit 60 fps und als Raw Video aufzeichnen und im Gegensatz zum Vorgänger ohne Crop. Das ganze funktioniert intern und dürfte diejenigen besonders begeistern, die Videos schneiden und graden, denn die 1DX Mark III nimmt intern auch 10-Bit 4:2:2 mit Canon Log auf.

Für die Sportfotografen, die gerne auch passende Videos zu ihren Fotos machen würden, dürfte allerdings der Autofokus noch beeindruckender sein. Denn hier bekommt man Canons exzellenten Dual Pixel AF mit Augen-Tracking, was auch in unseren Tests sehr gut funktioniert hat, selbst wenn die Person dabei auf die Kamera zu ging.

Allerdings gibt es auch ein paar Grenzen, derer man sich beim Filmen bewusst sein sollte. Man bekommt den Dual Pixel AF nämlich nicht bei 4K 60fps oder wenn man Raw Videos aufzeichnet. Canon sagt, dass hierbei einfach zu viele Daten produziert werden, als dass hier auch noch der Dual Pixel AF funktionieren würde. Man behält das volle Tracking aber, wenn man 4K im Crop Modus bei 60 fps oder in Full HD bei bis zu 120 fps wählt.

Ein weiterer Wermutstropfen ist die 30 Minuten Begrenzung bei der Aufnahmezeit, was im Vergleich zu der unbegrenzten Aufnahme bei beispielsweise Panasonic mit der GH5, GH5S und nun auch vollformatigen S1H möglich ist. Aber hier wollte man wohl die höheren Zollkosten für eine "Videokamera" vermeiden ("Fotokameras" dürfen maximal 30 Minuten Video am Stück aufzeichnen, sind im Zoll aber günstiger).

Zuletzt gibt es entgegen der Gerüchte leider keine Sensorstabilisierung (IBIS) in der IDX Mark III. Das liegt daran, dass die Kamera weiterhin eine Fotokamera mit Fokus auf das Fotografieren via Sucher bleibt. Canon bleibt also auch hier bei seiner objektivgestützten Stabilisierung, statt auf IBIS zu setzen. Dieser würde allerdings auch noch mehr Platz brauchen und den Preis nochmals deutlich erhöhen. Da ohne IBIS das Bild bereits aber halt auch nur im Objektiv stabilisiert wird, hilft dies auch dem AF Sensor.

Wie bei der Canon EOS R ist auch die 1DX Mark III mit einer zusätzlichen elektronischen Stabilisierung ausgestattet (mit Crop). Wer allerdings die 1DX Mark III für ernsthafte Videodrehs einsetzen möchte, wird für die Stabilisierung eher nach einem Gimbal greifen.

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

9. HEIF ist das neue JPEG

Datenkomprimierung klingt nach einer Lapalie bei dieser Flaggschiff DSLR, aber die 1DX Mark III ist der große Moment für HEIF - einem Format, das langsam JPEG ablösen könnte.

Die 1DX III ist Canons erste Kamera, die neben JPEG auch HEIF (High Efficiency Image File) als Format unterstützt. Dabei ist HEIF in fast jedem Aspekt die bessere Wahl. Denn HEIF Fotos sind nur halb so groß wie äquivalente JPEG Fotos, bieten bessere Farbinformationen und weniger Artefakte.

Apple hat dieses Format 2017 bei seinen iPhones eingeführt, aber mit Canon ist nun auch ein Fotoschwergewicht bei diesen 10-Bit Dateien eingestiegen (ein weiterer Vorteil gegenüber den 8-Bit JPEGs). Nun könnte dieses fortschrittlichere Format auch bei weiteren Kameramarken Verwendung finden und uns allen hoffentlich viel Speicherplatz auf den Speicherkarten und Festplatten ersparen.

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

10. Die Akkulaufzeit via Sucher ist unglaublich

Wenn ein Hauptgrund dafür, dass die 1DX Mark III eine DSLR ist, der optische Sucher ist (laut Canon), so ist der zweite Grund zwangsweise die Akkulaufzeit.

Eine der größten Stärken von DSLRs gegenüber den spiegellosen Rivalen ist die deutlich längere Akkulaufzeit, wenn man den optischen Sucher benutzt. In diesem Fall ist die 1DX Mark III im Stande (laut CIPA Industrie Standard), aus einem Akku bis zu 2.850 Fotos zu holen.

Das ist ein beachtlicher Sprung im Vergleich zu den 1.250 Fotos je Akku beim Vorgänger (unter Verwendung des optischen Suchers). Besonders, da beide den gleichen Akku nutzen. Laut Canon liegt das an mehreren Faktoren wie dem neuen Digic X Prozessor, der neuen Platine und an der neuen Firmware.

Die Akkuleistung sinkt nachvollziehbarerweise deutlich, wenn man den Live View nutzt. Hier sind dann noch 610 Fotos je Akku möglich. In der Realität nutzt man meist eine Mischung aus optischem Sucher und Live View als auch ein wenig Videoaufzeichnung. Während unserem kurzen Test hat die 1DX III den gesamten, intensiven Tag mit einem Akku durchgehalten, wobei wir viele Serienbildaufnahmen gemacht haben.

Spiegellose Systemkameras haben ihre Vorzüge - aber in Sachen Akkuleistung bleiben die DSLRs weit vorne. Und Akkulaufzeit ist bei vielen Profifotografen, besonders im Sport, sehr wichtig.

Canon 1DX Mark III

(Image credit: Future)

Erstes Fazit

Die Canon 1DX Mark III ist eine beeindruckende DSLR mit extremer Serienbild-Power und sehr gutem Autofokus - damit ist sie ideal für die Nische der Profi Sportfotografen.

Was die Kamera auch für den Rest von uns interessant macht, sind die aus dem spiegellosen Bereich entliehenen Fähigkeiten und Innovationen, die in der Zukunft vielleicht auch in günstigeren Kameras zu finden sein könnten.

Wir brauchen zwar noch mehr Zeit, um die Kamera ausführlich zu testen, aber der Deep Learning Autofokus ist vielversprechend. Es ist interessant zu sehen, dass Canon das HEIF Format einführt und darüber hinaus so beeindruckende 4K Videooptionen liefert, nachdem diese in der Vergangenheit nur mit unliebsamem Crop möglich waren.

Es mag so erscheinen, als ob Canon bei der 1DX Mark III auf Nummer Sicher gegangen wäre und eine DSLR statt eine spiegellose 1DX zu entwickeln, wie Sony es bei der A9 und A9 II getan hat. Aber dieses Olympia-Kraftpaket spielt in seiner eigenen Liga in Sachen Leistung und bietet interessante Innovationen, wie den Smart Controller, den wir als eine echte Weiterentwicklung zu den AF Joysticks sehen.

Wir freuen uns bereits darauf, diese Kamera noch genauer zu testen, bevor es für sie schon bald nach Tokio zu den olympischen Spielen geht.

Sharmishta Sarkar
Managing Editor (APAC)

Sharmishta is TechRadar's APAC Managing Editor and loves all things photography, something she discovered while chasing monkeys in the wilds of India (she studied to be a primatologist but has since left monkey business behind). While she's happiest with a camera in her hand, she's also an avid reader and has become a passionate proponent of ereaders, having appeared on Singaporean radio to talk about the convenience of these underrated devices. When she's not testing camera kits or the latest in e-paper tablets, she's discovering the joys and foibles of smart home gizmos. She's also the Australian Managing Editor of Digital Camera World and, if that wasn't enough, she contributes to T3 and Tom's Guide, while also working on two of Future's photography print magazines Down Under.

Was ist eine Hands on-Review?

Um dir bereits vor unserem ausführlichen Testbericht einen ersten Eindruck eines Produkts bieten zu können, haben wir die Kategorie "Hands-on" eingeführt. Dort prüfen wir alle Produkte in kurzer Zeit auf Herz und Nieren: Wir verbringen etwas Zeit damit - dies kann von wenigen Augenblicken bis hin zu mehreren Tagen reichen. Das Wichtige daran ist: Wir können uns so selbst von dem Produkt überzeugen und erlangen eine Vorstellung davon, wie sich das Produkt im Alltag schlägt. Du kannst unserem Urteil trauen! Für mehr Informationen, lies auch TechRadar's Bewertungsgarantie.