Jupiter's Legacy fühlt sich wie ein Comic an

Jupiter's Legacy
(Bildnachweis: Netflix)

Jupiter's Legacy ist genau die Art von Superhelden-TV-Serie, die Netflix jetzt braucht. Seitdem vor zwei Jahren die letzte Marvel-Serie abgesetzt wurde, haben die Konkurrenten dem Streaming-Giganten den Rang abgelaufen, denn Serien wie Amazons The Boys und Disneys Plus-Hits WandaVision Falcon and the Winter Soldier dominieren die Superheldenlandschaft.

Es ist nicht so, dass Netflix nicht versucht hätte, konkurrenzfähig zu bleiben, aber für jedes erfolgreiche Superheldenprojekt, wie z.B. The Umbrella Academy, gab es auch bemerkenswerte Misserfolge wie Thunder Force. Um wirklich konkurrenzfähig zu sein, braucht Netflix sein eigenes, einzigartiges Superhelden-Universum, um in diesem beliebten Genre mitzumischen.

Hier kommt Jupiter's Legacy ins Spiel, die erste von Netflix kommenden TV-Serien, die auf den Werken des Comic-Autors Mark Millar basiert. Vor dem Start der Serie hat sich TechRadar mit Millar zusammengesetzt, um darüber zu sprechen, inwieweit sich Jupiter's Legacy als TV-Format eignet. Wir fragten ihn auch nach der Herausforderung, die größte Actionsequenz der Comics zum Leben zu erwecken, und warum subversive Superheldengeschichten beim modernen Publikum immer beliebter werden.

Der Aufbau einer Superhelden TV-Welt 

Jupiter's Legacy Staffel 1

(Image credit: Netflix)

Basierend auf den gleichnamigen Comics von Millar und Frank Quitley, erzählt Jupiter's Legacy die Geschichte der Union, den ersten Superhelden der Welt. Nach einem Jahrhundert, in dem sie die Erde vor einer Vielzahl von Feinden beschützt haben, ringen die verbliebenen Mitglieder der Union of Justice - The Utopian (Josh Duhamel), Lady Liberty (Leslie Bibb), Brainwave (Ben Daniels) und The Flare (Mike Wade) - mit der Aussicht, ihre Verantwortung an ihre schlecht vorbereiteten Kinder mit Superkräften weiterzugeben.

Während die Kinder ihrerseits darum kämpfen, dem Erbe ihrer Eltern gerecht zu werden, steigen die Spannungen zwischen den Generationen und so dauert es nicht lange, bis die Loyalitäten wirklich auf die Probe gestellt werden, als ein scheinbar unlösbares Geheimnis einen Superhelden-Bürgerkrieg zu entfachen droht.

Netflix Adaption von Jupiter's Legacy war dreieinhalb Jahre in der Mache. Im August 2017 übernahm der Streaming-Riese Millarworld, das von Millar gegründete Comic-Imperium, mit dem Ziel, die verschiedenen Objekte seines Unternehmens für seine Plattform zu adaptieren.

Vor der Übernahme seiner Firma durch Netflix waren Millars Werke (darunter Kick Ass und Kingsman) nur als Filme umgesetzt worden. Auch Jupiter's Legacy sollte in Form einer Trilogie verfilmt werden, bevor Netflix zuschlug und diese Pläne zugunsten einer TV-Serie auf Eis gelegt wurden.

Für Millar schien die Umwandlung von Jupiter's Legacy in eine Fernsehserie zunächst nicht das Richtige zu sein, was verständlich ist, wenn man bedenkt, dass seine anderen Werke als Filme gut funktioniert haben. Nach einem Gespräch mit einem prominenten Marvel-Filmregisseur änderte sich jedoch Millars Wahrnehmung des Fernsehens als Kunstform.

"Die Idee einer TV-Serie kam eigentlich von [Guardians of the Galaxy-Regisseur] James Gunns. 2015 sagte er zu [Executive Producer] Lorenzo di Bonaventura und mir: 'Das ist kein Film. Es ist nicht einmal eine Filmtrilogie. Es ist eine so große Geschichte, dass ihr eine Fernsehserie braucht.' Und er hatte völlig recht", erklärt Millar.

Wenn man bedenkt, dass die meisten Kinofilme heutzutage zwischen zwei und drei Stunden lang sind, hätte man lediglich neun Stunden Zeit für die komplexe und Jahrzehnte umfassende Handlung von Jupiter's Legacy gehabt, bei der vermutlich viele wichtige Handlungsstränge ausgelassen worden wären.

Im Gegensatz dazu bot das TV-Format die Möglichkeit, nicht nur die Charaktere des Comics und ihre Motivationen so detailliert wie möglich zu erforschen, sondern auch bestimmte Teile des Quellmaterials zu erweitern, die Millar in einen Kontext setzen wollte.

"Es bedeutete, dass wir tiefer in Dinge einsteigen konnten, auf die ich nur im Comic-Universum Bezug nehme. Es gibt einen Moment, in dem die Charaktere auf die Insel reisen. Die Idee dieser Reise war ursprünglich für die erste Hälfte von Staffel 1 angedacht. Wenn das ein Film geworden wäre, wäre diese Reise nur eine fünfminütige Eröffnungssequenz gewesen. Wir hätten dem Ganzen niemals die emotionale Tiefe geben können, die es braucht, wenn es ein Film gewesen wäre", so Millar.

Die Comic-Struktur wird beibehalten

Jupiter's Legacy

(Image credit: Netflix)

Es sind nicht nur die Charakter- und Welterweiterungen von Jupiter's Legacy, von denen die TV-Serie profitiert. Auch die strukturierte Herangehensweise der Netflix-Adaption ähnelt der eines Comics, vor allem in der Art und Weise, wie die beiden Geschichten, die in unterschiedlichen Zeitebenen spielen, präsentiert werden.

Die erste Geschichte, die in der Gegenwart spielt, folgt der Union of Justice und ihren Kindern, die versuchen, ihre persönlichen Probleme zu bewältigen und gleichzeitig das übergreifende Geheimnis der Serie zu lösen. Die zweite Geschichte findet während der Großen Depression statt und zeigt, wie die ursprünglichen Mitglieder der Union in den Besitz ihrer Fähigkeiten kamen.

Die Verflechtung dieser Geschichten erlaubt es den Zuschauern, die vielen Rätsel im Laufe der Serie zu entschlüsseln. Dieses Format ähnelt dem anderer Comic-Serien, wie z.B. The Umbrella Academy und erforderte einen Showrunner mit Erfahrung in der Adaption von Comics für den kleinen Bildschirm. Für Millar gab es nur eine Person, die für diese Rolle geeignet war: Steven S. DeKnight, der an Superhelden-TV-Serien wie Smallville und Netflix Daredevil gearbeitet hatte.

"Netflix sagte 'Wen würdest du gerne als Showrunner haben?' und ich habe nicht gezögert. Ich hatte gerade die erste Staffel von Daredevil gesehen und ich fand sie brillant. Sobald Steven anfing, mit mir zu sprechen, wusste ich, dass die Serie in guten Händen war. Ich erinnere mich, dass er mir die Skizze der Serie schickte und die erste Hälfte davon in der Eröffnungssequenz des Comics angesiedelt war. Er sagte: 'Vertrau mir, gib dem Ganzen Zeit zum Atmen und es wird monumental.'", sagte Millar.

Wenn es ein Film geworden wäre, wäre diese Reise nur eine fünfminütige Eröffnungssequenz gewesen.

Jupiter's Legacy Schöpfer Mark Millar

Dieser strukturierende Aspekt erstreckt sich auch auf die Kämpfe und andere Action-Einlagen der Serie. Der größte Kampf von Jupiter's Legacy findet überraschenderweise in der ersten Folge statt, was die Erwartungen der Zuschauer entsprechend steigen lässt, da ähnliche Szenarien in anderen Superhelden-Produktionen erst viel später spielen. Wie Millar erklärt, ist es jedoch wichtiger, sicherzustellen, dass diese großen Kämpfe - mit fast 20 Personen mit Superkräften - glaubhaft dargestellt werden, als wo sie im Verlauf der Handlung stattfinden.

"Die Koordination der Kämpfe ist extrem knifflig. Steven führte bei diesem [Kampf in Folge 1] Regie und die Stuntkoordinatoren waren wochenlang dabei. Ich erinnere mich daran, als wir Kick Ass gedreht haben und eine Kampfszene mit Hit Girl, die 30 Sekunden Filmmaterial umfasste, drei Wochen Vorbereitung erforderte. Das ist der Grund, warum man nicht viele davon im Fernsehen sieht, denn sie sind wirklich teuer. Es ist theoretisch ein Albtraum, das richtig hinzubekommen.", so Millar.

Netflix positioniert Jupiter's Legacy auf einem einzigartigen Teil des Superhelden-Spektrums. Es scheint, dass die Hoffnungen des Streaminganbieters auf dem subversiven Ton und Stil der Serie liegen und dass sie das Publikum durch ihre Besonderheiten ansprechen soll.

Dies sind auch die Hoffnungen von Millar. Jupiter's Legacy ist nur die erste Serie seines Unternehmens, die in den nächsten Jahren auf Netflix erscheinen wird und Millar glaubt, dass die Zuschauer jetzt, wo Superhelden ein so großer Teil der modernen Popkultur geworden sind, bereit für mehr Geschichten sind, die nicht nur auf Marvel und DC basieren.

"Wir hätten diese Geschichten ohne das, was vorher kam, nicht erzählen können ohne das. Es gibt seit 20 Jahren großartige Arbeit von Marvel und DC und das Publikum ist mittlerweile so anspruchsvoll, dass es mit einem Ensemble von 40 Superhelden umgehen kann, die über zwei Zeitebenen in einer so großen und ehrgeizigen Geschichte wie dieser erzählt werden. Ich denke, das globale Publikum ist bereit dafür. Das ist der nächste Schritt", sagte Millar.

Jupiter's Legacy ist ab sofort exklusiv auf Netflix  zu sehen.

Stephan Sediq
Business Development Manager

Stephan Sediq ist Business Development Manager bei techradar DE. Bitte wende dich mit allen Fragen zum Thema Native Advertising und Gastbeiträgen direkt an ihn.

Darüber hinaus ist Stephan für die Bereiche Cinema & Entertainment sowie Audio verantwortlich.


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