Neues Sony-Patent lässt dich deinen Fernseher anschreien, um Werbung zu überspringen

Den Fernseher anschreien
(Bildnachweis: Shutterstock)

Stell dir vor, du bist in einer kommerziellen Hölle gefangen, aus der du nur mit deiner Stimme entkommen kannst. Wer würde sich so etwas ausdenken? 

Einem Tweet zufolge, der bereits über 18 Millionen Mal aufgerufen wurde, war das eine geniale Idee von Sony. Es handelt sich nicht um ein vollständiges Patent, sondern nur um eine Illustration eines Patents, das jemanden zeigt, der auf einer Couch sitzt und sich eine Actionszene ansieht. Auf dem Bildschirm erscheint eine McDonald's-Werbung, die durch einen riesigen Hamburger dargestellt wird, mit der Botschaft: "Sag 'McDonald's', um die Werbung zu beenden." Der Fernsehzuschauer springt begeistert auf und schreit "McDonald's", und dann geht es weiter mit der Gewalt auf dem Bildschirm.

Das sieht tatsächlich so aus, als würde jemand eine Werbung mit seiner Stimme beenden. Aber das ist nicht die ganze Geschichte.

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Natürlich lässt sich die Echtheit des Patents durch den mangelnden Kontext nicht verifizieren. Daher begannen wir nachzuforschen. Das US-Patentamt hat eine Suchmaschine, aber die macht es nicht immer einfach, das zu finden, was du brauchst. Die Suche nach "Sony" und "Commercials" ergab nichts, was diesem Patent oder Bild ähnelt.

Die Google-Suche lieferte nach "sony end commercials brand name" lieferte natürlich den beliebten Tweet. Danke, Google.

Weiter unten tauchten jedoch Artikel aus den Jahren 2014 und 2013 auf. Sie alle zeigten das gleiche Bild und boten den gleichen Mangel an Kontext. Auf Reddit wurde ein Beitrag, der sich mit dem Bild befasste, von den Moderatoren entfernt, weil er "keine Beweise/Quellen" enthielt. Niemand schien zu wissen, wo das Originalpatent zu finden war.

Es stellte sich jedoch heraus, dass es einen Beweis und eine Quelle gibt: In Google Patents. Das oft geteilte Bild ist nur eine von 21 Abbildungen aus dem Patent Nr. US8246454B2, "System zur Umwandlung von Fernsehwerbung in interaktive vernetzte Videospiele", von Erfinder Gary M. Zalewiski.

Sony meldete das Patent bereits 2009 an. Der Antrag wurde im August 2021 bewilligt.

Bei dem Patent geht es angeblich nicht darum, die Verbraucher in der Werbehölle gefangen zu halten, bis sie aufspringen und einen Markennamen schreien. Hier ist ein Teil der Zusammenfassung:

"Bei einer Methode wird eine gesendete oder gestreamte Werbung von einem interaktiven Segment begleitet. Ein mit der ausgestrahlten oder gestreamten Medienquelle gekoppelter Mediaplayer erkennt das Vorhandensein des interaktiven Segments und präsentiert dem Nutzer ein erweitertes und interaktives Mini-Werbespiel, das mit anderen "Zuschauern" einer gemeinsamen oder verstreuten Bevölkerungsgruppe gespielt werden kann."

Der Beschreibung und den Bildern nach zu urteilen, geht es bei diesem Patent um interaktive und spielbare Werbespots. Du könntest darin Spiele spielen oder sogar Produkte bestellen. In einer Abbildung zeigt das System einen Fernseher, der sowohl mit einem "Media Streaming Computer" als auch mit einer PlayStation (die wie eine PS3 aussieht) verbunden ist. Die Gaming-Konsole stellt eine Verbindung zu einem interaktiven Werbedienst her, der dann mit einem Werbetreibenden oder einem von fast einem Dutzend Netzwerken kommuniziert, darunter NBC, CBS, Hulu und, ja, MySpace.

Sony TV Patent

Noch ein paar Details dazu, wie dieses Patent wirklich funktionieren könnte. (Image credit: USPTO)

Jede übergeordnete Abbildung oder "Figur", wie sie in Patenten genannt wird, wird mit einer kleinen Beschriftung versehen. Das Schlüsselbild wird folgendermaßen beschrieben.

"Abb. 9 zeigt eine verbale Interaktion eines Nutzers mit einem Werbespot, gemäß einer Ausführungsform."

Die detailliertere Beschreibung des Patents verdeutlicht jedoch genau, was in dieser Abbildung passiert, und es ist noch merkwürdiger, als wir dachten.

Sony TV Patent

Die originale, meme-würdige Patent-Illustration (Image credit: USPTO)

Um dir die detaillierte und wenig spannende Beschreibung zu ersparen, haben wir hier lediglich die einzelnen Schritte aufgelistet:

  • Jemand sieht sich einen Film an
  • Der Fortschrittsbalken des Films zeigt an, dass eine Werbepause ansteht (das kannst du heute bei Diensten wie Hulu sehen).
  • Die Werbung beginnt
  • Er ist interaktiv und löst auf dem Bildschirm die Aufforderung "Sag McDonald's, um die Werbung zu beenden" aus.
  • Der Zuschauer sagt "McDonald's" (wir werden nie erfahren, warum er aufgesprungen ist und die Arme gehoben hat).
  • Die Worte des Zuschauers werden von einem Mikrofon am Fernseher aufgezeichnet
  • Die Stimmerkennung liest die Antwort vor
  • Das System überspringt den Rest der Werbung
  • Der Zuschauer setzt die Sendung fort
  • Der Zuschauer kann eine Belohnung oder einen Gutschein vom Werbesponsor erhalten, z. B. von McDonald's.

Hier ging es also nie darum , jemanden in einer Endlosschleife von Werbespots zu fangen, sondern darum, den Nutzer mit einer möglichen Belohnung zum Mitmachen zu bewegen. Es war zum Teil ein interaktives Anreizsystem, vielleicht das erste in der Geschichte von Live-Fernsehsendungen überhaupt.

Wir haben sowohl an Sony als auch an den Erfinder Anfragen gestellt, um mehr über den Status des Patents zu erfahren. Sobald wir eine Antwort erhalten, werden wir diesen Artikel aktualisieren.

Es macht immer Spaß, diese Bilder zu posten, zu teilen und darüber zu lachen, aber es ist genauso wichtig, sich daran zu erinnern, dass sie selten, wenn überhaupt, die ganze Geschichte erzählen. Für uns ist das Patent jetzt viel interessanter, wenn auch ein bisschen merkwürdiger. 

Wir können es kaum erwarten, bis wir alle unsere neuen Fernseher mit einem echten Ziel anschreien.

Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 


Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de

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