Dragon Age: Origins ging, damit Baldur's Gate 3 fliegen durfte
Das Beste orientiert sich am Besten
Die Fantasy-Gaming-Welt ist in Aufruhr, und der Grund dafür ist klar: Baldur's Gate 3. Der Titel hat durch mitreißenden Gameplay sowie einer lebhaften, individuell gestaltbaren Handlung einen beeindruckenden Siegeszug hingelegt. Epische Dialoge, kreative Interaktionen und unvergessliche Charaktere durchziehen dieses Fantasy-Abenteuer in einer jeden Sekunde.
Doch der cineastische RPG-Ansatz ist kein Neuland. Schon 2009 wagte Dragon Age: Origins erfolgreich ein ähnliches Vorhaben und strebte nach dem perfekten Zusammenspiel von filmischem Flair und komplexen, verzweigten Erzählungen, die das CRPGs (Computer Role-Playing Games) seither auszeichnen. Ein geistiger Nachfahre der ersten Baldur's Gate-Ableger, dessen wohl besten Aspekte ihrerseits wieder vom dritten Baldur's Gate Teil aufgenommen wurden.
Und obwohl beide Titel aus unterschiedlichen Spielschmieden stammen, teilen sie eine gewisse Verwandtschaft. Baldur's Gate 3 und Dragon Age: Origins wirken wie Verwandte der gleichen Blutlinie – denn beide verfolgten den ehrgeizigen Plan, traditionelle CRPG-Abenteuer mit filmischer Brillanz zu verschmelzen.
Dungeons & Dragons, die Wurzel der Baldur's Gate-Reihe, ist ein interaktives Erzähl-Hobby, das sich im Reich der Fantasie entfaltet. Dennoch haben sowohl BioWare als auch Larian moderne Technologien genutzt, um Charaktere und Szenen auf eine greifbarere Ebene zu heben.
Natürlich profitiert Baldur's Gate 3 im direkten Vergleich von nunmehr 14 Jahren der technischen Weiterentwicklung und präsentiert eine visuelle Pracht, die beim Release von Dragon Age: Origins im Jahr 2009 noch undenkbar war. Aber dennoch eint beide Spiele ein ähnliches Ideal: Gefährten und Gegnern Leben einhauchen, Schauplätze lebendiger gestalten, Dialoge greifbarer machen – kurzum: Das Spiel zum einzigartigen cineastischen Erlebnis zu verwandeln.
Im Geiste verwandt
Die Gemeinsamkeiten beschränken sich jedoch keinesfalls nur auf filmische Ambitionen. Baldur's Gate 3 und Dragon Age: Origins teilen sich epische Geschichten, in denen Charaktere durch schicksalhafte Wendungen dazu gezwungen werden, ihr weiteres Leben in ein Abenteuer von gigantischem Ausmaß zu verwandeln.
In Baldur's Gate 3 gerät unser Protagonist in die Fänge einer Gedankenschinder-Kaulquappe – eines uralten Parasiten, der sowohl Macht als auch die drohende Gefahr des Ceramorphosios in sich birgt. Dieser schreckliche Prozess verwandelt das Opfer der Kaulquappe schlussendlich in einen finsteren Gedankenschinder.
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In Dragon Age: Origins dreht sich alles um das Vereinigungsritual. Jene, die die Horde der dunklen Brut bekämpfen möchten, müssen ein Trank zu sich nehmen, der sie mit dem Erzdämon verbindet. Dieser düstere Übermensch kontrolliert die dunkle Brut. Ähnlich wie bei der Einführung einer Gedankenschinder-Kaulquappe ist dieser Prozess tödlich auf Dauer, verleiht im Gegenzug aber besondere Kräfte.
Zwei tiefe Handlungselemente also, die diese Spieletitel auf faszinierende Art und Weise miteinander verknüpfen. Sie zwingen den Spielcharakter wie auch den kontrollierenden Spieler zur Entscheidung. Einer Entscheidung, die nicht nur die eigene Bestimmung, sondern den ganzen Verlauf des Spiels und Abenteuers selbst prägt.
Somit nutzen beide Titel nicht nur ähnliche Handlungselemente, sondern verleihen auch ihrer Story-Struktur eine ähnliche Rolle. Der Ruf zum Abenteuer, der vom Protagonisten erhört werden will, ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt. Und eben dieser Ruf, wie auch alle Entscheidungen, die infolgedessen hiermit einhergehen, gestalten eine Erfahrung, die weitestgehend ihresgleichen sucht.
Baldur's Gate 3 und Dragon Age: Origins nehmen sich viel Zeit, um dich zu fragen, wie wohl du dich dabei fühlst, dich der Dunkelheit hinzugeben und nach den Regeln einer externen, überlegenen Macht zu agieren. Ein bewährter Fantasy-Trope, der gar bis zu Frodos Umgang mit "Dem Einen Ring" in Tolkiens "Der Herr der Ringe" zurückzuverfolgen ist.
Lässt du dich auf düstere Mächte ein oder bleibst du doch auf einem rechten Kurs und lehnst das verlockende Angebot ab?
Zwischen Licht und Schatten
Die Welten von Baldur's Gate 3 und Dragon Age: Origins mögen ein breites, farbenfrohes Bild zeichnen, doch die Betonung der inneren Abgründe bleibt stets unverkennbar und zeichnet beide Titel, die einhergehenden Höhenflüge wie auch die (zahlreichen) schwierigen Entscheidungen und Herausforderungen aus. Egal ob als rechtschaffender Held oder sich in der Dunkelheit verlierender Protagonist: Die Charaktere, denen du begegnest, fühlen sich stets wie lebendige Wesen mit entsprechenden Gefühlen, Motivationen und einer Geschichte an. Und eben diese Tatsachen machen einen jeden Konflikt und eine jede "falsche" Entscheidung umso bitterer.
Beide Spiele brechen demnach mit der alten, bekannten CRPG-Fantasy-Formel und verleihen dem Spielinhalt eine spürbare emotionale Tiefe, die weit über das nüchterne Erkunden von Dungeons hinausgeht. Hier geht es um Entscheidungen mit Konsequenzen und um unvergessliches Drama.
Stellst du dich auf die Seite eines Tyrannen, um einem noch größeren Übel zu begegnen? Opferst du Unschuldige, um im Kampf einen Vorteil zu gewinnen? Haben die Bedürfnisse der Vielen wirklich Vorrang vor den Bedürfnissen der Wenigen? Bist du bereit, dir zusätzliche Gedankenschinder-Parasiten ins Hirn zu pflanzen, um Zugang zu ungeahnten psychischen Kräften zu bekommen, die dir schließlich die Oberhand garantieren? Das sind Fragen, die etwas mit uns als Spielerschaft machen, Fragen, die weh tun und Fragen, die eine unglaubliche Faszination in uns auslösen!
Intensiver wird die Entscheidungsfrage zudem dadurch gestaltet, dass wir die Auswirkungen unserer Wahl meist direkt veranschaulicht bekommen. Sowohl Dragon Age als auch Baldur's Gate 3 nutzen hierfür moderne Zwischensequenzen, um uns eben diese Konsequenzen in visueller Form zu präsentieren.
Diese Technik kommt vor allem im spektakulären Finale der Titel zum Tragen, wo verschiedene Handlungsstränge und Entscheidungsabfolgen zusammengeführt werden und sich zeigt, wie weitläufig unser spontaner Tastendruck für die entsprechende Antwort tatsächlich gewesen sein könnte. Wer steht an unserer Seite? Wer hält bis zum Schluss zu uns? Und auf wen können wir nicht mehr zählen?
Du und deine (mehr oder minder zahlreichen) Freunde gegen die unüberwindbare Finsternis!
Das ist die Essenz, die Baldur's Gate 3 für mich so grandios macht ... und es ist eine bewährte Technik, die auch schon in einem meiner All-Time-Favorites, Dragon Age: Origins zum Einsatz kam. Eine Erfahrung, die die Grenzen zwischen cineastischen und spielerischem Unterhaltungsmedium verschwimmen lässt ... und die bereits vor 14 Jahren grandios funktioniert hat.
Dragon Age: Origins legte gewissermaßen also einen Grundstein für die grandiose Erzählleitung von Baldur's Gate 3, beide Titel begeistern jedoch bis heute mit ihrer eigenen Form des interaktiven Theaters. Und auch wenn BioWare längst nicht mehr an die Blüte dieser Rollenspiel-Periode anknüpfen konnte, so leben doch zumindest vereinzelte Elemente in einem der größten RPGs der heutigen Zeit weiter: dem jüngsten Hit-Projekt von Larian Studios!
Baldur's Gate 3 ist eines der besten Rollenspiele, die wir in letzter Zeit gesehen haben und wird sich berechtigterweise als einer unserer Favoriten in der entsprechenden Top-Liste etablieren.
Solltest du allerdings noch am Anfang sein und noch nicht einmal so recht wissen, wie und mit welcher Klasse du durchstarten willst, hilft dir womöglich unser Guide zu fünf verschiedenen Klassen für den perfekten Start ins XXL-Abenteuer.
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- Cat BussellFreelance contributor