Motorola Razr und Samsung Galaxy Z Flip im Vergleich: Welches Klapphandy ist das beste für dich?

Samsung Galaxy Z Flip
(Bildnachweis: Future)

2020 begann mit einem Knall - nämlich als zwei Foldables fast gleichzeitig auf den Markt kamen, um sich zu duellieren, wer den Titel "das beste Klapphandy" tragen darf. In der einen Ecke des Ringes: das Motorola Razr, das mit einer Menge Erinnerungen ein Comeback feiert - und in der anderen Ecke das Samsung Galaxy Z Flip als Überraschungsgast.

Normalerweise stellen wir in unseren Vergleichen sehr ähnliche Geräte gegenüber, um kleine, aber entscheidende Unterschiede zu erkennen. Beim Razr und dem Z Flip sind diese Unterschiede viel deutlicher. Im Allgemeinen hat das Z Flip eine höhere Spezifikation und ein schärferes Display, während das Razr ein schlankeres, unverwechselbares Aussehen hat.

Was bedeutet das? Erst einmal, dass das faltbare Clamshell-Smartphone noch in den Kinderschuhen steckt. Und dass diese beiden Geräte als erste auf den Markt kamen - und in verschiedenen Laboren gebaut wurden, die sich gegenseitig nicht über das Design informiert haben. Während wir uns also vielleicht mehr für das eine als für das andere entscheiden, sind sie doch im Grunde sehr verschieden. Und vor allem auch unterschiedliche Lösungsansätze für folgende Herausforderung: ein typisches Smartphone zu konstruieren, das sich in der Mitte zusammenfalten lässt.

Ohne weiter um den heißen Brei zu reden, kommen wir nun zu unserem Vergleich. Welche Unterschiede gibt es also beim Moto Razr und dem Samsung Z Flip?

Samsung Galaxy Z Flip

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Motorola Razr vs. Samsung Z Flip: Preis

Das Motorola Razr wurde im November 2019 vorgestellt und war trotz Verzögerungen aufgrund von Lieferproblemen das erste faltbare Gerät, das am 6. Februar 2020 in den USA auf den Markt kam. Der Samsung Z Flip folgte sehr schnell, mit einer Einführung bei Samsung Unpacked am 11. Februar 2020 und einer Veröffentlichung am 14. Februar.

In Deutschland ist das Z Flip ab jetzt verfügbar, zum Motorola Razr gibt es nach wie vor keine Bekanntgaben.

Preislich wird das Moto Razr wahrscheinlich bei etwa 1.600 € liegen, das Galaxy Z Flip gibt es bereits ab 1.480 €.

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Motorola Razr vs. Samsung Galaxy Z Flip: Design

Die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Geräten - Klapphandys mit einem Display im Inneren, das etwa die Größe eines typischen Smartphones hat - täuschen über ihre sehr realen Unterschiede hinweg, sowohl im Design als auch in der Nutzung. 

Fangen wir mit dem Offensichtlichen an. Ja, beide Handys lassen sich zu einer Grundfläche zusammenfalten, die etwa halb so groß ist wie die eines typischen Smartphones, so dass sie leichter in kleine Taschen passen. Das macht sie dicker, wobei das Razr das dünnere der beiden ist.

Das liegt daran, dass Motorola sich dafür entschieden hat, das Design des ursprünglichen Razr v3 wiederzubeleben: ein schlankes Telefon mit einem kürzeren oberen Ende, das sich unten in das gewölbte "Kinn" falten lässt. Es ist definitiv ein Stück Nostalgie, und während seine federbelasteten Scharniere es auf- und zuschnappen lassen, gibt es zu viel Spannung, um das Telefon in jedem anderen Winkel offen zu halten.

Nicht so beim Samsung Galaxy Z Flip. Dieses Telefon kann in so ziemlich jedem Winkel geöffnet bleiben, und es gibt sogar zusätzliche Funktionen, wenn es auf diese Weise verwendet wird. Zum Beispiel, wenn du es wie ein "L" formst - so hast du die Hände frei, für Videotelefonie und mehr.

Samsung Galaxy Z Flip

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Das ist repräsentativ für die User-Experience-Philosophie der beiden Unternehmen. Das Razr ist für die offene oder geschlossene Benutzung gedacht, mit einem Quick Look-Minibildschirm für Selfies und zum Kontrollieren der Zeit oder der Benachrichtigungen. Das Samsung Galaxy Z Flip kann in verschiedenen Winkeln verwendet werden, so dass sein äußeres Display sehr klein ist und hauptsächlich für die Zeit- und Mediensteuerung verwendet wird - wobei dir auch eine Vorschau deiner Selfies angezeigt wird, wenn du welche im geschlossenen Zustand geknipst hast.

Das letzte große Detail: Das Razr ist kompakter, aber es fehlt auch ein SIM-/MicroSD-Steckplatz, was bedeutet, dass du mit den mitgelieferten 128 GB Speicher nicht weit kommst. Das Samsung Z Flip hat einen SIM-Steckplatz, aber wiederum keinen microSD-Steckplatz.

Was die Fingerabdrucksensoren betrifft, so ist der am Kinn angebrachte Scanner des Razr unregelmäßig und wird nur dann wirklich registriert, wenn der Finger ganz genau senkrecht abgelegt wird. Der seitlich am Power Button angebrachte Sensor des Z Flip, den es vom Samsung Galaxy S10e erbt, ist beim Lesen von Fingerabdrücken wesentlich nachsichtiger.

Motorola Razr vs. Samsung Z Flip: Display

Ein weiteres umstrittenes Schlachtfeld für Foldables ist, nun ja, ihr faltbares Display. Als Klappgeräte haben sowohl das Razr als auch das Z Flip eingearbeitete Bildschirme, die sich auf die Größe eines Standard-Smartphones ausklappen lassen. Es ist ihr Material, das den Unterschied ausmacht.

Das Razr hat ein 6,2-Zoll-P-OLED-Display aus Kunststoff, ähnlich wie das Samsung Galaxy Fold. Es ist dünn, und man kann das Scharnier und die darunter liegenden Oberflächen fühlen, wenn man mit dem Finger darüber fährt. Es funktioniert genau wie ein Display auf jedem anderen Smartphone, obwohl seine Breite zu einer schmalen Auflösung von 2.142 x 876 Pixeln führt, die so gering ist, dass Videos bei YouTube auf 720p begrenzt sind.

Das Z Flip hat ein größeres 6,7-Zoll-AMOLED-Display - und wie Samsung behauptet, besteht es aus einem ultradünnen, flexiblen Glas, eine Entwicklung, die von den Smartphone-Herstellern vorangetrieben wurde, um ein hochwertiges, faltbares Gerät herzustellen. Aber diese Behauptung steht in Frage, da es Rillen und Kratzer bekommt, ähnlich wie ein Kunststoffdisplay. Dies hat beispielsweise JerryRigEverything zeigen können.

Die Haltbarkeit ist natürlich auch ein Kriterium für das Razr. Damit du es klappen kannst, hat es ein einzigartiges Design, bei dem das Display in einem Scharnier einrastet. Nach einiger Zeit und ein Paar Klapp-Bewegungen später, gibt es beim Aufklappen des Geräts ein hörbares Knarren. Das ist nicht gerade ein Indikator für Qualität und zudem etwas beunruhigend - und by the way - beim Z Flip ist das nicht so.

Für das Privileg des Faltens wirst du ein paar kleine Dinge in Kauf nehmen müssen: Beide Telefone haben unterschiedliche Maßnahmen ergriffen, um ihre Hauptdisplays zu schützen. Das dicke Kinn des Razr macht es ein wenig lästig, auf die unten angebrachten Navigationsoptionen zuzugreifen, während die dicke Kunststoff-"Stoßstange" des Z Flip (die erstmals beim überarbeiteten Galaxy Fold vorhanden war, um zu verhindern, dass Benutzer den Bildschirmschutz ablösen können) tatsächlich den Tasten oder der Navigationsleiste im Weg steht.

Schließlich gibt es noch die Frontblenden. Zusammengeklappt verfügen beide Geräte über kleine bis winzige Glasdisplays zur Anzeige der Uhrzeit, zur Ansicht von Benachrichtigungen und zur Vorschau von Selfies. Das Razr hat einen viel größeren 2,7-Zoll-Bildschirm (600 x 800), der gut genug funktioniert, während das 1,1-Zoll-Display (300 x 112) des Z Flip kaum ausreicht, um die Zeit zu sehen - wobei du ihn auch für Selfies nutzen kannst, wenn es dir nichts ausmacht, zu schielen.

Motorola Razr vs. Samsung Galaxy Z Flip: Kameras

Beide Geräte verfolgen die gleiche Strategie: eine Hauptkamera, die bei geschlossenem Telefon (über die oben erwähnten Mini-Bildschirme) für Selfies verwendet werden kann, aber in erster Linie Fotos aufnimmt, während das Telefon geöffnet ist. 

Die einzelne 16 MP f/1,7-Kamera des Motorola Razr nimmt anständige Selfies auf, obwohl wir es schwierig fanden, Aufnahmen von der Vorderseite über das Minidisplay zu fokussieren. Im ausgeklappten Zustand hat die Kamera bei Tageslicht und bei schwachem Licht gute Leistungen erbracht, wobei der Nachtsichtmodus hilfreich war. Die wenigen anderen Modi sind typisch für Motorola, wobei der lustige, aber nischenhafte Cinemagraph und Spot Color das typische Panorama- und Zeitlupenvideo abrunden.

Das Galaxy Z Flip gewinnt - zumindest auf dem Papier, denn aufgrund von Lieferengpässen konnten wir das Smartphone nur für 24 Stunden testen. Aber sein duales Kamerasetup mit 12 MP f/1,8 Hauptlinse + 12 MP f/2,2 Ultraweitwinkel-Objektiv machen es zu einem überlegenen Paket, vor allem wenn man bedenkt, wie gut ein sehr ähnliches Objektiv-Duo im Samsung Galaxy S10e funktionierte. 

Beide Geräte haben auch kleinere Kameras an der Oberseite ihrer internen Displays - zum Beispiel für Video-Chats oder einfach nur für ein Selfie zwischendurch, während der Bildschirm geöffnet ist. Das 5 MP f/2.0-Objektiv des Razr ist fein und klar genug, obwohl wir etwas klarere Aufnahmen vom 10 MP f/2.4-Shooter auf dem Z Flip erwarten würden.

Ausgehend von den Erfahrungen mit bereits früher veröffentlichten Handys beider Marken sind wir bereit zu wetten, dass das Z Flip das Razr in Bezug auf die Kameraleistung übertrifft. Aber der Abstand wird nicht mehr ganz so deutlich wie früher sein, wenn man bedenkt, wie sehr sich die Kameras der Motorola-Handys verbessert haben.

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Motorola Razr vs. Samsung Galaxy Z Flip: Leistung

Auf dem Papier wird dies ein ziemlich sauberer Vergleich sein: Das Samsung Galaxy Z Flip ist ein leistungsfähigeres Smartphone, Punkt.

Das Motorola Razr hat immer noch respektable Spezifikationen, aber sie entsprechen eher der Mittelklasse, nicht den teuren Flaggschiffen. Es verfügt über einen Snapdragon 710-Prozessor, 6 GB RAM und 128 GB nicht erweiterbaren Speicher. In unseren Tests reichte dies für den typischen Gebrauch: das Surfen im Internet, das Ansehen von Medien und Spiele. Der Chipsatz, der kleiner ist als erwartet, und der RAM-Speicher schienen das Telefon nicht aufzuhalten. 

Samsung Galaxy Z Flip

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Das Z Flip hingegen verfügt über den Snapdragon 855 Plus*-Chipsatz, 8 GB RAM und 256 GB Speicher - und der Platz auf dem Gerät könnte sein größter Vorteil sein, da weder größere Konfigurationen gekauft werden können, noch eine Erweiterung über microSD möglich ist. 

Und als ob das noch nicht genug wäre, wird das Z Flip mit Android 10* ausgeliefert, was für die Markteinführung jedes Handys im Jahr 2020 zu erwarten ist. Das Razr wird allerdings mit Android 9 geliefert, wobei der universelle Dunkelmodus und neue Navigationsoptionen fehlen - einige davon hat Motorola beim Razr als kundenspezifische Erweiterungen hinzugefügt, aber das ist einfach nicht das selbe.

Motorola Razr vs. Samsung Galaxy Z Flip: Akku

Eine weitere Folge des Designs ist, dass das Motorola Razr mit einem kleineren 2.510 mAh-Akku als das Galaxy Z Flip (mit 3.000 mAh) ausgestattet ist. Wir haben das Z Flip noch nicht getestet, aber diese bloßen Zahlen lassen eine längere Akkulaufzeit erwarten.

Das ist an sich kein Unterschied, der durch die verschiedenen Layouts resultiert: Beide Smartphones haben Akkus in der oberen und unteren Hälfte des Telefons, wie die Zerlegung des Motorola Razr und Galaxy Z Flip von iFixit zeigt. Wir können nur annehmen, dass es am fehlenden Platz liegt - scheinbar wurde so viel wie nur irgend möglich in den verfügbaren Platz gepackt - und beim Z Flip war wahrscheinlich einfach mehr vorhanden.

Keines der beiden Handys hat eine furchtbar schnelle Ladezeit - das Z Flip lädt mit maximal 15 W, während das Razr im Vergleich dazu mit 18 W geladen werden kann. Aber: Samsungs faltbares Handy kann drahtlos aufgeladen werden, das kann das Motorola wiederum nicht.  

(Image credit: Future)

Fazit

Während das Samsung Galaxy Z Flip das Motorola Razr in mehreren (aber nicht allen) Kategorien in den Schatten stellt, sollten wir erneut darauf hinweisen, dass Klapphandys bisher noch nicht ausgereift sind und weiterhin in den Kinderschuhen stecken. Es sind zwei verschiedene Designs, die das Problem - Wie kann ein Smartphone gefaltet / geklappt werden? - auf zwei verschiedene Arten angehen.

Letztendlich ist das aufregend. Der Wettbewerb senkt die Preise, spornt die Innovation an und eliminiert, was uns nicht gefällt. Während sowohl das Razr als auch das Z Flip Dinge haben, die wir mögen, einschließlich des grundlegenden Klapp-Designs und einiger netter Funktionen, die die Vorteile des Formats nutzen, gibt es immer noch Dinge, die wir wollen: wie eine bessere Akkulaufzeit, erweiterbaren Speicher und einen Kopfhöreranschluss (warum müssen wir dies immer wieder erwähnen?). 

Hoffentlich sind das erst einmal genug Informationen für dich, um dich besser für eines der beiden Modelle entscheiden zu können. Auf jeden Fall ist es auch ein Blick in die Zukunft der Smartphones. Es würde uns nicht überraschen, wenn in den kommenden Jahren die Faltfunktionalität immer preiswertere Telefone hervorbringt, bis es sich um einen Standard handelt, der die typische Smartphone-Funktionalität nicht auf einen Premium-Preis anhebt.

* Link englischsprachig

Franziska Schaub
Chefredakteurin

Hallöchen, ich bin Franzi.

Als Chefredakteurin bei TechRadar Deutschland bin ich unter anderem verantwortlich für die Bereiche Smartphones, Tablets und Fitness.

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