Dank der EU: iPhone mit USB-C könnte Wirklichkeit werden

(Bildnachweis: Future)

In den nächsten Jahren wirst du vielleicht feststellen, dass dein zukünftiges iPhone nach einer Entscheidung des Europäischen Parlaments das gleiche Ladekabel wie die meisten Android-Handys verwendet. Das Europäische Parlament hat eine Resolution verabschiedet, in der es in seinen eigenen Worten "die obligatorische Einführung gemeinsamer Ladegeräte für alle mobilen Geräte" fordert.

Dies bedeutet, dass alle Smartphones in Zukunft die gleiche Art Verbindungskabel nutzen sollen. Statt iPhones mit Lightning-Anschluss und Budget-Smartphones, die mit älterem Mikro-USB auf den Markt kommen, um Kosten zu sparen, könnten alle Geräte gezwungen sein, auf den Industriestandard USB-C umzusteigen. 

Lightning ist Apples proprietäre Technologie. Es wäre also nicht möglich, dass alle Android-Phones diese anstelle von USB-C verwenden.

Das Europäisches Parlament hat die Europäische Kommission aufgefordert, Regeln und Gesetzgebung zu verschärfen, um die Unternehmen zu zwingen, diese zukünftige Ein-Ladegerät-für-alle-Regel zu befolgen. 

Dies folgt auf ähnliche Urteile aus dem Jahr 2009, als das Europäische Parlament Apple aufforderte, den damaligen Standard Micro-USB zu verwenden. Apple fand jedoch ein Schlupfloch, indem es stattdessen USB-C-auf-Lightning-Adapter im Lieferumfang zur Verfügung stellte.

Apple und eine Reihe von Herstellern, die sich der Herstellung günstigerer Smartphones verschrieben haben und die ebenfalls keinen USB-C verwenden, haben bis Juli 2020 Zeit, diese Vorschriften umzusetzen. Danach wird sich das Europäische Parlament um die Verabschiedung eines Gesetzes bemühen, das sie dazu verpflichtet.

Der Sinn dieser Regelung ist die Reduzierung von Elektronikschrott, da man für verschiedene Geräte keine unterschiedlichen Ladegeräte mehr braucht. Neben der Verabschiedung der Vorschrift über gemeinsame Ladegeräte hat das Parlament auch verbesserte Kabelrecycling-Einrichtungen und eine verbesserte Kompatibilität mit drahtlosen Ladegeräten gefordert.

Wie geht es für Apple weiter?

Es ist unwahrscheinlich, dass dieses Urteil in naher Zukunft Auswirkungen auf Apple-Handys wie das iPhone SE 2 oder das iPhone 12 haben wird. Auch gibt es wahrscheinlich nicht genug Zeit für das Europäische Parlament oder die Kommission, um die Gesetzgebung zu verabschieden und durchzusetzen, bevor diese neuen Telefone im Jahr 2020 auf den Markt kommen.

In der Zukunft wird es jedoch immer wahrscheinlicher, dass neue iPhones USB-C verwenden werden. Wenn man bedenkt, dass MacBooks und die iPad Pro-Geräte diesen Standard bereits verwenden, ist es möglich, dass Apple ohnehin schon diese Richtung einschlug.

Wie geht es weiter? Vor allem im Hinblick auf das iPhone 13 und höher? Nun, es ist möglich, dass Apple zwei verschiedene Produkte entwickelt - eines mit Lightning Ports für den größten Teil der Welt und ein weiteres USB-C-Produkt nur für europäische Märkte.

Das ist allerdings unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen zwei verschiedene Arten von Telefonen entwickeln und herstellen müsste, nur um Lightning-Stecker in bestimmten Märkten zu behalten.

Die logische Wahl wäre, dass die zukünftigen iPhones mit USB-C ausgestattet werden und dann den Branchentrends für alles, was danach kommt, folgen.

Eine weitere Option ist, dass Apple, wenn das drahtlose Aufladen populär genug wird, ein Gerät ohne jegliche Anschlüsse einführen könnte, das auf die drahtlose Übertragung von Strom und Daten angewiesen ist. Die Technik dafür gibt es bereits, und wir haben sie in einem Gerät des Oppo-Konzepts gesehen, aber es wird wahrscheinlich noch ein paar Jahre dauern, bis wir dazu bereit sind, unsere Kabel wegzuwerfen und uns für immer davon zu trennen.

Was auch immer passiert, es ist unwahrscheinlich, dass dieses Urteil mehr als nur eine kleine Unannehmlichkeit für Apple ist. Allerdings bedeutet es nicht, dass dein aktuelles iPhone in absehbarer Zeit überflüssig wird.

TechRadar hat Apple um eine Stellungnahme zu dieser Entscheidung vom 30.01.2020 gebeten - wir werden diesen Artikel selbstverständlich aktualisieren, wenn wir eine Antwort erhalten.

Wie geht es für alle anderen weiter?

Eine weitere große Auswirkung dieses Urteils ergibt sich für Mikro-USB. War dies früher die Standardtechnologie für das Aufladen von Mobiltelefonen, haben sich inzwischen die meisten Smartphonehersteller davon distanziert. Doch es gibt noch immer einige Handys, die diese Technologie nutzen - und das aus einem sehr guten Grund.

Wir sprechen hier von Budget-Telefonen, also günstigen Handys, die meist zu einem zweistelligen Preis angeboten werden. Diese verwenden Micro-USB - denn die Technik kann billiger in ein Smartphone implementiert werden als USB-C.

Wenn günstige Handys nicht mehr mit Mikro-USB arbeiten können, könnte dies große Auswirkungen auf den Low-End-Markt haben. Kurzfristig ist es möglich, dass es dadurch keine super-billigen Telefone mehr gibt, die diese Technologie nutzen. Langfristig gesehen könnte der Preis der USB-C-Technologie nach unten gedrückt werden, so dass super-günstige Handys wieder realisierbar werden.

Via GSMArena (Link englischsprachig)