Mac könnte die Zukunft des PC-Gaming werden - egal, ob es dir gefällt oder nicht
Apples hauseigene Silicon-Chips verwandeln Macs in vollwertige Gaming-Geräte
Wenn wir an PC-Gaming denken, ist Mac zumeist exkludiert. Denn während Apples PC-Systeme diverse Vorzüge und Eigenheiten offerieren, gehörte ein gelungenes Gaming-Erlebnis in der Vergangenheit eher nicht dazu. Genau das soll sich aber zeitnah ändern!
"Alle MacBooks sind Spiele-MacBooks" - so äußert sich Jeremy Sandmel (Senior Director, GPU Software Apple) kurz nach der aktuellsten WWDC im Juni. Auf die Worte lässt Apple in Form von Bildern zu No Man's Sky sowie Resident Evil Village rasch Taten folgen. Und wenn diese Bilder eines beweisen, dann, dass sich hinter dem Gesagten keinesfalls nur leere Versprechungen verstecken.
Geschuldet ist das vor allem den neuen Silicon-Chips, die seit 2020 diverse Mac-sowie MacBook-Systeme mit potenter Rechenpower speisen. Und während die NutzerInnen schon längst über die neue Hardware-Offenbarung hinsichtlich Medienerstellung sowie Office-Tätigkeiten schwärmen, müssen auch Gamer sich langsam eingestehen, dass Apple hiermit deutlich mehr bietet, als man lange erwarten oder erkennen konnte...
PC-Gaming im Wandel
PC-Gaming war für Viele lange Zeit die beste Option für den hobbymäßigen Spielekonsum. Kaum eine Alternative bot bessere Preis-Leistung und für die besten Bilder oder stabilste Performance musste zumeist der PC herhalten. Folglich konzipierten auch EntwicklerInnen die meisten Titel primär oder gar exklusiv für den Rechner.
Doch seither sind mehrere Jahre ins Land gezogen und Konsolen etablieren sich zunehmend als wichtigste Plattform des AAA-Gaming. Vor allem ist das den Preisentwicklungen geschuldet, die High-End-Gaming am PC beinahe unbezahlbar macht, weil Grafikarten wie die RTX 3090 zu horrenden Preisen angeboten werden. Nicht wenige SpielerInnen haben sich deswegen einer PlayStation 5 oder Xbox Series X|S zugewandt, die einen vergleichsweise günstigen Zugang zu aktuellen Blockbuster-Titeln liefern.
Das hat allerdings auch die Art und Weise beeinflusst, wie Entwicklerteams ihre Projekte angehen. Da immer mehr NutzerInnen die Konsolen präferieren, wird folgerichtig auch in erster Linie für selbige programmiert sowie produziert. Zeitgleich sind Konsolen aber auch potent genug, um in Konkurrenz zu den höherpreisigen PC-Systemen treten zu können.
Vorteil von Microsoft und Sony ist außerdem, dass man Spieleentwicklern für die gesamte Lebenszeit einer Konsolengeneration relativ feste Vorgaben hinsichtlich der Hardware-Möglichkeiten vorgibt. In Kombination mit bereitgestellten Entwicklerkits ist die Optimierung denkbar einfach und Leistungs- sowie Funktionsgarantie gegeben.
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Seit Kürzerem gibt es aber noch eine andere Plattform, die viele der genannten Eigenschaften mit sich bringt: Mac - zumindest in seiner M1/M2-Chip-Variante...
Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan
Windows-System schwächeln im direkten Vergleich durch die schier endlosen Konfigurationsoptionen entlang der Komponenten und System. Jene erschweren es für Entwicklerteams eine optimale Performance zu gewährleisten.
Ein Beispiel hierfür ist Elden Ring, welches in seinen Anfangswochen so einige Systemkonfigurationen in die Knie zwang - ein Problem, welches der Konsolen-Spielerschafft erspart blieb.
Fairerweise ist es aber auch nicht leicht ein Spiel für derart viele Kombinationen aus Prozessor, RAM, Grafikkarte usw. zu konfigurieren. Das Problem geht sogar so weit, dass Spielestudios inzwischen gut abwägen, inwiefern es sich lohnt für gewisse Hardware zu konfigurieren. Lange zählten infolgedessen auch Apple-System eher zum Kreis der Ausgeschlossenen...
Dank der Power des neuen Silicon-Chips stellt sich Apple jüngst allerdings deutlich breiter und besser gewappnet für die Zukunft des Gaming auf.
"Es ist großartig!" bestätigt Adrian Gurney, Producer & Development Manager vom Weltraum-MMO EVE Online. "Aus meiner technischen Sicht ist es ein großer Vorteil, dass nicht nur die CPU und GPU integriert sind, sondern auch der Arbeitsspeicher in einem einzigen Gehäuse untergebracht wurde."
"Ich meine, du bekommst natürlich eine bessere Leistung, weil du nicht die ganzen Verbindungen zwischen den Geräten hast. Aber was noch wichtiger ist: Wenn es darum geht, zu testen, wie es aussieht, ob es richtig gerendert wird und so weiter, kann man sich vergewissern, dass das Ergebnis korrekt ist, egal auf welchem Mac wir es testen. Wenn es sich um eine M1-basierte Architektur handelt, erhalten wir überall das gleiche Ergebnis."
Kann Apple aus dem Potenzial auch (Gaming-)Kapital schlagen?
Das Potenzial des siliziumbasierten Chips ist unbestreitbar und lässt auf rosige Zukunft für Mac-Gaming hoffen. Sicher ist aber auch, dass der Spielekatalog derzeit noch große, offensichtliche Lücken offenbart und viele der beliebtesten Titel nicht für Mac-Geräte zur Verfügung stehen. Und nein, auch Apple Arcade kann darüber nicht hinwegtrösten...
Der Angebotsmangel dürfte bei SpielerInnen derzeit noch für Skepsis sorgen. Entlang des aktuellen Aufwärtstrends und ambitionierter Zukunftsvisionen könnte sich Jene allerdings alsbald in Begeisterung umwandeln. Sollte es Apple auch noch gelingen einige weitere Partner und Titel für das eigene System zu gewinnen, dürfte der Spielerzuwachs nicht lange auf sich warten lassen.
Gegenüber unseren englischsprachigen Kollegen offenbart Apples Sandmel weiterhin mögliche Gründe für die wachsende Beliebtheit des neuen Chip-Systems bei NutzerInnen sowie Entwicklerteams: "Wir haben die Metal 3 Software und die [Apple M1] Hardware gemeinsam entwickelt und glauben, dass es diese enge Integration der Soft- und Hardwareentwicklung ist, die es Entwicklern ermöglicht, die Metal API zu nutzen, um direkt auf hohe Leistung und Energieeffizienz der GPU-Hardware zuzugreifen."
Entwickler sind der Schlüssel zur Mac-Gaming-Zukunft
Die Bedeutung der Apple M-Chipreihe sollte keinesfalls unterschätzt werden. Nicht ohne Grund gehören die zugehörigen MacBooks schließlich zu den besten Laptop-Ablegern, die der Markt aktuell bietet.
Außerdem ist die Einstiegshürde mit dem MacBook Air (2020, M1) verhältnismäßig niedrig. Trotzdem konnte mich bereits die Leistungsfähigkeit dieses ultrabook-ähnlichen Vertreters überzeugen und der übliche Apple-Service verspricht langfristigen Support sowie fortlaufende (Gaming-)Updates in näherer Zukunft.
Und auch wenn sich die Mac-Welt noch nicht Jedem erschließt, werden sowohl Konsumenten, als auch Produzenten zunehmend vom vorauseilenden Ruf und der dahinter schlummernden Performance in den Bann gezogen.
Das gilt insbesondere für Spieleentwickler, die sich zwar zumeist eher auf Windows-Systemen zuhause fühlen, nun aber auch weitere Schritte mit Mac-Systemen wagen könnten.
Das Team von CCP Games (EVE Online) beispielsweise ist der Spielentwicklung auf und mit Mac gegenüber aufgeschlossen. Und als unsere englischen Kollegen zum Jahresbeginn dem EVE Online Fan Fest beiwohnten, bestätigte sich dieser Eindruck.
"Für mich war es definitiv ein Fall von Neugier", so Lead Producer Ben Turner. Selbiger war maßgeblich an der Entwicklung des Mac-Clients für das MMO beteiligt. "Ich wollte sehen, was sich hinter dem Hype verbirgt."
"Ich glaube, dass die Hardware vorhanden ist", sagte Turner. "Da wir die Möglichkeit hatten, eng mit dem Metal-Team von [Apple] zusammenzuarbeiten, haben wir einen Einblick in die Richtung bekommen, in die es geht, und nach der WWDC 2022 kann man sehen, dass Metal mit modernen Grafik-APIs mithalten kann. Das hat viel Vertrauen und Zuversicht geschaffen, zumindest bei mir, was die Entwicklung von Spielen auf dem Mac angeht, und ich denke, das ist eine sehr spannende Gelegenheit.
Wie Phönix aus der Asche
Apples neue Metal 3-API schafft zusammen mit den Silicon-Chips die einzigartige Gelegenheit einen schmerzhaften Fehler der Vergangenheit zu korrigieren.
In den ersten 20 bis 30 Jahren der Existenz von Personal Computer spielte Apple nämlich eine maßgebende Rolle bei der Entwicklung von Computerspielen. Einst war man DIE Plattform für einige der großartigsten Titel der damaligen Zeit. Beispielsweise fand das erste Myst in den 90ern hier seinen Ursprung und auch Halo war einst für Apple-Systeme gedacht.
Bald darauf trat man das Feld jedoch an Konkurrent Microsoft ab und tat sich seither schwer sich einmal mehr im Segment zu behaupten. Die M-Chipreihe könnte also der Anbeginn eines genialen Comebacks für Apple sein.
Auch wenn wir noch weit vom vollen Potenzial der M-Serie und einer Konkurrenz mit Giganten wie Microsoft oder Sony entfernt sein dürften, zeigt die Tatsache, dass Apple dem Gaming-Trend nachgibt, dass man erkannt hat, dass hier für Nutzer und zukünftige Geräte eine spannende Zukunft mit reichlich Möglichkeiten aufwartet.
"Als wir den M1 zum ersten Mal ankündigten, hat er unsere Mac-Entwicklergemeinschaft neu belebt", sagt Mark Grimm, Mitglied von Apples Developer Relations Team. "Blizzard war das erste Unternehmen, das ein AAA-Spiel auf den Apple M1 brachte, als sie World of Warcraft: Shadowlands nativ auf Apples Silicon brachten, und 4A Games nutzte den Mac und den Apple M1 für das großartige Metro Exodus"
"Im letzten Jahr sind einige wirklich großartige Produkte auf den Markt gekommen", fuhr er fort. "Und die Entwickler erkennen zunehmend, dass sich diese bescheidene Investition in die Technologie auszahlen wird, wenn das Mac-Ökosystem wächst. Es gibt bereits tausende Spiele auf dem Mac und das dürfte erst der Anfang von Mac-Spielen mit Apple-Silizium sein."
Apple bestätigt abschließend, dass das Interesse der Entwickler seit der WWDC noch einmal deutlich zugenommen hat. Nicht zuletzt sei das der phänomenalen Metal 3-API sowie dem MetalFX-Upscaling geschuldet. Trotzdem dürfte es noch einiges an Zeit und Weg brauchen, bis man sich als tatsächliche Konkurrenz zu bestehenden Marktgrößen behaupten darf. Sicher ist aber, dass die Zukunft der Videospiele durch Apple um einiges interessanter werden dürfte...
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- John LoefflerComponents Editor