Resident Evil 4 Remake Review: Style und Substanz, Hand in Hand

Ein tolles Remake eines tollen Spiels

Resident Evil 4 Remake Review: Style und Substanz, Hand in Hand
(Image: © Capcom)

TechRadar Fazit

Mit Resident Evil 4 Remake nimmt Capcom einen Meilenstein der Videospielgeschichte, wischt einmal feucht drüber, und merzt nahezu alle Ungereimtheiten des Originals aus. Die wenigen Änderungen, etwa an der Geschichte, sind klug und dringend nötig. Der einzig größere Wehrmutstropfen ist Leons Schwerfälligkeit, die sehr konträr zu seiner einstigen Agilität steht. Trotzdem ist das hier eine brillante Neuauflage und bietet sowohl für Fans als auch für Neulinge eine hervorragende Spielerfahrung.

Pro

  • +

    Story wurde sinnvoll ergänzt

  • +

    Tolle Nahkampf-/Waffenkombinationen

  • +

    Eskort-Missionen sind deutlich angenehmer

  • +

    Technisch wirklich beeindruckend

Kontra

  • -

    Begrenzte Klingenhaltbarkeit

  • -

    Leon steuert sich sehr schwerfällig

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Review Informationen

Resident Evil 4 Remake

(Image credit: Capcom)

Gespielte Zeit: 16 Stunden (abgeschlossen)

Schwierigkeitsgrad: Standard

Plattform: PS5  

Ich muss zugeben, dass ich das originale Resident Evil 4 bereits gespielt habe, bevor es mir alterstechnisch empfohlen gewesen wäre. Daher ist meine Erinnerung vielleicht etwas verklärt und viele der mehr oder weniger eindeutigen Trashfaktoren sind mir gar nicht als solche im Gedächtnis geblieben. Stattdessen erinnere ich mich an unzählige ikonische Momente, wie den ersten Kampf im Dorf, diverse Bossfights - ohne zu viel vorweg zu nehmen - oder jede Szene mit dem wundervoll hassenswerten Salazar. 

Aber ich erinnere mich auch an das eingeschränkte Movement, das kein gleichzeitiges Laufen und Zielen erlaubte, und den hohen Stressfaktor vieler Sequenzen noch erheblich steigerte. Und den Albtraum jedes Kenners des Originals darf ich natürlich auch nicht unerwähnt lassen: eine furchtbar nervige Ashley, die mir mit ihrem Hilfeschrei noch immer einen kalten Schauer über den Rücken jagt. 

Nichtsdestotrotz hat Resident Evil 4 extrem viel richtig gemacht und sowohl das Survival-Horror-Genre als auch Third-Person-Shooter entscheidend geprägt. Wie lässt sich so ein Spiel also adäquat remaken, bei dem bereits nahezu alles stimmt? 

Resident Evil 4: Preis und Release

  • Was ist es? Ein Remake von Resident Evil 4 aus dem Jahr 2005 
  • Erscheinungsdatum: 24. März 2023 
  • Preis: 69,99 €
  • Womit kann ich es spielen? PC, PlayStation, Xbox 

Bis an die Zähne bewaffnet

Leon pariert Dr. Salvadors Angriff mit der Kettensäge

(Image credit: Capcom)

Die Offensichtlichste Änderung ist natürlich die wirklich beeindruckende Grafik, wie wir sie bereits in den Remakes zu Teil 2 und Teil 3 gesehen haben. Doch gerade weil Capcom ihren technischen Anspruch damit schon unter Beweis gestellt hat, möchte ich mich einigen anderen großen Unterschieden widmen. 

Das wäre zunächst einmal das Kampfsystem. Die große Auswahl an Waffen sowie deren Handhabung waren bereits vor 18 Jahren sehr gut. Jede Wumme hat ihren eigenen Anwendungsbereich und klingt toll, egal ob beim Schießen oder beim Nachladen. Letzteres scheint in seiner Soundkulisse zwar etwas heruntergefahren worden zu sein, da es sich hier aber um keinen reinen Shooter handelt, bei dem jeder übertriebene Nachladevorgang aus nächster Nähe betrachtet wird, hat mich das nicht gestört. 

Außerdem wurde das Arsenal sinnvoll erweitert, indem sich die Geschosse des neuen Bolzenwerfers etwa wieder einsammeln und so mehrfach verwenden lassen. Gerade auf höheren Schwierigkeitsstufen ist das bei dem häufigen Munitionsmangel Gold wert. 

Eine wahrhaft spielentscheidende Ergänzung ist jedoch die Konterfähigkeit des Messers. Mit dem richtigen Timing kannst du nun viele Angriffe der parasitären Gegner abwehren, um dir etwas Luft zu verschaffen oder direkt zurückzuschlagen. Damit bekommt das Messer endlich eine sinnvollere Rolle und sorgt im Verlauf des Spiels auch zu einem wirklich schick inszenierten Kampf, an den sich Kenner des Originals ein wenig anders erinnern dürften

Leon schaut auf El Gigante

(Image credit: Capcom)

So wichtig das Messer damit aber auch wird, so schade ist es, dass es nun nach einer gewissen Zeit kaputt geht und ständig beim Händler repariert werden muss. Hin und wieder findest du zwar Küchenmesser oder ähnliches, die haben allerdings eine noch geringere Haltbarkeit und gerade in besagtem Bosskampf gingen mir leider bald die Klingen aus. 

Der ebenfalls ikonische Händler bekommt im Laufe des Spiels immer wieder neue Gegenstände und Waffen ins Sortiment, die dir deine Reise durch die monsterverseuchten Gebiete etwas erleichtern. Hier kannst du aber auch deine Schießeisen verbessern oder Schätze verkaufen, um wiederum Geld für weitere Investitionen zu erhalten. 

Aber zurück zum Kampfsystem. Zum Problem der Haltbarkeit kommt nämlich hinzu, dass Leon sich trotz der Möglichkeit, während des Zielens zu laufen, extrem schwerfällig bewegt. Umdrehen und schnell weglaufen war so gut wie nie eine sinnvolle Option, da er einfach viel zu langsam rennt. Da die Messer auf Veteran oder gar Profi aber so schnell kaputt gehen, blieb mir oft keine andere Möglichkeit, als zu versuchen, ein wenig Abstand zwischen mir und den Gegnern aufzubauen. 

Hier hätte man sich meiner Ansicht nach für eines von beiden entscheiden müssen: Entweder das Messer hat keine begrenzte Haltbarkeit, wodurch du Munition sparen und die Feinde aus der Nähe unter Druck setzen kannst, oder Leon hätte sich ein wenig flinker steuern lassen müssen. Bei Genre-Kollege Isaac aus dem Dead Space Remake hatte ich das Problem beispielsweise nie. Und gerade angesichts Leons eigentlich so charakteristischer akrobatischer Fähigkeiten, die hier beinahe komplett zurückgefahren wurden, kann das durchaus frustrieren. 

Der wahre Horror

Ashley bekommt etwas mehr emotionale Tiefe

(Image credit: Capcom)

Dem gegenüber steht aber etwas, was nicht nur für Kenner des 2005er Titels, sondern auch für vermutlich alle Gamer der Welt ein echter Horror ist. Die hilflose Präsidententochter Ashley, die Leon aus den Fängen der Los Illuminados-Sekte befreien soll, gilt für viele als die Inkarnation nerviger Eskort-Missionen in Videospielen. egal ob sie von einem Gegner davongetragen wird, oder einfach nur von einem Vorsprung herunterkommen möchte, noch immer verfolgt mich ihr schriller Schrei in meinen Albträumen.

Da war es ein wahrer Segen für die Ohren und vor allem für Gameplay und Handlung von Resident Evil 4 Remake, dass ihr Charakter umfangreich überarbeitet wurde. Sie beginnt zwar als das hilflose verwöhnte Gör, entwickelt sich aber recht schnell zu einer nützlichen Begleiterin, die nun auch ein wenig mehr in die Story eingebunden wird, statt nur als nerviger McGuffin zu dienen. Dabei handelt es sich um einen Begriff aus der Dramaturgie und beschreibt ein Objekt oder eine Person, die eine Geschichte auslöst oder vorantreibt. 

Zudem verfügt Ashley jetzt nicht mehr über einen eigenen Lebensbalken, was dir das Babysitten erheblich erleichtert. So gerät sie bei feindlichen Treffern in einen bewegungsunfähigen Zustand und segnet erst durch einen weiteren endgültig das Zeitliche. So hast du kurz Zeit, eine Schneise durch die Gegner zu ballern und Ashley wieder vom Boden aufzuheben, ohne dir permanent Sorgen um ihre Gesundheit machen zu müssen. Alternativ kannst du sie auch anweisen, nahe an dir dran zu bleiben, Abstand zu halten, oder sich an einigen Situationen in einem Spint zu verstecken. 

Definitiv ein Spiel für die Wunschliste

Sektenmitglieder, die an einem Altar beten

(Image credit: Capcom)

Mit alldem hat es das Remake geschafft, Ashley nicht nur zu einem sinnvollen Gameplay-Element, sondern insgesamt zu einem interessanteren Charakter zu machen. Zudem haben auch andere Figuren etwas mehr Hintergrund bekommen, wodurch gewisse Wendungen eine größere Einschlagskraft haben, als wenn sie wie früher einfach aus dem Nichts kommen. 

Dass das Ganze nun ebenfalls wirklich gut aussieht und bei meinem mittlerweile zweiten Durchlauf zu keinerlei technischen Schwierigkeiten geführt hat, macht das Erlebnis umso besser. Einzig die zu behäbige Steuerung und die dadurch entstehende Problematik mit den Messern ist mir negativ aufgefallen. Dennoch ist die Konterfunktion eine sehr sinnvolle Ergänzung des Gameplays, die sich in diesem Genre vielleicht nicht dauerhaft halten wird, hier aber eindeutig hineinpasst. 

Viele weitere positive Punkte habe ich außerdem noch gar nicht erwähnt, wie etwa die wieder einmal absolut dichte Stimmung. Denn trotz der vielen Action hält das Spiel einige wirklich gruselige, spannende oder einfach nur extrem intensive Sequenzen bereit. Die entfalten selbst beim wiederholten Durchspielen noch ihre Wirkung, was zusammen mit den zahlreichen Herausforderungen zu weit mehr als nur einem Durchgang motiviert. 

Wenn du also Fan der Reihe bist - egal ob seit der ersten Stunde oder erst seit den Remakes - oder einfach nur Bock auf einen sehr guten Third-Person-Horror-Titel hast, kann ich dir Resident Evil 4 Remake nur empfehlen. Perfekt ist das Ganze meiner Meinung nach nicht, wie die unzähligen 100er Wertungen suggerieren, aber es ist wirklich verdammt nah dran. Nicht umsonst war es einer der Titel, auf die ich mich 2023 mitunter am meisten gefreut habe. 

Wenn du jetzt wissen willst, was dieses Jahr noch für PS5 oder Xbox Series herauskommt, schau dir doch unsere Artikel dazu an, oder lies dir die Review zu dem neuen Dungeons & Dragons-Film durch. Der war nicht nur einer der Filme, auf die ich mich dieses Jahr besonders gefreut habe, sondern hat meine Erwartung auch definitiv erfüllt. 

Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 


Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de

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