Mach's gut, Internet Explorer. Danke für all die Erinnerungen (und die Malware)

Ein Laptop mit dem Internet-Explorer-Logo auf dem Bildschirm, der sich wie in Avengers auflöst
(Bildnachweis: Shutterstock/Future)

Das Ende einer Ära ist gekommen, denn der Internet Explorer wird nach mehr als 26 Jahren guter und schlechter Dienste in den Ruhestand geschickt.

Wie letztes Jahr angekündigt, wird der Internet Explorer am 15. Juni 2022 offiziell in den Ruhestand versetzt - 26 Jahre und 10 Monate (9.801 Tage, um genau zu sein) nach seiner Veröffentlichung am 15. August 1995, als das öffentliche Internet noch in den Kinderschuhen steckte.

Fast von Anfang an sorgte er für Diskussionen. Nach der Einführung von Windows 95 (ebenfalls im August 1995) wurde der Microsoft Internet Explorer mit den OEM-Versionen des Betriebssystems ausgeliefert. 

Das bedeutete, dass du beim Kauf eines neuen Computers zu einer Zeit, in der jeder einen neuen Computer kaufte, mit ziemlicher Sicherheit eine Kopie von Microsofts Webbrowser bereits installiert und als Standardprogramm für die Interaktion mit dem Internet eingestellt hattest. 

Das brachte Microsoft natürlich in Schwierigkeiten mit der US-Regierung, die eine erfolgreiche Kartellklage gegen das Unternehmen einreichte (United States v. Microsoft), die Microsoft schließlich dazu zwang, den OEMs zu erlauben, die Webbrowser ihrer Wahl auf den von ihnen ausgelieferten Computern zu installieren.

Diese Strategie war dennoch erfolgreich, und um die Jahrtausendwende war der Internet Explorer für fast alle anderen der Zugang zum Internet, wenn man nicht gerade einen alten Vermittler wie AOL nutzte, und es war unvorstellbar, dass sich das ändern könnte.

Microsoft Internet Explorer verliert seinen Vorsprung

Firefox

(Image credit: Mozilla)

Der Internet Explorer 6 wurde 2001 veröffentlicht, als der Kartellfall von Microsoft endgültig beigelegt wurde, und erhielt danach mehrere kritische Jahre lang kein größeres Feature-Update mehr. 

Der Internet Explorer war zu diesem Zeitpunkt der weltweit dominierende Webbrowser, so dass Microsoft wahrscheinlich dachte, es könne sich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Dies erwies sich aus zwei Gründen als folgenreich: ActiveX-Steuerelemente und Mozilla Firefox.

ActiveX-Steuerelemente waren eine Funktion des Internet Explorers, die es seit 1996 ermöglichte, ausführbaren Code in den HTML-Code von Webseiten einzubauen, der auf den Client-Rechnern (also deinem Computer) ohne Benutzereingriff ausgeführt werden konnte. Dies machte das Internet zwar zu einem reichhaltigeren Erlebnis als einfache Webseiten, aber es wurde auch fast sofort zu einem Sicherheitsalptraum, den der Internet Explorer nie abschütteln konnte.

Im Jahr 2004 wurde dann Mozilla Firefox veröffentlicht, eines der ersten großen Open-Source-Projekte im Internet, das Tabbed Web Browsing, Unterstützung für Erweiterungen und keine Sicherheitslücken in ActiveX Controls bot. Während die Nutzer zu Firefox und einige Jahre später zu Google Chrome strömten, gab es für den Internet Explorer bis 2007 mit Internet Explorer 7 kaum noch Updates, aber da war es schon fast vorbei. Erst Firefox und dann Chrome stellten den Internet Explorer in den Schatten und drückten seinen einst dominierenden Marktanteil auf ein unvorstellbares Niveau, von dem er sich nie wieder erholte.

... und schleicht schließlich auf den Ruhestand zu

Internet Explorer

(Image credit: Shutterstock)

Im Jahr 2015, als Microsoft den neuen Browser Microsoft Edge auf den Markt brachte, wurden die Kunden des Internet Explorers geradezu angefleht, umzusteigen, vor allem diejenigen, die noch mit Windows XP und dem Internet Explorer 6 arbeiteten, zu denen vor allem Unternehmen und Institutionen gehörten, obwohl dieser mit nicht zu behebenden Sicherheitslücken im sich entwickelnden, modernen Internet behaftet war.

Nachdem Microsoft angekündigt hatte, den Support für Windows XP einzustellen, um die Verweigerer zum Umstieg zu bewegen, kündigte es letztes Jahr an, dass es auch dem Internet Explorer den Stecker ziehen würde.

Diese Zeit ist nun endlich gekommen. Ab sofort wird der Internet Explorer - der einst allmächtige Herrscher des Internets - auf den meisten Betriebssystemen nicht mehr unterstützt, mit Ausnahme von sehr begrenzten erweiterten Sicherheitsupdates für bestimmte Unternehmensdienste mit erweiterten Supportvereinbarungen, zu deren Einhaltung Microsoft vertraglich verpflichtet ist. Aber selbst diese werden bis Ende 2023 eingestellt.

Das war's. Es ist vorbei. Du musst nicht auf Edge umsteigen, aber du bleibst auf eigenes Risiko beim Internet Explorer.

Aber es waren nicht nur schlechte Zeiten

Xbox Live-Manager Marc Whitten stellt den Internet Explorer für Xbox während der Microsoft Xbox-Pressekonferenz auf der Electronic Entertainment Expo vor

(Image credit: Kevork Djansezian/Getty Images)

Der Internet Explorer verdiente den Ruf, den er wegen Sicherheitslücken hatte. Du konntest in den frühen 2000er Jahren auf eine URL in einem Something Awful-Forum klicken und deinen Computer komplett lahmlegen, oder noch schlimmer, von jemandem, der sich daran erfreute, die Computer der Welt brennen zu sehen.

Neben Adobe Flash gibt es nichts auf deinem Computer, das du mehr meiden solltest als den Internet Explorer. Er ging unnötig sorglos mit der Sicherheit um, etwas, worüber Internet-Sicherheitsexperten schon in die Redmonder Höhle schrien, bevor es Internet-Sicherheitsexperten überhaupt gab. 

Microsoft hätte es besser wissen müssen, aber sie haben einen Webbrowser auf den Markt gebracht, der es anderen ermöglicht, mit einem unbedachten Klick auf eine Webseite ein Programm auf deinem Computer zu installieren und auszuführen, und sie haben Hunderte von Millionen Menschen gezwungen, ihn zu benutzen. Es ist unbestreitbar, dass es ein grausames Programm war, und selbst Microsoft ist froh, es los zu sein.

Aber eine Zeit lang war der Internet Explorer das Einzige, was es wirklich gab, und für mich, ist er unbestreitbar ein Teil meiner Kindheit und Jugend und er führte mich in die Weiten des Internets, in eine neue Welt, die damals nicht begreifbar war und auch heute noch voller Mysterien steckt. Vergleichbar mit der aufregenden Zeit, als ich bei meinen Eltern auszog und zum Studieren vom Dorf in die Großstadt zog.

Es gab jede Menge Gefahren, denen ich begegnen konnte, und jede Menge Ärger, dem ich nur knapp entging oder in den ich sogar geriet, weil ich dumm war. Aber - und da sind wir uns wohl alle einig - es war auch die beste Zeit unseres Lebens, in der das Leben voller Möglichkeiten ist und wir uns für unsterblich hielten.

Der Internet Explorer war der Ort, an dem viele von uns zum ersten Mal herausfanden, dass wir alles, und ich meine wirklich alles, im Internet finden konnten. Von Ebaums World über Seiten zum Knacken von CD-Keys bis hin zur ganzen weiten Welt der Emulatoren. Sind Spiele-Emulatoren illegal? Das war uns verdammt noch mal egal. Das gesamte Internet stand mir in all seiner vollen, aber oft ekelhaften Pracht offen. 

Es gibt Dinge, die ich mit dem Internet Explorer gemacht habe und vor denen ich zurückschrecken würde, wenn ich sehen würde, dass jemand sie heute mit einem sicheren Browser wie Edge, Chrome oder Safari macht. Damals waren wir alle unschuldig im Internet unterwegs und der Internet Explorer wurde für eine Zeit entwickelt, in der das Internet noch eine wahre Spielwiese war. 

Diese Zeit ist vorbei, und der Internet Explorer muss es auch sein. Es war die digitale Version davon, mit meinen Freunden heimlich in Scheunen voller Stroh zu rauchen, mit unseren Simmen durch Wälder zu heizen oder uns auf umliegende Dorffeste zu schleichen, zu hoffen, dass uns niemand kennt und (minderjährig) Bier zu trinken. Ich bin dankbar, dass ich beide Erfahrungen sicher überstanden habe. Ich würde diese Dinge nie wieder tun, aber das heißt nicht, dass es nicht eine tolle Zeit war.

Aus vom Internet Explorer: Das sagt die TechRadar-Redaktion

Eine Internet Explorer-Seite, die unter Windows RT ausgeführt wird

(Image credit: Microsoft)

Jeder hier bei TechRadar hat eine Meinung zum Internet Explorer, egal ob es ihr erster Browser in den 1990er Jahren war oder der Browser, der ganze Familiencomputer in digitale Petrischalen für Malware verwandelte. Ich habe das Team gefragt, was sie davon halten, dass der Internet Explorer endlich in den Ruhestand geht, und das hat bei fast allen eine Menge Gefühle geweckt.

"Ich erinnere mich daran, wie ich Ende der 90er/Anfang der 2000er Jahre von meinem Vater einen Internet-Crashkurs bekam, und eines der ersten Dinge, die ich außerhalb seiner Anleitung tat, war die Suche nach Spielen", sagte Josephine Watson, stellvertretende Chefredakteurin von TechRadar Global. "Bejewelled, Neopets, Miniclip und Runescape wurden zu meinen besten Freunden, da ich keine echten Freunde hatte."

Doch so schön die Erinnerung auch war, es war nicht alles Neopets und Sonnenschein. "SO. VIELE. VIREN." fügte Watson hinzu. "Jede andere Seite lud irgendwie einen Trojaner auf meinen Computer. Oder ich tat es. Ich kann mich nicht erinnern."

"Ich kann mich nicht an allzu viele Probleme erinnern, aber als ich anfing, war das Internet gerade erst erfunden worden und die Möglichkeit, ein Bild oder eine MP3-Datei mit 4kb/s herunterzuladen, war für mich ein Traum", sagte mein Kollege und globaler Chefredakteur von TechRadar, Gareth Beavis.

"Ich habe immer noch eine große Sehnsucht nach den grauen Symbolen und dem blockigen Aktualisierungsknopf, obwohl ich mich beim Upgrade auf Firefox wie aus der Schule in eine rebellische Zone geschlichen habe", fügt Beavis hinzu.

Der Internet Explorer hat aber auch seine Verfechter, wie Désiré Athow, Chefredakteur von TechRadar Pro Global. 

"Er war der Kaninchenbau, der es mir ermöglichte, eine mir bis dahin unbekannte Welt zu erkunden, mehr über den 'Information Superhighway' zu erfahren und mit Freunden in Cybercafés abzuhängen, wo wir stundenweise Computer mieteten", sagte Athow.

"Die Schwächen des Internet Explorers sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein großartiges Sprungbrett für Neulinge im Internet war", fügte er hinzu. "Es ist eine Schande, dass Microsoft ihn nicht so angenommen hat, wie Google es mit Chrome getan hat."

"Ich war auf dem College, als die Universität von Illinois NCSA Mosaic herausbrachte. Das war eine enorme Abkehr von den Archie- und Veronica-Diensten, die in der Schulbibliothek zur Verfügung standen, und von der Fetch-App, die wir alle benutzt hatten, um Software aus dem Internet zu rauben", gesteht Jeremy Kaplan, Global Content Director bei TechRadar. "Dann kaufte meine Mutter einen neuen Computer und ich überzeugte sie davon, dass sie dieses neue Programm namens Netscape Navigator kaufen musste. Eine Boxversion für 49,99 Dollar ... das war damals die einzige Möglichkeit, ein so großes Programm zu bekommen." 

Als der Internet Explorer auf den Markt kam", so Kaplan, "schien er eine Art "Me-too-App" zu sein. Microsoft hat ihn immer weiter verfeinert und verbessert und hat seltsamerweise angefangen, 'Erweiterungen für das Internet' zu entwickeln, um sicherzustellen, dass die Leute ihren Browser benutzen." 

"Einerseits war es sinnvoll, diese App nur mit einem Computer anzubieten, schließlich mussten wir vorher Apps kaufen", fügte Kaplan hinzu. "Aber es fühlte sich seltsam an und spaltete den Markt wirklich. Nach den Gerichtsverfahren fühlte sich der IE immer noch ein bisschen verdorben an, ein bisschen wie ein Unternehmen, ein bisschen wie ich selbst. Er hatte kein Edge. Ich blieb bei Netscape, kaufte Chrome, als Google es herausbrachte, und blickte nie zurück."

Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Auch wenn du den Internet Explorer nicht vermissen wirst, hoffe ich, du hattest eben einen kleinen nostalgischen Moment der Erinnerung - und verdammt, ich glaube, wir werden alt.

Franziska Schaub
Chefredakteurin

Hallöchen, ich bin Franzi.

Als Chefredakteurin bei TechRadar Deutschland bin ich unter anderem verantwortlich für die Bereiche Smartphones, Tablets und Fitness.

Wenn ich nicht gerade nach neuesten News für euch das Internet durchforste oder frisch gelaunchte Geräte teste, backe ich, tauche ein in die Welt von Azeroth, schmökere in Romanen auf meinem Kindle Paperwhite oder sitze mit einer Tasse Tee gemütlich auf dem Sofa, ganz im Sinne von Netflix & Chill. Dazu eine schlafende Katze auf dem Schoß und ich bin glücklich.

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