Final Fantasy XVI Preview: Ernst, düster und erwachsen
So dark wurde es selten
Es ist eine Sache, in Trailern zu sehen, dass das nächste Final Fantasy in einer gnadenlosen, fast schon Dark-Fantasy-artigen Welt voller politischer Intrigen stattfindet. Es ist aber eine ganz andere Sache, es selbst zu spielen und sich darüber zu freuen, bereits in den ersten Minuten des spielbaren Abschnitts Blut zu sehen. Blut! In einem Final Fantasy! Doch meine Euphorie über das neue Setting in allen Ehren – wovon rede ich überhaupt?
Zusammen mit einigen anderen Branchenvertretern hatte ich die Möglichkeit, bei einem Preview-Event einen ca. drei Stunden langen Abschnitt von Final Fantasy XVI zu spielen. Und obwohl es sich dabei um speziell für die Presse vorbereitetes Material handelte, das sich durchaus noch vom finalen Spiel unterscheiden kann, wirkte hier alles wirklich gut gepolished. In der gesamten Spielzeit ist mir lediglich ein abgehackter Tonschnipsel untergekommen, ansonsten lief auf technischer Seite alles einwandfrei. Die Ladezeiten waren flott, das Gameplay ruckelfrei und sogar die deutsche Synchro hat mich durchweg überzeugt.
Normalerweise bevorzuge ich bei Spielen die englische Sprachausgabe. Meist, weil gerade Reihen, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben, erst spät ins Deutsche übersetzt wurden und ich mich schlichtweg an die englischen Sprecher gewöhnt habe. Resident Evil ist etwa so ein Fall. Da mich bei FFXVI aber schon die deutschen Trailer neugierig gemacht haben, wollte ich dem Ganzen diesmal eine Chance geben.
Und bei Sprechern wie Torsten Michaelis, den die meisten als die deutsche Stimme von Sean Bean a. k. a. Boromir oder Ned Stark kennen dürften, konnte mich die Synchro sehr schnell gewinnen. Selbst die Nebenfiguren waren liebevoll vertont und lediglich einige erzwungene Lacher sowie der weinerliche kleine Bruder von Protagonist Clive Rosfield fielen ein wenig aus der Reihe. Doch insbesondere der – immerhin hörst du seine Stimme das gesamte Spiel über – hat mir sehr gut gefallen. Vincent Fallow verleiht der Hauptfigur etwas ernstes und tragisches und fügt sich damit wunderbar in diese geerdete Version von Final Fantasy ein. Ganz zu schweigen davon, dass er bei dem Event anwesend war und ich die Gelegenheit hatte, kurz mit ihm zu sprechen.
Wovon hingegen schon seit einer Weile mehr bekannt war, ist das noch actionreichere Kampfsystem. Nachdem sich Final Fantasy VII Remake schon beinahe gänzlich von den altbewährten rundenbasierten Kämpfen verabschiedet hat, setzt Teil 16 noch eine Schippe drauf und entfernt den ATB-Balken komplett. In Echtzeit saust du über das Schlachtfeld, verkettest normale und magische Angriffe sowie diverse besonders starke Zauber, die allerdings einer Abklingzeit unterliegen. Zusammen mit gut getimeten Ausweichmanövern und der Möglichkeit, gegnerische Angriffe mit einer gezielten Attacke zu parieren, entsteht dabei schnell ein richtig schöner Flow. Da Clive sich mit genug Tränken zudem jederzeit ohne eine zeitfressende Animation heilen kann, hatte ich selbst bei größeren Gegnern nie wirklich Probleme.
Solltest du mit fast schon Hack-and-Slay-artigen Systemen hingegen noch nicht allzu geübt sein, ist das aber auch kein Weltuntergang. So gibt es auch optionale unterstützende Items, die dich etwa automatisch heilen und dir so erlauben, die fulminant inszenierten Schlachten trotzdem zu genießen. Insbesondere die Auftritte der Esper waren wirklich beeindruckend anzusehen, wobei Final Fantasy mit der Inszenierung ja noch nie Probleme hatte.
Allerdings muss ich auch einräumen, dass einige Kämpfe, gerade zu Anfang, schnell zu reinem Button Mashing verkommen können. Zwar gewinnt das Kampfsystem mehr Varianz und Komplexität hinzu, je mehr magische Angriffe du erhältst. Dann wird bei der Standard-Tastenbelegung aber der Wechsel zwischen dem Button, um Gegner anzuvisieren, und dem, um zur Magie umzuschalten, etwas fummelig. Sofern ich das nicht entsprechend umstellen können werde, muss ich wohl oder über auf den Auto-Lock-On verzichten. Insgesamt hat mir das Kampfsystem aber eine Menge Spaß gemacht und die Zeit verging wie im Flug.
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Das war aber genauso der spannend erzählten Geschichte zu verdanken. Neben der Erbarmungslosigkeit, war ich auch überrascht eine kurze Andeutung von… sagen wir „Intimität“ zu sehen. Explizit wurde es nicht – das hatte ich auch nicht erwartet –, aber es zeugt zumindest davon, dass Final Fantasy etwas erwachsener geworden sein könnte. Abgerundet wurde diese gesamte, stark an Game of Thrones erinnernde Erfahrung von der einen oder anderen Wendung und einigen sehr interessanten Charakteren. Dabei wird das Rad zwar nie neu erfunden, aber natürlich habe ich nur einen vergleichsweise kurzen Eindruck eines Spiels bekommen, das mich in seiner Gänze vermutlich wieder etliche Stunden unterhalten wird.
Dazu tragen auch die etwas offeneren Gebiete bei, die es im Verlauf der Story immer wieder zu erkunden gibt. Eines dieser sogenannten Open-Fields durfte ich mir bereits anschauen und obwohl dieser Abschnitt eher kurz war, habe ich zumindest einen Eindruck der Welt, der wirklich toll designten Monster und auch einer kleinen Nebenquest erhalten.
Du merkst schon, ich hatte sehr viel Spaß mit FFXVI. Die Stimmung ist ernst, die Charaktere nachvollziehbar und toll modelliert, technisch hatte ich nichts zu bemängeln und das Kampfsystem flutscht – sofern du dich darauf einlassen kannst. Es ist wirklich beeindruckend, wie fertig das Spiel bereits wirkte, obwohl sich in den Wochen bis zum Release natürlich noch manches ändern kann.
Mit dem originalen Final Fantasy hat das hier natürlich nahezu nichts mehr zu tun, aber ich finde es okay, dass die Serie sich weiterentwickelt. Ich persönlich freue mich darauf, im Juni dann noch tiefer in diese spannende Welt einzutauchen. Und da Ende des Jahres auch schon der Nachfolger des Final Fantasy VII Remakes erscheinen soll, dürfte dieses Jahr genug hochkarätiger Action-RPG-Nachschub kommen.
Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden.
Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de