Bereits in unserem Artikel der "Januar-Highlights bei Amazon Prime (Öffnet sich in einem neuen Tab)" habe ich angekündigt, dass ich The Legend of Vox Machina endlich nachholen möchte. Dementsprechend habe ich mich vergangenes Wochenende hingesetzt und beide Staffeln - mit einer kurzen Unterbrechung, man möge mir vergeben - durchgebinged. Und was soll ich sagen... bereits in der ersten Episode habe ich mich Hals über Kopf in die Serie und ihre verschrobenen Figuren verliebt.
Obwohl ich bereits selbst seit einigen Jahren verschiedene Pen-&-Paper-Versionen spiele, darunter natürlich auch den Klassiker Dungeons & Dragons (DnD), bin ich erst über Umwege an die Animationsserie auf Amazon geraten.
Um kurz auch die abzuholen, die mit DnD gar nichts anfangen können: Es handelt sich um Rollenspiele, bei denen die Teilnehmer unter der Leitung eines Dungeonmasters (DM) Abenteuer erleben. Ihre Konflikte versuchen sie zu lösen, indem sie auf die Fähigkeitenwerte ihres Charakters würfeln, wozu etwa Stärke, Wissen oder Charisma zählen.
The Legend of Vox Machina basiert nun auf Kampagne 1 von Critical Role (Öffnet sich in einem neuen Tab), der wohl bekanntesten Dungeons & Dragons-Webserie der Welt, und bekam nach einer unglaublich erfolgreichen Kickstarter-Kampagne (Öffnet sich in einem neuen Tab) im Jahr 2019, bei der über 11 Millionen US-Dollar gesammelt wurden, mittlerweile ihre zweite Staffel auf Amazon Prime Video. So besteht die Serie zur Zeit aus 24 Folgen mit jeweils etwa 30 Minuten Laufzeit, weswegen sie sich perfekt sowohl zum Durchbingen als auch zum wöchentlichen/täglichen Schauen eignet. Für noch etwas mehr Hintergrundinfos kannst du dir diesen wunderbaren Blog-Beitrag (Öffnet sich in einem neuen Tab) anschauen.
Wie man sich vermutlich denken kann, lebt ein Spiel, bei dem auf visueller Ebene vergleichsweise wenig passiert, vor allem von der Teilnehmerrunde. Aus diesem Grund hat der Host und DM, Matthew Mercer (Stimme von Chrom oder Leon S. Kennedy), eine Reihe amerikanischer Synchronsprecher um sich geschart, die den auf den ersten Blick stereotypischen Figuren Persönlichkeit und Leben einhauchen.
The Legend of Vox Machina
Die Welt
Obwohl sich die Handlung rund um die Söldnertruppe namens Vox Machina in der Welt von Dungeons & Dragons abspielt, muss man nichts von dessen Geschichte oder Lore wissen, um die Serie zu verstehen. Woran das liegt, das hat bereits die hervorragende Serie Arcane (Öffnet sich in einem neuen Tab) gezeigt. Die basiert auf League of Legends, schafft es aber durch ihre vielschichtig geschriebenen, nachvollziehbaren Charaktere perfekt sowohl Fans als auch Neulinge in die wendungsreiche Handlung zu ziehen. Nicht umsonst wurde Arcane bei den Game Awards 2022 (Öffnet sich in einem neuen Tab) als beste Adaption ausgezeichnet.
Gerade im direkten Vergleich kommen die Figuren aus The Legend of Vox Machina da deutlich klischeebehafteter herüber. Es gibt den großen Dummen, den charismatisch Aufreißer, das naive naturverbundene Mädchen, den cleveren, aber körperlich unterlegenen Tüftler, und so weiter.
Allerdings schafft die Serie trotz dieser anfänglichen Stereotypen einen meisterhaften Einstieg in die Welt, indem von der ersten Szene an nahezu alles gezeigt wird, womit man als Zuschauer rechnen kann: Jede Menge erwachsener Humor, Kämpfe, Blut und Anzüglichkeiten, eingebettet in einem erbarmungslosen Fantasy-Universum, das absolut keine Gefangenen macht. Natürlich kann man dem keine Auszeichnung für seine Originalität verleihen, allerdings muss auch nicht jedes Mal das Rad neu erfunden werden und für mich als großen Fantasy-Nerd, war das hier ein wahrgewordener Traum. Man könnte sagen, The Legend of Vox Machina ist die Serie, die ich mir von Netflix (Öffnet sich in einem neuen Tab)' The Witcher (Öffnet sich in einem neuen Tab) gewünscht hätte.
Um wen und was geht es überhaupt?
Besagte Söldnertruppe besteht aus den Zwillingen Vex'ahlia (Laura Bailey (Öffnet sich in einem neuen Tab)) und Vax'ildan (Liam O'Brien (Öffnet sich in einem neuen Tab)) sowie deren Bären Trinket, dem Matthew Mercer (Öffnet sich in einem neuen Tab) seine "Stimme" verleiht, dem Gunslinger Percy (Taliesin Jaffe (Öffnet sich in einem neuen Tab)), der Klerikerin Pike (Ashley Johnson (Öffnet sich in einem neuen Tab)), dem Barbaren Grog (Travis Willingham (Öffnet sich in einem neuen Tab)), der Druidin Keyleth (Marisha Ray (Öffnet sich in einem neuen Tab)) und - der mit Abstand beste Charakter der Gruppe - dem Gnom-Barden Scanlan (Sam Riegel (Öffnet sich in einem neuen Tab)), dessen Libido und Charisma genau umgekehrt proportional zu seiner Körpergröße sind.
Den kompletten Haupt-Cast (Öffnet sich in einem neuen Tab) und die Figuren zu charakterisieren würde vermutlich zu lange dauern, doch sie alle sind als Synchronsprecher zahlreicher Videospiele bekannt. So liehen Bailey und Johnson etwa den The Last of Us (Öffnet sich in einem neuen Tab)-Figuren Abbey und Ellie ihre Stimmen. Von den unvergesslichen Nebenfiguren habe ich noch gar nicht angefangen, aber das würde den Rahmen erste Recht sprengen.
Allerdings lässt sich insgesamt über die Hauptfiguren sagen, dass sie zwar als Stereotype beginnen, diese Laster aber im Laufe der ersten beiden Staffeln immer weiter ablegen. Zwei kurz angerissene Beispiele: Die Klerikerin bekommt etwa eine Art Glaubenskrise und der Babar muss sich irgendwann fragen, was er außer Muskeln eigentlich noch zu bieten hat.
Auch diese Arcs bekommen vielleicht keinen Originalitäts-Oscar, doch das müssen sie auch nicht. Indem die Figuren nach und nach mehr Hintergrund bekommen und zugleich von solch hervorragenden Sprechern verkörpert werden, wachsen sie einem immer mehr ans Herz. Mir haben es besonders Grog und Scanlan angetan - ich meine, komm schon, der Barde will ein Schloss knacken, indem er es mit einem magischen Lied auffordert, ihre "Backdoor" zu öffnen.
Die noch recht neue zweite Staffel hatte meiner Ansicht nach sogar noch weit mehr erinnerungswürdige Szenen als die bereits unglaublich gute erste. Der zugehörige Trailer transportiert den Humor der Serie sehr gut, wer sich allerdings nichts über Staffel 1 spoilern lassen möchte, sollte sich diese natürlich zuerst anschauen.
Kommende Staffeln und Spin-Offs
Wenn du dem ganzen erstmal noch skeptisch gegenüberstehst, kannst du dir bedenkenlos die erste Folge anschauen und anhand dessen einen guten Eindruck erhalten, ob The Legend of Vox Machina etwas für dich ist. Insgesamt wurde die Serie aber so gut aufgenommen, dass nicht nur bereits eine dritte Staffel bestätigt (Öffnet sich in einem neuen Tab) wurde, sondern mittlerweile auch diverse Spin-Offs im Raum stehen, die auf den anderen Kampagnen und Handlungssträngen von Critical Role basieren. Mangel an adaptierbaren D&D-Abenteuern gibt es also auf keinen Fall.
Kampagne 2: The Mighty Nein endete im Juni 2021 und hat vor wenigen Wochen einen kleinen Ankündigungs-Teaser (Öffnet sich in einem neuen Tab) von Prime Video (Öffnet sich in einem neuen Tab) erhalten. Ein Release ist zwar noch nicht bekannt, aber da dieselben Köpfe dahinter zu stecken scheinen, blicke ich auch diesem Spin-Off hoffnungsvoll entgegen.
Mich hat The Legend of Vox Machina von Folge 1 an in ihren Bann gezogen und das nicht nur aufgrund des düsteren, erwachsenen Fantasy-Settings, sondern vor allem wegen ihrer sympathischen Figuren. Dadurch kann ich die Serie wirklich jedem empfehlen, der etwas für einen der genannten Punkte übrig hat. Wann und in welcher Form auch immer noch mehr aus dem Universum kommt, zählt es definitiv zu den Dingen, auf die ich mich zusammen mit einigen heiß erwarteten Filmen (Öffnet sich in einem neuen Tab) und Games (Öffnet sich in einem neuen Tab) am meisten freue.