Nvidia GeForce RTX 3080 Testbericht

Mit der Nvidia GeForce RTX 3080 erreicht 4K-Gaming offiziell den Mainstream

Nvidia GeForce RTX 3080
Best in Class
(Image: © Future)

TechRadar Fazit

Die Nvidia GeForce RTX 3080 ist ein absolutes Kraftpaket von einer Grafikkarte und bringt einen der größten Performance-Sprünge in der GPU-Geschichte. Jeder, der an 4K-Gaming interessiert ist, sollte auf diese Grafikkarte achten – selbst wenn die Vorteile bei geringeren Auflösungen weniger auffällig sind.

Pro

  • +

    Hervorragende 4K-Gaming-Performance

  • +

    Niedrige Temperaturen

  • +

    Viele nützliche Nicht-Gaming-Funktionen

  • +

    Preis gegenüber RTX 2080 nicht gestiegen

Kontra

  • -

    Immer noch ziemlich teuer

  • -

    Dongle ist ein bisschen nervig

  • -

    Founders Edition ohne USB-C

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Die Nvidia GeForce RTX 3080 ist der Nachfolger von Nvidias kontroversen Turing-Reihe und bringt verbesserte Performance, ohne den Preis zu erhöhen.

Als die RTX 2080* und die RTX 2080 Ti* veröffentlicht wurden, hat Nvidia für viel Aufregung gesorgt, weil es einen höheren Preis für die beiden Karten verlang hatte – von € 699,- auf € 1.199,- im Fall der GTX 1080 Ti zur RTX 2080 Ti. Das ließ viele glauben, dass das diesmal wieder passieren würde.

Stattdessen bekommen wir mit der Nvidia GeForce RTX 3080 eine Verbesserung von 50 bis 80 % gegenüber der RTX 2080 für denselben Preis und sogar von 20 bis 30 % gegenüber der RTX 2080 Ti, die zum Verkaufsstart fast doppelt so viel gekostet hat.

Während wir uns gefreut hätten, wenn die Preise aufs Niveau der 1000er Pascal-Reihe gefallen wären, können wir jetzt bestätigen, dass es sich hierbei tatsächlich um den größten Generationssprung bei PC-Grafik handelt, den wir seit Jahren gesehen haben – vielleicht sogar überhaupt.

(Image credit: Future)

Preis und Verfügbarkeit

Die Nvidia GeForce RTX 3080 ist ab dem 17. September verfügbar und beginnt bei € 699,- für die Founders Edition. Wie bei jeder großen GPU-Veröffentlichung wird es aber auch viele Grafikkarten von Drittanbietern wie MSI, Asus und Zotac geben.

Man sollte jedoch beachten, dass einige dieser Drittanbieter-Karten teurer als die Founders Edition sein könnten, abhängig von exotischen Kühlsystemen oder Übertaktungen ab Werk. Aber jede RTX 3080 sollte mehr oder weniger dieselbe Performance von Nvidias eigener Karte haben.

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Funktionen und Chipsatz

Die Nvidia GeForce RTX 3080 basiert auf der neuen Nvidia Ampere* Grafik-Architektur, die große Verbesserungen sowohl bei Leistung als auch bei Energieeffizienz mit sich bringt. Die Tatsache, dass Nvidia die Leistung gegenüber der RTX 2080 und gleichzeitig die Energieeffizienz so sehr verbessert hat, bedeutet, dass Gesamtperformance jeder Nvidia Turing-Grafikkarte weit überlegen ist.

Einige offensichtliche Verbesserungen betreffen die RT und Tensor-Kerne – zweite und dritte Generation jeweils – aber die größte Verbesserung liegt in der Rasterization Engine.

Durch clevere Optimierung hat es Nvidia geschafft, die Anzahl der CUDA-Kerne in jedem Streaming-Multiprozessor (SM) zu  verdoppeln, indem es beide Datenpfade auf jedem SM Floating Point 32 (FP32) Operationen verarbeiten lässt – eine gewaltige Verbesserung gegenüber Turing, wo ein Datenpfad nur für Integer-Operationen zuständig war. Das verdoppelt effektiv den rohen FP32-Durchsatz pro Kern, auch wenn sich das nicht eins zu eins auf doppelte Bildrate in PC-Spielen übertragen lässt – zumindest nicht bei vielen.

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Das bedeutet, dass die Nvidia GeForce RTX 3080 zwar nur 46 % mehr SMs besitzt als die RTX 2080 mit 68, die Anzahl der CUDA-Kerne von 2.944 auf 8.704 aber mehr als verdoppelt. Daraus ergibt sich theoretisch der dreifache FP32-Durchsatz, von 1ß TFLOPs auf 29,7 – ein absolut gewaltiger Sprung von einer Generation auf die nächste.

Wenn man die erhöhte Anzahl an CUDA-Kernen mit größerem Cache, größeren Texture Units und größerer Speicherbandbreite kombiniert – dank Upgrade auf schnelleren GDDR6X-Speicher auf einem 320-Bit-Bus – erlebt Gaming-Performance einen der größten Sprünge seit Jahren, selbst wenn es hinter der „doppelten Performance“ zurückfällt, die sich viele erhofft hatten. Dazu aber später mehr.

Nvidia RT-Kerne sind auch wieder zurück – daher die RTX-Bezeichnung – und auch hier gibt es riesige Verbesserungen. Nvidia Ampere-Grafikkarten, einschließlich der RTX 3080, besitzen RT-Kerne der zweiten Generation, die ähnlich funktionieren wie die der ersten Generation, aber doppelt so effizient sind.

Beim Raytracing wirft der SM einen Lichtstrahl in der Szene, die gerendert wird, und da übernimmt der RT-Kern, stellt alle Berechnungen über die Reflexionen des Lichtstrahls auf und schickt diese Informationen zurück an den SM. Das bedeutet, dass der SM in Ruhe den Rest der Szene rendern kann. Wir sind aber nach wie vor nicht an dem Punkt angekommen, wo Raytracing nicht zu Performance-Einbußen führt. Eines Tages vielleicht.

Tensor-Kerne sind jetzt auch doppelt so leistungsfähig, weshalb Nvidia in jedem SM nur vier statt acht verbaut hat, wie es bei einem Turing-SM noch der Fall war. Dadurch, dass es generell mehr SMs gibt, steigt die DLSS-Performance ebenfalls immens.

(Image credit: Future)

Bei dieser Generation von Grafikkarten geht es allerdings nicht nur um Gaming, denn Nvidia hat auch ein paar Features in Petto, die das Leben aller einfacher machen, die eine RTX-Karte besitzen.

Zum Beispiel sind wir bereits große Fans von RTX Voice und Nvidia hat die Funktion endlich aus der Beta in eine umfangreiche Streaming-App gebracht. Während RTX Voice Hintergrundgeräusche aus deinem Mikrofon herausfiltert, kann Broadcaster Hintergründe herausfiltern oder auch nur verschwimmen lassen.

Der Videoabschnitt ist immer noch in der Beta und wir sind tatsächlich auch auf ein paar Glitches gestoßen, aber sie ist bereits jetzt wesentlich besser als jede andere Lösung, mit der man den Hintergrund ohne Greenscreen ersetzen kann.

Eins der Features, auf das wir am meisten gewartet haben, ist allerdings Nvidia RTX I/O, eine API, die mit Microsofts DirectStorage API arbeitet und Daten direkt von deiner SSD zur Grafikkarte überträgt. Bei Next-Gen-Spielen dürfte das nicht nur die Ladezeiten drastisch reduzieren, sondern auch die revolutionäre I/O-Performance der PS5 und Xbox Series X „kopieren“.

Leider muss diese Technologie von Entwicklern in ihre Spiele eingebaut werden, weshalb wir nicht testen konnten, welchen Unterschied es in Wirklichkeit ausmacht. Allerdings werden wir sie im Auge behalten und testen, sobald sie weitläufig implementiert wurde. Und da Konsolen eine ähnliche Technologie verwenden werden, gehen wir davon aus, dass es schneller ankommt als Raytracing.

Was die eigentliche Founders Edition der Grafikkarte angeht, so setzt Nvidia auf ein völlig neues Lüfterdesign, das praktischer ist als jedes Referenzdesign, das es je entworfen hat. Das Unternehmen verwendet eine kürzere, mehrschichtige Leiterplatte, damit der Kühlkörper das komplette untere Ende einnehmen kann. Dadurch konnte Nvidia einen Lüfter auf der Rückseite einbauen, der kalte Luft in den Kühlkörper saugt und am anderen Ende des Gehäuses wieder ausbläst.

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Wir hatten etwas Angst, dass dieses Lüfterdesign die CPU- und RAM-Temperaturen beeinflussen könnte, weil es warme Luft direkt über diese Komponenten bläst, aber selbst in unserem Persönlichen Tower mit einem Noctua NH-12UA als Kühler auf einem AMD Ryzen 9 3900X haben wir keinen Performance-Unterschied feststellen können. Wahrscheinlich hilft es, dass die meisten PC-Spiele GPU und CPU nicht beide extrem belasten – zumindest noch nicht.

Was den Stromanschluss angeht, so ist der 12-polige Stromstecker definitiv vorhanden und wir sind ihm gegenüber gespaltener Meinung. Es ist offensichtlich, dass dieser kleinere Anschluss benötigt wird, damit der neue Lüfter arbeiten kann. Wir hätten uns nur gewünscht, dass der Adapter von 2 x 8-polig PCIe auf 12-polig, den Nvidia beilegt, etwas länger wäre. So wie er ist, ist es etwas schwierig, ihn aus dem Weg zu biegen, damit er nicht sofort sichtbar ist, aber wenigstens werden ihn die Karten von Drittanbietern nicht sofort benutzen. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass Nvidia das Design des 12-poligen Stromanschlusses jedem Hersteller zur Verfügung stellt – selbst AMD – wenn er ihn verwenden will.

Die Founders Edition besitzt als Ausgänge drei DisplayPorts und einen HDMI 2.1*, was in Ordnung ist. Allerdings finden wir es schade, dass Nvidia keinen USB-C-Anschluss verbaut hat, weil Creatives diese leistungsvolle Karte nach wie vor verwenden werden wollen und viele Profi-Monitore tatsächlich USB-C-Monitore* sind.

Trotz unserer kleinen Problemchen mit der Founders Edition – und obwohl wir sie hässlich fanden, als sie vorgestellt wurde – ist sie in Wirklichkeit ziemlich attraktiv.  Komplett schwarz mit silbernen Akzenten sieht die RTX 3080 aus wie Profi-Hardware. Die einzige Beleuchtung ist das „GeForce RTX“-Logo an der Site in Weiß, was vielen RGB-Gegnern gefallen dürfte. Außerdem können sich Spieler eine der Drittanbieter-Karten kaufen, wenn sie die volle RGB-Dröhnung wollen.

Performance

Testkonfiguration

Das System, das wir benutzt haben, um die Nvidia GeForce RTX 3080 Founders Edition zu testen:

CPU: AMD Ryzen 9 3950X (16 Kerne, bis zu 4,7 GHz)
CPU-Kühler: Cooler Master Masterliquid 360P Silver Edition
RAM: 64 GB Corsair Dominator Platinum @ 3.600 MHz
Mainboard: X570 Aorus Master
SSD: ADATA XPG SX8200 Pro @ 1 TB
Netzteil: Phanteks RevoltX 1200
Case: Praxis Wetbench

Allein von Nvidias (übertriebenem) Marketing sind wir davon ausgegangen, dass die RTX 3080 eine schnelle Grafikkarte werden würde, aber „schnell“ ist eine Untertreibung. Von dem Moment an, als wir sie aus der Verpackung geholt haben, hat sie in unserem eigenen PC gesteckt und alles von Final Fantasy XIV bis Control gepackt und ist nur aus dem persönlichen Tower herausgekommen, um in den Test-PC gesteckt zu werden.

Vor der 3080 haben wir die Nvidia GeForce RTX 2080 Ti in dem PC benutzt und der Unterschied war bereits bemerkbar, noch bevor wir die Performance nennenswert messen konnten. Bei einem der Spiele, die wir am häufigsten spielen, Final Fantasy XIV, brach die RTX 2080 Ti bei 4K besonders seit der letzten Erweiterung unter 60 FPS ein. Mit der RTX 3080 passiert das nicht. Damit läuft das Spiel auf höchsten Grafikeinstellungen irgendwo zwischen 75 und 100 FPS – ein gewaltiger Sprung für nur den halben Preis.

Das ging immer so weiter, egal bei welchem Spiel. Metro Exodus auf höchsten Einstellungen mit Raytracing und DLSS? Flüssig in 4K bei gesperrten 60 FPS. Control mit unzähligen Raytracing-Effekten? Butterweich. Selbst final Fantasy XV mit den ganzen seltsamen optionalen Grafikeffekten läuft bei 4K mit runden 60 FPS. 4K60-Gaming ist im Mainstream angekommen – auch wenn wir „Mainstream“ etwas strecken.

Während die Hitzewerte in unseren Tests nicht besonders aufregend sind, weil sie bei offenem Gehäuse stattgefunden haben, pendelten sich die Temperaturen in unserem persönlichen, geschlossenen Tower bei 60° C ein – weit unter den Temperaturen im 80er-Bereich der RTX 2080 Ti Founders Edition.

Beim Blick auf die eigentlichen Benchmark-Ergebnisse wird eindeutig, dass die Nvidia GeForce RTX in einer anderen Liga spielt und selbst weit über der RTX 2080 Ti steht. In 3DMark Time Spy Extreme ist die RTX 3080 ganze 63 % schneller als die RTX 2080 und 26 % schneller als die 2080 Ti – ein riesiger Sprung, wenn man bedenkt, dass die RTX 2080 nur 40 % schneller war als die GTX 1080, als wir sie 2018 getestet haben.

Doch Time Spy Extreme ist nicht einmal das beste Szenario für die Power der RTX 3080. In Red Dead Redemption 2, wo wir alle Grafikeinstellungen außer MSAA – Multi-Sample Anti Aliasing ist extrem anspruchsvoll und es nicht wert – auf Maximum hatten, konnten wir eine Steigerung von wahnsinnigen 87 % im Gegensatz zur vorigen Generation beobachten.

Das kommt zwar nicht ganz an die doppelte Performance heran, die bei der RTX 3080-Vorstellung versprochen wurde, ist aber näher, als wir gedachte hätten. Die RTX 3080 ist insgesamt zwischen 50 und 80 % schneller als die RTX 2080 und fällt nur in Fire Strike Ultra etwas darunter, wo sie nur eine Führung von 29 % erreicht – was aber dennoch ein ordentlicher Vorsprung ist.

Der große Performance-Unterschied ist jedoch nur in 4K bemerkbar, wenn die Grafikkarten nicht von anderen Flaschenhälsen betroffen sind. Bei vielen Titeln hat selbst das Setup aus einem AMD Ryzen 9 3950X und 64 GB RAM bei 3.900 MHz die RTX 3080 eingeschränkt. Das ist auch der Grund, warum die RTX 2080 Ti und RTX 3080 bei Metro Exodus in 1080p praktisch gleichauf sind und bei 4K ein Vorteil von 19 % entsteht.

Daher können wir die Nvidia GeForce nur empfehlen, wenn du auch in 4K spielen willst, oder vielleicht in 3.400 x 1440 ultrawide. Bei geringeren Auflösungen wird der Performance-Unterschied einfach nicht auffallen, sodass du mit der GeForce RTX 3070 besser bedient wärst.

Im oberen Bereich wird dank der Nvidia GeForce RTX 3080 der Vorsprung gegenüber AMD immer größer und ist in vielen Tests bereits doppelt so groß im Vergleich zu AMDs leistungsfähigster Verbraucher-Grafikkarte, der Radeon RX 5700 XT. AMD Big Navi muss viel an den Tisch bringen, um die 4K-Krone abzustauben, die sich die RTX 3080 gerade geholt hat.

(Image credit: Future)

Kauf’ sie, wenn...

Du die beste 4K-Performance suchst
4K-Gaming ist ziemlich anspruchsvoll, aber die RTX 3080 ist die beste Grafikkarte dafür. Damit läuft jedes Spiel der Welt bei höchsten Grafikeinstellungen mit 60 FPS (oder nur knapp darunter).

Du Performance für die neue Spielegeneration willst
Mit der nächsten Spielegeneration am Horizont werden die Systemanforderungen in die Höhe schießen. Die RTX 3080 ist wesentlich leistungsfähiger (zumindest auf dem Papier) als die GPUs in der PS5 oder der Xbox Series X.

Du eine ältere Grafikkarte hast
Weil der Sprung von Nvidia Pascal- zu Nvidia Turing-Grafikkarten recht klein war, behielten viele ihre 1000er-Karten. Wenn du eine dieser älteren Grafikkarten besitzt, wird der Sprung auf die RTX 3080 allerdings gewaltig sein.

(Image credit: Future)

Kauf’ sie nicht, wenn...

Du Spiele bei geringerer Auflösung spielst
Die Nvidia GeForce RTX 3080 ist eine 4K-Grafikkarte und als solche solltest du sie nicht kaufen, wenn du bei geringerer Auflösung spielst, weil selbst die leistungsfähigste CPU auf dem Markt irgendwann zum Flaschenhals wird.

Du knapp bei Kasse bist
Als Nvidia Turing auf den Markt gekommen ist, zog Nvidia den Preis gegenüber der GTX 1080 stark an. Zwar hat ihn Nvidia diesmal nicht angehoben, so fiel er leider auch nicht aufs Pascal-Niveau. Wenn du die RTX 3080 willst, musst du auch den entsprechenden Preis dafür zahlen – auch wenn es sich lohnt.

Redakteur – Gaming, Computing

Eugen Wegmann ist Online-Redakteur für PurpleClouds Deutschland GmbH / TechRadar Region DACH und zuständig für Gaming und Computer-Hardware.

E-Mail: ewegmann[at]purpleclouds.de