Shadow Gambit: The Cursed Crew im Test: Stealth Strategy in Bestform

Zweifellos eines der besten Piratenspiele, von dem ich je gehört habe

Shadow Gambit: The Cursed Crew im Test: Stealth Strategy in Bestform
(Image: © Mimimi Games)

TechRadar Fazit

Mimimi Games haben bereits mit Shadow Tactics und Desperados 3 gezeigt, was sie in Sachen Stealth Strategy drauf haben. Und nun folgt Shadow Gambit: The Cursed Crew und führt diese Disziplinen nicht nur hervorragend fort, sondern kommt zusätzlich mit einer ganzen Menge frischer Ideen daher. Das Gameplay ist gewohnt fordernd und kann Neulinge daher leicht verschrecken. Wer sich aber darauf einlässt und mit dem Trial-and-Error-Prinzip anfreundet, wird mit einem fantastischen Strategiespiel belohnt, das mindestens 40 Stunden und länger hervorragend unterhält.

Pro

  • +

    Toll umgesetztes Piraten-Setting mit wendungsreicher Story

  • +

    Crewfähigkeiten fühlen sich alle sinnvoll an

  • +

    Unzählige frische Ideen, z. B. das Hug-Areal

  • +

    Sehr umfangreiches Gameplay

Kontra

  • -

    Etwas limitierte Präsentation, dafür läuft das Spiel aber auch auf schwächerer Hardware

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Review Informationen

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

Gespielte Zeit: 40 Stunden

Plattform: PC

An welche Spiele denkst du, wenn du den Begriff „Echtzeitstrategie“ hörst? Vermutlich kommen dir mitunter als erstes Warcraft 3, Age of Empires oder auch Total War in den Sinn. Und das ist die Sache mit Genres: Einerseits kann dir die Einordnung dabei helfen, zu entscheiden, ob ein Titel etwas für dich ist. Andererseits können dabei aber auch manche Perlen im umkämpfen Meer der 2023er Spiele-Releases untergehen, weil sie sich einfach nicht mit nur einem Wort beschreiben lassen.

In der Vergangenheit hatten sich Games-Magazine oft schwer damit getan, Spiele wie die des Münchner Studios Mimimi Games einem Genre zuzuordnen. Denn Shadow Tactics und Desperados 3 steuern sich zwar – ganz im Stile des 1998er Commandos - in Echtzeit und aus der Vogelperspektive, legen gleichzeitig aber einen großen Fokus auf die Helden-Fähigkeiten und insbesondere den Stealth-Aspekt. Also ist Mimimi Games den einzig logischen Schritt gegangen und hat einfach selbst eine Genre-Bezeichnung für ihre Werke erfunden: Stealth Strategy.

Den Hintergründen dieser Bezeichnung haben die Mimimis sogar einen ganzen Text auf ihrer Website gewidmet. Was ich hier aber zunächst einmal festhalten möchte, ist, dass sie ihrem eigenen Genre mit ihrem nächsten Spiel nicht nur treu geblieben sind, sondern für Shadow Gambit: The Cursed Crew gleich mit einer ganzen Schiffsladung neuer Ideen angerudert kamen.

Ninjas, Cowboys und Piraten

Wie der Name und meine alles andere als subtilen Anspielungen bereits vermuten lassen, übernimmst du nun nicht mehr die Kontrolle über Ninjas oder Cowboys, sondern über eine Mannschaft verfluchter Piraten. Die segeln mit ihrem Geisterschiff, der Red Marley, durch die Lost Caribbean und geraten dabei immer wieder an die religiös-militante Inquisition. Und was wollen Piraten? Natürlich das One Piece… ähm, ich meine den Schatz des großen Black Eye Mordechai, der einst selbst Captain der eigenwilligen Red Marley war. Eigenwillig ist übrigens wörtlich gemeint, da das Schiff eine ganz eigene Persönlichkeit hat, um die sich auch die gesamte Handlung dreht.

Die mag zwar nicht unbedingt im Vordergrund stehen und ist durch die Vogelperspektive sowie die unbewegten Münder der Figuren auch ein wenig limitiert. Das wird meiner Ansicht nach aber durch mehrere Punkte mehr als wettgemacht: Zum einen wären da die hervorragenden englischen Sprecher. Durch Akzente und Sprechweisen verleihen die jedem Crewmitglied etwas völlig Einzigartiges. Die deutsche Synchro kann da leider absolut nicht mithalten. Gerade die verschiedenen Akzente, wie beispielsweise der des schottischen Schiffsbauers John Mercury, gehen hierbei gänzlich verloren.

Des Weiteren sind die Charaktermodelle der Crew so detailverliebt animiert, dass jedes einzelne davon eine ganz eigene Art zu gehen und sich zu bewegen hat. Und zu guter Letzt sind die Haupthandlung und vor allem die Nebengeschichten deiner Piraten wendungsreich, witzig und hin und wieder sogar recht emotional geschrieben. Denn fast jeder hier hat etwas in seiner Vergangenheit, womit er oder sie erst noch klarzukommen lernen muss. Manchmal ist es der Verlust einer geliebten Person, ein andermal das eigene schlechte Verhalten zu Lebzeiten. Ironischerweise bleiben dabei gerade Protagonistin Afia und Antagonistin Ignacia im Vergleich zum restlichen Ensemble eher blass.

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

Verfluchte Piraten haben's schwer

Wie gesagt, ist das aber überhaupt nicht schlimm. Denn das Wichtigste bei einem Stealth Strategy-Spiel ist ohnehin nicht die Story, sondern das verdammt fordernde Gameplay. Und hier kann ich schonmal sagen: Shadow Gambit ist da keine Ausnahme. Im Kern spielt sich das Piratenabenteuer nämlich genauso wie die anderen genannten Genre-Vertreter.

Das bedeutet du schleichst dich geduckt von Deckung zu Deckung, weichst den Sichtkegeln deiner Gegner aus und meuchelst dich möglichst ungesehen durch weitläufige Areale voller Inquisitoren. Dabei gilt es beispielsweise jemanden aus dem Gefängnis zu befreien, spezielle Ziele zu eliminieren oder Objekte zu beschaffen. Doch auch abseits der Missionsziele gibt es auf den wunderschönen und herrlich detailreichen Inseln eine Menge optionaler Geheimnisse zu entdecken und Herausforderungen zu lösen. Welche maximal drei deiner acht verfluchten Crewmitglieder du dabei mitnimmst, ist in den allermeisten Fällen dir überlassen.

Dass Mimimi Games diese Disziplinen meisterhaft beherrscht, haben sie bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Da man sich hier aber erstmals komplett auf magische statt realitätsnahe Skills verlässt, war ich skeptisch, ob meine Crew nicht viel zu overpowered sein würde, wie es etwa bei Voodoo-Lady Isabelle in Desperados 3 der Fall war. Daher habe ich als alter Genre-Veteran direkt die dritte von vier Schwierigkeitsstufen gewählt – die übrigens auch manuell anpassbar sind – und kam trotzdem erst sehr spät im Spiel ein wenig ins Schwitzen.

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

Stealth Strategy-Neulinge könnten hingegen aufgrund der zahlreichen Gegnertypen und Möglichkeiten im Vorgehen auch schnell überfordert sein. Hast du aber erst einmal die grundlegenden Mechaniken deiner Helden kennengelernt und verstanden, dass die Schnellspeichertaste dein bester Freund ist, macht das Herumprobieren mit verschiedenen Lösungsansätzen enorm viel Spaß. Trial-and-Error ist hier nämlich kein Zeichen von mangelndem Skill, sondern integraler Bestandteil des Spiels. Das zeigt sich allein schon dadurch, dass das Einfangen und Entfesseln von Erinnerungen, wie das Speichern und Neuladen in Shadow Gambit genannt wird, eine wichtige Rolle in der Handlung spielt.

Ein weiteres, nicht minder mächtiges Werkzeug ist der Schattenmodus. Damit lässt sich das Spielgeschehen anhalten und jeder weitere Schritt sorgfältig planen, um anschließend per Knopfdruck mehrere Aktionen gleichzeitig durchzuführen. Und wenn du den fünfzehnten Versuch startest, weil du immer irgendetwas übersehen hast, dann aber schließlich die Taste drückst und siehst, wie dein minutiös durchorchestrierter Plan aufgeht, dann war es die Sache jedes Mal wert.

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

Teil des Schiffs, Teil der Crew

Damit es aber so weit kommt, musst du dich natürlich zunächst mit deinen Helden vertraut machen. Mit Ausnahme von Afia schaltest du deine Crewmitglieder allerdings nicht wie üblich im Laufe der Geschichte automatisch frei, sondern musst sie nach und nach wiederbeleben. Ebenfalls neu ist nämlich, dass du die Missionen non-linear von der Red Marley aus in deiner eigenen Reihenfolge auswählen kannst. Das Geisterschiff ist also nicht nur Transportmittel, Gesprächspartner und Werkzeug zum Schnellspeichern, sondern fungiert zugleich auch als Hub zwischen den Missionen.

An deren Deck gammelt deine untote Crew zu Beginn der Story noch vor sich hin, bis du dir in Missionen schwarze Perlen und Seelenenergie verdient hast. Erst dann kannst du einen nach dem anderen ins Unleben zurückzuholen. In welcher Reihenfolge du das tust, ist dir überlassen, anhand einer kurzen Charakterinfo siehst du aber, welche Fähigkeiten er oder sie mitbringt. Zwar sind alle Helden sehr gut ausbalanciert und keiner ist besser oder schlechter als ein anderer – ich fand allerdings, dass sich Schiffärztin Suleidy mit ihrer Möglichkeit, eine eigene Deckungspflanze sprießen zu lassen, perfekt für den Einstieg eignet.

Jeder neu erweckte Freibeuter wird von der Marley aber ohnehin erst einmal aufs Trainingsdeck geschickt, wo du in kurzen Tutorial-Missionen die jeweiligen beiden Skills kennenlernst. „Beim Klabautermann, nur zwei Skills?“ höre ich dich schon fragen. Doch pack den Säbel wieder ein. Auch wenn du bei Shadow Tactics noch pro Charakter bis zu fünf Stück zur Verfügung hattest, reichen zwei, meiner Erfahrung nach, vollkommen aus. Denn zum einen lernst du deine Crew so viel schneller kennen und benutzt ihre Fähigkeiten auch – vor allem, weil du pro Mission wie gesagt meist nur drei Leute dabeihast. Und zum anderen fühlt sich dadurch jeder einzelne Skill wirklich relevant an.

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

Einige davon hast du vielleicht in ähnlicher Form schon in vorigen Spielen gesehen. Um Gegner anzulocken, kann der Assassine Toya etwa seine Vogelrufpfeife oder der Schatzsucher Quentin seinen goldenen Totenkopf verwenden. Dass er seine Opfer und somit alle Spuren anschließend mithilfe seiner Angel in der Schatzkiste auf seinem Rücken verschwinden lassen kann, ist da nur eine von vielen interessanten neuen Ideen. So kannst du damit auch mit Umgebungsobjekten, die Anschläge wie Unfälle aussehen lassen – etwa ein Kistenstapel, der mehrere Feinde unter sich begräbt –, oder sogar deinen Crewmitgliedern interagieren, um sie aus misslichen Lagen zu fischen.

Außerdem besitzt jeder Charakter einen speziellen Skill, der sich durch Erfahrungspunkte verbessern oder erst freischalten lässt. Die nötigen Punkte erhältst du durch den Abschluss von Missionen oder indem du immer wieder andere Gruppenkonstellationen verwendest. So motiviert dich Shadow Gambit ganz nebenbei dazu, deine gesamte Mannschaft durchzuprobieren.

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

Rohe Gewalt ist selten die Lösung

Trotz all der Skills wird Stealth hier aber deutlich größer geschrieben als noch in Desperados 3. Wo du dort durch Johns Doppelrevolver oder Hectors Flinte noch etliche Optionen zur rohen Gewalt hattest, verfügt deine verfluchte Crew jeweils neben ihren Skills nur über eine Pistole mit einem einzigen Schuss. Die lässt sich an in den Leveln platzierten Kisten zwar wieder auffüllen. Aufgrund der verursachten Lautstärke ist sie aber so gut wie nie die erste Wahl.

Erwischen dich nämlich die Wachen, schlagen sie schlimmstenfalls Alarm, und sofort wuseln noch eine ganze Menge mehr Inquisitoren über die Insel. Dann heißt es Kopf runter und abwarten bis sich der Trubel gelegt hat. Einen drohenden Alarm kannst du zwar unterbrechen, indem du die Glockenträger eliminierst – aber optimalerweise lässt du es überhaupt nicht so weit kommen.

Durch die verschiedenen Gegnertypen ist das aber, wie du dir denken kannst, leichter gesagt als getan. Das Standardfußvolk nennt sich Akolyth und lässt sich leicht in Fallen locken, während ein Commissarius höchstens bei einem Alarm seinen Posten verlässt. Besonders interessant werden die Auseinandersetzungen aber erst durch die weiteren Gegnertypen.

Zum einen wären da die Iudices, die Scharfschützen der Inquisition mit besonders weitem Sichtfeld. Sogenannte Geeinte treten dagegen stets paarweise auf und müssen gleichzeitig erledigt werden, da ihr übernatürliches Band ihren Kollegen sonst wiederbelebt. Und zu guter Letzt wären da noch die Prognostikare, die wegen ihrer Stärke ebenfalls nur zu zweit überwältigt werden können.

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

Nimm das Ruder in die Hand

Bei all diesen Hindernissen und Möglichkeiten sind präzise Steuerungseingaben natürlich enorm wichtig. Da liegt es nahe, dass das Stealth Strategy-Genre ursprünglich auf dem PC zuhause war. Mittlerweile sind Strategiespiele mit Gamepad jedoch kein Ding der Unmöglichkeit mehr, wie ich erst kürzlich anhand von The Valiant zeigen konnte.

So habe ich auch Shadow Gambit von Anfang an mit Controller gespielt und bin wirklich begeistert. Ich möchte jetzt gar keinen großen Vergleich zu Gaming-Maus und -Tastatur von der Reling brechen. Aber man kann sich wohl darauf einigen, dass es sich mit Gamepad deutlich entspannter zocken lässt. Sowohl Crew als auch Skills lassen sich mit den Schultertasten entweder schnell wechseln oder durch Halten im Kreismenü auswählen. Und mir persönlich gefällt es auch einfach besser, meine Figur direkt zu steuern, statt ihr durch einen Mausklick einen Zielpunkt vorzugeben.

Was die Technik abseits der Steuerung angeht, habe ich auch so gut wie nichts zu meckern. Die Inseln sehen wie gesagt toll aus und selbst wenn ich extrem weit herauszoome, bleibt das Bild bei stabilen 60 Bildern. Natürlich habe ich das Spiel auf meinem High-End-MiFCOM-PC gespielt, auf dem ohnehin alle Next-Gen-Spiele mit höchster Grafikeinstellung laufen. Aber auch auf meinem weitaus schwächeren Laptop lief alles genauso butterweich. Bugs habe ich tatsächlich nur zwei erlebt, von denen einer bereits gefixt wurde, während an dem anderen ebenfalls schon gearbeitet wird.

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

Ein verflucht gutes Spiel

Es gibt noch vieles mehr, von dem ich erzählen könnte – etwa die charmant witzigen Crewgeschichten an Bord der Marley, den in die Story eingewobenen optionalen Herausforderungen im Endgame oder der Möglichkeit, den Startpunkt von Missionen erstmals selbst zu wählen. Doch ich habe bereits eine ganze Menge gesagt und das Allerwichtigste ist ohnehin, dass Shadow Gambit: The Cursed Crew ein verflucht gutes Spiel geworden ist. Das Gameplay ist extrem umfangreich und fordernd, funktioniert hervorragend an PC und Konsole und hat den Strategen in mir bereits über 40 Stunden bestens unterhalten.

Darüber hinaus bringt Mimimi Games mit unzähligen neuen Ideen wie den Nebenmissionen, dem Hub-Areal und der cleveren Einbindung des Schnellspeicherns in die Story frischen Wind in die Segel. Für Neulinge und Gelegenheitsspieler mag der Einstieg etwas anstrengend sein. Wer aber eine Herausforderung sucht und auch gerne mal abseits des Mainstreams schaut, bekommt hier für nur 40 € ein fantastisches Spiel, das jede einzelne Dublone wert ist. Und jetzt Schluss mit den Piratenwitzen und zurück an Deck!

Shadow Gambit: The Cursed Crew

(Image credit: Future)

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Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 

Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de