Warum PC-Gaming die Storyschmiede der Industrie darstellt

Fortnite stellt vor einigen Jahren unter Beweis, dass auch ungewöhnliche Genre-Kreuzungen erfolgreich sein können.
(Bildnachweis: Epic Games)

Während Multiplex-Kinos infolge der Lockerungen rund um die Pandemie wieder öffnen dürfen und Filmverleiher ihre hybride Streaming- und Kinostrategie aufgeben, steht das moderne Kino 2022 an einem Scheideweg. Aus einer Vielzahl an nachvollziehbaren Gründen geht ein Großteil des Publikums nur noch ungern in die Kinovorführungen. Mitunter ein großer Kritikpunkt ist der Teufelskreis rund um geringe Besucherzahlen und fortlaufend steigende Kinoticketpreise. Aber auch die Tatsache, dass inzwischen ein Großteil des Filmangebots zeitnah nach Kinorelease auch durch Streaming-Anbieter zur Verfügung steht macht den Kinobesuch unattraktiv. So bieten Plattformen wie Netflix und AppleTV+ inzwischen ein Angebot mit welchem das Kino zumindest auf Preisebene nicht mithalten kann.

Um doch noch den einen oder anderen Besucher Tag 1 in die Säle zu locken nutzen Filmstudios vor allem den Hype um etablierte Franchises und arbeiten zumeist an Remakes oder Comic-Adaption der Lieblingsgeschichten vieler Zuschauer. Jedoch gibt es nicht nur Zuspruch hierfür: legendäre Filmmacher wie Martin Scorsese oder Francis Ford Coppola kritisieren entlang der Popularität des Beispiels MCU den Mangel an originellen Geschichten mit großem Budget. Ein Argument welches so auch auf den Videospielemarkt übertragbar ist: So bedient sich auch ein Großteil der PC-Spiele heutzutage der gleichen Storytelling-Quelle. 

Neue IPs mit AAA-Budget sind rar gesät gewesen in der vergangenen Dekade. Ein Blick auf die umsatzstärksten Spiele des Vorjahres offenbart, dass die Top 10 ausschließlich aus Fortsetzungen oder Reboots zu bekannten IPs besteht. Originellere Projekte tauchen erst in der Top 20 entlang von Minecraft (Platz 13) oder Back 4 Blood (Platz 18) auf. Im Jahr 2020 war Cyberpunk das einzige Projekt, welches als Nicht-Sequel einen Platz in der Top 10 erzielen konnte - aber selbst hierbei handelt es sich um die Adaption einer PnP-Rollenspielvorlage. 

Mit dem großen Erfolg von Elden Ring und neuen interessanten Projekten wie Forspoken sieht es dieses Jahr etwas anders aus. Auch hier könnte man jedoch kritisieren, dass zumindest erstgenannter Titel sich noch immer zu großen Teilen auf die "Soulsborne"-Erfolgsformel von FromSoftware beruft. Doch es gibt auch positive Nachrichten. Während Triple-A Titel exklusiv für PC zunehmend seltener werden, ist PC-Gaming in seiner Gesamtheit inzwischen unglaublich divers aufgestellt und vor allem für EntwicklerInnen mit überschaubarem Budget eine der interessantesten Anlaufstellen geworden.

PC-Gaming ist eine tolle Anlaufstelle für Indie-Entwickler mit innovativen Ideen

Valheim war einer der Indie-Erfolgstitel des Vorjahres und zeigt, dass ein guter Titel nicht immer unzählige Millionen kosten muss.

(Image credit: Coffee Stain Studios)

Während AAA-Spiele von Drittanbietern, Day-One-Releases durch den Game Pass oder Portierungen einiger ps-exklusiven-Titel die Ausnahme bilden, ist PC-Gaming noch immer weitestgehend seine ganz eigene Welt. 

Für jedes Elden Ring, Horizon oder Halo Infinite gibt es mehrere Dutzend unterhaltsamer Indie-Titel wie Sable und Loop Hero die darauf folgen. Allein auf Steam stammen 90 Prozent (!) der erhältlichen Spiele von Indie-Entwicklern, die etwa die Hälfte der Verkäufe im digitalen PC-Store ausmachen. 

Indie-Spiele machen allerdings laut aktueller Berichte nur knapp 1/3 der aktiven Nutzerbasis auf dem PC-Markt aus. Trotzdem zeigt die aktuelle YouGov-Studie wie wichtig Indie für PC ist, da hierdurch im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs an neuen und Gelegenheitsspielern generiert werden konnte.

PC ist der beste Ort für wertiges VR-Gaming

Half-Life: Alyx ist immer noch eines der besten VR-Projekte und zeigt was mit dieser Technologie alles möglich ist

(Image credit: Valve Corporation)

Die Freiheit zur Entwicklung am PC ist der Grund, warum Virtual Reality sich schließlich auch im Mainstream eingliedern konnte. Bevor Facebook/Meta Oculus Go und später die Quest-Reihe veröffentlichte, war die Rift rein für PCs ausgelegt. Obwohl Letztere eingestellt wurde, gibt es die Valve Index- sowie HTV Vive-Headsets noch immer für einen Nischenmarkt. 

Mit Oculus Link schließlich können PC-SpielerInnen inzwischen sogar Quest-Headsets an ihre Geräte anschließen. Gerade für Indie-Entwickler ist dieser Markt unglaublich interessant und aufgrund geringer Konkurrenz noch ein gutes Etablierungsfeld. So konnte sich in der Vergangenheit beispielsweise das tschechische Entwicklerstudio Beat Games mit ihrem Hit Beat Saber einen Platz innerhalb der VR-Landschaft sichern.

Während VR das Paradies für Indie-Entwickler ist, schrecken jedoch auch AAA-Studios nicht vor Projekten mit der Brille zurück. Wie gut so etwas dann sein kann, zeigt Half Life: Alyx anschaulich, welches bis heute zu den besten VR-Erfahrungen zählen dürfte. Auch andere Unternehmen wie EA versuchten schon auf dem Markt Fuß zu fassen, jedoch gelang das entlang des angekündigten Projektes mit der Medal of Honor-Reihe nur bedingt. Während Top-Entwickler sich inzwischen schon wieder zunehmend von VR distanzieren oder zumindest auf die PSVR2 und deren Möglichkeiten warten, ist der PC-VR-Markt derzeit für Indie-Entwickler wahrlich himmlisch.

eSports und PC gehen Hand in Hand

Jährlich werden auf Großevents wie dem Lenovo eSports Programm in Dubai die besten gegenübergestellt und große Preisgelder vergeben

(Image credit: Lenovo)

Einer der größten Faktoren, warum PC-Gaming fortlaufend relevant bleibt, ist die Tatsache, dass die Plattform die gesamte eSports-Industrie vorantreibt. 

Mit stetig wachsendem Wert von inzwischen 1,8 Milliarden Dollar ist das kompetitive Gaming-Medium in seiner heutigen Form auf dem PC am größten. Schwerpunkt liegt hier deutlich auf Multiplayer und die zugehörigen Spiele werden fortlaufend angepasst, mit neuen Inhalten versorgt oder diverse Ungereimtheiten gepatcht. Der kompetitive Aspekt, welcher mit hohen Preisgeldern für die Besten lockt, ist für einige TeilnehmerInnen ein weiterer großer Anreiz. Ebenso bieten die meisten Titel GamerInnen auch einfach nur die Option zu genießen und mit Freunden oder allein den Abend zu gestalten. 

PC-Spiele bilden die Top 10 der Titel mit den höchsten Preisgeldern. Neben Urgesteinen wie Counter Strike, Dota oder League of Legends, kamen in der Vergangenheit auch andere MOBA-Titel wie Arena of Valor und vor allem Battle Royale-Ableger wie Fortnite hinzu.

Um einmal Zahlen sprechen zu lassen: Im letztjährigen International 10 Turnier von Dota 2 wurden insgesamt über 40 Millionen Dollar Preisgeld ausgeschüttet. Weiteres Beispiel gefällig? Das Erreichen der Finales des Fortnite Word Cup bringt jedem Teilnehmer mindestens 50.000 Dollar ein, während der Gesamtsieger 3 Millionen US-Dollar Preisgeld erhält. 

PC-Gaming ist geschichtsträchtiger als jedes anderes Spiele-Medium der Gegenwart oder Vergangenheit.

Schon seit mehreren Dutzend Jahren ist PC-Gaming ein Aushängeschild für das, was mit der aktuellsten Technik möglich ist. Keine Konsole hat den PC bisher überlebt und kann auf eine solch lange, kontinuierliche Geschichte zurückblicken.

(Image credit: Getty / Cavan Images)

Abgesehen von den genannten Punkten, sind PCs das beste Medium zur Bewahrung von Videospielen. Wer noch Originale-Multi-CD-Kopien zu Klassikern wie Star Wars: Knights of the Old Republic oder eine originale Doom-Diskette herumliegen hat, der kann über Umwege auch heute noch auf die Inhalte zugreifen. Das ist ein Komfort, den die meisten Konsolen auch 2022 in dieser Form nicht bieten können.

Ein weiterer Punkt ist die Vielzahl an Emulatoren, die der PC zur Verfügung stellt und welche inzwischen derart gut geschliffen sind, dass sie Zugriff auf alle Konsolen und Spiele der Vergangenheit ermöglichen, vorausgesetzt man hat die passenden Spieledaten. Damit bewahrt der PC die Spielegeschichte von Unternehmen wie Microsoft, Sony und Nintendo noch immer besser auf, als diese es selbst tun. 

Die Zeiten, in denen PC-Spiele große AAA-Exclusives waren mag vorbei sein - un das ist vielleicht auch gut so. Denn während man sich von diesem einen Steckenpferd distanzierte, konnte sich der PC in der Vergangenheit deutlich breiter aufstellen. Heute bietet das Gerät für alle Anwendungstypen und Spielerarten etwas passendes. Du bist High-End-Gamer und hast Lust dein Lieblingsspiel bis zum Maximum auszureizen? - Kein Problem. Du bist Casual-SpielerIn oder erfreust dich am stundenlangen, gemeinsamen Grind in Multiplayer-Partien mit Freunden? - Auch kein Problem. 

Indie-Entwickler beweisen zudem, dass es für den Erfolg von Spielen nicht immer das Million-Budget braucht, sondern manchmal einzigartiges Gameplay und originelle Geschichten mehr als ausreichend sind. Im vergangenen Jahrzehnt hat die Industrie versucht Videospiele als Kunstform zu legitimieren, die mit Kinos mithalten kann. Und ja, PC-Spiele können genau so etwas bewerkstelligen - aber sie können eben auch noch so viel mehr und anderes sein. 

Christian Schmidt
Business Development Manager

Hi, ich bin Christian und bei TechRadar Deutschland als Business Development Manager tätig.

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