AMD Ryzen 9 5900X Testbericht

Die beste CPU für High-End-Gaming ist da

AMD Ryzen 9 5900X
Best in Class
(Image: © Future)

TechRadar Fazit

Der AMD Ryzen 9 ist ein absolutes Monster von einer CPU und stellt den größten Performance-Sprung von Generation zu Generation seit Jahren dar, was den Prozessor in allen Bereichen besser macht. Das Beste daran? Du brauchst dafür nicht einmal ein neues Mainboard.

Pro

  • +

    Atemberaubende Performance

  • +

    Neuer Single-Core-Spitzenreiter

  • +

    Selber Stromverbrauch

  • +

    Braucht kein neues Mainboard

Kontra

  • -

    Preis gestiegen

  • -

    Kein mitgelieferter Lüfter

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Der AMD Ryzen 9 5900X markiert das Ende des jahrelangen Gefechts zwischen Intel und AMD. Die beiden Chip-Hersteller kämpften lange darum, die Vorherrschaft bei Singe- und Multi-Thread-Performance zu halten oder zu übernehmen.

Lange Zeit war das unausgesprochene Gesetz: Wenn du gute Multi-Thread-Performance für kreative und professionelle Arbeit benötigst, brauchst du einen AMD-Prozessor. Wenn du nur Spiele spielst, hat in Intel den besten Prozessor für dich. Nun hat AMD beides.

Eine der Arbeitslasten, die AMD diesmal ins Visier nimmt, ist PC-Gaming. Selbst die Präsentation, bei der die Ryzen 5000-Prozessoren vorgestellt wurden, hat sich fast komplett auf Gaming konzentriert, während kreative Anwendungen in den Hintergrund rutschten. Nachdem wir den AMD Ryzen 9 5900X getestet haben, verstehen wir, warum. In dieser Generation stößt AMD Intel vom Thron der besten Gaming-Prozessoren.

Mit dem Ryzen 9 5900X, neben vielen andere Prozessoren der Reihe, wie dem AMD Ryzen 7 5800X, gibt es keinen Grund mehr, einen Intel-Prozessor für einen nächsten Gaming-PC zu kaufen. Doch AMD hat nicht nur die beste Performance insgesamt. Da Intel immer noch nicht Unterstützung für PCIe 4.0 implementiert hat, sind AMD-Prozessoren wesentlich zukunftssicherer.

AMD Ryzen 9 5900X

(Image credit: Future)

Preis und Verfügbarkeit

Der AMD Ryzen 9 5900X ist ab sofort für rund € 700,- verfügbar – wenn er nicht gerade ausverkauft ist. Das ist ein merklicher Preisanstieg gegenüber dem Einführungspreis des 3900X, der im Juli 2019 erschienen ist. Der Anstieg von rund 10 % ist unangenehm, aber ohne Konkurrenz von Intel nachvollziehbar.

Zum Vergleich: Der Intel Core i9-10900K ist im Mai 2020 für etwas € 530,- auf den Markt gekommen und konnte den Ryzen 9 3900X nicht nennenswert schlagen. Allerdings konnte Intel mit diesem Prozessor ein bisschen länger an seiner Single-Core-Krone festhalten.

Da der AMD Ryzen 9 5900X den Core i9-10900K aber so souverän übertrumpft, spielt AMDs neuer Prozessor quasi in seiner eigenen Liga, in der ein Preisanstieg gerechtfertigt wirkt.

Bei diesem Preispunkt gibt es nichts, was auch nur annähernd an den AMD Ryzen 9 5900X heranreicht. Wenn du also nach einem High-End-Prozessor für Verbraucher suchst, gibt es im Moment wirklich keine andere Wahl. 

Features und Chipsatz

Der AMD Ryzen 9 5900X basiert auf der Zen 3-Architektur, die auf den ersten Blick Zen 2 ähnelt – schließlich sind beide im 7-nm-Prozess hergestellt. Allerdings hat AMD die Architektur von Grund auf überarbeitet, um die IPC-Performance und die Effizienz zu erhöhen.

Der größte Unterschied zwischen Zen 2 und Zen 3: Statt zwei Core Complexes (CCX) pro Compute Die (CCD) hat jeder CCD nur einen CCX. Dafür hat jeder CCX bei Zen 3 8 Kerne statt 4 bei Zen 2. Diese Änderung reduziert nicht nur die Latenz zwischen den einzelnen Kernen, sondern bedeutet auch, dass jeder CCX direkten Zugriff auf 32 MB L3-Cache hat, statt wie bei Zen 2 auf 16 MB beschränkt zu sein.

Das bedeutet, dass der Ryzen 9 5900X mit 64 MB einen genauso großen L3-Cache hat wie der Ryzen 9 3900X, jeder Kern des 5900X aber Zugriff auf 32 MB hat statt 16 MB beim 3900X.

Da Cache für Gaming-Performance so wichtig ist, bringt diese Änderung, gepaart mit den höheren Taktfrequenzen, einen gewaltigen Performance-Boost fürs Gaming. Tatsächlich hat AMD die Performance durch die Bank erhöht. Dazu aber später.

Was technische Daten angeht, so besitzt der AMD Ryzen 9 5900X 12 Kerne, 23 Threads und einen Boost-Takt von 4,8 GHz. Mit 105 Watt ist seine durchschnittliche Leistungsaufnahme genauso hoch wie die des Ryzen 9 3900X und erreichte in unseren Tests maximal 142,27 Watt, im Vergleich zu 145,3 Watt beim Ryzen 9 3900X. Das demonstriert einfach, wie viel effizienter Zen 3 ist als Zen 2.

Ein weiterer Vorteil ist, dass kein neuer Chipsatz benötigt wird. X570-Mainboards sind nach wie vor die besten Mainboards für AMD Ryzen 5000-Prozessoren, was gute Nachrichten für alle sind, die von einem älteren Ryzen-Prozessor upgraden wollen. Das

Natürlich muss man das BIOS aktualisieren, um einen der neuen Prozessoren verwenden zu können, aber neue Mainboards werden mit Ryzen 5000-kompatiblem BIOS ausgeliefert. Um sicherzugehen, sollte man vor dem Einbau überprüfen, ob auf dem Mainboard wirklich das neueste BIOS installiert ist.

Außerdem werden auch manche X470- und B450-Mainboards mit Ryzen 5000-Prozessoren wie dem Ryzen 9 5900X kompatibel sein, wenn auch nicht alle. Man sollte vorher also die Webseite des Herstellers überprüfen.

Wenn du ein neuer AMD-Nutzer bist, solltest du als Erstes wissen, wie Temperaturen funktionieren. Statt wie Intel ein statisches Boost-Ziel zu haben, versuchen AMD Zen 3-Prozessoren ständig, die Performance zu maximieren. Das bedeutet, dass sie häufig unangenehm warm werden, besonders wenn man den Prozessor fordert.

In unseren Tests erreichte der AMD Ryzen 9 5900X zum Beispiel eine Höchsttemperatur von 86 °C – und zwar mit einem 360 mm großen AIO-Kühler. Keine Sorge, so ist Ryzen einfach designt. AMD erklärt, dass die neuen Prozessoren teilweise bis 98 °C heiß werden und es so gewollt ist. Dein Prozessor wird nicht in Flammen aufgehen.

Intels Prozessoren hingegen laufen wesentlich kühler. In denselben Tests erreicht der Intel Core i9-10900 eine Höchsttemperatur von nur 73 °C. Wie gesagt – das liegt einfach daran, wie die beiden Prozessoren designt sind, aber das bedeutet, dass der Prozessor von AMD einfach mehr heiße Luft aus dem Case blasen wird, abhängig vom Kühler.

Apropos Kühler: AMD hat sich dazu entschieden, keinen Wraith-Kühler mitzuliefern, was bedeutet, dass du einen separat kaufen musst. Wir empfehlen, mindestens einen 240 mm AIO Wasserkühler zu kaufen, oder einen dicken Luftkühler wie den Noctua NH-U12A.

Performance

Testsystem

Folgendes System haben wir verwendet, um die Desktop-CPU-Performance zu messen:

Intel 10. Gen.:
CPU-Kühler:
Cooler Master Masterliquid 360P Silver Edition
Grafikkarte:
Nvidia GeForce RTX 2080 Ti
RAM:
32 GB HyperX Predator RGB @ 3.000 MHz
Mainboard:
MSI MEG Z490 Godlike
SSD:
ADATA XPG SX8200 Pro @ 1 TB
Netzteil:
Phanteks RevoltX 1200
Case:
Praxis Wetbench

Intel 9. Gen.:
CPU-Kühler: Cooler Master Masterliquid 360P Silver Edition
Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 2080 Ti
RAM: 32 GB HyperX Predator RGB @ 3.000 MHz
Mainboard: MSI MEG Z390 ACE
SSD: ADATA XPG SX8200 Pro @ 1 TB
Netzteil: Phanteks RevoltX 1200
Case: Praxis Wetbench

AMD 3. Gen.:
CPU-Kühler:
Cooler Master Masterliquid 360P Silver Edition
Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 2080 Ti
RAM: 32 GB HyperX Predator RGB @ 3.000 MHz
Mainboard: X570 Aorus Master
SSD: ADATA XPG SX8200 Pro @ 1 TB
Netzteil: Phanteks RevoltX 1200
Case: Praxis Wetbench

AMD Ryzen 9 5900X und Ryzen 7 5800X:
CPU-Kühler:
Cooler Master Masterliquid 360P Silver Edition
Grafikkarte: Nvidia GeForce RTX 2080 Ti
RAM: 32 GB HyperX Predator RGB @ 3.000 MHz
Mainboard: AsRock X570 Taichi
SSD: ADATA XPG SX8200 Pro @ 1 TB
Netzteil: Corsair AX1000
Case: Praxis Wetbench

Der AMD Ryzen 9 5900X ist bei weitem der schnellste Prozessor, den wir jemals auf einer Mainstream-Plattform getestet haben. In allen bis auf einen Test war der Ryzen 9 5900X nicht nur seinem Vorgänger, dem Ryzen 9 3900X, weit voraus, sondern auch der Konkurrenz, dem Intel Core i9-10900K.

Wir haben unseren Testschwerpunkt diesmal auf Gaming gelegt, da AMD selbst in diese Richtung wirbt – aus gutem Grund.

Im CPU-lastigsten Spiel in unserer Testreiche, Assassin’s Creed Odyssey, schlägt der AMD Ryzen 9 5900X den Intel Core i9-10900K um 8 % und drückt die Bildrate über 80 FPS. In diesem Test liegt er aber mit dem AMD Ryzen 9 3900X gleichauf.

Bei Total War: Three Kingdoms, das generell eher Intel-Prozessoren favorisiert, sieht die Sache jedoch ganz anders aus. In diesem Spiel erreicht der AMD Ryzen 9 5900X im Schnitt 116 FPS bei 1080p auf Ultra-Grafikeinstellungen und schlägt den Intel Core i9-10900K mit seinen 108 FPS bei derselben Auflösung und mit selben Grafikeinstellungen – 7 % Unterschied.

Der einzige Test, in dem Intel die Oberhand hat, ist der Time Spy Physiktest. Bei diesem Test nehmen wir das Ergebnis für einen einzelnen Kern, statt das allgemeine. Hier erreicht der Ryzen 9 5900X eine Wertung von 12.885 Punkten im Vergleich zu Intels 13.888. Das ist ein Vorteil von 7 % für Intel und der einzige Siegpunkt für Intel in dieser künstlichen Gaming-Kategorie. Bemerkenswert ist allerdings, dass der 5900X die Performance des Flaggschiffs der vorigen Generation erreicht, des Ryzen 9 3950X.

Multi-Core-Arbeitslasten wischt der Ryzen 9 5900X mit dem Core i9-10900K wenig überraschend den Boden – das war aber bereits beim Ryzen 9 3900X der Fall. Allerdings ist der Ryzen 9 5900X im Geekbench 5 Multi-Core-Test ganze 24 % schneller als der Intel Core i9-10900K, also noch etwas schneller als der Vorsprung von 11 % des Ryzen 9 3900X.

In Cinebench R20, das Rendering für kreative Anwendungen simuliert, steigt der Abstand auf satte 31 %. Die geringste Differenz in CPU-Performance erzielte der Ryzen 9 5900X im SiSoft Sandra Arithmetic-Test mit 18 % – dennoch ein nennenswerter Vorsprung.

Die größte Auffälligkeit liegt hier beim Sprung in der Single-Core-Performance dank der von Grund auf überarbeiteten Zen 3-Architektur. Im Single-Core-Test von Cinebench R20 erreicht der AMD Ryzen 5900X 618 Punkte, wo der Ryzen 9 3900X noch 518 und der Intel Core i9-10900K 522 Punkte erreichte.

Dasselbe Muster wiederholt sich in allen künstlichen Single-Core-Tests. Der Intel Core i9-10900K ist 21 % langsamer im Single-Core-Test von Cinebench R15, 9 % langsamer in GeekBench 4 und 12 % langsamer in GeekBench 5.

AMD hat endlich den Titel der besten Single-Core-Performance von Intel erobert. Das wird zwar bereits in Benchmarks sehr deutlich, aber noch ein ganzes Stückchen mehr in reiner Gaming-Performance. Mit Zen 3 hat sich AMD zum Ziel gesetzt, den besten Gaming-Prozessor zu entwickeln, und hat mit dem Ryzen 9 5900X voll ins Schwarze getroffen.

Außerdem stellt es den größten Performance-Anstieg zwischen zwei Generationen von Prozessoren seit Langem dar. Intel hat seine Prozessoren mit jeder Generation ein kleines bisschen verbessert, aber der Ryzen 9 5900X brettert am Ryzen 9 3900X vorbei. Normalerweise würden wir davon abraten, einen Prozessor um nur eine Generation upzugraden – und bleiben weitestgehend bei dieser Meinung. Doch es gibt tatsächlich gute Gründe, warum man vom 3900X auf den 5900X upgraden sollte, besonders wenn man am PC hauptsächlich zockt.

Das wird umso deutlicher, wenn man die riesigen Generationensprünge bei den besten Grafikkarten betrachtet. Sieht man sich an, wie sich die Nvidia GeForce RTX 3080 bei 1080p und 1440p verhält, braucht man eine starke CPU, die mithalten kann – und der Ryzen 9 5900X passt hier wie die Faust aufs Auge.

AMD Ryzen 9 5900X

(Image credit: Future)

Kauf’ ihn, wenn...

Du den besten Prozessor für Gaming brauchst
Der AMD Ryzen 9 5900X ist ein unglaublich leistungsstarker Gaming-Prozessor, der eine Single-Core-Leistung bietet, die weit über das hinausgeht, was die CPUs der letzten Generation geboten haben. Ein Großteil der Spiele sollte eine massive Leistungssteigerung erfahren.

Einen Prozessor für kreative Arbeit brauchst
Ryzen ist Ryzen und mit 12 Kernen und 24 Threads ist der AMD Ryzen 5900X ein absolutes Monster für Multi-Core-Arbeitslasten. Die massive Verbesserung der Single-Core-Performance hilft dabei, die Multi-Core-Performance zu erhöhen – schließlich ist der komplette Prozessor schneller, wenn jeder Kern schneller ist.

Ein gutes Upgrade von Ryzen 2000 oder 3000 brauchst
Da der AMD Ryzen 9 5900X im Vergleich zum Ryzen 9 3900X einen so großen Sprung in der Single-Core-Leistung darstellt, lohnt sich das Upgrade absolut, vor allem, wenn Gaming eins der wichtigsten Dinge ist, die du an deinem PC spielst.

Kauf’ ihn nicht, wenn...

Du knapp bei Kasse bist
Die Liga, in der die Ryzen 9-Reihe spielt, kann man bereits ausschließen, wenn man einen preiswerten Gaming-PC bauen will, besonders, da der Ryzen 7 5800X bei Spielen extrem nah kommt. Da AMD diese Generation 10 % vom Preis aufschlägt, ist der Ryzen 9 5900X noch etwas teurer.

Du einen mitgelieferten Kühler brauchst
Da der AMD Ryzen 9 5900X keinen mitgelieferten Kühler hat – nicht, dass wir ihn empfehlen würden, selbst wenn er dabei wäre –, musst du dich separat um einen Kühler kümmern.

Redakteur – Gaming, Computing

Eugen Wegmann ist Online-Redakteur für PurpleClouds Deutschland GmbH / TechRadar Region DACH und zuständig für Gaming und Computer-Hardware.

E-Mail: ewegmann[at]purpleclouds.de