Die Weitergabe deines Netflix-, Prime Video- oder Disney Plus-Passworts könnte dich bald zum Kriminellen machen

Vorhängeschloss vor dem Netflix-Logo
(Bildnachweis: Shutterstock / rafapress)

Das Teilen von Passwörtern bei Streaming-Diensten ist nichts Neues und Netflix' Versuche, Leute dafür zu bestrafen, sind gut dokumentiert. Jetzt aber legt ein neuer Leitfaden der britischen Regierung nahe, dass jeder, der in Großbritannien Passwörter weitergibt, gegen das Urheberrecht verstößt - und sogar wegen Betrugs strafrechtlich belangt werden kann. 

Wie TorrentFreak zuerst berichtete, hat das britische Amt für geistiges Eigentum (Intellectual Property Office, IPO) seinen Leitfaden zur Piraterie aktualisiert und erklärt, dass das "Teilen von Passwörtern bei Streaming-Diensten" - zu denen auch Netflix, Prime Video und Disney Plus gehören - rechtlich als Verstoß gegen das Urheberrecht angesehen werden kann. 

TorrentFreak wandte sich an die IPO, um zu klären, ob das Teilen von Passwörtern legal ist: "Es gibt eine Reihe von straf- und zivilrechtlichen Bestimmungen, die auf das Teilen von Passwörtern anwendbar sein können, wenn die Absicht darin besteht, einem Nutzer den Zugang zu urheberrechtlich geschützten Werken ohne Bezahlung zu ermöglichen.

"Diese Bestimmungen können je nach den Umständen Vertragsbruch, Betrug oder sekundäre Urheberrechtsverletzung beinhalten", so das IPO weiter. 

Mit anderen Worten: Diejenigen, die in Großbritannien Passwörter für Streaming-Dienste weitergeben, könnten rechtlich wegen Betrugs und/oder Verstößen gegen das Urheberrecht belangt werden - allerdings ist die Wahrscheinlichkeit dafür unserer Meinung nach sehr gering. 

Netlix Firmengebäude

(Image credit: Shutterstock / Elliott Cowand Jr)

Zunächst einmal ist die Messlatte dafür, was eine Betrugshandlung ist, in Großbritannien niedrig. Im Betrugsgesetz von 2006 heißt es, dass die "Nutzung der Dienste eines Mitgliederclubs, ohne dafür zu bezahlen und ohne Mitglied zu sein", als Betrug gilt, ebenso wie das Posten von "kostenpflichtigen Daten oder Software über das Internet, ohne dafür zu bezahlen". Beide Verstöße sind alltäglich - wie oft hast du schon die Arbeit anderer in den sozialen Medien gepostet? - und obwohl das Teilen von Passwörtern in beide Kategorien fallen könnte, ist es höchst unwahrscheinlich, dass die Staatsanwaltschaft jemanden dafür verfolgt, dass er Stranger Things mit seinen Freunden teilen will.

Sich öffentlich zu solch drakonischen Maßnahmen zu bekennen, würde auch den Ruf von Streaming-Diensten schädigen, die das Teilen von Passwörtern in der Vergangenheit aktiv gefördert haben (2017 twitterte Netflix "love is sharing a password").

Auch wenn das Teilen von Passwörtern dich weder in Großbritannien noch anderswo in absehbarer Zeit hinter Gitter bringen wird, gibt die offizielle Haltung der britischen Regierung zur Rechtmäßigkeit eines solchen Verhaltens Netflix die Zuversicht - und das rechtliche Mandat -, seine ehrgeizigen Pläne zur Einführung von Account-Sharing-Zuschlägen im Jahr 2023 durchzusetzen. 

Es wäre keine Überraschung, wenn auch Prime Video und Disney Plus diesem Beispiel folgen würden, falls Netflix' drastische Maßnahme in den Monaten nach der Einführung zu einem deutlichen Umsatzanstieg führt. 

Weitere Netflix-bezogene Inhalte findest du in unserer Übersicht über das günstigere, werbefinanzierte Angebot von Netflix.

Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 


Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de

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