Kena: Bridge of Spirits – Viel Charme und ein paar Schwächen
Gutes Aussehen ist leider nicht alles.
Als ich Kena: Bridge of Spirits das erste Mal 2020 wahrgenommen habe, war ich gespannt auf das was kommen wird. Denn jeder, der ein Liebhaber von Pixar-Filmen ist, hat hier weiche Knie bekommen. Am 21. September diesen Jahres war es dann soweit und man konnte sich endlich mit Kena und ihren knuddeligen Gefährten ins Abenteuer stürzen.
Die bezaubernde Welt und der Kunststil von Kena sind der eigentliche Aufhänger für ein familienfreundliches Action-Adventure. Das Spiel zieht einen durch die Optik schnell in seinen Bann und die Zwischensequenzen machen auch wirklich was her. Was auch zu erwarten ist, denn das Entwicklerstudio hat sich vorher mit CGI-Animationen beschäftigt.
Ein optischer Leckerbissen
Auch wenn die Welt von Kena: Bridge of Spirits keinen Umfang wie ein Horizon liefert, haben es die Entwickler ganz passabel verstanden, eine offene Welt vorzugaukeln. Das ist an dieser Stelle sowohl positiv als auch negativ gemeint, denn an einigen Stellen fällt es durchaus auf wie man hinters Licht geführt wird. Die Level haben trotzdem durch die Bank weg eine tolle und dichte Atmosphäre und lösten in mir auch eine gewisse Faszination aus.
Durch die eingebetteten Zwischensequenzen bekommt man das wesentliche Talent von Ember Lab präsentiert. Animationen! Besonders die kleinen Rott (Waldgeister) sind mir dadurch besonders ans Herz gewachsen.
So toll das Spiel in seiner Gesamtheit auch aussieht, desto verwunderter war ich darüber, dass es bei der Spielperformance hin und wieder nicht gut funktioniert hat. Glitches und Bugs waren leider keine Seltenheit und ich hoffe, dass das durch kommende Patches noch nachgebessert wird.
Das Spiel habe ich übrigens auf der PS5 gespielt, die über zwei Grafikmodi verfügt: Fidelity (30 FPS, natives 4K) und Performance (angepeilte 60 FPS, hochskaliertes 4K). Wobei ich euch den letzteren Modus empfehlen würde.
Obwohl Kena bestimmte Ziele zu erfüllen hat, gibt es auf deiner Reise viel zu sammeln und freizuschalten. Gefundene Geisterpost will in das zentrale Dorf gebracht werden oder Rots verstecken sich an den verschiedensten Orten, um sich deiner Truppe anzuschließen. Leider ist es schwer zu verfolgen, welche dieser Sammlerstücke du aufgesammelt hast, da sie nicht auf der Karte erscheinen, sondern nur angezeigt wird, wie viele du von der Gesamtzahl für ein Gebiet hast.
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Verkehrter Fokus
Rots sind zwar niedlich, aber das Spiel stützt sich zu sehr auf diesen Niedlichkeitsfaktor. Eine der Hauptressourcen des Spiels sind Edelsteine und die sind nur dafür da, um den Rots in einem Shop Hüte zu kaufen. Natürlich sind die Hüte ein erfreuliches Feature, aber mehr eben auch nicht. Nach einigen Stunden in diesem Spiel fühlt es sich so an, das man eher den Edelsteinen als dem "Karma" hinterhersucht. Letzteres ist übrigens für eure Skills notwendig. Trotzdem spielen die Rots eine Schlüsselrolle im Kampf, da ihr durch sie Spezialangriffe ausführen könnt.
Der Kampf und seine verschiedenen Elemente sind zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber er fühlt sich ziemlich gut an. Auf der PS5 hilft das haptische Feedback des DualSense-Controllers dabei, in die Action einzutauchen, während die adaptiven Auslöser die Spannung in deinem Bogen spüren lassen, während du deinen Schuss ausrichtest. Das ist eine nette Idee, aber andere Spiele setzten das besser um.
Aber lass dich nicht von der familienfreundlichen von Kena täuschen und denke, es sei ein einfaches Spiel. Ich war etwas überrumpelt, als ich den Schwierigkeitsgrad auf schwer gestellt hatte. Normalerweise komme ich in solchen Games mit dem Schwierigkeitsgrad klar, aber der hatte es wirklich in sich.
Bei den Bosskämpfen kommt es oft auf das richtige Timing beim Ausweichen, die richtige Strategie und das Wissen um den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz von Ressourcen wie Gesundheit an - die oft begrenzt ist und nur durch den Einsatz einer Rot-Fähigkeit freigeschaltet werden kann. Wäre dies ein Spiel, das sich in erster Linie an Erwachsene richtet, wäre dies kein so großes Problem, aber selbst im einfachsten Modus können die Bosskämpfe ziemlich fordernd sein.
Das gewisse Etwas
Kena: Bridge of Spirits macht Spaß, ist bunt und charmant. Aber es besteht auch die Gefahr, dass es in Vergessenheit gerät, denn leider bietet das Spiel nichts Einzigartiges oder bringt das Genre in einer kreativen Art und Weise voran.
Es ist ein Spiel mit Herz und Einfühlungsvermögen, das aber auch vor düsteren Momenten nicht zurückschreckt – schließlich ist es ein Spiel, in dem es letztlich um den Tod geht und das wird durchaus gut transportiert.
Auch wenn Kena: Bridge of Spirits Spaß gemacht hat, bleibt die Gefahr bestehen, dass sich in Zukunft keiner mehr daran erinnern wird. Ember Lab gerät also ein Stück weit in Zugzwang und muss ein kleines Highlight präsentieren, um sich im Gamingbereich zu festigen. Das Potenzial ist jedenfalls da!
Hi, ich bin William und als Experte für Gaming (insbesondere PlayStation), VR und YouTube hier bei TechRadar tätig. Seit 20 Jahren bin ich von Technik und Videospielen begeistert und ich teile meine Meinungen und Erfahrungen gerne mit anderen. Bei Fragen oder Anregungen erreicht ihr mich per E-Mail unter wschubert@purpleclouds.de