Hogwarts Legacy: Die Kontroverse zum Spiel
Warum GamerInnen & StreamerInnen zum Boykott von Hogwarts Legacy-Rollenspiels aufrufen
Hogwarts Legacy ist wohl eines der am meisten erwarteten neuen Spiele des Jahres 2023. Das beweist allein der große Andrang auf Steam. Gleichzeitig wird das Spiel auf verschiedenen Plattformen kontrovers diskutiert. Woran liegt das?
Der Entwickler Avalanche Software entwickelt das neue Open-World-Rollenspiel in Zusammenarbeit mit Warner Bros. Games, wobei die Schöpferin der Reihe, J.K. Rowling, nicht an der Entwicklung des Spiels beteiligt ist. Diese Information ist wichtig, denn die Autorin hat die Harry-Potter-Fangemeinde gespalten, indem sie ihre Plattform dazu nutzte, transphobe Äußerungen zu verbreiten und die LGBTQ+-Gemeinschaft anzugreifen.
In der Vergangenheit wurde sowohl die Harry Potter- als auch die Fantastic Beasts-Reihe wegen mangelnder Vielfalt kritisiert. Zudem haben die fortgesetzten Äußerungen von Autorin J.K. Rowling, die die Trans-Community (insbesondere Trans-Frauen) verunglimpfen, zu Forderungen nach einem Boykott ihrer Werke in Teilen der Fangemeinde geführt. Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Releases von "Hogwarts Legacy" am 10. Februar für PC, PS5 und Xbox Series X, ist es nicht verwunderlich, dass das Spiel genauestens beobachtet wird.
Was J.K. Rowling mit Hogwarts Legacy zu tun hat:
Warner Bros. Games kündigte Hogwarts Legacy an, kurz nachdem J.K. Rowling begonnen hatte, ihre 14 Millionen Follower auf Twitter mit transphobischen Ansichten zu konfrontieren. In den folgenden Monaten und Jahren hat die Autorin ihre gefährliche Rhetorik gegen die Rechte von Transsexuellen in der Öffentlichkeit immer weiter intensiviert, so dass Millionen von Harry-Potter-Fans ihre Beziehung zur Welt der Hexerei und Zauberei überdacht haben. Auch ich (William) gehöre dazu.
Mehrere Darsteller von Harry Potter und Phantastische Tierwesen haben sich von J.K. Rowling distanziert, darunter Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint und Eddie Redmayne. Grint gab im Juni 2020 gegenüber US Weekly eine Erklärung ab, die seinen Standpunkt kurz und bündig klarstellte:
"Ich stehe fest an der Seite der Trans-Gemeinschaft. Trans-Frauen sind Frauen. Trans-Männer sind Männer. Wir sollten alle das Recht haben, mit Liebe und ohne Verurteilung zu leben."
Der Synchronsprecher Sebastian Croft, der eine der beiden verfügbaren Stimmen für den Hauptcharakter des Spiels liefert, sprach sich kürzlich gegen seine eigene Teilnahme an dem Projekt aus.
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"Ich wurde vor über drei Jahren für dieses Projekt gecastet, als Harry Potter für mich noch die magische Welt war, mit der ich aufgewachsen bin. Das war lange bevor ich von J.K. Rowlings Ansichten erfuhr. Ich glaube von ganzem Herzen, dass Transfrauen Frauen und Transmänner Männer sind" sagt Croft.
"Ich weiß jetzt viel mehr als noch vor drei Jahren und hoffe, dass ich in den nächsten drei Jahren noch viel mehr lernen werde. Es tut mir wirklich leid für alle, die durch diese Ankündigung verletzt wurden. Es gibt kein LGB ohne das T."
Trotz jahrelanger Kritik an ihren gefährlichen Äußerungen hat J.K. Rowling ihre transfeindlichen Ansichten in den sozialen Medien und in Interviews bekräftigt und sogar einen Essay darüber verfasst. Dies hat das bevorstehende Spiel "Hogwarts Legacy" in eine schwierige Situation gebracht, da obwohl Rowling nicht direkt am Projekt beteiligt ist, sie von der Verbindung des Spiels mit dem Harry-Potter-Universum profitieren wird - sowohl finanziell als auch im Hinblick auf ihre Bekanntheit und ihr Vermächtnis.
Wird J.K. Rowling mit dem Spiel Geld verdienen?
Selbstverständlich! Auch wenn J.K. Rowling nicht direkt an der Produktion von Hogwarts Legacy beteiligt ist, wird sie vom Erfolg des Spiels profitieren. Die Autorin behält die geistigen Eigentumsrechte an der gesamten Harry-Potter-Reihe, was bedeutet, dass sie Einnahmen aus dem Verkauf aller Harry-Potter-bezogenen Werke erhält - sei es aus dem Verkauf von Kinokarten, Blu-rays, Merchandise-Artikeln oder Videospielen wie Hogwarts Legacy.
Das ist auch einer der Gründe, warum an einigen Stellen zum kompletten Boykott an Produkten der Wizarding World aufgerufen wird.
Rowling hat sich zwar noch nicht direkt zu Hogwarts Legacy geäußert, aber die Autorin hat Jessie Earl, eine YouTuberin, die die Transgender-Gemeinschaft unterstützt (und ihr angehört), angegriffen. Grund dafür war, dass sie der Ansicht ist, die Unterstützung von "Hogwarts Legacy sei schädlich".
Obwohl WB Games sein Bestes getan hat, um klarzustellen, dass Rowling nicht an der Entwicklung von Hogwarts Legacy beteiligt war, bedeutet die Natur der IP-Rechte und Tantiemen, dass die Autorin letztendlich von der Veröffentlichung, den Verkäufen und dem Erfolg des Spiels profitieren wird.
Weitere Kontroversen rund um Hogwarts-Legacy
Kontroverse um Lead Designer
J.K. Rowlings gefährliche Äußerungen gegen die Trans-Gemeinschaft sind nicht die einzigen Kontroversen um Hogwarts Legacy. Im Jahr 2021 verließ der Lead Designer des Spiels, Troy Leavitt, das Projekt, nachdem YouTube-Videos aus den Jahren 2016-2018 aufgetaucht waren, in denen Leavitt Beschwerden über sexuelles Fehlverhalten gegen leitende Angestellte des Unternehmens zurückwies und Elemente der Gamergate-Kampagne gegen Belästigung verteidigte. Leavitt sagt, dass er "die Entscheidung getroffen hat, sich von Avalanche Software zu trennen", und zwar im Jahr 2021, kurz nach der Gegenreaktion.
Antisemitische Vorwürfe
Auch die Geschichte von Hogwarts Legacy wurde kritisiert. In der Vergangenheit wurde den Kobolden in Harry Potter vorgeworfen, antisemitische Bilder zu verwenden. Einige Fans verglichen ihre Darstellung und Position in den Harry Potter-Büchern und -Filmen mit der Art und Weise, wie jüdische Figuren in der Nazi-Propaganda dargestellt wurden. Die Geschichte des Hogwarts-Legacy hat diese Kritik erneut aufgegriffen. Ein zentraler Handlungspunkt ist die Aufgabe , einen "Koboldaufstand" zu stoppen - obwohl das Werbematerial darauf hindeutet, dass diese Gruppe einfach gegen ihre fehlenden Rechte in der Zaubererwelt rebelliert, da sie weder Zauberstäbe benutzen können noch Zugang zu den gleichen Bildungsmöglichkeiten haben wie andere im Universum. Ein abschließendes Statement zu diesem Vorwurf können wir noch nicht liefern, da wir das Spiel noch nicht durchgespielt haben. Der Test wird aber in den kommenden Tagen auf TechRadarDE zu finden sein.
Kritischer Konsum
Die Frage, ob du Hogwarts Legacy kaufen oder anderweitig unterstützen solltest, können wir nicht für dich beantworten. Die Redaktion hat sich darauf geeinigt, dass wir über Hogwarts Legacy wie über jedes andere AAA-Videospiel berichten werden. Die Kontroversen bei Blizzard sind uns ebenfalls bewusst und wir berichten weiterhin über deren kommende Spiele wie Diablo IV.
Letztlich musst du selbst entscheiden, ob du das Projekt unterstützen möchtest - indem du dich mit allen verfügbaren Informationen beschäftigst, mit Freunden und Familienmitglidern sprichst, die Teil der Trans-Community sind, und dann eine für dich richtige Entscheidung triffst.
Einen empfehlenswerter Podcast (Coffee, Cake and Games) zu diesem Thema kannst du dir hier ansehen. Dort werden auch die Äußerungen von Rowling ausführlich diskutiert.
Unsere Aufgabe ist es, dich über Produkte unserer Sparte umfassend zu informieren. Die Kaufentscheidung liegt bei dir. Sich mit den Produkten, die man konsumiert, umfassend und kritisch auseinanderzusetzen ist richtig. Sei dir im Klaren, dass es sich hierbei um ein Kunstprodukt (Videospiel) handelt. Ein Luxusgut, auf das man aus den oben genannten Gründen verzichten kann. Deswegen bist du aber nicht gleich ein schlechter Mensch, wenn du das Spiel spielen willst. Du merkst, die Thematik ist komplex und verdient eine ausführliche Auseinandersetzung.
Wir werden weiterhin über Spiele berichten, bei denen ein großes Interesse unserer Zielgruppen besteht. Kunst und Künstler hängen immer miteinander zusammen. Trotzdem kann man gesondert über das Kunstwerk und den Schaffenden des Werks berichten. Problematische Umstände wie bei Hogwarts Legacy müssen erwähnt werden. Allerdings können wir in unseren Wertungen nur schwer soziale Faktoren einfließen lassen, da die Grenzen der Problematik nicht immer deutlich sind. Dieser Standard müsste dann für jeden unserer Test angewendet werden und das ist schlicht nicht machbar.
Wenn du die Gemeinschaften, die von Rowlings Äußerungen betroffen sind, unterstützen möchtest, dann kannst du an den Bundesverband-Trans spenden.
Hi, ich bin William und als Experte für Gaming (insbesondere PlayStation), VR und YouTube hier bei TechRadar tätig. Seit 20 Jahren bin ich von Technik und Videospielen begeistert und ich teile meine Meinungen und Erfahrungen gerne mit anderen. Bei Fragen oder Anregungen erreicht ihr mich per E-Mail unter wschubert@purpleclouds.de