Preview: Das Gothic Remake wird genau das, was ich haben will

Gothic Remake: Der Blick über das überarbeitete Minental
Die Minenkolonie lädt wieder einmal sehr zur Erkundung ein. (Bildnachweis: Alkimia Interactive)

Schöne Dinge passieren meistens unverhofft. 

Mein Termin auf der GamesCom 2023 mit Reinhard Pollice und Kai Rosenkranz zum Gothic Remake fällt definitiv in diese Kategorie. Was viele aus der Gothic Community beim THQ-Showcase vermisst haben, wurde mir hinter verschlossenen Türen endlich gezeigt. Echtes Gameplay! 

Lehnt euch zurück, nehmt ein Stück gebratenes Scavanger-Fleisch zur Hand und labt euch an den mitgebrachten Infos aus der Minenkolonie von Khorinis.  

Willkommen in der Kolonie

Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch: Die schlechte Nachricht ist, dass ich nichts über den namenlosen Helden erzählen kann, da mir die gezeigte Live-Demo einen anderen Gefangenen namens Nyras am Austauschplatz vorsetzte. Dieser wurde wegen Mordes etwa ein halbes Jahr vor dem namenlosen Helden in die Kolonie geworfen und darf sich nun in eben jener zurechtfinden. 

Das wiederum bringt mich indessen aber zur guten Nachricht: Niemand anderes als Diego begrüßt Nyras in der Kolonie und erklärt ihm, wie es hier so läuft. Sein Auftritt erinnert sofort an den Einstieg der Klassik-Version und ich war von seinem Charakter-Modell positiv überrascht. Keine Spur von der Interpretation aus dem Playable Teaser. Das ist der Diego, den ich seit über 20 Jahren kenne. 

Gothic Remake: Ein erster Blick auf den neuen, altbekannten Haudrauf Diego

Diego wird uns wie gewohnt am Austauschplatz begrüßen und sich nicht für unseren Namen interessieren.  (Image credit: Alkimia Interactive)

Als Nyras schließlich endlich von Reinhard über die Bildfläche gesteuert wird, packte mich selbst sofort die Entdeckerlust. Bisher war immer die Rede davon, dass die Welt 15-20 % größer sein wird als im originalen Gothic – immerhin braucht man Platz, um die ganzen neuen Details im Remake unterbringen zu können. 

Während der Präsentation hat Reinhard diese Zahlen auf 20-30 Prozent korrigiert und betonte dabei, dass die Intensität der Veränderung unterschiedlich ausfällt. Der Austauschplatz geht dabei allerdings zweifelsohne eher in die 30%-Richtung.

Da es sich aber um eine Live-Demo handelte, kann ich an dieser Stelle noch keinen Eindruck des tatsächlichen Spielgefühls geben. Das ist der Tatsache geschuldet, dass es für Alkimia Interactive bis zum Release 2024 (wurde hierbei mehrmals bestätigt) noch einiges zu tun gibt. 

Während Nyras sich an der Austauschstelle umsieht, fällt mir das auf, was einige aus der Community bereits durch ihre geschulten Augen gesehen haben: Das Licht wirkt stellenweise sehr hell und vermittelt dadurch nicht die gewünschte düstere Atmosphäre. Ich hake bei Reinhard und Kai nach und mir wird prompt bestätigt, dass man sich der Kritik bewusst ist und Anpassungen vornehmen wird – Wir dürfen also aufatmen!

Aber auch in Sachen Technik scheint Alkimia Interactive entlang der Entwicklung aufgerüstet zu haben, wo man doch inzwischen von der Unreal Engine 4 auf die grandiose Unreal Engine 5 umgestiegen ist. Laut Reinhard ein Vorteil, den man sich keinesfalls entgehen lassen wolle. Und glücklicherweise scheint dieser Umstieg dabei auch recht reibungslos über die Bühne zu gehen ...

Ich steh auf diese ganze Scheiße!

Kenner des Originals werden wissen, welche Waffe man zuerst findet: Eine unhandliche Spitzhacke. Nyras hält diese ähnlich stümperhaft wie der namenlose Held im Original, was mir durchaus zusagt.

Programmhinweis

Wir Sprechen uns noch: Gothic Podcast

(Image credit: Youtube | Jorgenson)

William wird im Podcast Wir sprechen uns noch zu Gast sein und mit den Gothic-Veteranen Kurga und Jorgenson über seinen Termin auf der GamesCom 2023 sprechen. Die Folge wird voraussichtlich am 2. September auf YouTube online sein. 

Wieder hake ich bei Reinhard und Kai nach und möchte wissen, wie sich der Progress über die Kapitel hinweg äußern wird. Die Herausforderungen der Welt sollen sich dabei ähnlich wie im Original anfühlen, zeitgleich jedoch modern transportiert werden. Beispielsweise soll der namenlose Held im Schläfertempel vor einige Herausforderungen gestellt werden, auch wenn er indessen mit Uriziel – dem stärksten Schwert im Spiel – bewaffnet ist.

Als Nyras den Weg von der verlassenen Mine hinunter in Richtung altes Lager nimmt, baut sich die Kolonie in ihrer Pracht auf. Das alte Kastell springt mir gleich ins Auge, denn selbst aus der Ferne erkenne ich, dass dort einige Änderungen vorgenommen worden sind.

Im nächsten Dialog zeigt mir die Live-Demo ein weiteres bekanntes Gesicht: Kirgo, der Arenakämpfer aus dem alten Lager, welcher versucht, mit Mühe den verschütteten Weg vom Pass freizuräumen. Er hat noch ordentlich Arbeit vor sich, aber trotzdem Zeit für einen kurzen Plausch. Bekanntermaßen interessiert er sich brennend für Neuigkeiten aus der Außenwelt.

Endlich bekomme ich eine Kostprobe davon, was mit der Neugestaltung der Dialoge gemeint war. Kirgo erzählt, dass er ursprünglich aus der Wüste Varant stammt und die Hafenstadt Kohrinis ebenso liebt, wie eine Frau namens Rosie, die er dort kennengelernt hat. Zu schnulzig? Keine Sorge! Kirgo erzählt seine Geschichte so, dass der raue und harsche Ton der Gothic-Welt trotzdem erhalten bleibt.

Gothic Remake: Ein Blick auf die Konfrontation mit den Scavangern

Die neuen Scanvanger sehen gefährlicher aus, als sie sind.   (Image credit: Alkimia Interactive)

Für mich war das ein kleiner, aber besonderer Moment. Es war eine Bestätigung dafür, dass ich mich als Kenner darauf freuen kann, jeden Dialog neu zu erleben und neue Informationen über die Welt, die Charaktere und deren Beziehungen zueinander zu erhalten. 

Halte die Waffe mit einer Hand!

 Doch dann ging es endlich auch einmal ans Eingemachte: Kirgo bietet uns einen Übungskampf an und Nyras kämpft mit erhobener Spitzhacke stümperhaft gegen den Gardisten. Für einen Übungskampf fließt erstaunlich viel Blut – womöglich sogar zu viel für meinen Geschmack ... das wird in der finalen Version hoffentlich noch überarbeitet. Die Schläge wirkten aber durchaus wuchtig und sahen dem Kampfsystem aus dem Original erstaunlich ähnlich. Ein bisschen mehr Dynamik erhoffe ich mir in der finalen Version aber dennoch, wo eine Ausweichrolle und ein komplexeres Blocksystem doch sicher nicht verkehrt wären.

Nach dem Kampf erklärt uns Kirgo in seiner blutüberströmten Rüstung schließlich, dass wir unsere Waffe anders halten sollten und dadurch mehr Schwung erzielen können. Alkimia orientiert sich stark am originalen Kampfsystem, daher werden die Schläge mit dem entsprechenden Training bei den Lehrern auch eleganter aussehen und mehr Schaden anrichten. 

Als die Zeit jedoch indessen knapp wurde, wollte ich noch gerne das Plateau über der verlassenen Mine sehen. Der Hintergedanke dabei war, den dort platzierten Goblin in Aktion zu sehen. Schließlich war es eine meiner größeren Befürchtungen, dass die neuen Monsterdesigns zu Unstimmigkeiten führen könnten ... aber ich wurde eines Besseren belehrt! Als der grimmige Goblin seine Nagelkeule schwang, um Nyras eins über die Rübe zu ziehen, war ich von dem neuen Design nämlich einmal mehr begeistert. Anders verhält es sich noch bei den Scavangern, die durch ihre Knochenpanzer aktuell bedrohlicher wirken, als sie es letzten Endes tatsächlich sind.

Goblins sitzen am Feuer

Klein, aber durchaus oho – auch die Goblins stehen euch als Widersacher im Remake einmal mehr gegenüber! (Image credit: THQ Nordic)

Raum für Spekulation

 Eine meiner letzten Fragen bezog sich auf die neuen Elemente, die wir im Remake erwarten dürfen: die Arenakämpfe. Dass wir neben menschlichen Kämpfern auch gegen Monster kämpfen werden, hat sich im neusten Trailer bereits bestätigt. Ich wollte jedoch mehr wissen. Das Originalspiel inszeniert ab dem vierten Kapitel eine Story-Wendung. Das Alte Lager und die Arena sind dann nicht mehr auf dem normalen Weg zugänglich. Wie geht man damit im Remake um? Reinhard Pollice antwortete nach kurzem Zögern darauf:

"Es wird Wege und Mittel geben, um die Arenakämpfe auch über das vierte Kapitel hinaus zu bestreiten. Den harten Cut im vierten Kapitel werden wir also etwas anders angehen."

Meine Augen weiten sich. Wird es etwa eine zweite Arena im Untergrund oder einem anderen Lager geben, welche mich mein Kampftalent weiterhin unter Beweis stellen lässt? Vielleicht besteht auch die Möglichkeit, dass ich als Gardist weiterhin ins alte Lager kann und nicht direkt verstoßen werde? Das wiederum eröffnet die Möglichkeit, dass ich mich am Komplott der Erzbarone beteiligen könnte und eine Mitschuld am Mord der Feuermagier trage – Eine unerwartete, aber durchaus erfreuliche Antwort, die Raum für Träumereien lässt. 

Reinhard und Kai schweigen allerdings zu meinen Gedanken. Ich weiß, das ist alles reine Spekulation und letztendlich werden wir es erst erfahren, wenn das Spiel in der zweiten Jahreshälfte 2024 erscheint. Bis dahin, zehre ich allerdings weiterhin an meiner Vorfreude. Möge der Schläfer euch erleuchten.  

Fazit

Das Gothic Remake stand eigentlich nicht auf meinem Terminplan der GamesCom 2023. Vielleicht wurde es aber auch gerade deswegen zu meinem interessantesten Termin. Die Live-Demo durch Producer Reinhard Pollice und Composer Kai Rosenkranz hat meine Neugier gestillt, neue entfacht und darüber hinaus meine Skepsis in einigen Punkten zerstreut.

Die Minenkolonie wird im Remake etwa 20-30 % größer sein, was Raum für neue Details und Entdeckungsmöglichkeiten bietet. Atmosphäre, die durch das Lichtdesign noch nicht ganz den düsteren Ton des Originals trifft, wird laut den Entwicklern hingegen noch angepasst. Und auch der technische Fortschritt durch den Wechsel Alkimias von der Unreal Engine 4 auf die Unreal Engine 5 ist eine wahre Bereicherung.

Die Charaktere, allen voran Diego, sind authentisch und erinnern sofort an das Original. Die Dialoge sind nicht nur eine Kopie des Originals, sondern bringen neue Elemente und Hintergrundgeschichten ein, die die Welt von Gothic noch glaubwürdiger machen.

Das Kampfsystem hingegen bleibt dem Original treu, bietet aber noch immer Raum für moderne Anpassungen. Die Herausforderungen sollen sich ähnlich wie im Original anfühlen, zeitgleich allerdings ebenfalls in Richtung moderner Standards transportiert werden. Das verspricht ein spannendes Spielerlebnis sowohl für Veteranen als auch für Neueinsteiger.

Ein interessanter Punkt ist die Anpassung der Story, insbesondere im Hinblick auf die Arenakämpfe und das vierte Kapitel. Hier lassen die Entwickler allerdings vorerst noch reichlich Raum für Spekulation, inwieweit sich die Story-Änderungen letztendlich auswirken werden. Alles in allem stehen die Zeichen aber gut, dass das Gothic Remake nicht nur die Erwartungen der langjährigen Fans erfüllen wird, sondern auch neue Spieler in die Minenkolonie einführen dürfte.


Mehr Infos gefällig? Dann verpass nicht den Auftritt von unserem Gothic-Fan William im Podcast Wir sprechen uns noch-Podcast, wo er als Gast der Gothic-Veteranen Kurga und Jorgenson voraussichtlich schon am 2. September über seine Eindrücke vom GamesCom 2023-Termin berichten wird!

William Schubert
Freelancer

Hi, ich bin William und als Experte für Gaming (insbesondere PlayStation), VR und YouTube hier bei TechRadar tätig. Seit 20 Jahren bin ich von Technik und Videospielen begeistert und ich teile meine Meinungen und Erfahrungen gerne mit anderen. Bei Fragen oder Anregungen erreicht ihr mich per E-Mail unter wschubert@purpleclouds.de

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