Wo Long: Fallen Dynasty ist ein Soulslike, das tatsächlich etwas neu macht

Wo Long: Fallen Dynasty
(Bildnachweis: Koei Tecmo)

Während du vielleicht erwartet hast, dass Team Ninja seine von Dark Souls inspirierte Nioh-Serie fortsetzt, lautet der Titel des neuen Spiels dagegen Wo Long: Fallen Dynasty. Das erinnert im ersten Moment an Sekiro, bietet aber eine Mechanik, die das Souls-Formats weiterentwickelt: ein Moralsystem.

Wo Long spielt im China der Drei Reiche und wirft dir Monster wie Oger, dämonische Ritter und riesige Drachen entgegen. Hier wird serientypisch immer wieder der Boden mit dir aufgewischt, während du dir die Angriffsmuster der Gegner einprägen musst, um nach unzähligen Toden endlich zu triumphieren. 

Eine der größten Stärken deines Charakters, ist seine Geschwindigkeit, mit der du blitzschnelle Schläge abfeuern und Angriffen ausweichen kannst. Dark Souls fühlt sich immer wie ein Actionspiel für diejenigen an, die die langsame Bedächtigkeit von Monster Hunter lieben, Wo Long holt die Leute ab, die das strafende Tempo von Bayonetta 3 oder Ninja Gaiden bevorzugen. Du kannst direkt (und urkomisch) die Wände hochsprinten, von bröckelnden Dächern springen (ohne Fallschaden, jihaa!) und mit deinem maßgeschneiderten Charakter Amok laufen.

Wenn du an Momentum gewinnst, lädst du deine Geistanzeige auf, die du für magische Beschwörungen brauchst. Bei der Charaktererstellung hast du die Wahl zwischen einer der fünf göttlichen Elementar-Bestien - Feuer, Erde, Holz, Wasser und Metall. Jedes Tier stattet dich mit einer anderen Beschwörung und vier ausrüstbaren Zaubern aus, die dem gewählten Element des Tieres entsprechen. Diese Zauber sind ein wesentliches Werkzeug, wenn es darum geht, deine Feinde zu besiegen und dir ihre Belohnung zu holen: Moral. 

Moral-Boost

Wo Long: Fallen Dynasty

(Image credit: Koei Tecmo)

Die Moral funktioniert wie eine temporäre Aufstufungsmechanik. Mit jedem Gegner, den du besiegst, steigt deine Moral, du wirst stärker und kannst mehr Zaubersprüche freischalten. Je länger du überlebst, desto mächtiger wirst du und die Belohnungen bekommst du sofort. 

In traditionellen Soulslike-Spielen wie Dark Souls und Bloodborne sammelst du Seelen (Erfahrungspunkte und Währung) von deinen Feinden, die du bei deinem Ableben fallen lässt. Damals war das revolutionär, da es plötzlich um mehr ging, als nur an den letzten Checkpoint zurückgeschickt zu werden. Das System von Wo Long ist ähnlich. Auch hier fürchtest du den Verlust im Fall deines Bildschirmtodes, aber indem dein Voranschreiten mit einem sofortigen Machtzuwachs verbunden ist, bekommst du das Gefühl, mit jedem erfolgreichen Kampf zum Actionhelden zu werden.

Das Moralsystem arbeitet aber auch gegen dich. Du verlierst nämlich nicht nur deinen hart erarbeiteten Moralwert und die freigeschalteten Fähigkeiten, wenn du durch die Hand eines Gegners stirbst, sondern es steigt auch dessen Moralwert und macht ihn bei jedem erneuten Kampf furchterregender.

Lange Rede, kurzer Sinn

Wo Long: Fallen Dynasty

(Image credit: Koei Tecmo)

Doch Wo Long: Fallen Dynasty hat noch ein weiteres Ass im Ärmel: den Bloodborne-Produzenten Masaaki Yamagiwa und dessen Engagement hat sich ausgezahlt. 

Während Nioh ein angenehm verrückter Dark Souls-Klon ist, strahlt Wo Long sofort ein deutliches Selbstbewusstsein aus. Während in FromSoftwares Dark Souls die Spieler mit realistischer Langsamkeit angreifen und blocken, teilst du in Wo Long mit der akrobatischen Wut eines Wire-Fu-Kampfsportfilms ein Feuerwerk an Schlägen aus.

Wo Long: Fallen Dynasty

(Image credit: Koei Tecmo)

Die größte Enttäuschung von Wo Long ist das viel gepriesene Drei-Königreiche-Setting. Du wirst in eine Sekiro-eske, etwas östlich anmutende Umgebung hineingeworfen, und deine Umgebung besteht aus zerrissenen, im Wind flatternden Bannern, zerbröckelnden Steintürmen und zombieartigen Feinden. Das zweite Gebiet ist etwas besser und führt in eine offenere Gebirgsregion, aber es ist immer noch weit entfernt von der Mystik von Elden Rings Zwischenlanden. 

Das Spielprinzip entwickelt aber dennoch den typischen Soulslike-Sog und das Moralsystem bringt einen RPG-Grind ins Spiel. Du hast Glück und schaffst es, einen viel schwierigeren Gegner zu töten? Sieh zu, wie dein Moralwert in die Höhe schießt. Verbringst du deine Zeit damit, geduldig die niedrigeren Stufen zu mahlen? Du bekommst einen süßen kleinen Moralschub. 

All diese verschiedenen Varianten ergeben zusammen eine erfrischend rasante Umsetzung der FromSoftware-Formel und lassen erahnen, wie sich Sekiro ohne die Last-Gen-Framerate anfühlen könnte. Auch wenn es Dark Souls-Schöpfer Miyazaki nicht den Schlaf rauben wird, ist Wo Long ein vielversprechender Konkurrent und zählt zu den neuen Spielen 2022, die wir auf dem Schirm behalten werden.

Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 


Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de

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