Im Test: Splatoon 3

Nintendos kunterbunte Tintenschlacht geht in die dritte Runde

Eine Einzelspielermission von Splatoon 3 zeigt eine Stadtkulisse, die an Inception erinnert.
(Image: © Nintendo)

TechRadar Fazit

Nach einer glorifizierten Erweiterung in Form von Splatoon 2 ist dies die Fortsetzung, die die Serie dringend gebraucht hat. Splatoon 3 ist der bisher beste Teil der Serie und bietet einen hervorragenden Mehrspielermodus, eine stark verbesserte Kampagne und einige dringend benötigte Oualitiy of Life-Verbesserungen. Leider kam letzteres nicht bei allen Bereichen des Spiels an.

Pro

  • +

    Multiplayer-Splattern in Bestform

  • +

    Abwechslungsreiche Einzelspieler-Kampagne

  • +

    Großartiger Soundtrack

  • +

    Lustiges Spind-Feature

Kontra

  • -

    Keine neuen Multiplayer-Modi

  • -

    Es kommt hin und wieder zu Verbindungsabbrüchen

  • -

    Matchmaking kann nur sehr umständlich abgebrochen werden

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Informationen zum Test

Splatoon 3

(Image credit: Nintendo)

Spielzeit: ~20 Stunden

Plattform: Nintendo Switch
Release: 09. September 2022 (bereits erhältlich)
Preis: 49,99€

Splatoon 2 war – im Grunde genommen – nicht mehr als eine Portierung des ursprünglichen Wii U-Tintenfisch-Shooters auf die Nintendo Switch. Die Einzelspieler-Kampagne war eine kleine Verbesserung gegenüber dem glorifizierten Tutorial des ersten Spiels, aber die Multiplayer-Suite erlaubte es dir immer noch nicht, dich mit Freunden außerhalb der Rangliste zusammenzutun. Und obwohl der neu hinzugefügte Salmon Run schwapperweise (verstanden? Schwapper. Weil die wie ein Eimer aussehen? Nein? Egal.) Spaß machte, wurde er durch willkürliche Zeitbegrenzungen in die Knie gezwungen.

Bis zur Veröffentlichung der Octo Expansion-Kampagne fühlte sich Splatoon 2 für die meisten Fans eher wie ein vorsichtiger Schritt nach vorne an, wo ein echter Squid Surge nötig gewesen wäre. Splatoon 3 ist im Vergleich dazu der "Eel Deal".

Nintendo hat sich eindeutig darauf konzentriert, alle Probleme auszubügeln, die Fans seit dem Original von 2015 hatten. Während der Hauptanziehungspunkt des Spiels – der kompetitive Mehrspielermodus – weitgehend vertraut bleibt, hat das Spiel von allen möglichen Quality of Life-Verbesserungen profitiert. Verbesserungen, die so willkommen sind, dass wir hörbar aufschreien mussten. Vor allem in den Variationen von "Oh. Schön, das haben sie endlich geändert".

Die Änderungen sind in der Einzelspieler-Kampagne von Splatoon 3 noch deutlicher zu sehen. In den ersten beiden Spielen fühlte sich diese wie ein nachträglicher Einfall an, mit einer Reihe von Hindernisläufen, um dich an das Spiel zu gewöhnen. Ein Element, das es in Splatoon 3 immer noch gibt. Aber es wurde durch eine größere Vielfalt an Herausforderungen und eine detaillierte Hub-Welt voller Sammelobjekte verstärkt.

Auch der Splatoon-eigene Hordenmodus, Salmon Run, kehrt zurück. Dieser unterscheidet sich zwar nicht allzu sehr von der ersten Version, aber eine Reihe von wichtigen Unterschieden macht ihn viel besser. Es gibt nun mehr Boss-Salmoniden, wodurch jeder Run weniger vorhersehbar ist. Und das Beste: Du kannst dich jetzt jederzeit in die Warteschlange für den Modus einreihen, anstatt wie in Splatoon 2 zu bestimmten Zeiten ausgesperrt zu sein.

Leider besteht Splatoon 3 nicht nur aus goldenen Fischeiern. Es gibt auch negative Seiten, die das Spielerlebnis frustrierend machen. Nintendo hat – zumindest bei mir – den Ruf für bescheidene Online-Server geerntet. Und Splatoon 3 bleibt von diesen auch nicht verschont. Leider passiert es hin und wieder, dass man noch während dem Matchmaking rausfliegt. Das kommt zwar nicht bei jeder Runde vor, aber leider oft genug, um auffällig zu sein. Bei einem zahlungspflichtigen Online-Dienst mit Preisen von bis zu 39,99€ jährlich ist das einfach ein No-Go. 

Die Rotation der Karten könnte für manche auch ein negativer Punkt sein. Alle zwei Stunden sind nur zwei der bisher insgesamt 12 Arenen aktiv und werden zufällig während dem Matchmaking bestimmt. Meinungen gehen diesbezüglich auseinander. Manche argumentieren, dass auf diese Weise eher das Gefühl aufkommt immer etwas Neues zu erleben. Andere wünschen sich mehr Abwechslung, da sie es zu langweilig finden, 2 Stunden lang nur auf zwei unterschiedlichen Maps zu spielen.

Kurz gesagt: Splatoon 3 ist der Schuss, den die Serie gebraucht hat. Auch wenn es durch die Verbindungsfehler und die Rotation der Arenen (für manche) etwas ausgebremst wird. Da es auch nach dem Launch bis 2023 und darüber hinaus Updates geben wird, werden wir in den Schuhen unserer Inkling- und Oktoling-Avatare auch in absehbarer Zukunft (hoffentlich) trotzdem zufrieden sein.

Spritzige Revierkämpfe

Splatoon 3 Turf War battle

(Image credit: Nintendo)

Das leckere, sättigende Filetstück im Zentrum von Splatoon sind nach wie vor die schnellen und süchtig machenden Revierkampf-Multiplayer-Schlachten. Zwei Teams haben drei Minuten Zeit, um so viel Fläche wie möglich auf der Karte einzufärben. Es ist ein simpler, aber immer chaotischer Modus. Vor allem, wenn du versuchst, in den 180 heißen Sekunden die Besonderheiten der Karte und die Waffenausstattung deiner Gegner zu lernen. Meistens reichen die dreiminütigen Runden dafür aber gar nicht aus.

Zum Glück kannst du dich jetzt mit Freunden in einer Lobby in die Warteschlange stellen, um an regulären Kämpfen ohne Ranglisten teilzunehmen. Das hört sich nach einer ganz einfachen Sache an, und das ist es auch. Aber es ist etwas, das die Vorgänger von Splatoon 3 nicht bieten konnten. Das ging dort nur per join. Jetzt, wo das behoben ist, war es noch nie so einfach, sich auf sozialer Ebene in die kunterbunte Tintenschlacht zu stürzen. Sofern dir die Verbindungsfehler während des Matchmakings keinen Strich durch die Rechnung machen.

Die Ranglisten-Modi von Splatoon 3 (jetzt Anarchie-Kämpfe genannt) sind immer noch an die Progression gebunden. Um sie nutzen zu können, musst du Level 10 erreichen (oder eine Splatoon 2-Spieldatei übernehmen). Und das ist gut. Ich persönlich bin sogar der Meinung, dass die Spielerstufe gerne noch ein wenig höher sein darf. Schließlich geht es hier um Ranglisten-Kämpfe, bei denen die Spreu vom Weizen getrennt wird. An diese solltest du dich wirklich erst heranwagen, wenn du mit den Mechaniken von Splatoon 3 vertraut bist. Das bedeutet aber auch, dass die vier kompetitiven Mehrspieler-Modi des Spiels – also Operation Goldfisch, Turmkommando, Herrschaft und Muschelchaos – für die meisten SpielerInnen nicht sofort zugänglich sind. Es wäre schön zu sehen, wenn die vier unterschiedlichen Modi der Anarchie-Kämpfe zu einem späteren Update ähnlich wie die normalen Revierkämpfe spielbar wären, ohne dabei kostbare Ranglistenpunkte opfern zu müssen. So würden die Leute auf ihre Kosten kommen, die kein Interesse an Ranglisten-Matches haben.

Zu Release gibt es leider noch keine brandneuen Modi, die das Spiel wirklich aufpeppen würden. Wenn du ein Splatoon-Veteran bist, weißt du jetzt schon, was auf dich zukommt.

Schmackhaftes Seafood

Splatoon 3 hub Splatsville, featuring Inklings and Octolings conversing

(Image credit: Nintendo)

Der Hub von Splatoon 3 ist eine hervorragende Ergänzung. Er ist etwas größer als die Hubs der Vorgänger und eindeutig stark von japanischen Stadtvierteln inspiriert. Es macht wirklich Spaß, Splatsvilles offene Einkaufsmeile und seine verwinkelten Hintergassen zu erkunden.

Apropos Einkaufsmeile: In Splatsville gibt es einige Läden, bei denen du dich mit neuen Waffen, Klamotten und unzähligen Deko-Gegenständen eindecken kannst. Leider ist das physische Besuchen der Geschäfte schon sehr früh obsolet, da du dich direkt zu ihnen teleportieren kannst, wenn du schon einmal dort vorbeigeschaut hast. Mir ist bewusst, dass es sich hier um eine optionale Quality of Life-Verbesserung handelt. Trotzdem plant man durch solch eine Mechanik ganz automatisch eher weniger einen spontanen Stadtbummel ein.

Besonders spaßig ist es, sich die Avatare anderer Spieler anzusehen. Vor allem aber deswegen, um sie um ihre coolen Klamotten zu beneiden. Da kann aber ein ganz bestimmter Kumpel am Eingang der Lobby helfen: Sid.
Bei ihm kannst du nicht nur die Fähigkeiten deiner aktuellen Kleidungsstücke anpassen, sondern auch Klamotten bestellen, die du bei anderen SpielerInnen in Splatsville gesehen hast. So kann man die tägliche Rotation der Boutiquen etwas aushebeln. Vielleicht hast du ja Glück und findest so das passende Outfit.

Der eigene Spind

In der brandneuen Umkleidekabine kannst du deinen eigenen Spind mit einer großen Auswahl an Sammlerstücken wie Postern, Figuren, Waffen, Kleidung und Requisiten einrichten. Dieser Teil der Lobby ist etwas schwierig zu entdecken, weil er zunächst durch undurchsichtiges Glas verdeckt ist. Sobald du allerdings einige Matches gespielt hast und Stufe 4 erreichst, kannst du die Umkleidekabine betreten und deinen ganz eigenen Spind nach Herzenslust einrichten. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Bock auf ein riesiges Steingesicht, das 50% des Platzes einnimmt? Kein Problem!

Die Qualität der Online-Verbindung scheint insgesamt viel besser zu sein – wahrscheinlich dank Nintendos neuem Netcode, der in anderen Spielen wie Monster Hunter Rise die Runde macht. Aber leider sind Verbindungsabbrüche auch in Splatoon 3 vorhanden. Zwar kommen diese nicht regelmäßig vor, aber leider oft genug um auffällig zu sein. Und wie oben beschrieben ist das leider ein absolutes No-Go, wenn man bedenkt, dass die meisten von uns gutes Geld für leider nicht so gute Server bezahlen. Besonders schlimm war es übrigens während des Pre-Launch Splatfestes am 27. August. Hier konnte ich mit meinen Freunden kaum zusammen spielen, da regelmäßig einer von uns noch während des Matchmakings rausgeflogen ist. Hoffen wir, dass die kommenden Splatfeste stabiler laufen.

Sehr umständlich ist es übrigens, die Match-Suche abzubrechen. Zwar geht das, indem man Minus gedrückt hält, aber nur für die ersten Sekunden des Matchmakings. Danach verschwindet der Button und man ist gezwungen, die Runde zu spielen. Das liegt vermutlich daran, dass das Spiel ab diesem Zeitpunkt acht SpielerInnen zusammengewürfelt hat und im Begriff ist, das Match zu starten. Aus meiner Sicht ist es dennoch eine unsagbar schusselige Mechanik. Vor allem in Kombination mit den Verbindungsfehlern, die ja hin und wieder auftreten. Im Ergebnisbildschirm hast du die Möglichkeit weiterzuspielen oder zu beenden. Dort sieht man aber nicht, ob man sich noch immer mit seinen Kumpels in einer Gruppe befindet. Mir ist es schon einige Male passiert, dass ich "Fortsetzen" wählte, während meine Freunde gar nicht mehr im gleichen Raum waren, weil sie entweder rausflogen, oder einfach nur shoppen waren. Und zack: Ich spiele eine Runde, die ich gar nicht spielen wollte. Und das nur, weil ich verpasst habe, die Minus-Taste in Lichtgeschwindigkeit gedrückt zu halten. Bei jedem Online-Spiel – sei es MOBA, Shooter oder MMO – erscheint vor Runden-Beginn ein Ready-Check. Dieser würde Splatoon 3 sehr guttun und gleichzeitig vorbeugen, dass SpielerInnen direkt zum Start das Match verlassen. 

Nieder mit Salmoniden

Splatoon 3's Alterna campaign hub

(Image credit: Nintendo)

Bis jetzt haben sich die Kampagnen von Splatoon immer wie eine verpasste Chance angefühlt. Klar, sie sind effektiv, um dich mit einigen Waffen und Spielmechaniken vertraut zu machen. Aber das ist alles, was sie sind: verkleidete Tutorials.

Die ersten Level in der Kampagne von Splatoon 3 klingen ähnlich. Meine Befürchtungen wurden jedoch schnell zerstreut, als sich die Kampagne nach einem ersten spannenden Bosskampf ausweitete und, kurz gesagt, brillant wurde. Diesmal gibt es eine riesige Auswahl an Missionen, die von Hindernisparcours voller Feinde bis hin zu Mikroherausforderungen im Stil der Octo Expansion reichen.

Die Kampagne von Splatoon 3 spielt in Alterna, einer stillgelegten Forschungsbasis, die einst von den letzten Überresten der Menschheit besetzt war. Sie hat ihren eigenen Hub, eine viel offenere Welt, die mit Missionen und Sammelobjekten übersät ist.

Nach dem Prolog verlierst du – durch einen langen Sturz – den Kontakt zu Käpt'n Kuttelfisch und all deine Fähigkeiten. Um diese wiederzuerlangen, musst du in einem Talentbaum Erfahrungspunkte einlösen. Die sammelst du durch das Abschließen von Missionen oder das Einfärben von Gebieten. Letzteres war übrigens ein Teufelskreis für mich. Ich konnte in meinem Playthrough erst beruhigten Herzens weiterziehen, wenn jeder Quadratmillimeter mit meiner gelben Tinte bedeckt war. Tatsächlich dauert das Sammeln der Erfahrungspunkte auf diese Methode viel zu lang. Es ergibt viel mehr Sinn Missionen abzuschließen oder das Flauschplasma von deinem Salmini auffuttern zu lassen. 

Du arbeitest mit deinem Salmoniden-Kumpel Salmini zusammen, um in jeder Mission Fischeier zu sammeln, mit denen du langsam aber sicher das Flauschplasma abbauen kannst. Dieses pelzige organische Material blockiert anfangs einen Großteil des Hubs. Aber sobald alles frei ist, hast du die Möglichkeit, jedes Gebiet zu erkunden und im Laufe der Geschichte in neue Orte vorzudringen.

Die Kampagne ist nicht zu lang, denn es dauert etwa acht Stunden, bis du sie zu 100% abgeschlossen hast. Deshalb würde ich dir empfehlen, sie durchzuspielen, auch wenn du dich am meisten auf den Multiplayer-Modus konzentrieren möchtest. Wenn du dich für die bizarre, manchmal düstere Geschichte des Splatoon-Universums interessierst, ist die Kampagne ein absolutes Muss für dich. Außerdem musst du einfach Käpt'n Kuttelfisch retten. Du bist nicht besser als die Oktarianer oder die Salmoniden, wenn du nur im Multiplayer abhängst!

Frisch aber nicht fangfrisch

Splatoon 3 Turf War battle showing Inkling using their Special weapon

(Image credit: Nintendo)

Die Grundlagen für einen innovativen, hervorragenden Multiplayer-Shooter waren in Splatoon schon immer vorhanden. Die Serie hat es nur traditionell versäumt, ihre Magie so zugänglich zu machen, wie sie sein sollte.

Die unzähligen Quality of Life-Verbesserungen, die erfrischende Solokampagne, die neuen Sammelobjekte und das umfangreiche Waffenarsenal – ganz zu schweigen von dem wunderbar wilden Punkrock-, EDM- und Industrial-Soundtrack – machen es zu dem Spiel, das Splatoon 2 hätte sein sollen. Zwar kann man die Match-Suche nur sehr umständlich abbrechen und muss derzeit mit teils nervigen Verbindungsfehlern sowie keinen neuen Spiel-Modi leben, aber das sind alles Dinge, die durch zukünftige Updates behoben werden können.

Wenn du zum ersten Mal an den Revier- und Anarchie-Kämpfen teilnimmst oder schon ein erfahrener Tintenfisch bist, solltest du wissen, dass du mit Splatoon 3 die Serie auf ihrem absoluten Höhepunkt erlebst. Noch nie war der Mehrspielermodus so spaßig und das Einzelspielerangebot so umfangreich wie in diesem Spiel.

Michael Winkel
Volontär

Ich bin Michael und ich beschäftige mich vor allem mit den Themen Gaming, Nintendo und Audio. Noch bevor es mich zu TechRadar Deutschland verschlagen hat, absolvierte ich an der Akademie für Neue Medien eine Kompaktausbildung zum Crossmedia-Journalisten. Dort lernte ich nicht nur das journalistische Handwerk, sondern auch wie man moderiert und gute Kurzfilme produziert. Nun bin ich bei TechRadar Deutschland als Volontär gelandet und tierisch froh, leidenschaftlich über Videospiele, Gaming und Tech zu schreiben. Erreichbar bin ich unter mwinkel[at]purpleclouds.de.

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