Signalis nutzt seine Horror-Inspirationen, um etwas Einzigartiges zu schaffen

Signalis Protagonistin Elster während einer Cutscene
(Bildnachweis: Humble Games)

Durch die blutgetränkten Korridore von Signalis zu rasen, die fast ausschließlich von schrecklich mutierten Androiden bevölkert werden, ist ein einzigartiger Nervenkitzel - aber einer, der mich geistig ausgelaugt hat. Noch einige Türen von der Sicherheit eines Speicherraums entfernt, halte ich inne und verweile ein paar Minuten auf dem Inventarbildschirm. Sein sanftes Leuchten und leises Summen erinnert mich an einen Röhrenbildschirm. In diesem Moment wird mir klar, dass ich mich ausgerechnet mit einem Menü tröste. Das war übrigens der Moment, in dem ich wusste, dass Signalis etwas Besonderes ist.

Signalis ist klassischer Survival-Horror, der das strenge Ressourcenmanagement des klassischen Resident Evil mit dem traumatischen Horror von Silent Hill verbindet. Außerdem gibt es eine Prise David-Lynch-esken Surrealismus und 90er-Jahre-Sci-Fi-Anime-Ästhetik als Zugabe.

The King in Yellow

The King in Yellow

(Image credit: Humble Games)

Die rostigen Roboterhaken von Signalis haben sich dank des absichtlich desorientierten Settings schnell in mir festgesetzt. Wir erwachen in der Rolle von Elster, einem Androiden (oder Replika), dessen Erinnerungen verstreut sind, aus einer Kryokapsel an Bord eines abgestürzten Schiffs. Alles, was sie weiß, ist, dass sie ihren Partner finden muss, von dem sie ein Foto bei sich trägt.

Signalis macht seine erzählerischen Absichten schon früh im Spiel deutlich, nachdem Elster (benannt nach ihrer Fabrikbezeichnung: LSTR) sich durch einen Kriechgang in ein kompaktes Büro gezwängt hat. Auf dem Schreibtisch liegt ein Exemplar von The King in Yellow (Der König in Gelb) - etwas, das mir einen Schauer über den Rücken jagte, als ich sein kultiges Cover erkannte.

Das Buch ist eine Sammlung von kurzen Horrorgeschichten, die 1895 veröffentlicht wurde. Als die Figuren auf ein Stück des Namensgebers des Buches stoßen, werden sie beim Lesen des Textes verrückt. Es ist ein sehr einflussreiches Buch, das Autoren wie HP Lovecraft und in jüngerer Vergangenheit auch die Macher von True Detective inspiriert hat. Was es in einem der ersten Zimmer von Signalis zu suchen hat, ist eine beunruhigende Frage, aber eine, die auf brillante Weise Elsters Suche nach der Wahrheit vorwegnimmt.

Signalis Protagonistin Elster während einer Cutscene

(Image credit: Humble Games)

Eine beunruhigende Zwischensequenz trennt unsere Ankunft in der Haupteinrichtung und Elsters Lesung aus dem Buch, sodass wir nicht wissen, wann beide Ereignisse stattfinden. Es ist eine fast halluzinogene Szene, in der Elsters Gesicht schmilzt und ihre Androidenhülle zum Vorschein kommt, unterbrochen von aggressiven Schnitten auf ihre verstreuten Erinnerungen.

Als Elster den schulähnlichen Komplex erkundet, der gebaut wurde, um Replikas wie sie auszubilden, wird die Geschichte immer unzusammenhängender. Sie entdeckt, dass die Einrichtung von einer Infektion befallen ist, die die Replika-Bewohner in hirnlose Kreaturen verwandelt hat, welche den legendären Krankenschwestern aus Silent Hill ähneln.

In der Einrichtung befinden sich noch weitere Überlebende, von denen die meisten eine ähnlich traumatische Reise hinter sich haben. Elster steht jedoch im Mittelpunkt des Geschehens. Eine Akte, die du in Signalis finden kannst, ist ein Dossier über ihren Einheitentyp: Elster ist nicht für den Kampf gebaut, aber sie ist darauf programmiert, sich anzupassen und in extrem gefährlichen Umgebungen zu überleben. Das passt perfekt zu einem der besten Features von Signalis: dem Inventar- und Ressourcenmanagement.

Enge Korridore, noch engere Taschen

Signalis Inventarbildschirm

(Image credit: Humble Games)

Aufgrund strenger Richtlinien dürfen Replikas nicht mehr als sechs Gegenstände auf einmal bei sich tragen. Das ist in Elsters Programmierung fest verankert, so dass sie sich auch dann noch daran hält, wenn die Einrichtung in Unordnung gerät.

Zu diesen sechs Gegenständen gehören Waffen, Munition, Heilgegenstände, Schlüssel und wichtige Objekte, die dir helfen, weiterzukommen. Signalis lacht über die Aufrüstung des Inventars. Stattdessen wirst du die Kisten mit den Gegenständen, die du in jedem Speicherraum findest, ausgiebig nutzen.

Die knappe Obergrenze von sechs Gegenständen wird wahrscheinlich der entscheidende Faktor dafür sein, wie viel Spaß du an Signalis hast. Ich möchte jedoch betonen, dass sich die Verwaltung meines Inventars trotz der strengen Vorgaben nicht ein einziges Mal lästig anfühlte. Das ist einer der Gründe, warum ich Signalis so liebe: Wie einen Urlaubskoffer wirst du viel Zeit damit verbringen, dein Inventar so effizient wie möglich zu packen.

Elster in einem frühen Spielkorridor in Signalis

(Image credit: Humble Games)

Für mich bedeutete das in der Regel, dass ich meine Pistole, etwas Munition, einen Schlüssel, ein oder zwei Rätselgegenstände und - hoffentlich - einen freien Platz für Munition oder Hilfsgegenstände bei meiner nächsten Erkundungstour mitnehmen konnte. Stärkere Waffen wie die Schrotflinte und das Gewehr habe ich mir für die impulsiven Bosskämpfe oder für besonders feindverseuchte Gänge aufgehoben. Außerdem solltest du dir merken, wo nützliche Gegenstände liegen, damit du sie im Notfall auch später abholen kannst.

Noch besser: Wie in der Neuauflage von Resident Evil bleiben erledigte Feinde nicht ewig liegen. Um einen Feind dauerhaft am Boden zu halten, musst du seine Leiche mit einer Stange Thermit verbrennen oder sie mit einer Leuchtkugel abschießen. Beide Ressourcen sind unglaublich rar, so dass die Entscheidung, welche Feinde du für immer loswerden willst, eine weitere wichtige Entscheidung ist.

Wach auf

Elster trifft Isa in Signalis

(Image credit: Humble Games)

Signalis ist ein unvergessliches Survival-Horror-Erlebnis. Die dreckige Low-Poly-Ästhetik ist wunderbar einzigartig und verbindet Metal Gear Solid-eske Charaktermodelle mit detaillierten vorgerenderten Hintergründen. Der Look des Spiels passt perfekt zu seiner seltsamen, fesselnden Erzählweise.

Wir sind uns nie ganz sicher, in welcher Reihenfolge die Ereignisse in Signalis' galaxisumspannendem Setting ablaufen. Wir wissen auch nicht, inwieweit wir den einzelnen Figuren trauen können, auch nicht Elster selbst. Sicher ist nur, dass das Universum von Signalis von etwas zutiefst Unheimlichem heimgesucht wird. Der Wunsch unserer Protagonistin, sich durch das Auge des Sturms zu kämpfen, ist dabei nachvollziehbar und geht zu Herzen.

Signalis ist eines der unterhaltsamsten und faszinierendsten Survival-Horrorspiele, die ich je gespielt habe, und der Versuch, alle Enden zu erreichen, lohnt sich, wenn man die weitläufige, ehrgeizige Handlung des Spiels verstehen will. 

Für ein Spiel, das größtenteils von dem Zwei-Personen-Team der Rose Engine entwickelt wurde, ist das eine erstaunlich beeindruckende Leistung. Und da Signalis im Xbox Game Pass erhältlich ist, kann ich es jedem empfehlen, der auch nur im Entferntesten daran interessiert ist, ein Meisterwerk des Survival-Horrors durchzuspielen.

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Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 

Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de

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