Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp ist herausfordernd, aber seine Leistung schwächelt

Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp Sami
(Bildnachweis: Nintendo)

Nach einer Reihe von Verzögerungen ist Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp fast da und bringt die klassischen GameBoy Advance-Strategietitel auf die Nintendo Switch. Es ist eine angenehme Überraschung, dass Nintendo diese alten rundenbasierten Spiele für seine moderne Konsole wieder aufleben lässt, zumal die Serie neben Titeln wie F-Zero und Golden Sun, die nur in Smash Bros. Cameos das Licht der Welt erblicken, oft vernachlässigt wird. Doch selbst nach diesen Verzögerungen kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass dieser Titel noch mehr Zeit im Entwicklungs-Ofen gebraucht hätte.

Das soll nicht heißen, dass Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp keinen Wert hat oder keinen Spaß macht. Die Spiele behalten ihren fesselnd hohen Schwierigkeitsgrad bei und bieten gleichzeitig eine entspanntere Option für neue und Gelegenheitsspieler. Leider hat der Fluch der Nintendo Switch-Leistung wieder zugeschlagen. Gepaart mit einer faden, fast Fisher-Price-ähnlichen optischen Aufmachung fehlt diesem Remake der Charme, den das Original auf dem GBA ausstrahlte, und der Schliff, der es zu den besten rundenbasierten Strategiespielen des Handhelds machte.

Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp: Kurz und bündig

  • Darum geht's: Die Rückkehr von Nintendos niedlichem, rundenbasiertem Militärstrategiespiel
  • Release: 21. April 2023
  • Plattform: Nintendo Switch

Verliere die Schlacht, gewinne den Krieg

Die Kämpfe in Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp

(Image credit: Nintendo)

Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp ist ein komplettes Remake mit allen Funktionen. Sowohl die Advance Wars- als auch die Advance Wars 2: Black Hole Rising-Kampagne sind vollständig enthalten, wobei du das erste Spiel allerdings erst abschließen musst, um das zweite freizuschalten.

Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Bonuskarten, die du in Hachis Shop mit Spielwährung kaufen kannst. Zusammen mit einem Soundtest und freischaltbaren Grafiken hast du ein Paket, das Komplettisten wochen-, wenn nicht sogar monatelang beschäftigen wird.

Ich finde es auch toll, dass der ekelerregende Schwierigkeitsgrad der Serie beibehalten wurde. Das ist besonders erfrischend, wenn du die letzten Teile der Strategiespielserie Fire Emblem als eher einfach empfunden hast. Das habe ich schon in der Anfangsphase des Spiels gespürt, als ich mich bei der Platzierung einer feindlichen Raketeneinheit verschätzt habe, die dann einen meiner Panzer zerstörte und einen Dominoeffekt auslöste, der dem übermütigen, selbstgefälligen feindlichen Kommandanten Olaf den Sieg bescherte.

Der neue Schwierigkeitsgrad macht die gegnerische KI leichter überwindbar, aber es ist keineswegs ein Spaziergang. WayForward hat es geschafft, den Wahnsinn zurückzudrängen und dich trotzdem dazu zu ermutigen, deine Armee voll auszunutzen. Das ist definitiv der Schauplatz, den ich Spielern empfehlen würde, die zum ersten Mal in die Schlacht ziehen. Das Remake bestraft oder beschämt dich nicht dafür, dass du dich für den Gelegenheitsmodus entschieden hast, und wenn du doch zu flott durch die Level saust, kannst du von der Kampagnenkarte aus auf den klassischen Schwierigkeitsgrad zurückschalten.

Die erste Armee

Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp strategy map

(Image credit: Nintendo)

Wenn du keine Erfahrung mit der Advance Wars-Reihe hast, könnte man dir verzeihen, wenn du dir die Screenshots dieses Remakes ansiehst und denkst, dass es sich vor allem an kleine Kinder richtet. WayForward hat den Karten und Einheiten ein 3D-Makeover verpasst, aber sie haben einen unnatürlichen Plastikglanz, der nicht zu den verschiedenen Biomen passt, in denen du kämpfst.

Die ursprünglichen GBA-Spiele hatten eine sprite-basierte Cartoon-Ästhetik, die sowohl charmant aussah als auch die Einheiten besser unterscheidbar machte. Das lässt sich nicht gut auf 3D übertragen, und die unübersichtlichen Karten werden zu einer fast unleserlichen visuellen Suppe.

Eine ziemlich seltsame Entscheidung, wenn man bedenkt, wer der Hauptentwickler von Re-Boot Camp ist. WayForward hat mit Serien wie Shantae, River City Girls und Mighty Switch Force einige der besten 2D-Grafiken der letzten Zeit geschaffen. Dieser sofort erkennbare Stil hätte bei Advance Wars Wunder bewirken können.

Zum Glück ist die Präsentation nicht völlig katastrophal. Es gibt einige schöne 2D-Charakterporträts, Animationen und eine anständige Sprachausgabe. Der neu abgemischte Soundtrack ist ebenfalls großartig, und es ist ein wahrer Genuss, die kultigen Melodien von Advance Wars in einem modernen Gewand zu hören.

Alles stottert an der Westfront

Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp CO Nell during dialogue scene

(Image credit: Nintendo)

Alles in allem wäre Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp trotz seiner fragwürdigen optischen Überarbeitung eine leichte Empfehlung gewesen. Aber wie bei Bayonetta 3 leidet auch dieses Remake unter frustrierenden Leistungsproblemen.

Das Spiel hat eine ungesicherte, inkonsistente Framerate, die während des Spiels zwischen 30 und 60 Bildern pro Sekunde zu schwanken scheint. Das ist besonders ärgerlich, wenn du Einheiten auf den größeren Karten des Spiels auswählst. Die Navigation fühlt sich schwankend an und reagiert manchmal nicht. Das macht das langfristige strategische Vorgehen weit weniger befriedigend als bei den zwei Jahrzehnte alten Vorgängern, bei denen die Leistung viel flüssiger war.

Infolgedessen fühlen sich die Übergänge vom Kartenbildschirm zum Kampf weniger echt an. Zusammen mit den längeren Ladezeiten ist das ein eklatanter Rückschritt gegenüber dem, was Intelligent Systems vor all den Jahren erreicht hat.

Advance Wars 1+2 Re-Boot Camp fehlt es eindeutig an dem dringend benötigten Feinschliff. Ich hoffe aufrichtig, dass das Remake ein paar wirkungsvolle Leistungsverbesserungen erhält, denn der kalkulierte Strategieansatz macht wirklich Spaß. So wie es aussieht, ist 1+2 Re-Boot Camp jedoch in seinem derzeitigen Zustand eine mittelmäßige Imitation der GBA-Vorlage.

Michael Winkel
Volontär

Ich bin Michael und ich beschäftige mich vor allem mit den Themen Gaming, Nintendo und Audio. Noch bevor es mich zu TechRadar Deutschland verschlagen hat, absolvierte ich an der Akademie für Neue Medien eine Kompaktausbildung zum Crossmedia-Journalisten. Dort lernte ich nicht nur das journalistische Handwerk, sondern auch wie man moderiert und gute Kurzfilme produziert. Nun bin ich bei TechRadar Deutschland als Volontär gelandet und tierisch froh, leidenschaftlich über Videospiele, Gaming und Tech zu schreiben.

Erreichbar bin ich unter mwinkel[at]purpleclouds.de.

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