Während es den Eindruck macht, die Pandemie wäre in Deutschland bald überstanden und der Alltag würde langsam wieder normal werden, hat ein Jahr Covid-19 mehr für die Digitalisierung getan als die Politik in den letzten 20 Jahren. Das Homeoffice, in dem wir beispielsweise auch diesen Testbericht schreiben, ist salonfähig geworden und wird mit großer Sicherheit eine gängige Option für Büroarbeit bleiben.
Dementsprechend wurden auch Meetings vermehrt ins Internet verlegt, aber ganz ohne seine Gesprächsteilnehmer zu sehen, geht es eben auch nicht. Hier kommen Webcams ins Spiel. In Laptops werden sie schon ewig verbaut, waren aber häufig eher nice to have als relevantes Auswahlkriterium. Und dann waren USB-Webcams Anfang 2020 plötzlich ausverkauft und Laptophersteller begannen, mehr Wert darauf zu legen und bessere Komponenten zu verbauen.
Das sind die technischen Eigenschaften der Trust Taxon QHD Webcam:
Maße: 90 × 50 × 65 mm (B × H × T)
Gewicht: 127 g (mit Kabel)
Schnittstelle: USB-A 2.0
Videoauflösung: 720p/1080p/1440p bei 30 FPS
Bildauflösung: 2560 × 1440
Sichtfeld: 80°
Fokus: Autofokus
Mikrofon: 2, integriert
Montage: Clip-Halterung oder Stativ (¼-Zoll-Gewinde)
Kabellänge: 1,80 m
Dabei braucht der gewöhnliche Nutzer nicht unbedingt die beste Webcam – eine gute reicht völlig aus. Hier kommt die Trust Taxon QHD ins Spiel, die das niederländische Unternehmen quasi pünktlich zum Jahrestag der Covid-19-Pandemie auf den Markt gebracht hat. Der Elektronikhersteller bewegt sich seit jeher im niederpreisigen Segment und ist nicht unbedingt bekannt für bahnbrechende Produkte.
In dieselbe Kerbe schlägt auch die Trust Taxon QHD Webcam, denn Vieles an ihr ist mindestens gut, ein paar wenige Dinge finden wir durchschnittlich bis nicht ganz so gut, aber insgesamt handelt es sich hierbei dennoch um eine ziemlich gute Webcam für Zuhause und fürs Büro.
Preis und Verfügbarkeit
Die Trust Taxon QHD Webcam ist seit dem 8. April 2021 für 79,99 Euro UVP erhältlich. Preislich bewegt sie sich also eher im mittleren Segment, denn einerseits gibt es viele Webcams im Bereich von 50 Euro und darunter, andererseits aber auch welche für weit über 100 Euro.
Design
Die Trust Taxon QHD Webcam ist angenehm schlicht gehalten: Das Gehäuse und die Halterung sind aus matt-schwarzem Plastik, die Front ist verglast, umrandet von glänzendem schwarzen Plastik, aus der Oberseite ragt der Hebel für den Blickschutzschieber. Da dieser rein mechanisch ist, versperrt er allerdings nur die Linse – die Mikros bleiben eingeschaltet. Wenn du komplette Privatsphäre willst, solltest du also darauf achten, dass du dich stumm schaltest.
Mittig auf der Vorderseite sitzt die Linse, links darunter eine Status-LED, die durchaus heller sein könnte, denn selbst bei normaler Zimmerbeleuchtung ist kaum zu erkennen, ob sie leuchtet oder nicht. Bei Tageslicht ist dann aber gänzlich Schluss. Im linken und rechten Drittel der Vorderseite befinden sich mittig außerdem je drei Löcher für die beiden Mikrofone, über dem rechten Triplett ein dezenter Schriftzug, der auf das Hauptmerkmal der Webcam hinweist: „2K QHD“.
Insgesamt gefällt uns das Design gerade wegen seiner Schlichtheit sehr gut. Wir wurden aber recht lange das Gefühl nicht los, dass wir das woanders bereits gesehen haben – nämlich bei der wesentlich teureren Logitech Brio Webcam. Aber sei’s drum, schließlich ist Imitation bekanntlich die höchste Form der Anerkennung.
Die Halterung hat, wie die meisten Webcams heutzutage, eine Clip-Halterung, damit sie sicher am oberen Rand eines Laptops oder Monitors hängt. Jede Seite, die mit irgendeiner Oberfläche in Berührung kommen kann, ist gummiert, damit die Kamera nicht so leicht verrutscht. Deshalb kann man die Kamera mit zugeklapptem Clip auch problemlos auf den Tisch stellen. Unsere private, teurere Logitech StreamCam hat auf der Unterseite beispielsweise nur Plastik. Außerdem befindet sich im unteren Teil der Halterung auch ein ¼-Zoll-Gewinde, mit dem die Kamera auf einem Stativ befestigt werden kann – immer ein willkommenes Designelement.
Einen winzigen Punkt zum Meckern haben wir am Ende dann doch noch: Die Lippe, mit der die Webcam auf der Vorderseite des Monitors eingehängt wird, ist recht hoch, ragt deutlich in den Bildschirm hinein und verdeckt bei Monitoren mit schmalen Rändern sogar noch ein bisschen den Titel von Browsertabs. Dass sie nicht ganz so hoch sein muss, beweist unsere Logitech StreamCam – ein paar Millimeter weniger reichen auch.
Was die Verarbeitung angeht, balanciert die Trust Taxon QHD Webcam auf einem sehr schmalen, aber durchaus cleveren Grat: Die Seiten und Teile, die im Normalfall zu sehen sind – also allen voran die Front – wirken sehr hochwertig. Andere, die man seltener zu Gesicht bekommt, wirken hingegen etwas billig, besonders die Rückseite, die Kabelverschraubung und das Kabel selbst – das mit einer Länge von 1,8 Metern immerhin recht großzügig ist. Insgesamt ist das für uns aber völlig in Ordnung, schließlich hängt so eine Webcam meistens ja sowieso an derselben Stelle und ist nur von vorne zu sehen.
Nichts auszusetzen haben wir hingegen an der Verarbeitung der Halterung. Die Scharniere haben alle einen für ihren jeweiligen Zweck angemessenen Widerstand und nichts klappert oder macht den Eindruck, schnell zu brechen.
Performance
Die Trust Taxon QHD Webcam kann direkt nach dem Auspacken verwendet werden – weder werden Treiber benötigt, noch gibt es irgendeine besondere Software, in der sich irgendetwas einstellen ließe. Dank USB 2.0 funktioniert sie auch praktisch mit jedem Rechner, der in den letzten 10 Jahren gekauft wurde.
Der automatische Weißabgleich ist gut, auch wenn die Kamera stellenweise etwas überbelichtet und bei warmer Zimmerbeleuchtung (2700 K) den Gelbstich nicht sehr gut ausbügelt. Bei schwacher indirekter Beleuchtung sieht es dann wieder einiges besser aus, wenn auch weiterhin etwas gelblich und nicht so gut wie bei Tageslicht. Zum Vergleich: Unsere Logitech StreamCam liefert insgesamt zwar ein dunkleres Bild als die Trust Taxon QHD, das bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen aber immerhin gleichmäßig.
Die automatische Helligkeitsanpassung funktioniert schnell und tadellos, die Farben sind angenehm satt, wirken dabei aber immer noch natürlich. Der Autofokus funktioniert im Normalfall innerhalb von einer Sekunde, selten braucht er mal zwei – bis auf ca. 10 cm vor der Linse. Kürzere Abstände schafft die Taxon QHD nicht, aber dafür ist sie auch nicht gemacht.
Ab und an, wenn auch sehr selten, kommt es allerdings vor, dass der Autofokus partout nicht funktionieren will. Versuche, dieses Problem zu reproduzieren, lieferten keine eindeutigen Ergebnisse. Hielten wir unsere Hand in kurzem Abstand vor die Kamera, um den AF zu testen, klappte alles gut. Nahmen wir die Hand wieder weg und lehnten uns regungslos im Stuhl zurück, blieb der Fokus auf der eingestellten kurzen Entfernung und es dauerte knapp 16 Sekunden (!), bis das Bild wieder scharf geworden ist.
Wir würden vermuten, dass die Trust Taxon QHD Webcam Probleme mit dem Autofokus hat, wenn im Bild viele verschiedene Tiefenebenen vorhanden sind und das Gerät einfach nicht „weiß“, welche sie fokussieren soll – selbst wenn wir unsere Hand oder andere Gegenstände genau in die Mitte hielten.
Unsere Empfehlung an dieser Stelle wäre, zum Testen und Justieren des Autofokus etwas anderes zu verwenden als eine Hand.
Das wichtigste Verkaufsargument der Trust Taxon QHD Webcam dürfte, wie der Name schon sagt, ihre QHD-Auflösung sein, andernfalls bekannt als 1440p – ein guter Kompromiss zwischen Full-HD bzw. 1080p und 4K.
Tatsächlich ist das Bild der Weitwinkelkamera im Großen und Ganzen ziemlich gut. Details sind bis weit in den Hintergrund überraschend scharf, was besonders im direkten Vergleich mit unserer Logitech StreamCam zur Geltung kommt.
Was die Bildqualität allerdings deutlich mindert, ist ein ziemlich starkes Rauschen, das über dem gesamten Bild liegt, wodurch es verschwommener wirkt als es eigentlich ist. Auf Standbildern sieht dieses Rauschen aus wie feine JPEG-Artefakte. Aber bitte nicht falsch verstehen: Das Bild ist keineswegs schlecht und für den Alltagsgebrauch mehr als ausreichend. Allein Streamen würden wir mit der Kamera nicht unbedingt.
Insgesamt zieht sich das Thema Streaming bzw. eher Nicht-Streaming wie ein roter Faden durch unsere Testzeit. Der Hauptgrund, warum wir die Trust Taxon QHD Webcam nicht dazu verwenden würden, ist ihre Begrenzung auf 30 Bilder pro Sekunde – bei 1440p in diesem Preissegment überhaupt nicht verwunderlich, aber zumindest bei einer 720p-Auflösung hätten es unserer Meinung nach ruhig 60 FPS sein können. Für gewöhnliche Meetings, Konferenzen und einfaches Quatschen mit Freunden und Familie sind 30 FPS allerdings völlig ausreichend.
Da das Bild auch bis in verhältnismäßig große Entfernung ziemlich scharf ist, sieht alles drumherum beim Streamen auch nicht unbedingt schön aus – da gefällt uns die Tiefenunschärfe unserer Logitech mehr. Vielleicht ist das für uns aber auch nur ein Problem, weil so alles im Hintergrund unserer Testbilder zu sehen ist und wir die Regale in unserem Homeoffice etwas aufräumen mussten.
Zum Mikrofon gibt es nicht viel zu sagen: Es sind zwei Stück integriert, die nach vorne und hinten geöffnet sind und im Großen und Ganzen solide Arbeit leisten. In unserem Zehn-Quadratmeter-Homeoffice hallt es ein wenig, was auch in Testaufnahmen deutlich zu hören ist und etwas stört. Testhalber haben wir einen Popschutz vor die Kamera gehalten, der den Hall deutlich reduziert, dann aber natürlich die Kamera versperrt.