Im Test: I See Red

Lass Blut und Gedärme regnen.

I See Red
(Image: © Gameforge 4D GmbH)

TechRadar Fazit

I See Red besticht durch altbekanntes Roguelite-Gameplay und seinen einzigartigen und stilbewussten Grafikstil. Die Steuerung ist geschmeidig, das Kampfsystem fetzig, blutig und brutal. Nur bleibt wenig Freiraum für Fehler. Und zwar so wenig, wie wir es bei keinem anderen Ableger des Genres bisher je gesehen haben.

Pro

  • +

    Tolle und geschmeidige Steuerung

  • +

    Viele unterschiedliche Waffen

  • +

    Kill-Moves machen super viel Spaß

  • +

    Geheimnisvolle und spannende Lore

Kontra

  • -

    Die ewige grau-rote Optik kann eintönig wirken

  • -

    Tutorial-Texte sind sehr spärlich

  • -

    Progress ist langatmig und gering

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Informationen zum Test

I See Red

(Image credit: Gameforge 4D GmbH)

Spielzeit: ~15 Stunden

Release: 24. Oktober 2022
Plattform: PC (Steam & Epic Games), Konsolenversion folgt.
Preis: 9,99€

Du bist ein Gesetzloser. Auf der Suche nach deinem Peiniger durchstreifst du die unendlichen Weiten des Weltalls und hast nur ein Ziel. Rache. Bestrafung. Vergeltung. Du infiltrierst ein Raumschiff und tötest dabei einen Teil der Besatzung. Gefühle machen sich in dir breit. Nervenkitzel. Adrenalin. Beklemmung. Doch schon bald musst du diese Empfindungen beseitige legen und mit bestialischer Gewalt ersetzen. Rote, dir unbekannte Gestalten stürmen auf dich los und wollen nur eines: deinen Tod. Dir bleibt nichts anderes übrig, als die Mordlust zu erwidern. Im Blutrausch der Brutalität wird deine Wahrnehmung wie ein grauer Schleier, während du dich durch die engen Gänge der mysteriösen Raumfähre kämpfst.

Schon bald triffst du auf den Schiffsführer. Ein roter Hüne, der mit einem selbstbewussten Lacher zu seiner riesigen Kettensäge greift. In einem gnadenlosen Gefecht kannst du den Kampf für dich entscheiden. Allerdings zu einem hohen Preis. Noch bevor du deinen Gegner erledigen kannst, explodiert der Generator im Raum. Du erwachst schwer verletzt. Nachdem du den ersten Schock überwunden hast, greifst du an deine linke Schulter und stellst fest, dass etwas fehlt. Dein linker Arm. Unter großen Schmerzen rappelst du dich auf und torkelst durch die von der Explosion zerstörten Gänge. Am Hangar angekommen, wirst du von deinem Freund – einem entsetzlich aussehender Doktor – gerettet. Alsbald übermannen dich die Schmerzen und du brichst zusammen.

Du erwachst im Labor des ulkigen Arztes und stellst fest, dass er deinen fehlenden Arm mit einem effektiven Greifhaken ersetzt hat. Und klonen kann er dich auch. Besonders letzteres ist für dich eine erfreuliche Neuigkeit. Den nun spielt es keine Rolle mehr, ob du auf deinem Rachefeldzug sterben solltest. Ein weiterer Grund erst recht Vergeltung zu üben. Ein weiterer Grund erst recht deinen Peiniger zu bestrafen. Ein weiterer Grund erst recht ein Blutbad anzurichten.

I See Red Doctor

(Image credit: Gameforge 4D GmbH)

Blut- und Gedärmeregen

Nach diesem ereignisreichen Prolog, der dich auch noch deinen linken Arm gekostet hat, erwachst du im Labor deines Kumpel-Doktors. Ab hier beginnt dein Roguelite-Abenteuer. Nach ein paar kurzen Tutorial-Einlagen, die dir den Kampf mit deinem neuen Greifhaken näherbringen, kannst du dich nun frei in deinem Hub bewegen und unter anderem dein Raumschiff betreten.

Im Labor des Doktors tauschst du bestimmte Ressourcen für Upgrades ein, während dein Raumschiff über viele andere Funktionen verfügt. Zum Beispiel gibt es eine detaillierte Enzyklopädie, in welcher alle Informationen über Gegner, Items oder Collectables aufgeführt werden. Außerdem gibt es einen coolen und geheimen "Netflix-Raum". Am Cockpit deines Schiffes startest du einen Run. In der Regel werden dir mehrere Gebiete mit unterschiedlichen Bedrohungsstufen angezeigt, zwischen denen du frei wählen kannst. Die Level selbst rotieren nach jedem Neustart. Welcher also wann verfügbar ist, hängt vom Zufall ab.

I See Red ist ein Roguelite Twin-Stick-Shooter. Das bedeutet, dass du dich mit dem linken Analog-Stick bewegst, während du den rechten zum Zielen und drehen verwendest. Wenn man mit dieser Art von Steuerung noch keine Berührungspunkte hatte, braucht es eine gewisse Zeit, um sich einzugewöhnen. Wenn du aber einmal den Dreh raus hast, macht das flotte Kampfsystem sehr viel Spaß. Vor allem dann, wenn du das gesamte Repertoire deines Waffenarsenals verinnerlichst.

Neben deiner Pistole kannst du noch eine weitere Waffe bei dir tragen. Und in jedem Level gibt es da eine mannigfaltige Auswahl aus Maschinengewehren, Raketenwerfern oder Schrotflinten. Und wenn du es ganz altmodisch magst, kannst du deine Gegner auch einfach mit einem Knüppel verkloppen. Alle Waffen fühlen sich wunderbar an, spielen sich butterweich und machen sehr viel Spaß. Sinnlos und durchgehend in der Gegend herumballern kann man in I See Red allerdings nicht. Ein interner Cooldown bei der Pistole soll zum Beispiel vermeiden, dass man im Dauerfeuer schießen kann, und die gefundenen Waffen haben nur begrenzte Munition. Somit ist Ressourcen-Management ein wichtiger und vor allem taktischer Teil es Spiels.

I See Red Screenshot

(Image credit: Gameforge 4D GmbH)

Zugegeben, die durchgehend graue Optik kann sehr monoton wirken. Man muss die außergewöhnliche Farbwahl schon mögen. Allerdings werden die fetzigen Kämpfe gegen die knallroten Gegner erst richtig brutal und unterhaltsam, wenn du ihr Blut literweise in sämtlichen Räumen verteilst. I See Red lebt von seinem schnellen und reaktionsintensiven Kampfsystem, das man verinnerlichen muss, um vorwärtszukommen. Und nur dann macht es auch wirklich Spaß, ein Blutbad anzurichten. Das gelingt übrigens besonders gut durch die bestialischen Kill-Moves, die du ausführen kannst, wenn du deinen Greifarm geschickt einzusetzen weißt.

Mit deinem Werkzeugarm kannst du aber nicht nur nach Gegnern grabschen und sie einen Kopf kürzer machen. Auch bist du in der Lage nach Items zu greifen, um dir Laufwege zu ersparen. Oder du schnappst dir Kisten und explosive Fässer, die du auf deine Widersacher wirfst. Die Möglichkeiten des Greifarms sind wirklich vielseitig, wodurch es großen Spaß macht, mit diesem zu experimentieren. Neben Greifarm und Waffen stehen dir außerdem Geräte zur Verfügung. Diese sind entweder offensiv (Granaten, Minen) oder defensiv (Erste-Hilfe-Sets oder andere Buff-Items). Genau wie alle anderen Waffen liegen diese Gadgets in jedem Level verteilt.

I See Red Screenshot 2

(Image credit: Gameforge 4D GmbH)

Leider ist vieles in I See Red lange nicht perfekt. Aber das hast du vermutlich schon an der 4-Sterne-Wertung gesehen. Abgesehen von dem hervorragenden Tutorial bietet dir das Spiel nur sehr wenig Raum, um dich einzugrooven und somit besser zu werden. Du wirst mit einer begrenzten Anzahl von Waffen und heilenden Power-Ups direkt ins Feuer geworfen und musst dich im Grunde damit abfinden, dass du erst stärker wirst, wenn du die erste frustrierende Hürde überwunden hast. Tode sind keine Seltenheit, der Fortschritt ist minimal und die Tatsache, dass sich alle Level wiederholen, lässt dich jede zusätzliche Sekunde spüren, die du brauchst, um die Menüs neu zu laden, bevor du wieder in die Action einsteigen kannst. Übrigens geizt das Spiel auch sehr mit Text. Wenn man beispielsweise nicht direkt den Beschreibungstext eines aufgesammelten Items liest, hat man keine Möglichkeit, diese nochmals nachzulesen. Das geht leider erst im Schiff mit der Enzyklopädie.

Im Laufe des Spiels wirst du sogenanntes "Genmaterial" finden. Eine wertvolle Ressource, die du zum Upgraden deiner Fähigkeiten benötigst. Alles von dir gesammelte Genmaterial geht allerdings verloren, sobald du stirbst. Es bleibt dir nur erhalten, wenn du einen Abschnitt meisterst und den dort befindlichen Boss tötest. Was also zum Beispiel bei Dead Cells durch das Sammeln der Zellen oder Freischalten neuer Waffen einen dauerhaften Fortschritt für dich bringt, ist in I See Red überhaupt nicht vorhanden. Und das ist schade, da so das Spielerlebnis schnell frustrierend wird. Das Konzept von "Kämpfen, sterben, lernen, wiederholen" wird in diesem Roguelite auf die Spitze getrieben und ist deswegen ganz und gar nicht für jeden geeignet.

Mysteriöse Vergangenheit

Dennoch hat I See Red durchaus Stärken. Eine davon ist die wirklich geheimnisvolle Lore. Wie im Einstiegstext bereits erwähnt, schlüpfst du in die Rolle eines Gesetzlosen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seinen Peiniger zu finden und sich an diesem zu rächen. Aber warum? Wie schlimm war das Ausmaß der Tat des sogenannten Peinigers, dass unser Protagonist zu solch radikalen und rigorosen Handlungen fähig ist? Wer steckt hinter dem Gesetzlosen? Hat er Freunde? Familie? Ein wirklich großer Spannungsbogen steckt in der Vergangenheit der Hauptfigur und man hat automatisch Lust, das Ende der Geschichte zu erfahren.

Im Spielverlauf wirst du in manchen Leveln auf Story-Räume stoßen, in denen ein Collectable zu finden ist. Bei diesen besonderen Gegenständen scheint es sich um Erinnerungsstücke des Gesetzlosen zu handeln, die eine womöglich wichtige Rolle in seiner Geschichte spielen. Besonders untermalt wird das durch das plötzliche Einspielen von melancholischer Musik und einem starken Heranzoomen, während der Revolverheld die Gegenstände entweder aus der Nähe betrachtet oder in seinen Händen hält. In der Enzyklopädie des Schiffes kannst du dir diese Collectables und ihre Beschreibung dann genauer ansehen.

I See Red

(Image credit: Gameforge 4D GmbH)

I See Red ist ein mutiger Versuch, das Genre Roguelite Twin-Stick-Shooter in eine frische und vor Brutalität triefende Verpackung zu stecken. Rein spielerisch funktioniert es auch grundsätzlich, wenn es da nicht die wirklich bestrafende Progression gäbe. In I See Red vorwärtszukommen ist langsam, langatmig und fühlt sich selten belohnend an. Letzteres liegt vor allem daran, dass es eben nur eine einzige Form von wichtigem Loot gibt, der nur bei dir bleibt, wenn du den jeweiligen Abschnitt meisterst. Alles, von Battle-Royale-Spielen bis hin zu Sammelkartenspielen, bietet neuen Spielern einen freundlichen Einstieg in den Fortschritt. Und ich verstehe nicht, warum manche Roguelikes oder Roguelites nicht herausfinden können, wie sie ihr RNG so manipulieren können, dass es dasselbe tut.

Zum Glück ist in I See Red nicht alles verschenktes Potenzial. Sobald du die ersten paar Etappen hinter dir gelassen hast und mehr Abwechslung bei den Waffen siehst, beginnen die Kämpfe auf eine Weise zu wirken, wie sie es in den ersten Stunden nicht tun. Die Tatsache, dass deine Figur Waffen, Heilgegenstände und leere Kisten mittels Greifhaken in jeder Arena einsammeln kann, ist ein interessanter neuer Aspekt des bekannten Gameplays. Auch ist die Lore spannend und macht grundsätzlich große Lust, die Geschichte der Hauptfigur herauszufinden und die Person hinter dem Gesetzlosen kennenzulernen. Ob das aber der einzige Ansporn für das Spielerlebnis eines Roguelites sein sollte, ist auch meiner Sicht fraglich.

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Michael Winkel
Volontär

Ich bin Michael und ich beschäftige mich vor allem mit den Themen Gaming, Nintendo und Audio. Noch bevor es mich zu TechRadar Deutschland verschlagen hat, absolvierte ich an der Akademie für Neue Medien eine Kompaktausbildung zum Crossmedia-Journalisten. Dort lernte ich nicht nur das journalistische Handwerk, sondern auch wie man moderiert und gute Kurzfilme produziert. Nun bin ich bei TechRadar Deutschland als Volontär gelandet und tierisch froh, leidenschaftlich über Videospiele, Gaming und Tech zu schreiben. Erreichbar bin ich unter mwinkel[at]purpleclouds.de.