Moderner Minimalismus ‒ So wird das Smart Home nachhaltig
Wie werden Smart-Home-Anwendungen wirklich nachhaltig?
Ein Haus, das im Alltag mitdenkt und seinen Bewohnern Arbeit abnimmt ‒ was noch zu Beginn des Jahrhunderts wie Zukunftsmusik klang, ist inzwischen längst Realität. Die digitale Technik mit Internet und Künstlicher Intelligenz (KI) macht es möglich.
Unter dem Begriff Smart Home fasst der Fachhandel alle Aspekte zusammen, die in einem modernen Zuhause vernetzt sind und den Menschen helfen. Dabei geht es um technische Anwendungssysteme ebenso wie um Geräte des Haushalts, die mit den digitalen Verfahren bedient werden. In der Regel sind alle Geräte und Installationen eines smarten Hauses über ein gemeinsames Netzwerk verbunden und werden über eine zentrale Software gesteuert. Typische Beispiele für vernetzte Heimanwendungen sind das Beleuchtungssystem mit Lampen in der Wohnungen und Außenleuchten, Küchengeräte, elektrische Rollläden, Heizungs- bzw. Klimaanlagen oder natürlich PCs und Fernseher.
Die Möglichkeiten eines Smart Home werden immer vielfältiger und auch beliebter. So sind die Umsätze im Smart-Home-Bereich in Deutschland alleine zwischen 2019 und 2020 von etwa 3,6 Milliarden Euro auf rund 4,3 Milliarden Euro gestiegen, wie der Smart-Living-Monitor vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie zeigt. Für 2023 prognostiziert die Studie sogar schon einen Umsatz von über 6 Milliarden Euro in Deutschland, in Europa soll er dann bei über 27 Milliarden Euro liegen. Aktuell gibt es zirka 36 Millionen Smart Homes in Europa. Dass die Tendenz also klar nach oben geht, liegt aber nicht nur an der Bequemlichkeit der Nutzer, die sich von einem Smart Home mehr Komfort versprechen. Ein zentraler Grund für Smart Homes soll laut Herstellern und Anbietern auch eine Steigerung der Energieeffizienz sein.
Doch ist es wirklich so leicht, mit ein paar smarten Tools im Haushalt den heimischen Energieverbrauch deutlich zu senken?
Strategie und Ziele vorab überlegen
Allgemeingültig lässt sich die Frage auf jeden Fall nicht beantworten, denn es kommt auf die Herangehensweise der Hausbewohner an. Diese sollten sich vor der Digitalisierung ihres Hauses fragen, zu welchem Zweck sie überhaupt ein Smart Home einrichten möchten und wie das vonstattengehen soll.
Wollen die Bewohner tatsächlich nur ein komfortables Wohnumfeld, das ihnen Arbeiten abnimmt, und suchen sie nach vereinzelten Geräten, die das erfüllen und für die es jeweils ein gesondertes Bedienungssystem braucht? Dann wird es wahrscheinlich keine Energieersparnis geben, sondern allenfalls einen zusätzlichen Verbrauch. Richten Bewohner zum Beispiel eine automatische Bewässerungsanlage für den Garten ein, nimmt diese ihnen zwar die Arbeit ab, mit dem Gartenschlauch manuell das Grün bewässern zu müssen. Das spart immerhin Zeit. Strom wird durch so ein System aber erst einmal zusätzlich verbraucht.
Es kommt also darauf an, beim Smart Home mit einer ganzheitlichen Strategie zu Werke zu gehen, damit es wirklich nachhaltig wird. Entscheidend ist es, wirklich sinnvolle Anwendungen zu installieren und sie möglichst effektiv unter einem umfassenden Netzwerk mit zentraler Steuerung zu verbinden. Je mehr unterschiedliche Systeme eingerichtet werden, umso höher ist auch der Energieverbrauch, weil jedes System unabhängig vom anderen arbeitet. Zudem bedeutet jedes zusätzliche smarte Gerät in der Regel auch mehr Stromverbrauch.
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Der einfache Grund: Die meisten digitalen Geräte müssen permanent im Stand-by-Modus stehen, um über die zentrale Steuerung, etwa per App, jederzeit eingeschaltet werden zu können. Insofern ist es generell ratsam, bei der Anschaffung auf die Energieklassen der Geräte zu achten. Informationen zum Energieverbrauch kann man bei den meisten Elektrogräten den Energielabels entnehmen, die in der Regel auf der Verpackung oder am Gerät selbst angebracht sind. Die Energielabels wurden im März 2021 optimiert und sind seitdem noch aussagekräftiger als ihre Vorgänger. Neben der Erweiterung der Skala sind die Labels nun mit einem QR-Code versehen, über den man weitere Informationen erhalten kann. Zudem hilft es, generell auf Geräte zu setzen, die nicht nur Strom anzapfen, sondern auch dafür sorgen, dass weniger Energie verbraucht wird.
Erste Wahl: Heizungssysteme
Diesen Effekt erreichen Smart-Home-Besitzer vor allem im Bereich der Heizungen. Hier bringen intelligente Digitalgeräte den größten Nutzen, weil sie am meisten dabei helfen Ressourcen einzusparen. Ein Beispiel dafür ist ein smartes Heizungsthermostat, das zwar eigenen Strombedarf hat, zugleich aber Heizöl bzw. Gas und Heizkosten spart.
Eine gemeinsame Studie des Instituts für angewandte Ökologie und der Verbraucherzentrale NRW hat ermittelt, das Smart-Home-Lösungen bis zu 9 Prozent Heizenergie pro Jahr in einer Wohnung einsparen können. In einem Einfamilienhaus sind es bis zu 14 Prozent. Der durch die digitale Anwendung erhöhte Stromverbrauch fällt kostenmäßig durch die Einsparungen der Heizenergie in dem Studienfall nicht ins Gewicht.
Nutzen bei Beleuchtung umstritten
Was die Energieeffizienz von Smart-Home-Tools bei Lampen und sonstigen Leuchtmitteln im Haus angeht, ist die Lage schon nicht mehr so eindeutig wie beim Heizen. Das ist insofern problematisch, als dass einer repräsentativen Befragung des Digitalverbands Bitkom zufolge die meisten Nutzer von Smart-Home-Technik auf den Beleuchtungsbereich setzen. Während die Hersteller und Anbieter erwartungsgemäß auf deutliche Einsparungen hinweisen, kommen Untersuchungen verschiedener Fachportale zur intelligenten Beleuchtung oft zu gegensätzlichen Ergebnissen.
So scheint gerade bei Leuchtstoffen der bereits erwähnte permanente Stand-by-Modus besonders ins Gewicht zu fallen. Dessen Verbrauch übersteigt oftmals die Stromersparnis durch digitale Bewegungssensoren und automatische Anpassung an die Umgebungshelligkeit. Das ist umso deutlicher der Fall, je mehr einzelne Leuchteinheiten an das Smart-Home-System angeschlossen werden. Auch die zusätzliche Integration vieler Geräte, die ausschließlich dem Komfort dienen, schlägt hierbei besonders zubuche. Ein reines Beleuchtungssystem, dem nicht zu viele einzelne Lichtquellen angeschlossen werden, könnte den Fachportalen zufolge noch den größten Stromspareffekt einbringen.
Selbsterzeugter Strom als Lösung
Am Beispiel der smarten Heizungs- und Beleuchtungssysteme zeigt sich also, dass der erhöhte Stromverbrauch den Nutzen der digitalen Helfer zumindest teilweise infrage stellen kann. Eine Lösung für dieses Problem könnte lauten, dass jedes Haus mit Smart-Home-Technik selbst seinen Strom produziert, um Zusatzkosten zu minimieren. Dafür eignen sich Photovoltaikanlagen, die mit Solarmodulen auf dem Dach die Sonnenenergie in elektrische Energie umwandeln. Es entsteht ein intelligentes und individuell auf das jeweilige Haus abgestimmtes Energiemanagement, das den Anteil der Eigenstromversorgung deutlich steigern kann.
Wenn die Sonne stark scheint und die Photovoltaikanlage auf Hochtouren läuft, wandert der erzeugte Strom oft ungenutzt ins Netz ab. In der Folge müssen die Bewohner dann Strom von einem Energieanbieter hinzukaufen, wenn sie mehr benötigen als die Anlage speichern konnte. Smarte Geräte bemerken hingegen, wenn der Sonnenschein besonders stark ist und mehr Strom erzeugt als verbraucht wird. Dann schalten sie in Abwesenheit der Bewohner beispielsweise die Waschmaschine ein. Kommen die Bewohner nachhause, haben sie nicht nur Strom, sondern auch Zeit gespart. Den Bequemlichkeitseffekt eines Smart Home gibt es in solchen Zusammenhängen also quasi „gratis“, ohne dass erhöhte Stromkosten zubuche schlagen.
Smarte Geräte auf längeren Nutzen testen
Abseits des erhöhten Stromverbrauchs können Smart-Home-Anwendungen auch durch ihre hohen Anschaffungskosten ins finanzielle Gewicht fallen. Damit ist nicht zwingend der einmalige Kaufpreis eines kompletten Steuerungssystems samt aller Einzelgeräte gemeint, sondern auch die Kosten für die Erneuerung der Komponenten. Wer bei seinen Smart-Home-Tools stets die aktuellste Technik im Einsatz haben möchte und einen Anbieter wählt, der regelmäßig Updates mit optimierten Geräten herausbringt, wird oft zu Neukäufen verleitet. Teilweise bringen die Hersteller jedes Jahr eine neue Version einzelner Geräte auf den Markt.
Auch auf diesem Feld sollten sich Smart-Home-Nutzer also fragen, ob die Ersparnis aufgrund eines verringerten Energieverbrauchs nicht am Ende von den regelmäßigen Ausgaben für neue Technik negiert werden. Beim Kauf eines Smart-Home-Systems ist folglich darauf zu achten, dass die einzelnen Komponenten möglichst lange genutzt werden können und der Hersteller neue Versionen abwärtskompatibel gestaltet. Das heißt: Neue Geräte können mit älteren Modellen oder einer vormaligen Systemsteuerung problemlos kombiniert werden. Bei der Abgabe von Altgeräten ist es wichtig, diese auf sensible Daten zu überprüfen. Oftmals sammeln Smart-Home-Tools mehr an persönlichen Daten eines Haushaltes als die Bewohner ahnen. Hier gilt es also sicherzustellen, dass sämtliche Daten wirklich gelöscht sind ‒ erst recht, wenn die Altgeräte auf dem Second-Hand-Markt verkauft und nicht komplett entsorgt werden.
Letzteres ist nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus finanziellen Gründen zu vermeiden. Schließlich kann beim Verkauf der in die Jahre gekommenen Smart-Home-Technik das eingenommene Geld wieder in die neuen Versionen investiert werden.