Das Samsung Galaxy S20 hat mehr RAM als die meisten Laptops – und das ist albern
Mehr RAM gleich Mehr-Wert?
Du könntest vielleicht mitbekommen haben, dass Samsung kürzlich einige neue Smartphones veröffentlich hat und die Galaxy S20-Reihe kommt, ganz ehrlich, mit lächerlich viel Arbeitsspeicher: Man hat die Wahl zwischen 8 und 12 GB.
Und damit meine ich nicht, "wow, das ist eine tolle Menge RAM", sondern eher, "das ist albern, wofür braucht ein Smartphone so viel RAM?"
Schließlich haben die meisten Windows 10-Laptops* 8 GB RAM oder weniger. Die Tatsache, dass Samsung Smartphones mit so viel Arbeitsspeicher verkauft, ist im besten Fall sinnlos und im schlechtesten eine Beleidigung für alle Kunden, die für RAM zahlen, den sie gar nicht benötigen.
Es gibt noch einen weiteren negativen Aspekt, aber dazu komme ich später.
Sprechen wir zunächst das Hauptproblem an: Braucht ein Smartphone wirklich 8 GB Arbeitsspeicher – oder gar mehr? Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht. Schließlich empfehle ich Menschen, dass sie sich Windows 10-Laptops mit 8 GB Arbeitsspeicher kaufen sollen, wenn sie anspruchsvolle Arbeiten verrichten, häufig mehrere gleichzeitig.
Gaming-PCs, auf denen grafisch anspruchsvolle Spiele laufen sollen, können auch von so viel Arbeitsspeicher profitieren und währen Mobile Games eindrucksvoller sind als je zuvor, kommen sie in keinster Weise an die besten PC-Spiele* heran. Und selbst wenn du einen Gaming-PC oder -Laptop hast, brauchst du nicht wirklich 8 GB RAM, sofern du nicht gleichzeitig deine Sitzung streamen willst. Und doch haben manche Versionen des Samsung Galaxy S20 12 GB RAM.
Einer der Gründe, warum ich Laptops mit 8 GB gegenüber solchen mit 4 empfehle, ist dass Windows 10* ein großes, aufgeblähtes Monstrum von einem Betriebssystem ist.
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Schlankere und besser optimierte Betriebssysteme wie Chrome OS und Linux brauchen nicht so viel Arbeitsspeicher. Deshalb sieht man auch Chromebooks* mit 2 GB und 4 GB – und sie laufen völlig in Ordnung.
Android, das Betriebssystem, das auf dem Samsung Galaxy S20 läuft, ist nicht ohne Grund das erfolgreichste Betriebssystem der Welt – es ist leicht und vielseitig genug, dass es auf Milliarden von Smartphones und Tablets läuft, von denen die Mehrheit nicht einmal in die Nähe von 8 GB RAM kommt.
Die Android-Apps, die auf dem Galaxy S20 laufen werden, sind dementsprechend für genau diese Mehrheit der Android-Geräte mit beschränktem Arbeitsspeicher entworfen.
Auf das Wesentliche heruntergebrochen bedeutet das, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass du die 8 GB Arbeitsspeicher im Samsung Galaxy S20 jemals brauchen wirst, sofern du nicht 8K-Videos aufnehmen willst, was nur die wenigsten tun werden.
Warum übertreibt es Samsung mit dem Arbeitsspeicher?
Warum hat Samsung also so viel Arbeitsspeicher in die Galaxy S20-Reihe gestopft? Ich denke, die kurze Antwort darauf ist, dass es eine schöne große Zahl ist, die sich von den Geräten der Konkurrenz abhebt.
Dadurch, dass Samsung so viel Arbeitsspeicher verbaut, hofft Samsung anscheinend, dass es Käufer davon überzeugen wird, eins seiner Geräte zu kaufen, statt z.B. dem iPhone, weil es eben mehr RAM hat.
Und Smartphone-Design, seien wir ehrlich, ist sehr langweilig in letzter Zeit. Smartphone-Hersteller wollen immer Wege finden, Nutzer davon zu überzeugen, ihr Gerät alle zwei Jahre upzugraden, und ihnen gehen die Ideen aus, glaube ich. Wenn du der Meinung bist, dass dein zwei Jahre altes Smartphone noch gut läuft (und da lägst du richtig, sofern du kein Gerät mit Windows Mobile* hast), warum solltest du also Geld für ein neues ausgeben?
Deshalb versuchen und Smartphone-Hersteller (wie z.B. – ich suche jetzt völlig willkürlich einen aus – sagen wir, Samsung) neue, faltbare Formate aufzuzwingen, die übermäßig teuer sind, keine wirklichen Vorteile bieten und von Problemen geplagt sind.
Dasselbe gilt für RAM. Samsung hofft, dass du dein aktuelles Gerät mit mickrigen 2 GB Arbeitsspeicher ansiehst und denkst, "hey, das neue Galaxy S20 hat 8 GB RAM! Es ist bestimmt so viel besser und lässt mich schneller telefonieren/WhatsApp checken/Pokémon Go spielen," während es in Wirklichkeit ganz und gar nicht der Fall sein wird.
Wo ist das Problem?
Wo liegt also das Problem, wenn Samsung 8 oder 12 GB Arbeitsspeicher in sein Smartphone verbauen will? Nun, während es Samsung natürlich freisteht, mit seinen Geräten zu tun, was es will (solange sie nicht explodieren*), habe ich ein bestimmtes Problem damit.
So viel Arbeitsspeicher in ein Smartphone zu stopfen ist nicht gerade billig – und mit seinen 899 € ist das Galaxy S20 eins der teuersten Smartphones überhaupt.
Der Startpreis liegt 150 € höher als der des Galaxy S10e, des Pendants zum S20 der letzten Generation, und der Arbeitsspeicher wird für einen großen Teil des Preisanstiegs verantwortlich sein. Das bedeutet wiederum, dass Samsung seine Kunden für etwas zur Kasse bittet, für das sie meiner Meinung nach keine Verwendung haben. Das ist nicht schön.
Dass Samsung so viel RAM verwendet, kann allerdings auch längerfristige Konsequenzen mit sich ziehen.
Dadurch, dass andere Hersteller angeleitet sind, immer mehr Arbeitsspeicher zu verbauen, kann es durchaus darauf hinauslaufen, dass Smartphone-Betriebssysteme und Apps immer aufgeblähter werden. Wenn ihnen so viel Arbeitsspeicher zur Verfügung steht – warum sollte man dann Zeit in die Optimierung investieren?
Wir haben so etwas schon bei Computern und Spielen beobachtet. Mein erster PC war ein Amiga A500+., ein fantastisches Gerät mit einigen der besten Spiele und Tolls seiner Zeit. Es hatte mickrige 1 MB RAM und überhaupt keine Festplatte – man war angewiesen auf Disketten mit einem Datenvolumen von lediglich 880 KB.
Diese Einschränkungen führten zu einigen der innovativsten Spiele und Anwendungen, die jemals geschrieben wurden, mit beeindruckender Grafik und Sound für die damalige Zeit. Für jemanden, der ein 50 GB-Spiel herunterladen (oder von einer Disk installieren) muss, um dann noch einen 10 GB-Day-One-Patch herunterzuladen, ist die Vorstellung, dass ein komplettes, fertiges Spiel auf eine 1,44er-Diskette (oder 12, wenn es so geil ist wie Monkey Island 2) passt, wahrscheinlich eine bahnbrechende höchstoptimierte Utopie.
Doch mein Hauptpunkt ist, dass wenn der Großteil der Smartphones mit 12 GB RAM kommt, man sich verdammt sicher sein kann, dass Betriebssysteme und Apps Gebrauch davon machen werden. In manchen Fällen wird das zu tollen neuen Features führen. In den meisten Fällen wird es aber einfach bedeuten, dass die Software nicht so optimiert sein wird, wie vorher. Und dadurch verlieren alle.
* Link in englischer Sprache
Matt is TechRadar's Managing Editor for Core Tech, looking after computing and mobile technology. Having written for a number of publications such as PC Plus, PC Format, T3 and Linux Format, there's no aspect of technology that Matt isn't passionate about, especially computing and PC gaming. He’s personally reviewed and used most of the laptops in our best laptops guide - and since joining TechRadar in 2014, he's reviewed over 250 laptops and computing accessories personally.