Nutzung von ChatGPT regressiv, während Nutzer sich über "dümmere" Antworten beschweren – Zukunft der KI bedroht?

ChatGPT muss sich in jüngster Vergangenheit reichlich Kritik gefallen lassen ... zurecht?
(Bildnachweis: OpenAI, Shutterstock)

Verliert ChatGPT zuletzt an Schwung? Es scheint kaum vorstellbar, wo sich KI doch einem explosionsartigen Beliebtheitszuwachs in den vergangenen Monaten erfreut hat und inzwischen beinahe jeden Bereich des täglichen Lebens, von der Kunst bis hin zum Online-Shopping, unterwandert. Aber auch wenn ChatGPT im KI-Wettrüsten noch immer die Nase vorn hat, so komme ich doch nicht vom Glauben los, dass einer der wohl bekanntesten Vertreter für künstliche Intelligenz zuletzt an Beliebtheit einbüßt. 

Und siehe da: Auch SimilarWeb offenbart, dass der Traffic auf der ChatGPT-Website (von OpenAI) im Vergleich zum Vormonat um satte 10 Prozent geschrumpft ist. Zeitgleich deuten auch die Daten von Sensor Tower sowie die Regression der iOS-Downloads auf einen Abwärtstrend hin. 

Doch woran liegt es? Wie Insider berichten, so haben sich die zahlenden Nutzer der leistungsfähigen GPT-4-Variante (über ChatGPT Plus erhältlich) zuletzt via sozialer Medien und Foren über sinkende Qualität der Chatbot-Ausgabe beschwert.

Der Konsens sei hierbei, dass GPT-4 zwar in der Lage war, die Ausgabe schneller zu generieren, die Qualität der generierten Inhalte hingegen stark zu Wünschen übrig ließ. Peter Yang, Produktverantwortlicher bei Roblox, kritisiert so über Twitter den Qualitätsmangel, während andere Forennutzer den Vergleich bringen, dass die jüngsten GPT-4-Erfahrungen sich anfühlten, "als würde man einen Monat lang Ferrari fahren und sich dieser plötzlich in einen verbeulten alten Pickup [verwandeln]" – Autsch!

Warum hat GPT-4 es augenscheinlich so schwer?

Im Zusammenhang mit GPT-4 fallen zuletzt Begriffe wie "dümmer" oder "fauler" immer häufiger ... und sind hierbei noch vergleichsweise gelinde ausgedrückte Kritik.

Nutzer 'bitbytebit' betitelte den Chatbot im OpenAI-Forum im Vergleich sogar als "total schrecklich" und "hirntot im Vergleich zu vorher". 

Zurückzuverfolgen ist der Beginn der jüngsten Abwärtsspirale auf einen Zeitraum, der erst vor wenigen Wochen begann. In selbigem erfuhr GPT-4 einen massiven Temposchub ... allerdings auch einen enormen Treffer im Hinblick auf die Qualität der generierten Inhalte. Seither wird gemunkelt, dass hierfür die Änderung des Design-Ethos von OpenAI verantwortlich sein könnte: Eine Aufteilung in mehrere kleine Modelle, die in bestimmten Bereichen trainiert werden und entlang eines Tandem-Prinzips zusammenarbeiten, um Ergebnisse flotter bereitzustellen. Billiger ist das für den Anbieter der KI-Lösung zweifelsfrei, besser ... wohl kaum. 

Allerdings muss OpenAI diese Änderung noch immer offiziell bestätigen oder dementieren, da es hierfür bisher noch kein öffentliches Statement gab. Laut Branchenexperten wie Sharon Zhou (CEO des KI-Entwicklungsunternehmens Lamini) ist die Anpassung des Designs aber eine plausible Ursache und könnte einen "natürlichen nächsten Schritt" für GPT-4 darstellen.

Recycelt: das Problem mit dem KI-Kannibalismus

Ein deutlich dringlicheres Problem tut sich aber nicht nur für ChatGPT, sondern für alle KI-Dienste auf und droht somit jedweder Lösung mit einem fortlaufenden Qualitätsabfall: "KI-Kannibalismus"

Konkret versteht man hierunter das folgende Problem: Große Sprachmodelle (LLMs) wie eben ChatGPT oder beispielsweise Google Bard suchen sich ihre Informationen entlang öffentlich zugänglicher Daten im Netz und verwenden selbige zur Generierung von Antworten. Problematisch ist dahingehend aber der jüngste Boom an KI-generierten Inhalten, der sogar Online-Händler Amazon vor gänzlich neue Herausforderungen stellt. Durch eine Reihe von KI-verfassten Inhalten (die beispielsweise die Kindle-Top-Listen plagen) greifen LLMs inzwischen immer häufiger auf Material zurück, was bereits von einer KI erstellt wurde und somit recycelt wird.

Auf dem iPhone war ChatGPT zwischenzeitlich so beliebt wie kaum eine Alternative. Diese Beliebtheit hat in jüngster Vergangenheit aber einen starken Dämpfer erfahren!

ChatGPTs Downloadzahlen sind rückläufig. Die Folge jüngster Ereignisse sowie stetig schwindender Qualität? (Image credit: Future)

Aber Recycling ist doch an sich nicht schlimm, oder? Na ja, in diesem Fall leider schon. Konkret birgt das nämlich die Gefahr entstehender Rückkopplungsschleifen, wo KI-Modelle von Inhalten "lernen", die von einer anderen KI generiert wurden. Einher hiermit geht die rege Abnahme von Kohärenz sowie mangelnde Sicherung der Qualität eben dieser Inhalte. 

Weil es aber inzwischen allerlei LLMs und damit auch immer mehr dieser Inhalte gibt, scheint die Verbreitung unvermeidbar und das Risiko von KI-Kannibalismus wächst praktisch im Minutentakt. Zudem ist bisher nicht nachvollziehbar, wie eine künstliche Intelligenz zwischen "echten" und KI-generierten Informationen unterscheiden soll. 

KI-Risiken beschränkten sich zuletzt einzig auf Gefahren für die Gesellschaft und sorgten so beispielsweise auch dafür, dass Meta sich gegen eine öffentliche Bereitstellung seiner neuen sprachgenerierenden KI entschied. Diese Gefahr, die Gefahr des KI-Kannibalismus, birgt jedoch ein hohes Risiko für die Zukunft der künstlichen Intelligenz selbst und könnte tatsächlich nicht nur ChatGPT, sondern auch deren Konkurrenten in den Untergang reißen. 

Die größte Gefahr für die KI scheint demnach aktuell sie selbst zu sein ... irgendwie fast schon poetisch.

Während die einen durch negative Schlagzeilen im Fokus sind, präsentieren sich andere mit froher Botschaft auf unserer Startseite. Zu den Gewinnern der letzten Tage zählt hierbei auch zweifelsfrei Apple, die zuletzt wieder durch ein paar brisante Gerüchte rund um eine optimierte Batterielösung auf sich aufmerksam machten. 

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Christian Schmidt
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