Im Test: Sennheiser HD800

Der neue High-End-Kopfhörer HD 800 von Sennheiser setzt neue Maßstäbe in Sachen Leistung.

Sennheiser HD800
Sennheiser's HD800 has some serious magic going on behind the stainless steel

TechRadar Fazit

Das Musikhören mit Kopfhörern ist vielleicht nicht jedermanns Sache und auch nicht alltäglich, aber dieses exquisite neue Modell wird sich diesem Zustand dank seiner hervorragenden Leistung zweifellos annähern. Es lohnt sich auf jeden Fall, dafür Opfer zu bringen.

Pro

  • +

    Der Klang ist einfach in jeder Hinsicht überragend

  • +

    Wunderbar ausgewogen über den gesamten Frequenzbereich

  • +

    Unglaublich detailliert

  • +

    Hervorragender Komfort, auch bei sehr langen Hörsessions

Kontra

  • -

    Eindeutig zu teuer

  • -

    Kann dazu führen, dass du deine Lautsprecher vernachlässigst

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Sennheisers größte Stärke waren in letzter Zeit Kopfhörer der oberen Mittelklasse, darunter der preisgekrönte HD650, der mit einem Preis von rund €375 sowohl bei Musikliebhabern als auch bei professionellen Anwendern sehr beliebt ist. Jetzt hat Sennheiser den HD800 herausgebracht, der satte €1800 kostet.

Es hat eine Weile gedauert, bis wir ein Exemplar in die Hände bekommen haben, nicht zuletzt, weil die weltweite Nachfrage die Lieferfähigkeit von Sennheiser bei weitem übersteigt, aber jetzt haben wir endlich ein Paar dieser seltenen Ungetüme. Was hat es also mit diesen Kopfhörern auf sich und gehören sie zu den besten Over-Ear-Kopfhörern, die es derzeit gibt?

Sennheiser hd800 side

In erster Linie ist es der neue Treiber, der in den Kopfhörern enthalten ist. Der Treiber von Kopfhörern ähnelt dem eines Lautsprechers: Eine flache oder leicht konische Membran wird durch ein paar Drahtwindungen in einem Magnetfeld angetrieben.

In diesem Fall ist die Treibermembran jedoch ein Ring oder ein flacher Donut. Sennheiser nennt ihn einen "Ring-Treiber" und erklärt, dass er gegenüber einer kreisförmigen Membran den großen Vorteil hat, dass er bei hohen Frequenzen nicht so stark mitschwingt.

Sennheiser hd800 diaphragm

RESONANZ: Die ungewöhnliche Treibermembran der Sennheiser HD800 ist ein wichtiger Bestandteil ihres beeindruckenden Klangs.

Bei Kopfhörertreibern gilt der gleiche Kompromiss wie bei Lautsprechern, was die Größe angeht. Größer ist besser für den Bass, führt aber zu Resonanzproblemen im Hochtonbereich. Der Ring-Treiber hat einen Durchmesser von 56mm und ist damit ein paar Millimeter größer als alle anderen Kopfhörertreiber, die derzeit produziert werden, aber es wird behauptet, dass er viel resonanzresistenter ist.

Sennheiser geht nicht näher darauf ein, aber Lautsprecherdesigner wissen schon lange, dass die Mitte eines kreisförmigen Treibers ein Problempunkt ist, da die Energie dort aus allen Richtungen ankommt und nirgendwo hinfließen kann: Das Ergebnis ist nicht nur Resonanz, sondern auch unkontrolliertes, chaotisches Klangverhalten, das unangenehme Auswirkungen auf den Hörgenuss haben kann. Damit umzugehen ist sowohl bei Kopfhörern als auch bei Lautsprechern (insbesondere bei Kalottenhochtönern) eine schwarze Kunst.

Sennheiser hat dieses Problem geschickt umgangen und verschiedene Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass das Design der HD800 die Leistung nicht beeinträchtigt. Die Konstruktion basiert auf Hochleistungskunststoffen, die wir für Metall gehalten hätten, aber nein - Metalle hätten zu sehr dazu geneigt, mitzuschwingen und den Klang zu verfälschen, also wurden stattdessen ultraharte Kunststoffe verwendet.

Für die Verkabelung werden vier Adern aus hochreinem Kupfer mit Teflon-Isolierung verwendet und die äußere Isolierung und das Geflecht des Kabels wurden sorgfältig ausgewählt, um die mechanische Geräuschkopplung zu minimieren.

Sogar der Kopfbügel wurde aus Metall und Kunststoff gefertigt und für den Tragekomfort gut gepolstert, um Resonanzen zu vermeiden. Die Ohrmuscheln sind ebenfalls luxuriös gepolstert und jedes Teil der HD800 ist so konstruiert, dass es gegen Resonanz und Klappern geschützt ist.

Sennheiser hd800 drivers

PERFEKTE PASSFORM: Diese Teile fügen sich zu einem eindrucksvollen Gesamtbild zusammen.

Es gibt noch ein weiteres erwähnenswertes Merkmal. Der Ringtreiber mit seiner enormen Größe kommt einer ebenen Wellenfront sehr nahe, die für das Ohr den Eindruck erweckt, als käme sie aus der Ferne, was die Natürlichkeit des Klangs unterstützt.

Sennheiser hat den Treiber so angewinkelt, dass der Klang leicht vor dem Kopf zu kommen scheint. Die genaue Akustik der Kopfhörerkopplung ist ein heikles Thema, aber dies ist ein genialer Ansatz, um eine flache und realistische Frequenzbalance zu gewährleisten.

Klangqualität

Wir haben in den letzten Jahren viele Erfahrungen mit hochwertigen Kopfhörern gemacht, daher waren unsere Erwartungen an diesen Newcomer hoch. Wir wurden in keiner Weise enttäuscht, denn diese Kopfhörer sind mit Sicherheit eines der aufschlussreichsten Geräte, die wir je kennengelernt haben.

Wie viele wirklich gute Geräte sind sie auf den ersten Blick nicht beeindruckend, aber es dauert nicht lange, bis man merkt, dass in der Nähe der eigenen Ohren etwas ganz Besonderes vor sich geht.

Wenn du kein regelmäßiger Kopfhörernutzer bist, kennst du vielleicht nicht die Vorteile von guten Kopfhörern. Dass sie im Vergleich zu Lautsprechern nur zweitklassig sind, hat eine gewisse Berechtigung - keine Kopfhörer werden dich jemals so umhauen wie gute Lautsprecher. Aber nur sehr wenige Lautsprecher kommen auch nur annähernd an die Detailauflösung heran, die Kopfhörer wie diese bieten können.

Der erste Eindruck von diesem Modell ist wahrscheinlich ein sehr "weicher" Klang - nicht im Sinne von "nicht laut", sondern weich in der Präsentation. Um es grob auszudrücken: Der Klang sticht dir nicht ins Ohr, wie es bei manchen billigen Kopfhörern der Fall zu sein scheint.

Der Eindruck, dass die Balance höhenlastig ist, wird jedoch sehr schnell korrigiert. Tatsächlich sind die Höhen sowohl lebendig als auch reichhaltig, aber so sauber, dass man sich an ihre Qualität erst gewöhnen muss.

Sennheiser hd800 glamour

Diese Qualität kommt am besten zur Geltung, wenn die Texturen dicht sind, aber viele Details in den Höhen enthalten, oder umgekehrt, wenn subtile hochfrequente Instrumente gespielt werden, wie z. B. diese verschiedenen kleinen baumelnden Metallteile, deren Namen nur professionelle Schlagzeuger kennen. Wenn du dir solche Klänge anhörst, denkst du vielleicht plötzlich, wie wir: "Verdammt, normale HiFi-Anlagen sind einfach zu bunt".

Das liegt nicht nur an den Höhen. Der Mitteltonbereich ist erstaunlich detailliert. Stimmen und Instrumente haben genau die gleiche Klangfarbe wie im richtigen Leben und stören sich nicht gegenseitig, wie es bei der Wiedergabe über weniger anspruchsvolle Geräte der Fall ist. Eine einzelne Flöte im hinteren Teil eines Orchesters ist genauso klar wie zwei Dutzend Geigen im vorderen Teil, genau wie im richtigen Leben.

Wenn die Aufnahmen, die du dir anhörst, unterdurchschnittlich sind, bekommst du natürlich die sprichwörtlichen Mängel zu hören, aber selbst das ist nicht so schlimm: Die HD800 sind gnadenlos aufschlussreich, scheinen aber trotzdem das Beste aus den positiven Eigenschaften einer Aufnahme zu machen.

Wir haben die Grado GS1000 (die inzwischen vom GS1000i abgelöst wurden) in den höchsten Tönen gelobt, weil sie die besten uns bekannten Kofhörer waren. Aber wir sind der Meinung, dass dieser Titel nun an den HD800 weitergereicht worden ist.

Michael Winkel
Volontär

Ich bin Michael und ich beschäftige mich vor allem mit den Themen Gaming, Nintendo und Audio. Noch bevor es mich zu TechRadar Deutschland verschlagen hat, absolvierte ich an der Akademie für Neue Medien eine Kompaktausbildung zum Crossmedia-Journalisten. Dort lernte ich nicht nur das journalistische Handwerk, sondern auch wie man moderiert und gute Kurzfilme produziert. Nun bin ich bei TechRadar Deutschland als Volontär gelandet und tierisch froh, leidenschaftlich über Videospiele, Gaming und Tech zu schreiben.

Erreichbar bin ich unter mwinkel[at]purpleclouds.de.

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