Im Test: AOC GH300 Gaming-Headset

Das AOC GH300 ist ein Gaming-Headset mit guten Kopfhörern und schlechtem Mikrofon.

Gaming-Headset AOC GH300 sitzt auf einem Kopfhörerständer auf einem schwarzen Glastisch
(Image: © Future)

TechRadar Fazit

Das AOC GH300 ist neben dem GH200 der erste Versuch des für Monitore bekannten taiwanesischen Herstellers, sich im Bereich von Gaming-Headsets zu etablieren. Das gelingt jedoch nur bedingt. Die Kopfhörer klingen gut und sind bequem, die Verarbeitung schwankt zwischen schlecht und ausgezeichnet, doch die Achillesferse ist das Mikrofon.

Pro

  • +

    Viele Software-Features

  • +

    Guter Sound

  • +

    Günstig

Kontra

  • -

    Furchtbares Mikrofon

  • -

    Unübersichtliche Software

  • -

    Klobig

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AOC GH300: Zwei-Minuten-Review

Technische Daten

Audiokanäle: Stereo, Virtual 7.1 Surround Sound (nur PC)
Treiber: 50-mm-Neodymtreiber
Impedanz: 32 Ohm ±15 %
Empfindlichkeit: 100 ± 3dB (bei 1 kHz 1 mW)
Frequenzgang: 20 Hz - 20 kHz
Schnittstelle: USB 2.0 (Typ A)
Maße: 195 x 100 x 160 mm
Gewicht: 363,5 g

Mit dem AOC GH300 bringt der bekannte taiwanesische Monitor-Hersteller eins von zwei neuen Gaming-Headsets auf dem Markt, um sein Portfolio im Gaming-Segment zu erweitern. Wie es jedoch häufig der Fall ist, gelingt mit dem Erstlingswerk nicht alles auf Anhieb.

Die Ansage ist nämlich ziemlich ehrgeizig: ein günstiges Gaming-Headset mit virtuellem 7.1 Surround-Sound und Unterstützung für Hi-Fi-Audio in 24 bit/96 KHz. In diesen Punkten leistet das AOC GH300 auch tatsächlich solide Arbeit, denn die Kopfhörer selbst klingen für einen Preis von unter 60 Euro dank der verbauten 50-mm-Treiber überraschend gut und auch der virtuelle Surround-Sound kann sich (am PC) hören lassen.

Dürftig wird es stellenweise bei der Verarbeitung: Während das Headset selbst insgesamt sehr hochwertig ist, wirkt die Inline-Fernbedienung im Kontrast dazu extrem billig. Das ganze Modul ist sehr klobig und komplett aus dünnem, billigem Kunststoff gefertigt, was sich auch am Klicken der drei Tasten gut hören lässt. Außerdem schleift das Rad zur Lautstärkeregelung.

AOC GH300 Gaming-Headset auf einem Kopfhörerständer

(Image credit: Future)

AOC stellt für die Kopfhörer eine Software bereit, in der sich viele Funktionen des Headsets anpassen lassen, darunter natürlich die (spärliche) RGB-Beleuchtung, die Kopfhörerlautstärke, die Mikrofonlautstärke und die Monitorlautstärke fürs Mikrofon. Die ganzen interessanten Funktionen, wie Audio-Profile und umfangreiche Einstellungen der Surround-Sounds sind in Kontextmenüs versteckt.

Die größte Schwachstelle des AOC GH300 Gaming-Headsets ist jedoch das Mikrofon: Es klingt einfach nicht gut. In unseren Among-Us-Sessions mit Freunden wurden wir häufig darauf hingewiesen, dass wir dumpf und weit entfernt klingen, sodass wir jedes Mal ziemlich schnell zu unserem privaten Mikrofon wechseln mussten. Immerhin leuchtet es rot, wenn es stumm geschaltet ist.

Insgesamt ist das AOC GH300 Gaming-Headset also eine zweischneidige Angelegenheit: Einerseits klingen die Kopfhörer richtig gut, sodass wir sie ein paar Mal einfach nur zum Film schauen oder Musik hören verwendet haben, wofür wir normalerweise unsere Lautsprecher verwendet hätten, und die Software-Funktionen sind umfangreich.

Andererseits sind diese Funktionen in der Software sehr nutzer-unfreundlich versteckt und das Mikrofon – einer der Hauptgründe, wofür man sich überhaupt ein Headset kauft und keine Kopfhörer – ist einfach nicht gut. Es erfüllt seinen Zweck, macht dabei aber wirklich keinen guten Eindruck.

Preis und Verfügbarkeit

Das AOC GH300 Gaming-Headset ist im Mai 2021 für 55,90 Euro in den Handel gekommen, ist mittlerweile stellenweise aber schon für weniger als 50 Euro erhältlich.

AOC GH300 Gaming-Headset liegt auf einem Tisch

(Image credit: Future)

Design

Das AOC GH300 ist angenehm schlicht. Passend zu den Unternehmensfarben ist das Headset weitestgehend schwarz gehalten und besitzt hier und da rote Akzente. So sind die Y-Gabeln des Metallbügels, die die Ohrmuscheln halten, rot, die Naht am Kunstlederpolster, die Kabel und die Spitze des Mikrofons auch. Einzig der Mikrofonarm und die Seiten der Scharniere tanzen wegen ihrer gräulich-silbernen Färbung aus der Reihe und hätten unserer Meinung nach gut und gerne auch schwarz sein können.

Da es sich um ein Over-Ear-Headset handelt, fällt es auch entsprechend üppig aus. Mit insgesamt 363,5 g ist das AOC GH300 auch wirklich nicht leicht. Selbst kabellose Modelle wie das Razer BlackShark V2 Pro sind leichter. Dem Tragekomfort schadet das allerdings kein bisschen, denn auch nach mehreren Stunden sitzt das Headset völlig bequem auf dem Kopf und drückt nicht, da das in PU-Leder gehüllte Polster mit eingedrücktem AOC-Logo am Kopfbügel das Gewicht gut verteilt.

Auch die Ohrmuscheln sind in PU-Leder gehüllt und mit Memory Foam gepolstert, umgeben problemlos die Ohren und drücken nicht zu sehr auf den Kopf. In der Vergangenheit hatten wir persönlich damit immer Probleme mit Over-Ear-Kopfhörern, da die Polster zu sehr auf unsere Brillenbügel und damit auf den Kopf gedrückt haben. Umso erfreuter sind wir, dass das beim AOC GH300 nicht der Fall ist.

Auch wenn AOC keine eigenen Aussagen dazu trifft, handelt es sich beim GH300 um eine offene Bauart, weshalb sie Umgebungsgeräusche nur schwach abschirmen. Uns persönlich gefällt das. Einerseits, weil die Klangbühne wesentlich größer ist, und andererseits, weil wir beim Zocken ungern von Freunden, Familienmitgliedern oder Mitbewohnern überrascht werden, die plötzlich im Zimmer stehen.

Die Außenseiten der Ohrmuscheln sind mit einem Metallnetz bezogen, durch das auf beiden Seiten das AOC-Logo leuchtet – das einzige RGB-Element am Headset. In der Software AOC Audio Center kann die Farbe angepasst und zwischen den Beleuchtungsmodi „dauerhaft“, „atmen“, „zyklisch“ und „Herzschlag“ gewählt werden.

Das Galgenmikrofon besteht aus einem Drahtarm, mit dem man es flexibel verstellen können soll. Aus unserer Erfahrung bleibt der Arm jedoch nur sehr selten in seiner eingestellten Position und biegt sich immer wieder ein Stück weit in die Ausgangsposition zurück. Dadurch bleibt das Mikrofon immer auf der linken Seite und kann nicht wirklich näher an den Mund gebogen werden. Das macht es auch schwierig, die LED zu sehen, die anzeigt, ob es stumm geschaltet ist, oder nicht, da es sich immer am Rand des Sichtfelds befindet.

Eine kleine Herausforderung kann es außerdem werden, das Mikrofon zu entfernen und wieder einzustecken. Der 2,5-mm-Klinkenstecker muss samt umgebender Kunststoffhülse im Kopfhörer versenkt und dann gedreht werden, damit die beiden Zähne ihn im Gewinde blockieren. Das ist wiederum jedoch recht schwerfällig und der Kunststoff sehr rutschig, was das Drehen unnötig schwer macht. Solltest du es häufig abmontieren und wieder einstecken wollen, musst du dich darauf gefasst machen.

Deutlich positiver fällt das Kabel auf: Das zwei Meter lange geflochtene USB 2.0 Typ A-Kabel ist stabil und hält gut in allen Kabelverschraubungen. Die Länge ist völlig ausreichend für PC-Gaming, doch auf dem Sofa mit Fernseher und Konsole könnte es dann etwas knapp werden. Die Schwachstelle, unserer Meinung nach, dürfte die Inline-Fernbedienung sein: Auch wenn uns das großzügige Rad zur Lautstärkeregelung sehr gut gefällt, fühlt sich die Konstruktion insgesamt extrem billig an und es würde uns nicht wundern, wenn hier die ersten Schäden auftreten würden, da der Kunststoff sehr dünn und spröde wirkt.

Zusätzlich zum großen Lautstärkeregler befinden sich auf der Vorderseite der Fernbedienung zwei weitere Knöpfe: Links zum Stummschalten des Mikrofons, rechts zum Ein- und Ausschalten der RGB-Beleuchtung. An der linken Seite der Fernbedienung befindet sich außerdem eine weitere Taste zum Stummschalten der Kopfhörer, die nicht näher beschriftet ist und insgesamt eher deplatziert wirkt. Alle Tasten klicken unangenehm billig.

Nahaufnahme des AOC GH300 Gaming-Headsets auf einem Kopfhörerständer

(Image credit: Future)

Performance

Wir waren vom Sound der AOC GH300 sehr positiv überrascht, denn eine solche Klangqualität hätten wir von Headsets ab 100 Euro aufwärts erwartet. Mitten und Höhen sind mit den Standardeinstellungen sehr klar, Tiefen sind deutlich, aber nicht dominant. Kein Musikgenre, das wir mit dem GH300 getestet haben, klang schlecht – oder auch nur mittelmäßig.

Wie bereits erwähnt, verschafft die offene Bauform dem Klang den nötigen Raum, sich auszubreiten, wodurch Filme, Musik und Spiele viel natürlicher klingen und nicht so isoliert-gedrückt wirken wie bei geschlossenen Kopfhörern. Bedingt durch die Bauform dringen allerdings auch Umgebungsgeräusche ein, wie die Ventilatoren eines Rechners.

Der 7.1 Virtual Surround Sound von Xear leistet ordentliche Arbeit, kommt aber nicht an Formate wie DTS:X und Dolby Atmos heran. Dennoch hört man in Shootern genau, in welcher Richtung gerade etwas vor sich geht. Auch hier heißt es: Für weniger als 60 Euro hätten wir weniger erwartet und bekommen stattdessen wesentlich mehr. Einziger Nachteil ist, dass der 7.1 VRS softwareseitig gelöst ist und deshalb nur bei PCs und Macs funktioniert, nicht aber bei Konsolen.

Doch nun zum Mikrofon: Es ist schlecht, egal, wie man es dreht und wendet. Die Stimme klingt gleichzeitig dumpf und weit entfernt und keine Software-Funktion konnte irgendetwas daran ändern. Es klingt, als würde man mit einem Kissen vor dem Mund ins Mikrofon reden – ein ziemlich kleines Kissen, aber dennoch ein Kissen.

Bei unseren Among-Us-basierten Tests mit Freunden wurden wir mehrfach darauf hingewiesen, wie schlecht wir klingen und auch ein paar Testaufnahmen mit dem Sprachrekorder konnten das bestätigen. Nach einer Stunde und ein paar Experimenten hier und da haben wir uns entschieden, das Mikrofon einfach zu entfernen und ein separates zu verwenden. Kurioserweise klang selbst das Clip-Mikrofon, das wir vor drei Jahren für fünf Euro bei Amazon gekauft haben, deutlich besser als das Mikrofon des AOC GH300.

Software

Wie jedes gewöhnliche USB-Headset funktioniert das AOC GH300 zwar auch ohne spezielle Software, doch bietet das dazugehörige AOC Audio Center ein paar nette Funktionen, auf die man sonst keinen Zugriff bekäme.

Oberflächlich wären die Lautstärkeregelung und Balance der Kopfhörer, die Lautstärke und die Monitorlautstärke des Mikrofons und die oben erwähnten Einstellungen zur RGB-Beleuchtung. Weitere Einstellungen sind hinter Kontextmenüs versteckt, die per Rechtsklick aufgerufen werden können. Außer einer Mittelung beim Programmstart gibt es im Interface keinen Hinweis darauf, dass es versteckte Untermenüs überhaupt gibt – Benutzerfreundlichkeit geht anders.

Schaut man über das seltsame Interface-Design hinweg, findet sich in der Software viel Gutes oder zumindest Interessantes, dessen Sinn und Zweck mal mehr, mal weniger nachvollziehbar ist, denn Hinweise auf ihre konkrete Funktionsweise gibt es nicht. Viele dieser Einstellungen übernehmen teilweise jedoch die Funktionen eines Equalizers, der in der Software leider komplett fehlt.

So hebt Xear Audio Brilliance etwa die Höhen an und senkt gleichzeitig Mitten und Tiefen etwas. Xear Dynamic Bass ist eher mit einem Bass-Boost mit Frequenz-Cut-off zu vergleichen als, wie der Name suggeriert, einer tatsächlich dynamischen Funktion. Xear Voice Clarity funktioniert ähnlich wie Audio Brilliance, nur für Sprache bzw. die Mitten. Xear Smart Volume senkt und hebt die Lautstärke dynamisch, führt unserer Meinung nach aber zu mehr Problemen als es löst. Zuletzt muss auch die beworbene Surround-Sound-Funktion, die Abtast- und die Bitrate in einem der versteckten Menüs aktiviert werden, wo sie dann auch angepasst werden können.

Die Einstellungen beim Mikrofon sind weniger umfangreich. Eine Funktion zur Geräuschunterdrückung filtert einheitliches Rauschen beispielsweise von Ventilatoren und Klimaanlagen ganz passabel heraus, was den generellen Klang des Mikrofons allerdings nicht verbessert. Für den kleinen Spaß zwischendurch gibt es zu guter Letzt auch noch vier Stimmverzerrer-Presets.

AOC GH300 Gaming-Headset auf dem Kopf eines Redakteurs

(Image credit: Future)

Soll ich das AOC GH300 kaufen?

Kauf’ es, wenn…

Dir deine Sprachqualität egal ist.
Wenn dir nicht wichtig ist, wie deine Stimme klingt, oder du bereits ein separates Mikrofon hast, dann kannst du das Mikrofon des AOC GH300 einfach ignorieren und ein günstiges Headset mit verdammt guten Kopfhörern kaufen.

Du ein gutes und günstiges Headset suchst.
Wir wiederholen uns, aber die Kopfhörer des GH300 klingen wesentlich besser als ihr Preis vermuten lässt.

Du umfangreiche Software-Funktionen willst.
Alle Gründe für das AOC GH300 schlagen in dieselbe Kerbe: Für den Preis bekommt man ein wirklich gutes Headset, wenn man vom Mikrofon absieht. Dasselbe gilt für die Software-Funktionen: passabler Surround-Sound, etliche Funktionen zur Anpassung und ein paar Spielereien.

Kauf’ es nicht, wenn…

Du oft und viel reden musst.
Wenn häufig mit Voice Chat spielst oder Zeit in Online-Meetings verbringst, wirst du dir mit dem Mikrofon des AOC GH300 leider keinen Gefallen tun.

Du durchwegs hochwertige Verarbeitung willst.
Im Großen und Ganzen ist das AOC GH300 sehr gut verarbeitet, aber ein paar Kleinigkeiten trüben leider den Gesamteindruck, etwa die Inline-Fernbedienung, die so billig wirkt, dass sie überhaupt nicht zum Headset passt.

Du eine bessere RGB-Beleuchtung suchst.
Uns persönlich gefällt, dass sich AOC mit der RGB-Beleuchtung sehr zurückhält, aber wenn deine Ohren blinken sollen wie Leuchtreklame in Kamurocho, dann solltest du ein anderes Headset aussuchen.

Redakteur – Gaming, Computing

Eugen Wegmann ist Online-Redakteur für PurpleClouds Deutschland GmbH / TechRadar Region DACH und zuständig für Gaming und Computer-Hardware.

E-Mail: ewegmann[at]purpleclouds.de