Auswärtiges Amt verbietet Zoom
Nach Taiwan schränkt jetzt auch die erste deutsche Behörde die Nutzung Zoom aufgrund von Datenschutz- und Sicherheitsbedenken ein
Das Auswärtige Amt hat seinen Mitarbeitern die Verwendung von Zoom auf Dienstgeräten aufgrund von Datenschutz- und Sicherheitsbedenken verboten, berichtet das Handelsblatt.
Inmitten der von Coronaviren verursachten Ausgangssperren haben Zoom und andere Telekonferenzanwendungen einen Anstieg der Nutzerzahlen erlebt. Das Unternehmen sah sich jedoch mit heftigen Gegenreaktionen konfrontiert, nachdem Berichte über die Weiterleitung des Datenverkehrs durch China, Zoombombing, einen Mangel an angemessenen Sicherheitsmaßnahmen und andere datenschutzbezogene Probleme aufgetaucht waren.
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In einem internen Rundschreiben erklärt das Auswärtige Amt: „Medienberichten und eigenen Erkenntnissen zufolge hat die Software von Zoom kritische Schwachstellen und weiterhin erhebliche Sicherheits- und Datenschutzprobleme.“ Betroffen vom Verbot seien allerdings nur Dienstgeräte.
Wegen der Popularität des Diensts unter den Partnern des AA dürfen ihn Mitarbeiter weiterhin auf privaten Geräten verwenden, allerdings mit der Auflage, dass keine geheimen Inhalte besprochen werden dürfen. Konkret handelt es sich hierbei um solche, die mit „VS-NfD“ („Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch“) sind.
Zoom-Verbot
Dieser Schritt erfolgt Stunden, nachdem Taiwans Regierung erklärt hat, dass sie die Verwendung von Zoom aufgrund einer Reihe von Sicherheits- und Datenschutzbedenken vermeiden würde, was darauf hindeutet, dass alternative Anwendungen von Konkurrenten wie Microsoft und Google sicherer sind.
Da Taiwan von China nicht als unabhängiger Staat anerkannt wird, werden offizielle Daten, die über China übermittelt werden, als Bedrohung für die Privatsphäre des Landes betrachtet.
In einer Erklärung des taiwanesischen Ministeriums für Cybersicherheit heißt es: „Wenn die Organisation nicht im Inland hergestellte Software für den internationalen Austausch oder eine andere besondere Situation verwenden muss, bieten viele globale und Kommunikationsriesen wie Google und Microsoft diese Technologie während der aktuellen Pandemie kostenlos an.“
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„Organisationen sollten diese Optionen in Betracht ziehen, nachdem sie alle damit verbundenen Datensicherheitsrisiken bewertet haben“, fügte es hinzu.
Zoom, dessen Nutzerbasis im März auf 200 Millionen anwuchs, hatte mit der Kontrolle der Nutzerzahlen zu kämpfen. Das Unternehmen gab zu, dass es fälschlicherweise Daten über chinesische Server geleitet hatte, und stellte klar, dass es die Backup-Server nicht mehr für nicht-chinesische Kunden verwendet.
Weiterhin wenig Förderlich für den Ruf von Zoom waren Berichte über Zoom-Gespräche, die nicht durchgehend verschlüsselt waren, über Hacker, die Gespräche belauschen konnten, über öffentlich im Internet verfügbare Aufzeichnungen von Besprechungen und über die Möglichkeit ungebetener Teilnehmer, Anrufe zu übernehmen.
In den Vereinigten Staaten haben verschiedene Schulen für Fernunterricht ebenfalls auf Microsoft-Teams umgestellt und Zoom sofort verboten. Sogar SpaceX von Elon Musk hat die Nutzung von Zoom durch seine Vertreter verboten und auch die kanadische Behörde für elektronische Überwachung hat die Plattform für „alle Regierungsgespräche, die eine sichere Kommunikation erfordern“, nicht genehmigt.
Reuters berichtet, dass auch Google hat seinen Mitarbeitern verboten, die Zoom Desktop-Anwendung zu benutzen, da die Anwendung laut Googles Pressesprecher Jose Castaneda „die Sicherheitsstandards für die Verwendung durch unsere Mitarbeiter nicht erfüllt.“ Die mobile App und die Verwendung im Browser hingegen bleiben weiterhin erlaubt.
Vergangene Woche entschuldigte sich Zoom-CEO Eric Yuan für die Vorfälle und kündigte an, dass das Unternehmen die Arbeit an neuen Funktionen einstellen werde, um sich auf die Sicherung der Plattform zu konzentrieren.
Der Marktwert von Zoom ist seit dem Rekordhoch Ende März um ein Drittel gesunken, und auch die Aktien des Unternehmens haben im Vormarkthandel am Nasdaq einen Rückgang um ein Prozent erlitten.
Via: Bloomberg, Handelsblatt
Eugen Wegmann ist Online-Redakteur für PurpleClouds Deutschland GmbH / TechRadar Region DACH und zuständig für Gaming und Computer-Hardware.
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