Windows 10 verliert Smart-Home-Funktionen

Cortana in Windows 10
(Bildnachweis: Shutterstock)

Mit dem nächsten Windows-10-Update bereitet sich Microsoft darauf vor, größere Änderungen an seinem virtuellen Assistenten Cortana vorzunehmen, indem es seine Smart-Home-Fähigkeiten streicht und ihn in etwas verwandelt, das weniger mit Google Assistant*, Siri oder Alexa, sondern eher mit einem Produktivitätswerkzeug zu vergleichen ist.

Laut Ars Technica wird die neue, abgespeckte Cortana mit der Veröffentlichung von Windows 10 20H1, dem ersten größeren Update des Betriebssystems in diesem Jahr, erwartet. Microsoft hat noch nicht bekannt gegeben, wann damit begonnen wird, aber wir gehen davon aus, dass es in den nächsten Monaten passiert.

Das Update wird auch strenge Einschränkungen für die Nutzung von Cortana einführen, sodass nur Benutzer, die mit einem Microsoft-Konto, einem Schul- oder Arbeitskonto angemeldet sind, Zugang haben. Wenn du nur ein lokales Windows 10-Konto benutzt, hast du Pech gehabt.

Nicht mehr so smart

In einem Blog-Post*, in dem das Update angekündigt wird, erklärt Andrew Shuman, Corporate Vice President von Cortana, dass der Fokus von Cortana immer enger wird und sich mehr auf Suche und Produktivität konzentriert. 

„Das neue Cortana-Erlebnis in Windows 10 bietet eine Chat-basierte Benutzeroberfläche, die es ermöglicht, mit Cortana über die Stimme oder die Tastatur zu interagieren“, erklärt Shuman.

„Englischsprachigen Nutzern in den Vereinigten Staaten wird Cortana dabei helfen, ihren Tagesablauf und ihre Aufgaben besser zu organisieren, indem sie ihren Kalender im Auge behält und das anzeigt, was wichtig ist. Man kann mit der Stimme oder der Tastatur nach Dateien oder Kontakten suchen, oder schnell E-Mails schreiben oder überprüfen. Man kann auch einfach den Kalender prüfen, Erinnerungen setzen, oder Listen in Microsoft To Do hinzufügen.“

Obwohl diese Funktionen interessant klingen, werden sie zunächst nur für Nutzer in den USA verfügbar sein. Wenn du anderswo wohnst, wird Cortana bis zu einem unbestimmten Zeitpunkt nur Suchanfragen über Bing durchführen und mit dir „chatten“ können.

Wenn du derzeit Cortana zur Steuerung deiner Smart-Home-Geräte* verwendest, gibt es zumindest eine gute Nachricht: Microsoft hat gegenüber ZDNet bestätigt, dass du Licht und Musik weiterhin mit den Cortana-Apps für iOS und Android (vorerst) steuern kannst.

Keine große Überraschung

(Image credit: Microsoft/TechRadar)

Bereits aus Microsofts Voice Report 2019* gingen eher unvorteilhafte Zahlen für Cortana hervor. Apples Siri und Google Assistant teilen sich in den USA mit jeweils 36 % Platz 1, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass beide auf Millionen von Smartphones vorinstalliert kommen. Alexa hingegen ist weltweit der Marktführer auf Smart-Speakern und die 25 % in Microsofts Bericht erklären sich dadurch, dass sie keine dezidierte mobile Plattform besitzt.

Und Microsoft? 19 % Anteil für Cortana, ganz ehrlich, überraschen tatsächlich positiv. Ich hätte weniger erwartet. Die Auswahl an Smart-Speakern mit Cortana-Unterstützung ist nämlich überschaubar – man kann sie an einer Hand abzählen und kann dabei auch noch ein paar Finger in Kettensägenunfällen verlieren. Und während Cortana im Gegensatz zu Alexa eine eigene mobile Plattform hatte, wurde Windows 10 Mobile* vor zwei Jahren offiziell eingestampft. Dann kam Cortana als eigene App auf Android, wurde später in den Microsoft Launcher integriert – und mittlerweile so gut wie komplett herausgenommen. Es bleiben theoretisch also noch Milliarden von Windows 10-PCs, aber wer benutzt sein Mikrofon schon für etwas anderes als Skype, Discord, usw.?

Die Ankündigung, dass Cortana sich von ihren Smart-Home-Funktionen verabschiedet, kommt also wenig überraschend. Microsoft hat nämlich schon vergangenes Jahr eingesehen, dass es einfach zu schlecht aufgestellt ist für einen eigenen Sprachassistenten. Und die Aussage, „dass der Fokus von Cortana immer enger wird“, klingt auch eher nach Marketing-Sprech dafür, dass man mal wieder den Zug verpasst hat und die Konkurrenz zu weit voraus ist, als dass es sich lohnen würde, sie einzuholen.

* Link in englischer Sprache

Redakteur – Gaming, Computing

Eugen Wegmann ist Online-Redakteur für PurpleClouds Deutschland GmbH / TechRadar Region DACH und zuständig für Gaming und Computer-Hardware.

E-Mail: ewegmann[at]purpleclouds.de