Vom Kosten- zum Umsatztreiber: Wie Cloud Computing die Rolle der IT verändert

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(Bildnachweis: Pixabay)

 Als Profit Center werden Abteilungen oder Bereiche bezeichnet, die direkt zum Gewinn eines Unternehmens beitragen. Sie können als eigenständiger Bereich betrachtet und in ihrer Effizienz bewertet werden. Zentrale IT-Abteilungen großer Unternehmen gehören hier in der Regel nicht dazu. Sie werden als Cost Center gesehen, also als Bereich, der Kosten verursacht, aber nicht unmittelbar zum Gewinn beiträgt. 

Aus dieser Perspektive ist die IT in Unternehmen demnach häufig eine Art Black Box. Sämtliche mit ihr zusammenhängenden Kosten laufen hinein und können nicht differenziert betrachtet werden. So verhält es sich auch mit Kosten für die Cloud. Die Monatsrechnung flattert ganz bestimmt ins Haus - diese jedoch korrekt aufzudröseln und weiter zu verrechnen, ist viel Aufwand.

Die Bedeutung der IT in Unternehmen nimmt weiter zu. Entsprechend muss die Frage erlaubt sein, ob es wirklich noch zeitgemäß ist, den Bereich als Cost Center abzustempeln. Gerade weil durch das rasante Tempo der Digitalisierung die Nachfrage nach IT-Infrastruktur, und zwar auch in den Fachabteilungen, steigt. Weshalb die Cloud in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle für mehr Effizienz spielt, soll im Folgenden genauer erklärt werden.

Neue Verantwortung mit Self-Service & Pay-Per-Use 

In der Cloud herrscht das Prinzip Pay-Per-Use, das heißt man zahlt nur die Ressourcen, die man nutzt. Das ist anders als im traditionellen Rechenzentrum, wo Kosten für Housing, Strom und Hardware, unabhängig von der tatsächlichen Auslastung, anfallen. Hinzu kommt, dass Entwickler Cloud-Ressourcen bei den Cloud-Providern in der Regel eigenverantwortlich im Self-Service bestellen können. 

Um die Cloud-Kosten unter Kontrolle zu halten, ist es also in erster Linie wichtig, diese transparent zu machen. Wenn ein Entwicklungsteam nicht weiß, welche Kosten es in der Cloud verursacht, wird es sich kaum darum kümmern, diese im Zaum zu halten. Sind die Kosten nicht transparent, kann ebenso wenig gemessen werden, wie erfolgreich eine Investition letztendlich wirklich ist.

Wesentlich ist in diesem Zusammenhang das sogenannte Right-Sizing, also die Wahl der richtigen “Größe” einer Cloud-Ressource. Durch mehr Transparenz ebenso erheblich einfacher: Das Abschalten von sogenannten Zombie-Workloads. Dabei handelt es sich um vergessene Ressourcen, die Kosten verursachen, aber keinen Mehrwert generieren.

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Entwickler können Cloud-Ressourcen bei den Cloud-Providern in der Regel eigenverantwortlich im Self-Service bestellen (Image credit: Pixabay)

Isolierte Cloud Tenants für mehr Übersichtlichkeit 

Kostentransparenz entsteht auch durch die Zuteilung von Cloud Tenants. Ziel hierbei ist, dass jede Anwendung oder jedes IT-Produkt einen oder sogar mehrere Cloud Tenants, also dedizierte Accounts beim Cloud-Provider, zugewiesen bekommt. Teilen sich die Teams einen Cloud Tenant, verliert man schnell den Überblick: Jeder denkt, dass überschüssige Ressourcen zur jeweils anderen Anwendung gehören. 

Ein Faktor, der in diesem Zusammenhang nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist die Sicherheit. Die Nutzung eines Tenants durch mehrere Teams hatte etwa in einem viel beachteten Fall bei Tesla herbe Konsequenzen: Bitcoin-Miner konnten sich unbemerkt Zugriff zu einem Cloud-Tenant verschaffen - inklusive der bösen Überraschung auf der Rechnung am Monatsende.

Kosteneffizienz durch übergreifendes Service-Angebot 

In großen Unternehmen werden IT-Anwendungen in den verschiedensten Bereichen entwickelt, z.B. Vertrieb, Produktentwicklung, Controlling oder Personal. Sie können entsprechend eine Vielzahl von Aufgaben lösen. Dennoch gibt es Teil-Aspekte bei der Entwicklung von IT-Anwendungen, die nicht anwendungsspezifisch sind, sondern mehrfach und unabhängig vom Bereich gebraucht werden. Dazu gehören Datenbanken, Monitoring, oder Code-Qualitäts-Checks. 

Warum ist das so wichtig? In der Tat kommt es häufig vor, dass an mehreren Stellen im Unternehmen an den gleichen Themen und Problemen gearbeitet wird, ohne dass man davon weiß. Dabei gehen erhebliche Einsparpotenziale verloren. Um  diese Potenziale auszuschöpfen und die Anwendungsentwicklung weiter zu beschleunigen, kann die zentrale IT entsprechende “Infrastruktur-Services” zentral anbieten. 

Eine Voraussetzung, damit das gelingen kann ist - wie bei den Cloud-Umgebungen auch - dass die Services cloud-nativ, also im Self-Service konsumiert und nach dem Prinzip Pay-Per-Use abgerechnet werden können. Benötigt wird dafür ein interner Marketplace mit zentralem Service-Katalog, in dem die Cloud-Ressourcen aufgeführt werden. Über die Zeit hat die zentrale IT so die Möglichkeit, ihr Angebot an den Bedarfen der Fachabteilungen auszurichten.

Fazit: Skalierbarkeit und neue Chancen zur Monetarisierung 

Auch wenn zentrale IT-Abteilungen sehr häufig noch immer den angesprochenen Charakter der “Black Box” haben mögen, ergibt sich durch die Cloud eine große Chance: Die Transformation der zentralen IT vom Cost- zum Profit Center macht diese gleichzeitig vom Bremser zum Enabler neuer Geschäftsmodelle. Beispielsweise, indem die IT die Kosten für die Cloud kontrolliert und auf Basis dieser Insights bei den Cloud-Providern günstige Konditionen aushandeln kann.

Grundvoraussetzung für die fruchtbare Symbiose ist eine sinnvolle Entkopplung von zentraler IT und den Fachabteilungen, um die Autonomie der Entwickler aus den Fachabteilungen zu ermöglichen und damit Skalierbarkeit zu fördern. Dazu gehört auch, dass die Kosten an die Fachabteilungen weitergereicht werden. Sind die Prozesse entsprechend skalierbar aufgesetzt, kann die zentrale IT sogar interne Services anbieten, die den Fachabteilungen helfen die Time-to-Market für IT-Anwendungen weiter zu reduzieren und sich so zusätzliche Einnahmequellen erschließen.

Christina Kraus, Mitgründerin von meshcloud