KI-Unternehmen aus dem DACH-Raum müssen sich vor ChatGPT nicht verstecken

freepik.com | rawpixel, Künstliche Intelligenz aus Deutschland? Ja, tatsächlich gibt es da so einige Vertreter. Und vier hiervon stellen wir im Folgenden vor.
Zukunftweisende Unternehmen aus dem DACH-Raum, die den Eintritt in die KI-Welt erfolgreich geschafft haben. (Bildnachweis: freepik.com | rawpixel)

Ein Jahresfazit zu ziehen, das ist noch vor Beginn des Frühlings mehr als vermessen. Doch mit Blick auf die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz ist schon jetzt klar, dass 2023 als das Jahr des Massendurchbruchs gelten wird. Unfassbar dynamisch entwickelt sich die Technologie seit dem erfolgreichen Launch des Bots ChatGPT des Entwicklers OpenAI Ende November 2022.

Seit Ende November 2022 ist die Software frei zugänglich – und überrascht seitdem mit der erstaunlich hohen Qualität von Dialogen. Doch ChatGPT ist keine KI-Allzweckwaffe. Gerade für viele spezifische Aspekte des unternehmerischen Alltags ist das Programm weniger geeignet. Aber die Technologie dahinter, die Künstliche Intelligenz, sehr wohl.

Der Einsatz von KI in den Unternehmen der deutschen Wirtschaft steigt beträchtlich. Im Jahr 2021 nutzte etwa jedes zehnte Unternehmen in Deutschland KI, fast doppelt so viele wie noch im Jahr 2019, meldet das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Eingesetzt wird KI am häufigsten für Spracherkennung, Prozessautomation und -optimierung, maschinelles Lernen und Text Mining.

Insgesamt greifen 90 Prozent der Unternehmen in Deutschland auf die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen oder Einrichtungen zurück, wenn sie KI anwenden. Die Kooperationspartner sind besonders oft IT-Unternehmen und Softwareentwickler sowie Hochschulen oder Forschungseinrichtungen.

Für die Entwicklung neuer Methoden und die Erschließung neuer Geschäftsfelder im Bereich KI spielen Start-ups eine herausragende Bedeutung – auch und gerade im DACH-Raum. Seit 1995 wurden allein in Deutschland mehr als 6.600 Unternehmen gegründet, deren Geschäftsmodelle eng mit dem Thema KI verbunden sind, rechnet das Bundeswirtschaftsministerium vor. Die Firmen transferieren Wissen aus der Forschung in Angebote für den Markt, sind wichtige Partner und Pioniere beim Einsatz von KI-Technologien.

An dieser Stelle stellen wir Ihnen exemplarisch vier Unternehmen und ihre KI-Lösungen für den unternehmerischen Alltag genauer vor. Wer weiß, vielleicht schreiben sie bald eine ähnliche Erfolgs-Story wie ChatGPT?

DeepL: Der „präziseste Übersetzer der Welt“ kommt aus der Domstadt

DeepL ist womöglicher eines der besten Übersetzungsprogramm auf dem Markt... und komplett Made in Germany

Millionen von Menschen übersetzen täglich mit DeepL.  (Image credit: deeply.com)

DeepL ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Köln, das sich zum Ziel gesetzt hat, Sprachbarrieren auf der ganzen Welt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu überwinden. 

Seit 2017 bietet es auf www.DeepL.com ein maschinelles Übersetzungssystem an, das laut Blindtests die weltweit höchste Übersetzungsqualität erreicht. Darüber hinaus stellt DeepL professionelle Produkte für Unternehmen, Geschäftsleute und Übersetzer bereit. Bislang haben nach Angaben des Unternehmens mehr als eine Milliarde Menschen weltweit die Dienste von DeepL in Anspruch genommen.

Die hohe Qualität der maschinellen Übersetzung von DeepL ist das Ergebnis eigener Verbesserungen, die das Team in der Mathematik und Methodik neuronaler Netze vorgenommen hat. Das Unternehmen wird von Gründer und CEO Jaroslaw Kutylowski geleitet und von weltweit renommierten Investoren wie Benchmark und btov unterstützt.

DeepL ist zudem der erste kostenlose Übersetzungsdienst, dem man genau vorgeben kann, wie bestimmte Wörter und Ausdrücke übersetzt werden sollen. Die als „Glossar“ bekannte Funktion ist eine innovative Schnittstelle zwischen der künstlichen Intelligenz des DeepL Übersetzers und den individuellen Bedürfnissen und Anforderungen seiner Nutzer.

Vidby: Video-Übersetzung wird dank KI zur kinderleichten Übung

Ki-gestützte Software für schnelle und präzise Videoübersetzung und -synchronisation in 70 Sprachen – das verspricht Vidby!

Ki-gestützte Software für schnelle und präzise Videoübersetzung und -synchronisation in 70 Sprachen. (Image credit: Vidby)

Das Schweizer Start-up Vidby setzt erfolgreich auf das Medium, das in sozialen Medien und der digitalen Kommunikation generell seit Jahren auf der Überholspur ist: Videos.

Nach Untersuchungen ist ein einminütiges Online-Video in etwa so aussagekräftig wie ein Text auf einer Website mit 1,8 Millionen Wörtern. 70 Prozent der Kundschaft bevorzugen Videos gegenüber Text auf Websites – das gilt für die Seiten von Unternehmen, Influencern oder auch Coaches. Gut gemachte Erklär- oder Unterhaltungsvideos sind damit aus der digitalen Kommunikation nicht mehr wegzudenken. Vor allem funktionieren sie dank der Kraft der Bilder global – und erreichen ein Publikum in allen Teilen der Welt.

Doch Vidby hat früher als andere erkannt, dass die Sprachenvielfalt auf der Welt zugleich eine immense Hürde dafür darstellt, das ein Video auf allen Kontinenten und in allen Sprachen gleichermaßen durchstarten kann. Es ist für die Auftraggeber der Videos weder technisch noch ökonomisch sinnvoll, Videos händisch von speziellen Übersetzungsbüros in alle denkbaren Sprachen übertragen zu lassen. Das würde die Produktion extrem verteuern und in die Länge ziehen.

Daher werden Softwareprogramme auf Basis Künstlicher Intelligenz immer beliebter, die in sehr kurzer Zeit und für vergleichsweise geringe Kosten Videoinhalte übersetzen können. Diverse Anbieter gibt es dafür bereits auf dem Markt. Doch kaum ein Unternehmen ist dabei so forsch und so erfolgreich wie Vidby.

Für die Übersetzung eines rund einminütigen Originalvideos mit einer Genauigkeit von etwa 85 Prozent benötigt Vidby gerade einmal zwei Minuten. Sollen es 99 Prozent Genauigkeit sein, ist nur in etwa ein Tag nötig.

Slected.me: Dank KI bei Karriere und Gehalt transparent durchstarten

Gehalt vergleichen und so das bestmögliche aus dem Job herausholen? Mithilfe von Slected kein Problem!

Mit Slected.me vergleichen Sie Ihr Gehalt und Ihre Fähigkeiten in Ihrem Berufsfeld mit zahlreichen anderen. (Image credit: Slected)

Hinter Slected.me verbirgt sich ein völlig neuartiger KI-basierter Gehalts- und Karriereratgeber, der neben dem reinen „Arbeitswert“ noch andere Skills des Jobsuchenden berücksichtigt, also etwa Sprachfähigkeiten, Grad der Belastbarkeit oder Ähnliches.

2021 starteten die drei Gründer des Unternehmens mit einer Vision: „Wir wollen Menschen dabei helfen, Gehalt nicht länger als Tabuthema zu sehen.“ Ein hehrer Ansatz – doch wie genau geht das in der Praxis? Wie lässt sich konkret der individuelle Marktwert für eine bestimmte Tätigkeit ermitteln?

Den Weg zur Antwort weiß und weist die Künstliche Intelligenz, in Kombination mit den Möglichkeiten, die eine digitale Plattform bietet.

In den Genuss der smarten Software kommen vor allem mittelständische Unternehmen, die händeringend auf der Suche nach neuen Fachkräften sind, aber zugleich nicht über die Recruting-Power global agierender Konzerne verfügen. Gerade für diese Mittelständler kann KI bei der künftigen Personalgewinnung und der marktgerechten Bewertung von Leistungen und Talenten eine große Rolle spielen.

Auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst, die ihren Wert feststellen und steigern möchten, sind bei Slected.me richtig. Die Marktevaluation gibt es im Kernprodukt kostenlos. Gegen einen Aufpreis können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zudem einen AI-Coach als digitalen Karriereratgeber hinzubuchen.

Aleph Alpha: ChatGPT-Konkurrenz aus dem Herzen Deutschlands

ChatGPT-Konkurrenz direkt aus Deutschland? Das ist das Start-Up Aleph Alpha!

Europäische KI-Technologie, die die Mensch-Maschine-Interaktion verändert und Lösungen für die Herausforderungen von morgen finden kann. (Image credit: Aleph Alpha)

Heidelberg ist für seine Universität bekannt, für sein Schloss berühmt und für seine beschauliche Lage am Neckar bei Touristen aus aller Welt beliebt. Und vielleicht auch bald die Geburtsstätte eines globalen KI-Champions? Wenn es nach Jonas Andrulis geht, dann auf jeden Fall. Er will dafür sorgen, dass auch Europa im Zukunftsfeld der Bots eine zentrale Rolle einnimmt. Mit seinem Start-up Aleph Alpha hat der Wirtschaftsinformatiker ein großes Sprachmodell namens Luminous aufgebaut. Die Technologie ist in der Lage, komplexe Fragen zu beantworten und Texte zu verfassen, ähnlich wie ChatGPT.

Dabei spricht Aleph Alpha primär Geschäftskunden an – vor allem aus dem Gesundheitswesen, im Finanzsektor oder in der Justiz. „Jetzt ist der Punkt gekommen, an dem sich entscheidet, ob Europa in Zukunft Künstliche Intelligenz erstellt oder einkauft“, sagte Andrulis jüngst dem „Handelsblatt“. Wer die Technologie von Aleph Alpha ausprobieren möchte, findet sie aktuell auf dem Portal der Stadt Heidelberg, der Heimat des Start-ups. Dort ist seit Oktober 2022 der digitale Bürgerassistent Lumi im Einsatz – und antwortet schnell und kompetent auf Fragen von Bürgerinnen und Bürgern zu Kindertagesstätten, zum Wohngeld oder zur Müllabfuhr.