TechRadar Fazit
Die PuroPro von Puro Sound Labs richten sich dank ihrer Lautstärkebegrenzung an Kinder und Jugendliche – oder streng genommen an Eltern, die sich um das Gehör ihrer Kinder sorgen. Der Sound ist gut, wenn auch nicht überragend, und die Funktionen bewegen sich grob im Rahmen dessen, was in diesem Preissegment angemessen ist. Optisch sind sie nicht unbedingt ein Blickfang, aber ihr Minimalismus ist eigentlich recht ansprechend.
Pro
- +
Detailreiche Bässe
- +
Ausgeglichener Klang
- +
Solide Akkulaufzeit
Kontra
- -
Mittelmäßiges ANC
- -
Micro-USB
- -
Verwaschener Klang bei komplexeren Songs
Warum können Sie TechRadar vertrauen?
Der amerikanische Hersteller Puro Sound Labs hat mit den PuroPro vergangenes Jahr neue Kopfhörer vorgestellt, die sein Portfolio an kinderfreundlichen Kopfhörern in Richtung Jugendliche erweitert. Schwerpunkt liegt dabei darauf, das Gehör zu schützen. Das wird erreicht, indem von Werk aus eine Lautstärkebegrenzung auf 85 dB implementiert wird.
Gestützt wird dieses noble Ziel durch aktives Noise-Cancelling, das vielleicht nicht ganz so effektiv ist wie das anderer Kopfhörer in diesem Preissegment, aber dennoch gut genug.
Die PuroPro bestehen weitestgehend aus Plastik, um das Gewicht gering zu halten, wirken dabei aber keineswegs billig. Sie sind allerdings auch kein Blickfang, denn das Design ist eher minimalistisch gehalten. Branding sucht man vergebens, bis man die Oberseite des Bügels anschaut, wo ein dunkelgraues Firmenlogo auf schwarzem PU-Leder aufgedruckt ist.
Knifflig wird es beim Preis und bei der Verfügbarkeit, denn die PuroPro sind aktuell nicht in Deutschland erhältlich – auf dem offiziellen Shop von Puro bei Amazon sind sie nicht auf Lager. Historische Preisvergleichsseiten zeigen, dass die Kopfhörer zuletzt rund 100 Euro gekostet haben. Zu diesem Preis können wir definitiv eine Kaufempfehlung aussprechen, denn am besten lassen sie sich mit den fast doppelt so teuren Bose QuietComfort 35 II vergleichen, die ähnlich gut verarbeitet sind, bessere Geräuschunterdrückung bieten, dafür aber eine kürzere Akkulaufzeit haben.
Design
Das Design der PuroPro ist eher dezent gehalten, wie das in diesem Preisbereich üblicherweise der Fall ist. Die Kopfhörer bestehen fast ausschließlich aus mattschwarzem Plastik, je nach Größeneinstellung blitzt das Metallband im Bügel mal mehr, mal weniger hervor. Auffällig unauffällig ist das Branding, denn die Seiten sind komplett nackt. Lediglich auf der Oberseite des Bügels befindet sich ein relativ dezenter „puro“-Schriftzug. Ist sicherlich Geschmackssache, uns gefällt der Minimalismus aber ganz gut. Insgesamt ähneln sie optisch den wesentlich teureren Sony WH-1000XM4 bzw. WH-1000XM3.
Die Ohrmuschelpolster sind typisch mit PU-Leder verkleidet und liegen sehr angenehm auf dem Ohr. Auch der obere Teil des Bügels ist gepolstert und mit PU-Leder umhüllt, im Gegensatz zu den Ohrmuscheln drückt er nach einer Weile merklich auf den Kopf, denn die Polsterung ist ziemlich weich und nicht besonders dick.
Das Layout der Bedienelemente und Anschlüsse ist sehr unsymmetrisch: An der rechten Ohrmuschel befinden sich, von hinten nach vorne, der Lautstärkeregler, der Ein-Aus-Schalter, der 3,5-mm-Anschluss, um Musik hören zu können, wenn der Akku leer ist, und die Taste zum Einstellen der Geräuschunterdrückung.
Letztere liegt für unseren Geschmack etwas zu weit vorne und ist deshalb ein bisschen gewöhnungsbedürftig, denn um sie mit dem Daumen zu betätigen, muss man ein das Handgelenk leicht verdrehen oder mit der Seite des Daumens drücken – für die anderen Finger, hingegen, liegt sie nicht weit genug oben. Sobald die Position jedoch ins Muskelgedächtnis übergegangen ist, ist das allerdings kein Problem mehr.
Im Gegensatz zur rechten Ohrmuschel ist die linke fast nackt: Hier befindet sich lediglich der Micro-USB-Anschluss zum Aufladen. Ein passendes Kabel ist zwar im Lieferumfang enthalten, aber wir waren gerade fertig damit, unsere alten Micro-USB-Kabel durch USB-C-Kabel zu ersetzen. Daher hätten wir ganz gerne einen USB-C-Anschluss gehabt.
Trotz Plastik fühlen sich die PuroPro sehr wertig an. Plastik ist bei Kopfhörern natürlich gang und gäbe, denn dadurch bleiben sie angenehm leicht. Die Verarbeitung lässt sich wahrscheinlich am besten mit den Bose QuietComfort 35 II* vergleichen, die aber weniger wuchtig und 46 Gramm leichter sind als die PuroPro. Das könnte teilweise erklären, warum die PuroPro schneller auf den Kopf drücken.
Features
Bauart: Over-Ear, geschlossen
Gewicht: 287 g
Akkulaufzeit: ca. 30 Stunden
Bluetooth-Version: 5.0
Die PuroPro besitzen im Grunde alle Funktionen, die man bei kabellosen Kopfhörern mit ANC in diesem Preissegment erwartet. Bluetooth 5.0 als Schnittstelle ist dabei, außerdem die erwähnte 3,5-mm-Buchse für kabelgebundenes Hören, wenn der Akku doch mal leer sein sollte – was bei 28 Stunden mit ANC und 32 ohne eher selten vorkommen dürfte.
Durch langen Druck auf die Ein-Aus-Taste können auch Sprachassistenten aufgerufen werden. Zwar wird in der Bedienungsanleitung nur Siri erwähnt, doch auf Android funktioniert das auch mit Google Assistant und Amazon Alexa.
Die Geräuschunterdrückung (ANC) kann per Tastendruck eingeschaltet und auf eine von zwei Stufen eingestellt werden: 32 dB und 15 dB.
Der Schwerpunkt, den Puro Sound Labs setzt, ist die Lautstärkebegrenzung: Von Werk aus werden die Kopfhörer nämlich nicht lauter als 85 dB, was dank guter passiver Abschirmung und ANC aber mehr als ausreichend ist. Und wenn sie doch zu leise sein sollten, lässt sich die Begrenzung um 10 dB auf 95 dB durch Halten beider Lautstärketasten erhöhen.
Hier liegt auch die Crux der PuroPro, denn die künstliche Begrenzung der Lautstärke wirkt wenig attraktiv auf den erwachsenen, mündigen Verbraucher, der selbst darüber entscheiden will, ob und wie sehr er sein Gehör nachhaltig schädigen will. Vielmehr richten sich die PuroPro an Eltern, deren Kinder langsam, aber sicher aus den Kinderkopfhörern des Herstellers herauswachsen und sich ein erwachseneres Design wünschen, aber ihr Trommelfell nicht sofort rausblasen sollen.
Wir hätten zwar gerne Funktionen wie automatisches Pausieren gehabt, wenn man die Kopfhörer abnimmt, aber uns ist durchaus bewusst, dass man dafür nach wie vor tiefer in die Tasche greifen muss als für die PuroPro.
Performance
Die PuroPro kommen von Haus aus mit sehr ausgeglichenem Sound und gutem passiven Schallschutz, sodass ANC zu Hause prinzipiell gar nicht benötigt wird. In lauteren Umgebungen helfen die beiden ANC-Stufen zwar, Umgebungsgeräusche besser abzuschirmen, leider aber nicht so gut wie die oben erwähnten Bose, sodass bestimmte Frequenzen von Fahrgeräuschen in Straßen- und U-Bahnen dennoch durchkommen, wenn die Musik auf mittlerer Lautstärke läuft. Insgesamt gibt es hier allerdings nicht allzu viel zu meckern, auch wenn es definitiv Kopfhörer mit besserer Geräuschunterdrückung gibt – auch im selben Preissegment.
Positiver Nebeneffekt des ANC ist, dass die Bässe ein bisschen besser von den restlichen Frequenzen getrennt werden. Nicht genug, um alles andere zu übertönen, aber gerade genug, wenn es darauf ankommt. R.A.P. Music von Killer Mike macht so beispielsweise direkt mehr Spaß.
Der Sound ist gut, aber nicht überragend. Die PuroPro haben insgesamt einen sehr ausgeglichenen Klang. In den Bässen sind sie sogar recht detailliert, was uns positiv überrascht hat. Sie decken nicht nur eine gute Bandbreite ab, sondern lassen auch verschiedene Bassfrequenzen gut zur Geltung kommen. Bei anderen Kopfhörern dieser Klasse wird hier gut und gerne schon ein einheitlicher Brei daraus.
Die Mitten sind völlig im Rahmen, verwaschen bei komplexerer Gitarrenmusik aber gerne, sodass sich einzelne Instrumente und Tonspuren nicht mehr so gut voneinander unterscheiden lassen. Pingelige Fans von vielschichtigem Noise Rock oder Metal könnten hier etwas zu kurz kommen – müssen aber nicht.
Bei den Höhen verhalten sich die PuroPro seltsam. Bestimmte höhere Frequenzen werden hin und wieder unangenehm laut im Vergleich zum restlichen Mix, während andere im selben Song merklich leiser sind. Auch sind die Höhen nicht so klar wie wir sie gerne hätten und wirken, als würden sie immer ein bisschen mehr rauschen als sie sollten.
Während die Bässe insgesamt sehr gut klingen, würden wir uns dynamischere Mitten und Höhen wünschen und eine höhere Auflösung würde auch nicht schaden. So wie sie sind, klingen die PuroPro etwas weich, was aber sicherlich Geschmackssache ist. Die Klangbühne insgesamt ist daher also eher durchschnittlich.
Das alles ist aber wirklich meckern auf hohem Niveau, denn die PuroPro positionieren sich ja sowieso nicht als audiophile Kopfhörer. Außerdem haben unserer Erfahrung als ehemalige Heranwachsende nach nur die wenigsten Jugendlichen einen derart ausgeprägten Sinn für die Feinheiten von HiFi-Audio.
Fazit
Im Großen und Ganzen sind die PuroPro von Puro Sound Labs gute Einstiegs-Kopfhörer für Jugendliche. Der Funktionsumfang lässt sich, abgesehen von Software-Features wie Auto-Pause, durchaus sehen und steht den etwas teureren und beliebteren Bose QuietComfort 35 II in wenig bis nichts nach, wenn man von der Effektivität der aktiven Geräuschunterdrückung absieht.
Wir haben zwar ein paar Kritikpunkte, wie die seltsame Platzierung der ANC-Taste, der mittelmäßigen aktiven Geräuschunterdrückung und leichten Probleme in den mittleren und hohen Frequenzen, aber das sind nur recht kleine Problemchen, die Jugendlichen wahrscheinlich gar nicht auffallen werden, solange sie nicht sowieso schon regelmäßig die Hi-Fi-Kopfhörer von den Eltern benutzen.
Eugen Wegmann ist Online-Redakteur für PurpleClouds Deutschland GmbH / TechRadar Region DACH und zuständig für Gaming und Computer-Hardware.
E-Mail: ewegmann[at]purpleclouds.de