Evil Dead Rise Review: Nichts für schwache Nerven

Ein intensives Splatter-Fest

Evil Dead Rise Review: Nichts für schwache Nerven
(Image: © New Line Cinema)

TechRadar Fazit

Evil Dead Rise verfrachtet den Cabin-Horror in einen abgeschotteten Wohnblock in Los Angeles und überschwemmt seine Figuren, ebenso wie die Zuschauer mit purem Stress. Einen subtilen Horrorfilm mit bedrückender Atmosphäre brauchst du hier nicht erwarten, aber das versucht der Film auch nicht zu sein. Wer mehr von der Evil Dead-Reihe will, bekommt hier einige gute Ideen und ein klein wenig Fan-Service, vor allem aber viel gut gemachten Splatter, viel Ekel und wenig Zeit zum Durchatmen. Die Charaktere werden teilweise gerade soweit auserzählt, dass sie einem zumindest nicht völlig egal sind - auch wenn gerade die Kinder etwas blass bleiben - Alyssa Sutherland als Dämon hat dafür aber umso mehr Bock. Wer ebenso Bock auf das alles hat, wird mit Evil Dead Rise eine aufregende Achterbahnfahrt des Grauens erleben.

Pro

  • +

    Richtig schön saftiger Splatter mit großem Stressfaktor

  • +

    Alyssa Sutherland als Dämon dreht richtig auf

  • +

    Tolle Effekte und Maske

  • +

    Bleibt der Reihe treu, ohne allzu viel Fan-Service zu verwenden

Kontra

  • -

    Bis auf Beth, bleiben die meisten Figuren eher blass

  • -

    Obwohl es gut gemacht ist, ist es trotzdem noch more of the same

  • -

    Stärke des Bösen variiert so, wie das Drehbuch es gerade braucht

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Ich liebe Horrorfilme. Eigentlich liebe ich nahezu jedes Film-Genre, aber wenn es mir eines besonders angetan hat, dann dieses. Und trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – bin ich der Meinung, dass es viel zu wenig gute Horrorfilme gibt. Natürlich muss nicht jedes Mal eine tiefschürfende Story erzählt werden, die mich dazu anregt, über den Sinn des Lebens nachzudenken. Was eine Geschichte allerdings tun muss, damit ich investiert bin, ist, mir Figuren zu zeigen, deren Schicksal mir nicht vollkommen egal ist, oder die mir so auf den Geist gehen, dass ich mich sogar freue, wenn es sie endlich erwischt.

Ob der neue Evil Dead Rise es geschafft hat, dass ich mich für seine Figuren interessiere, das erfährst du in dieser Filmkritik. Übrigens, diese Kritik gibt es auch als Video auf unserem YouTube-Kanal

Kritik: Evil Dead Rise 

Splatter in Reinform

Evil Dead Rise

(Image credit: New Line Cinema)

Beth führt ein aufregendes Rocker-Leben, entscheidet sich aber nach einem positiv ausgefallenen Schwangerschaftstest dazu, ihre ältere Schwester Ellie und deren Kinder zu besuchen. Ellie kümmert sich, seit der Vater ihrer drei Kinder verschwunden ist, allein um Danny, Bridget und die kleine Kassie. Als die gerade die Tiefgarage des Wohnblocks durchqueren, öffnet ein plötzliches Erdbeben den Zugang zu einem Raum, in dem Danny ein mysteriöses Buch findet. Dass das nichts Gutes verheißen kann, dürfte jedem klar sein.

Wenn du die kultige Evil Dead-Reihe schon seit ihrem Anfang 1981 kennst und liebst, könnte dieser kleine Story-Auftakt eventuell schon genug sein. Bis auf Evil Dead 2, der ja mehr oder weniger ein lustigeres Remake des ersten Teils ist, habe ich sogar jeden zugehörigen Film gesehen, einschließlich des Reboots von 2013. Gerade der hat mir besonders gut gefallen und das Bild, wie die dämonifizierte Mia aus der Kellerluke starrt, geht mir bis heute nicht aus dem Kopf.

Sofern du also einfach mehr von dem Splatter-Fest sehen willst, dann wirst du dich auch in der Fortsetzung Evil Dead Rise herrlich amüsieren. Ich lese hier einfach mal direkt aus meinen Notizen vor, die ich mir nach dem Film gemacht habe, damit du einen Eindruck bekommst, was dich hier erwartet: Es wurde skalpiert, Kopf abgerissen, Knochen gebrochen, Augen ausgebissen, allerlei Körperteile durchbohrt, Beine gekäsehobelt – übrigens mein persönlicher Favorit –, Würmer und andere leckere Sachen gekotzt, geballert, geschreddert und einige weitere schöne Dinge getan. Sollte diese Auflistung dir bereits einen Splatter-gasmus beschert haben: Bis zum Nächsten Mal und war schön, dass du reingeschaut hast. Für alle anderen habe ich aber noch ein paar mehr Dinge zu sagen.

Die Liebe einer Mutter

Evil Dead Rise

(Image credit: New Line Cinema)

Wie eingangs schon gesagt, reicht es mir meistens nicht aus, nur eine Aneinanderreihung von brutalen Kills zu sehen, auch wenn diese wieder sehr gut gemacht sind und einem mehr als einmal den Magen umdrehen können. Damit ich mich mit ihnen identifizieren und mit ihnen mitfiebern kann, brauchen Figuren z. B. Eigenarten und Schwächen, aber auch Ziele und eine Charakterentwicklung. Wenn der Charakter immer freundlich, vernünftig und reflektiert wäre, fiele mir nicht nur die Identifikation schwer, sondern es gäbe vermutlich auch gar keinen Film. Denn welche geistig nicht völlig umnachtete Person findet ein aus menschlicher Haut bestehendes Buch, in dem groteske Abbildungen von Folter und Mord gezeigt werden, und hält es für eine gute Idee, es mit nach Hause zu nehmen? Geht’s noch!?

Tut mir leid, da ist es kurz mit mir durchgegangen. Jedenfalls gibt es auf der einen Seite Figuren wie Superman, der einfach perfekt und entsprechend langweilig ist, wenn er nicht gerade von meinem Man-Crush Henry Cavill gespielt wird. Und auf der anderen Seite hätten wir die typisch stumpfen Teen-Horror-Stereotype, die hauptsächlich auf Partysubstanzen und Koitus aus sind und bei denen man als Zuschauer nicht erwarten kann, bis… du weißt schon.

Häufig scheitern Drehbuchautoren daran, Figuren zu erschaffen, die über ein gutes Maß aus Liebenswürdigkeit und Charakterschwächen verfügen. Nun würde ich mich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, zu behaupten, dass Evil Dead Rise hier das Rad neu erfindet. Aber der Film schafft es, mit dem übergeordneten Thema Mutterschaft, Beth als nachvollziehbare Protagonistin zu inszenieren. Schließlich muss sie sich nämlich dem Gedanken stellen, erstmals selbst Verantwortung als Elternteil zu übernehmen, womit sie sogar eine kleine Charakterentwicklung vollzieht.

Evil Dead Rise

(Image credit: New Line Cinema)

Lily Sullivan als Beth macht ihren Job sehr gut und auch das Schauspiel der beiden Töchter von Ellie hat mir weitestgehend gut gefallen. Gerade Gabrielle Echols als Bridget bekommt einige sehr erinnerungswürdige Szenen. Lediglich Morgan Davies als Danny hat mich genervt. Das ist aber nicht nur seinem dauerhaft blöden Dreinschauen geschuldet, sondern vor allem der Rolle, die er im Drehbuch übernimmt. Als der unsägliche Narr, der dafür verantwortlich ist, dass ein Dämon von seiner Mutter Besitz ergreift, fiel es mir schwer, in ihm mehr als das zu sehen.

Womit ich aber bei Alyssa Sutherland als Ellie wäre, die sowohl das Filmplakat als auch sämtliche Trailer-Thumbnails ziert. Sie schafft es von ihrer ersten Szene an, dass ich irgendwie ein mulmiges Gefühl in ihrer Umgebung habe, ich ihr aber dennoch abnehme, dass sie sich ehrlich um ihre Kinder sorgt. Spätestens wenn das eigentliche Grauen aber losgeht, dreht Sutherland richtig auf und man merkt von Anfang bis Ende, dass sie Bock auf die Rolle hatte.

An dieser Stelle muss ich aber auch ein großes Lob an das Special-Effekt- und insbesondere das Masken-Department aussprechen. Hier wird einiges aufgefahren und das deftige Ende hat mich sogar ein wenig an den guten alten Body-Horror im Stile von David Cronenberg erinnert. Außerdem sollen bei Evil Dead Rise um die 6.500 Liter Kunstblut verwendet worden sein, was eine beachtliche Sauerei gewesen sein dürfte. Funfact: Ein anderer Vertreter des von Evil Dead gegründeten Cabin-Horrors hat sogar noch etwas mehr gekleckert. So wurden bei Cabin in the Woods angeblich 800.000 Liter verbraucht.

Eine echt harte Achterbahnfahrt

Evil Dead Rise

(Image credit: New Line Cinema)

Natürlich spielt Evil Dead Rise nicht mehr unmittelbar in einer Hütte im Wald. Dennoch wirft Regisseur Lee Cronin seine Figuren in eine Situation ohne Ausweg und bleibt damit dem Ursprung des Genres treu. Darüber hinaus werden mal mehr mal weniger offensichtliche Referenzen eingestreut, Cronin übertreibt es aber glücklicherweise nicht allzu sehr damit. Stattdessen inszeniert er hier einen saftigen Splatter-Film, der zwar weder subtil noch wirklich gruselig, aber trotzdem nichts für schwache Nerven ist. Vor allem mit einer guten Anlage oder eben im Kino wird der Film dich richtig in den Sitz pressen. Bei der Pressevorführung wurde der Sound auf Elf gedreht, was eine Menge zu dem Unwohlsein beigetragen hat, das ich von einem solchen Film erwarte.

Damit mag Evil Dead Rise kein Hereditary oder Spuk in Hill House sein, deren sogenannter Elevated Horror mehr für eine metaphorische oder subtilere Auseinandersetzung mit dem Grusel steht und mir eigentlich am besten gefällt. Stattdessen habe ich mich nach dem Kinobesuch gefühlt, als wäre ich gerade 17-mal hintereinander Achterbahn gefahren und ich muss sagen, dass ich das ebenfalls sehr mochte. Da mich zudem auch die Figuren genug gepackt haben, dass ich mir für sie ein glückliches oder wenigstens ein schmerzloses Ende gewünscht habe, hatte ich mit Evil Dead Rise eine wirklich gute Zeit. Wenn dir meine angesprochenen Punkte zusagen oder du vielleicht einfach nur ähnlich krank im Kopf bist wie ich, dann bin ich mir sicher, dass er dir genauso viel Spaß machen wird, wie mir.

Christopher Barnes
Redakteur

Ich bin Chris und beschäftige mich für TechRadar vor allem mit den Bereichen Filme/ Serien, TV, Grafikkarten und Gaming - im Speziellen alles rund um Xbox. Ursprünglich habe ich in Stuttgart Film- und Fernsehtechnik sowie Drehbuch-Schreiben studiert. Da ich allerdings nicht nur schon immer großer Filmliebhaber, sondern auch leidenschaftlicher Gamer war und es zudem liebe zu schreiben, habe ich mich für den Journalismus in diesem Bereich entschieden. 


Erreichbar bin ich unter der Mail-Adresse cbarnes[at]purpleclouds.de