Fortnite fliegt aus App Store und Play Store – Epic legt sich mit Apple und Google an

Fortnite Kapitel 2, Season 3 ist da
(Bildnachweis: Epic Games Fortnite)

Fortnite ist über nach plötzlich aus Apples App Store verschwunden. Offizieller Grund ist ein Verstoß gegen die App Store-Richtlinien (s. Stellungnahme unten), weil das Spiel eine direkte Bezahlmöglichkeit eingeführt hat, um Apples berüchtigten Anteil von 30 % zu umgehen.

Gestern hatte Epic Games öffentlich angekündigt, dass Spieler V-Bucks, die In-Game-Währung von Fortnite, innerhalb der iOS- und Android-App kaufen können würden und das sogar um 20 % reduziert. Epic behauptet, dass der Preis normal bleibt, solange man sie direkt bei Epic kauft.

Innerhalb weniger Stunden wurde das Spiel (zunächst kommentarlos) aus dem App Store entfernt. Im Verlauf des Tages wurde Fortnite auch aus dem Google Play Store geschmissen.

Wiederum kurze Zeit später reichte Epic Games eine Klage gegen Apple ein und nahm Apples „wettbewerbsschädigende Beschränkungen und monopolistische Praktiken“ auf Software verteilenden Plattformen, also dem App Store, ins Visier. Eine separate Klage mit ähnlichem Wortlaut ging später auch noch gegen Google raus, wurde bisher aber noch nicht veröffentlicht.

Ganz offensichtlich hat Epic auf Apples voraussehbare Reaktion gewartet und seine Anwälte in Position gehalten – doch der Gaming-Riese beließ es nicht beim Rechtsweg. Epic veröffentlichte ein Video auf YouTube, in dem es Apples bekannte „1984“-Superbowl-Werbung nachstellt, aber die Hammer-werfende Heldin durch seine eigenen Figuren und die bekannte Einhorn-Axt ersetzt, die auf einen Bildschirm geworfen wird. Auf dem Bildschirm hält ein Lektor mit Apfelkopf eine Rede über Kontrolle. Subtil.

Natürlich hat Epic nicht nur darauf gewartet, dass Menschen das Video auf YouTube finden, sondern spielte es auch innerhalb von Fortnite-Spielen ab, ähnlich wie die Konzerte im letzten Jahr.

Apropos startklar: Epic Hat auch eine separate FAQ (auf Englisch) veröffentlicht, in der es iOS-Fortnite-Fans erklärt, wer Schuld daran ist, dass das Spiel aus dem App Store entfernt wurde, was Epic dagegen tut und, natürlich, welchen Hashtag Spieler verwenden sollen, wenn sie sich darüber beschweren.

Die FAQ stellt klar, dass Fortnite immer noch auf iOS spielbar ist, wenn es vorher heruntergeladen wurde. Doch weil neue Inhalte ein Update benötigen, das über den App Store heruntergeladen werden muss, werden Gamer nicht in den Genuss von Fortnite Kapitel 2 – Season 4 kommen, wenn es beginnt, was Ende August der Fall sein soll.

Apples Antwort

Apple veröffentlichte eine Stellungnahme gegenüber Medien, in denen das Unternehmen unmissverständlich erklärt, dass Epics Handlungen gegen die Richtlinien des App Stores verstoßen haben, die alle Entwickler auf der Plattform gleichermaßen betreffen:

“Today, Epic Games took the unfortunate step of violating the App Store guidelines that are applied equally to every developer and designed to keep the store safe for our users. As a result their Fortnite app has been removed from the store. Epic enabled a feature in its app which was not reviewed or approved by Apple, and they did so with the express intent of violating the App Store guidelines regarding in-app payments that apply to every developer who sells digital goods or services. "Epic has had apps on the App Store for a decade, and have benefited from the App Store ecosystem - including its tools, testing, and distribution that Apple provides to all developers. Epic agreed to the App Store terms and guidelines freely and we’re glad they’ve built such a successful business on the App Store. The fact that their business interests now lead them to push for a special arrangement does not change the fact that these guidelines create a level playing field for all developers and make the store safe for all users. We will make every effort to work with Epic to resolve these violations so they can return Fortnite to the App Store.”

Fortnites In-App-Payment-Breitseite

Alles begann mit einer simplen Entscheidung von Epic, dass Spieler fortan V-Bucks direkt über Epic kaufen könnten, nicht über den App Store geleitet werden und dadurch Apples Anteil von 30 % vermeiden könnten. Vorher fügte Epic eine zweite Zahlungsoption hinzu, die wesentlich günstiger war, als die übliche:

(Image credit: Epic Games)

Noch unverblümter äußerte sich Epic in seiner Pressemitteilung, in der die neue Zahlungsoption angekündigt wurde: „Aktuell erheben Apple und Google bei Verwendung der Zahlungsoptionen von Apple und Google eine Gebühr von 30 %, und die Preissenkung von bis zu 20 % entfällt.“

Es ist ziemlich offensichtlich, für welche Option sich Spieler Epic zufolge entscheiden sollten, obwohl das Unternehmen darauf hinwies, dass den Preis für V-Bucks im App Store bzw. im Play Store in Zukunft senken könnte: „Wenn Apple oder Google ihre Zahlungsgebühr in Zukunft senken, geben wir die Ersparnis direkt an dich weiter.“

„Ersparnis weitergeben“, aber Apples Regeln herausfordern

„Ersparnis weitergeben“ ist der Ansatz, mit dem Epic die Änderung erklären will. Dafür hat das Unternehmen bereits im Voraus eine FAQ veröffentlicht, wo erklärt wird, warum es für Spieler die Option eingeführt hat, direkt zu zahlen: „Indem wir ein alternatives Zahlungssystem anbieten, eröffnen wir den Spielern nicht nur eine größere Auswahl, sondern wir können auch die Einsparungen an sie weitergeben.“

In der FAQ wird auch versichert, dass direkte Zahlungen sicher sind und außerdem nicht allzu subtil erwähnt wird, dass Apple anderen Apps wie Amazon, Grubhub, Best Buy, Uber und einigen weiteren erlaubt, In-App-Käufe zu verarbeiten. Warum also nicht Fortnite, heißt im Grunde in der FAQ. „Wir sind der Meinung, dass es allen Entwicklern freistehen sollte, in jeder App Direktzahlungen zu unterstützen.“

Dann hat Epic direkte Zahlungen einfach eingeführt, um Apple herauszufordern, das wiederum wie erwartet reagiert hat, indem es die App aus dem App Store genommen hat. Dasselbe ist zuletzt Hey widerfahren, einem E-Mail-Service von Basecamp, der In-App-Käufe erlaubt hatte. Und obwohl sich die beiden Unternehmen einigen konnten, benötigte es einiger seltsamer Kompromisse: Z.B. sollten Nutzer einen 14-tägigen Test aus der iOS-App heraus beginnen können, der aber nur außerhalb der App zu einem bezahlten Account umgewandelt werden kann.

Apple hat einen Ruf damit gemacht, seinen 30-Prozent-Anteil an App-Store-Käufen mit allen Mitteln zu verteidigen. Der Anteil sinkt bei Abo-Zahlungen erst nach einem Jahr auf 15 %. Doch während der App Store die Sicherheit der Software auf seiner Plattform definitiv verbessert hat, bleiben die 30 % ein Ärgernis für Entwickler, besonders, da andere Stores an den Markt gingen und einen kleineren Teil fordern – so verlangt Epic bei Käufen im Epic Store nur 12 %.

Doch obwohl Epic die Größe und die Ressourcen hat, um Apple so herausfordern, wie kleinere Entwickler es nicht können, ist das Unternehmen früher bereits eingeknickt. So beugte es sich den Googles Anteil von 20 %, um Fortnite in den Play Store zu bekommen, nachdem es 18 Monate lang als externer Download für Android-Geräte verfügbar war. 

TOPICS
David Lumb

David is now a mobile reporter at Cnet. Formerly Mobile Editor, US for TechRadar, he covered phones, tablets, and wearables. He still thinks the iPhone 4 is the best-looking smartphone ever made. He's most interested in technology, gaming and culture – and where they overlap and change our lives. His current beat explores how our on-the-go existence is affected by new gadgets, carrier coverage expansions, and corporate strategy shifts.