Im Test: Samsung Flip 2 WM85R 85 Zoll

Mehr als nur ein smartes Whiteboard

Samsung Flip 2 in einem Meetingraum vor einem Fenster
(Image: © Future)

TechRadar Fazit

Der 85 Zoll große Samsung Flip 2 ist ein vielseitiger interaktiver Präsentationsbildschirm, der sich an den Bildungssektor richtet. Als solcher muss er muss er eine Balance zwischen Funktionalität, Qualität und Robustheit finden, was er mal mehr, mal weniger schafft. Gerade, was das Bild angeht, darf man hier und da nicht zu pingelig sein. Dafür bekommt man ein Gerät mit großem Funktionsumfang und vielseitigen Einsatzmöglichkeiten.

Pro

  • +

    Intuitive Bedienoberfläche

  • +

    Viele Verbindungsmöglichkeiten

  • +

    Unheimlich Robust

Kontra

  • -

    Mittelmäßige Betrachtungswinkel

  • -

    Ungleichmäßige Beleuchtung

  • -

    Unscharfes Bild an den Rändern

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Samsungs Flip-Reihe, 2018 erstmals eingeführt, ist eine clevere, elegante Lösung für interaktive, smarte Displays, die einerseits als Präsentationsbildschirm genutzt werden können und andererseits das traditionelle Flipchart ersetzen sollen. Mit dem Flip 2 hat der koreanische Technik-Gigant den Nachfolger auf den Markt gebracht und das nicht nur in zwei, sondern gleich drei verschiedenen Größen.

Doch, Moment – drei? Neben den weitestgehend frei erhältlichen und gängigen Größen 55 und 65 Zoll gibt es nämlich auch den maßlos überdimensionierten 85-Zoller, der irgendwie in diese Flip-Kategorie gesteckt wurde, auch wenn er eigentlich eine eigene verdient hätte. Denn abgesehen von der Software hat er nicht allzu viel mit den beiden kleineren Modellen gemeinsam.

Während softwareseitig die Funktionen weitestgehend identisch sind, gibt es gravierende Unterschiede im Look, in der Einrichtung und nicht zuletzt auch in der Anwendung im echten Leben. Vergleicht man das Promo-Material der drei Geräte, wird nämlich ersichtlich, dass sich der riesige Flip 2 WM85R in erster Linie nicht mehr an Büros in der Kreativbranche richtet, sondern an den Bildungssektor – was uns natürlich nicht davon abhält, den großen Flip 2 trotzdem eher in einem geschäftlichen Kontext zu testen.

Denn im Endeffekt handelt es sich hierbei nach wie vor um einen riesigen interaktiven Bildschirm mit großem Funktionsumfang, der genauso gut als Konferenz- und Präsentationsgerät verwendet werden kann.

Preis und Verfügbarkeit

Der Samsung Flip 2 WM85R ist seit August 2020 erhältlich und kostet im Fachhandel aktuell (Stand: September 2021) rund 3.700 Euro.

Nachaufname der Anschlüsse im Frontpanel des Samsung Flip 2

(Image credit: Future)

Design

  • Robuste Konstruktion
  • Nicht für vertikale Ausrichtung vorgesehen
  • Hintere Anschlüsse bei Wandmontage schwer erreichbar
Spezifikationen

Größe: 85 Zoll (214,78 cm)
Auflösung: 4K (3.840 × 2.160)
Anschlüsse: 2x HDMI, 1x DisplayPort, 2x Touch Out (1x vorn/1x hinten, Typ B), Audio Out (3,5 mm Klinke), Screen Share (HDMI Out), 2x USB Upstream (Typ B), 2x USB 2.0 (1x vorn/1x hinten), 1x USB 3.0 / 1x USB 2.0 (USB Hub, vorn), 1x LAN (RJ-45), OPS-Slot
Drahtlos: WLAN (inkl. WiDi/Miracast), Bluetooth 5.0
Gewicht: 74,5 kg
Maße: 1.942,8 × 1.144,1 × 69,4 mm

Ausführliche Liste der technischen Eigenschaften auf der Webseite von Samsung.

Wie eingangs erwähnt, tanzt der 85 Zoll Flip 2 in der Flip-Familie aus der Reihe. Das beginnt bei der Optik: Während die kleinen Modelle in schicken weißen Kunststoff gerahmt sind, wirkt der 85-Zoller allein durch seinen dunkelgrauen – oder in Samsungs Worten: „Charcoal Black“ – Rahmen aus gebürstetem Aluminium wesentlich wuchtiger. Sinn des Ganzen ist einerseits, dass sich das Gerät von tendenziell eher weißen – oder zumindest hellen – Klassenzimmerwänden abhebt und wie eine traditionelle Schultafel wirkt. Andererseits trägt der Metallrahmen natürlich auch zur Stabilität und zur Widerstandsfähigkeit bei, die im Anwendungsfall Schule natürlich so hoch sein sollte wie möglich.

Der nächste Unterschied zu den kleineren Modellen ist, ist, dass er allein für die horizontale Ausrichtung ausgelegt ist. Dementsprechend gibt es dazu auch keinen passenden Ständer von Samsung, an dem sich der Flip 2 WM85R wie die anderen Modelle um 90 Grad drehen ließe. Dadurch geht logischerweise auch die Bezeichnung „Flip“ flöten: Einerseits, weil das Format des Flip-Charts fehlt und andererseits, weil er sich nicht flippen lässt. Dass die Verwendung des Bildschirms mit einer Kantenlänge von rund 193 × 114 cm in vertikaler Ausrichtung völlig absurd ist, ist natürlich selbstverständlich. Bei einem Gewicht von rund 75 kg wäre ein passender Flip-Ständer auch eher unzumutbar. Abgesehen davon gibt es zum Design aber nichts weiter zu sagen – der Flip 2 85“ ist durch und durch utilitaristisch. 

In der unteren rechten Ecke auf der Vorderseite befindet sich die Power-Taste und eine Auswahl an Anschlüssen für externe Geräte: Ein USB-A 2.0- und ein USB-A 3.0-Anschluss zur Verbindung mit einem Laptop, ein USB-A-Anschluss für USB-Sticks, ein HDMI-Anschluss und ein USB-B-Anschluss, um den am HDMI-Eingang angeschlossenen Laptop mit der Touch-Funktion des Flip 2 steuern zu können.

Nahaufnahme der Anschlüsse im rückseitigen Panel des Samsung Flip 2

(Image credit: Future)

Auf der Rückseite gibt es, aufgeteilt auf zwei Panels, noch einmal dieselben Anschlüsse. Dazu kommt ein RJ45-LAN-Anschluss, ein DisplayPort, ein 3,5-mm-Audio-Ausgang und ein weiterer HDMI-Ausgang, um das Bild des Flip 2 auf einem anderen Bildschirm zu duplizieren.

Unter einer Klappe versteckt befindet sich außerdem ein Slot für Micro-PCs mit OPS-Schnittstelle, falls die integrierte Tizen-basierte Software des Flip 2 doch nicht ausreicht, oder damit nicht ständig ein Laptop verbunden werden muss.

In jedem Fall sollte man sich bei den beiden Back-Panels und besonders beim OPS-Slot genau überlegen, ob sie in Zukunft nicht vielleicht benötigt werden, da sie nur schwer bis gar nicht mehr erreichbar sind, sobald der Monitor an der Wand montiert ist.

Da der Flip 2 WM85R dem VESA-Standard folgt und eine 600 × 400 Bohrung hat, kann er natürlich auch an kompatiblen Rollwagen aufgehängt werden, so wie in unseren Bildern zu sehen ist. Es ist jedoch nicht die praktischste Lösung, da ein Bildschirm diese Größe auf einem entsprechend großen Wagen eher selten durch die Gegend gefahren wird. In diesem Fall sind zumindest die Anschlüsse gut zugänglich, der OPS-Slot hingegen nicht.

Wie auch bei den beiden kleineren Flip 2 kommt das 85 Zoll große Modell mit Stiften, von denen hier zwei beiliegen. Diese sind, ähnlich wie das Gerät selbst, schwarz gehalten und können magnetisch an den Seiten des Flip 2 befestigt werden.

Samsung Flip 2 in einem Meetingraum vor einem Fenster

(Image credit: Future)

Software und Performance

  • Einfache und intuitive Bedienung
  • Großzügige Möglichkeiten, Inhalte zu importieren
  • Versehentliche Berührungen mit Händen und Fingern können Dinge löschen

Als Betriebssystem kommt auf dem Flip ein modifiziertes Tizen 5.0 zum Einsatz, dessen Hauptmerkmal „Rollen“ sind. Dabei handelt es sich im Prinzip um digitale Varianten der Blöcke, die üblicherweise auf Flipcharts hängen. Während die Standardeinstellung ein reines Weiß ist, gibt es auch diverse Vorlagen, darunter ein dunkelgrüner Hintergrund, der einer Schultafel nachempfunden ist, und Vorlagen für Kalender und Stundenpläne. Weitere Vorlagen können von anderen Geräten importiert werden, wenn nötig. Insbesondere beim Kalender gibt es nur eine Version mit englischen Tagen (MON, TUE, WED, usw.). Für den deutschsprachigen Markt hätten wir uns durchaus auch eine deutsche Version gewünscht, aber notfalls lässt sich so etwas recht schnell zusammenbasteln und importieren.

Jede Rolle fasst bis zu 20 Seiten, was aus unserer Erfahrung mehr als ausreichend selbst für die umfangreichsten Meetings ist – und wenn wir an unsere Schulzeit zurückdenken, können wir uns auch nicht an Unterrichtsstunden mit mehr als fünf Tafelanschriften erinnern. Wir können uns jedoch vorstellen, dass in der Praxis, durch den zusätzlichen virtuellen Platz, Präsentationen und Tafelanschriften größer ausfallen und somit auch zehn Seiten oder mehr einnehmen könnten. Beschriebene Rollen können hinterher als pdf per E-Mail verschickt, auf einen USB-Stick oder in die Cloud geladen werden.

Natürlich können auch externe Inhalte eingebunden werden. In den meisten Fällen dürften das Inhalte aus dem Internet sein, die über den integrierten Browser aufgerufen werden, eine Reihe von Formaten von einem USB-Stick, darunter doc, ppt, xls und pdf, und die Anzeige von angeschlossenen Geräten, insbesondere Laptops. Diese werden als Screenshots importiert und können mit den vorhandenen Schreib- und Mal-Tools weiterbearbeitet bzw. beschriftet werden.

Wie im Abschnitt darüber erklärt, können externe Geräte auf vielfache Art und Weise angeschlossen werden. Während die meisten gewöhnlichen Weisen unweigerlich auf Kabelsalat hinauslaufen, gibt es die Möglichkeit, Laptops via Miracast kabellos mit dem Samsung Flip 2 zu verbinden. Mit Windows 10 funktioniert das völlig problemlos, wobei darauf geachtet werden sollte, dass die Touch-Eingabe über den Flip 2 bei der ersten Verbindung explizit erlaubt werden muss. macOS konnten wir nicht testen und weder unsere Android- noch iOS-Smartphones ließen sich mit dem Flip 2 WM85R verbinden, da keins dieser Geräte den Bildschirm finden konnte.

Zu den Nachteilen dieser kabellosen Verbindung gehören jedoch eine höhere Eingabelatenz – deutlich spürbar, aber für unser Empfinden nicht allzu tragisch – und eine geringere Bildqualität, die unter Umständen auch noch schwanken kann.

Die Eingabe selbst funktioniert weitestgehend tadellos und mit kaum spürbarer Verzögerung. Samsung setzt beim Flip 2 auf einen Infrarot-Touchscreen, der weniger störungsanfällig ist als resistive oder kapazitive Lösungen in dieser Bildschirmgröße.

Der Flip 2 erkennt bis zu vier Stifte bzw. Eingaben gleichzeitig, wobei die Funktion von der Größe des Stifts bzw. des Gegenstands abhängig ist. Spitze Gegenstände, wie etwa die spitze Seite der mitgelieferten Stifte, werden demzufolge auch als Stifte erkannt und malen Linien. Etwas dickere Gegenstände, wie die dickere Seite der mitgelieferten Stifte, wird als Textmarker erkannt und als solcher verwendet. Objekte mit wiederum größeren Auflageflächen, etwa Fingerkuppen, werden als kleiner Radierer erkannt und noch größere, etwa Handflächen, als großer Radierer. Dabei ist jedoch weitestgehend irrelevant, worum es sich bei diesen Gegenständen handelt. Ein handelsüblicher Kugelschreiber funktioniert ebenfalls als Stift, während die Kante eines Geldbeutels als großer Radierer funktioniert. Logischerweise ist jedoch davon abzuraten, Gegenstände zu verwenden, die das Display beschädigen oder einfärben können.

Das größte Problem, das aus der Kombination aus Infrarottechnologie und Größenerkennung entsteht, ist, dass beim Schreiben oder Malen der Handballen nicht zur Stabilisierung auf den Bildschirm des Flip 2 gelegt werden kann, weil er automatisch als Radierer erkannt wird. Dasselbe gilt entsprechend auch für Finger der nicht schreibenden Hand, die möglicherweise das Display berühren.

Rahmen des Samsung Flip 2 mit magnetisch angeheftetem Stift

(Image credit: Future)

Bild

  • Keine allzu großen Betrachtungswinkel
  • Bild könnte schärfer sein
  • Ungleichmäßige Beleuchtung

Bei einem 85 Zoll großen Gerät wie dem Flip 2 WM85R tappt man recht leicht in die Falle, ihn mit einem Fernseher zu vergleichen – nicht zuletzt, da solche Größen unlängst ihren Weg in etliche Wohnzimmer gefunden haben. Dadurch gerät man jedoch unweigerlich in Teufels Küche. Das Einzige, das der Flip 2 mit modernen Fernsehern gemeinsam hat, ist wahrscheinlich die Auflösung, denn wie bei den meisten Geräten heutzutage handelt es sich hier um ein UHD-Display (3.840 × 2.160). Danach werden Vergleiche ziemlich sinnlos.

So hat der Flip 2 WM85R eine Spitzenhelligkeit von lediglich 350 cd/m², was nicht einmal einem Viertel von dem entspricht, was der Smart-TV Neo QLED QN95A, ebenfalls von Samsung, hergeben kann. Auch ein Kontrastverhältnis von 4.000:1 ist alles andere als bahnbrechend. Software-Features wie HDR und Bildwiederholraten von über 60 Hz sucht man ebenfalls vergeblich.

All das ist für den vorgesehenen Verwendungszweck des Flip 2 freilich völlig irrelevant, denn er ist natürlich nicht dafür da, um 4K-Blurays in Kino-Qualität anzusehen, sondern um Inhalte vielen Menschen zu präsentieren und mit ihnen interagieren zu können. Und dafür ist das Display des Samsung Flip 2 völlig in Ordnung.

Generell gibt es keinen Punkt, in dem wir den Flip 2 WM85R explizit loben können, denn was die Bildqualität angeht, ist er eben das, was er ist – ausreichend. Hervorheben wollen wir jedoch einige Punkte, die unserer Meinung nach definitiv besser sein könnten, nur um etwas Platz nach oben zu schaffen, damit der Flip 2 nicht so schnell an seine Grenzen stößt.

Vorderansicht des Samsung Flip 2 aus einem steilen Winkel

(Image credit: Future)

Denn während die Helligkeit bei normaler Bürobeleuchtung zwar hoch genug ist, um alles klar und deutlich erkennen zu können, wird es bei Sonneneinstrahlung wirklich eng. Bei frontaler Betrachtung ist das Bild dann zwar noch gut erkennbar, aber jede Abweichung nach links oder rechts ist mit schnellen und deutlichen Verlusten verbunden – zuerst bei den Farben, bei größeren Winkeln dann auch bei der kompletten Sichtbarkeit. Daher wäre eine höhere Spitzenhelligkeit durchaus wünschenswert. Prinzipiell aber ist es unserer Ansicht nach durchaus nachvollziehbar und sinnvoll, dass der Flip 2 nicht so hell wird wie Fernseher, da er so die Augen weniger belastet.

Doch das allein dürfte das Problem der Betrachtungswinkel nicht lösen, denn auch unabhängig von der Helligkeit wird es vom Rand eines Meetings oder eines Klassenzimmers schwierig. Das liegt an der verhältnismäßig dicken, matten Glasscheibe des Flip 2, die das Licht entsprechend stark bricht. Natürlich ließe sich dünnere Scheibe verbauen, diese wäre dann aber wesentlich anfälliger für Schäden wie Glasbruch. Samsung dürfte sich dessen bewusst gewesen und einen Kompromiss aus hoher Widerstandsfähigkeit und noch passablen, aber durchaus verbesserungswürdigen Blickwinkeln eingegangen sein.

Insgesamt ist das dicke Glas wahrscheinlich schuld an den meisten unserer Kritikpunkte, denn je dicker das Medium, desto stärker die Lichtbrechung. Das fällt besonders an den Rändern und in den Ecken ins Gewicht, denn nach außen hin verliert das Bild an Schärfe – nicht viel, denn Text bleibt weiterhin gut lesbar, aber es ist definitiv auffällig.

Wofür die Glasscheibe jedoch nichts kann, ist eine merklich ungleichmäßige Hintergrundbeleuchtung, die beim weißen Standardhintergrund besonders auffällt. Dabei ziehen sich alle 15 bis 20 Zentimeter breite dunkle Streifen vom unteren Bildschirmrand vertikal nach oben und sind kein besonders schöner Anblick. Während wir die Entscheidung bei der Glasdicke durchaus nachvollziehen können, müssen solche Schlieren definitiv nicht sein.

Redakteur – Gaming, Computing

Eugen Wegmann ist Online-Redakteur für PurpleClouds Deutschland GmbH / TechRadar Region DACH und zuständig für Gaming und Computer-Hardware.

E-Mail: ewegmann[at]purpleclouds.de