Erfahrungsbericht: 48 Stunden mit dem neuen Klapphandy Motorola Razr

Motorola Razr 2019
(Bildnachweis: Future)

Das Motorola Razr 2019 beeindruckte uns mit seiner kühnen Rückkehr der Klapp-Funktion. (Erinnert ihr euch? Gibt es etwas dramatischeres, als mit einem Klapphandy aufzulegen und damit einen unliebsamen Anruf zu beenden?) Aber nach unserem kurzen ersten Blick blieben viele Fragen offen, die nur durch einen Praxistest beantwortet werden konnten. Endlich haben wir das Telefon wieder in die Hände bekommen. Hier ist also das, was wir nach einem Wochenende mit dem zweiten großen und weit verbreiteten Klapphandy der Welt - und dem ersten Foldable im Clamshell-Stil- gefunden haben.

Als erstes ist zu bemerken, wie leicht das Razr in eine Tasche passt. Zusammengeklappt nimmt es die Hälfte der Grundfläche eines typischen Smartphones ein - und selbst wenn es etwas dicker ist, passt das Razr so gut neben die restlichen Dinge in unserer Tasche (Schlüssel, Brieftasche, AirPods Pro-Case), dass wir gelegentlich vergessen haben, dass es da drin ist. Das passierte auch an diesem Wochenende, sogar als wir einem Freund beim Umzug in eine neue Wohnung halfen - das Razr kann (und wird!) wahrscheinlich einfach in einer Tasche verschwinden.

Deshalb haben wir erwartet, dass die kompakte Größe für die Verbraucher viel aufregender sein würde, insbesondere für diejenigen, die Hosen ohne Taschen tragen. Aber angesichts der Tatsache, dass wir schon eine Weile mit immer größer werdenden Handys leben, haben wir uns ein paar Kniffe & Tricks angeeignet, die die Vorteile des Razr ein klein wenig abschwächen. Was tust du, wenn du eine Hose ohne Taschen trägst? Du wirst dein Smartphone entweder in die Gesäßtasche oder in einen Beutel / einen Rucksack / whatever stecken.

Vielleicht wäre es überzeugender, wenn das Telefon nicht 50 % mehr kosten würde als ein iPhone 11 Pro oder Samsung Galaxy Note 10. Immer wieder sahen die Leute das Razr an, als wir es in der Öffentlichkeit auf- und zuklappten, und stellten fest, wie sehr sie die einfache Kinetik von Klapp-Telefonen vermissten. Diese nostalgische Sehnsucht versiegte jedoch nahezu schlagartig, als wir den Preis des Razr erwähnten.

Und wirklich, es ist schwer, diesem Preisschock zu widersprechen. Vor allem wenn man bedenkt, dass dieses Smartphone in einigen wenigen Fällen dem Preis eines hochwertigen Premium-Gerätes nicht gerecht wird. Das Scharnier fühlt sich tadellos an, auch wenn das Aufklappen in unseren Augen immer noch ein wenig zu schwer geht, aber das innere Kunststoffdisplay ist dünn, und du kannst das holprige Scharnier fühlen, wenn du mit dem Finger über den Bildschirm fährst. Das stört uns mehr als wir erwartet haben.

(Image credit: Future)

Zweifellos ist dies ein Designkompromiss - noch gibt es keine Telefone mit faltbarem Glas - aber es ist eines der wenigen kleinen Ärgernisse, die das Motorola Razr davon abhalten, sich so zu fühlen, als hätte es alle Knicke beseitigt. Ein weiteres Beispiel: Die Lautstärkewippe und die Verriegelungstaste sind äußerst schmal und weitgehend ununterscheidbar. So wird das Ablesen der Uhrzeit zum Ratespiel, da du erst einmal die Schnell-Verriegelungstaste drücken musst, aber du wirst nur selten blind erfühlen können, ob du nun die Lautstärketaste oder den Lock Button betätigst.

Glücklicherweise kommen dir hier einige typische, gutartige Funktionen zur Hilfe - in diesem Fall kannst du die Tasten umgehen, in dem du einstellst, dass das Telefon beim Aufklappen "aufwacht". Und dank der Synthese des neuen Mini-Frontbildschirms und der Moto-Gesten gibt es einige wirklich erhabene Momente. So wird beispielsweise die "Twist to Launch Camera"-Bewegung zu einer schnellen und zuverlässigen Möglichkeit, um ein Selfie zu schießen.

Und wie wir vorausgesagt haben, dieses winzige Frontdisplay ist ein Genuss. Es bringt wirklich die wesentlichen Informationen und Benachrichtigungen an die Oberfläche, ähnlich wie eine Smartwatch. Angesichts der kleinen Größe des Motorola Razr ist es einfach, es aus der Tasche zu nehmen, um die Uhrzeit oder die Benachrichtigungen zu überprüfen - im Gegensatz zu einem typischen großen Smartphone.

Das ist das Versprechen und wohl der größte Vorteil der kleinen, unauffälligen Handys wie dem iPhone SE und anderen. Natürlich bedeutet die kleine Größe dieses Mini-Bildschirms, dass du nicht mehr als ein paar Zeilen Text angezeigt bekommst, aber oft war das mehr als ausreichend.

Wir hatten zwar keine Zeit, die Kameras des Razr auf Herz und Nieren zu testen, aber wir haben ihre Aufnahmen - die du oben sehen kannst- mit denen verglichen, die mit einem iPhone 11 Pro Max (unser Alltags-Gerät) gemacht wurden, und fanden die für Motorola-Handykameras typischen Ergebnisse. Das Razr scheint die Erweiterungssoftware vom Moto Z4 (Link englischsprachig) geerbt zu haben, da die einzelne 16 MP-Kamera auf der Rückseite gute Arbeit leistet.

Bei Tageslicht bietet dir die hintere Kamera Flaggschiff-Leistung, bei schwachem Licht - selbst im Nachtmodus - leidet die Performance ein wenig, da sie nicht genug Licht nutzen kann, um schattige Elemente (beispielsweise Text) an die Oberfläche zu bringen, und oft Schwierigkeiten hat, zu fokussieren.

Wie bei Motorola-Kameras üblich, ist die Farbe lebhaft - anscheinend in dem Versuch, die geringere Klarheit im Vergleich zu schärferen Fotos von Handykameras mit besserer Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen auszugleichen.

Insgesamt war unser erstes Wochenende mit dem Motorola Razr vielversprechend, aber ereignislos - was Sinn macht, wenn man bedenkt, dass das Telefon ein komprimiertes Flaggschiff mit zuverlässigen, wenn auch oberen Mittelklasse-Spezifikationen ist. Es ist vom Aussehen und Design her ein überzeugendes Gerät, aber der Mangel an herausragenden Funktionen lässt uns darüber nachdenken, wie viel uns der Klappmechanismus wert ist. 

Für 1599 € kann man nur sehr schwer behaupten, dass das Motorola Razr die Kosten wert ist - auch wenn sein Design definitiv Aufsehen erregt – und die Hoffnung weckt, dass der Rechteck-Standard nicht das einzige brauchbare Smartphonedesign ist.

Franziska Schaub
Chefredakteurin

Hallöchen, ich bin Franzi.

Als Chefredakteurin bei TechRadar Deutschland bin ich unter anderem verantwortlich für die Bereiche Smartphones, Tablets und Fitness.


Wenn ich nicht gerade nach neuesten News für euch das Internet durchforste oder frisch gelaunchte Geräte teste, backe ich, tauche ein in die Welt von Azeroth, schmökere in Romanen auf meinem Kindle Paperwhite oder sitze mit einer Tasse Tee gemütlich auf dem Sofa, ganz im Sinne von Netflix & Chill. Dazu eine schlafende Katze auf dem Schoß und ich bin glücklich.


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